Brahms, 1. Klavierkonzert Op. 15 d-Moll: Entstehung, Rezeption

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Wie die meisten hier sicherlich wissen, ist die Entstehungsgeschichte dieses Werks außergewöhnlich lang und beschwerlich. Von der Sonate für 2 Klaviere zur Sinfonie zum Klavierkonzert, 1. Satz... Adagio (gewidmet Clara Schumann) und Rondo folgten.

Ich höre seit einigen Tagen unterschiedliche Versionen des Werks (momentan mit Grimaud am Piano) und bin hingerissen. Wie kann es sein, dass die Rezeption 1859, im Jahr der Uraufführung, so negativ ausfiel? Ich kenne mich musiktheoretisch nicht hervorragend aus und wäre wirklich an einer Erklärung interessiert. Beinhaltet das Werk viele kompositorische Neuerungen? Liegt ein Quell der Ablehnung auch in der Person des Komponisten selbst begründet?

Und in welcher Besetzung hört ihr euch das Klavierkonzert am liebsten an?
Über Empfehlungen von Werken ähnlicher Art würde ich mich sehr freuen! Was mir sehr gefallen hat (nur für die grobe Orientierung):
- Brahms Cello Sonate e-Moll
- Brahms 1. Klavierkonzert d-Moll
- Mendelssohn Klaviertrio Op 49 d-Moll
- Tschaikowsky Klaviertrio Op 50 a-Moll
- Ravel Streichquartett F-Dur
- Bruckner 3. Sinfonie

...grundsätzlich eher "moll-Typ".
Viele Grüße!
 
Wie kann es sein, dass die Rezeption 1859, im Jahr der Uraufführung, so negativ ausfiel? Ich kenne mich musiktheoretisch nicht hervorragend aus und wäre wirklich an einer Erklärung interessiert. Beinhaltet das Werk viele kompositorische Neuerungen?
Der Hauptgrund für die negative Rezeption dürfte die enttäuschte Erwartungshaltung des Publikums sein - das Konzert ist völlig unvirtuos, in keiner Weise brillant, harmonisch schwer verdaulich (die Grundtonart wird beispielsweise erst nach 25 Takten zum ersten mal erreicht - bis dahin bleibt der Zuhörer völlig im Unklaren), der Kopfsatz steht im wenig "konzertanten" 6/4-Takt, der Finalsatz ist ein eher düsteres Rondo, das zu allem Überfluss auch noch eine Fuge in der bescheuerten Tonart b-Moll enthält - wer so komponiert, hat sich die Buhrufe des Publikums redlich verdient! *)

Und in welcher Besetzung hört ihr euch das Klavierkonzert am liebsten an?
Mit Solo-Klavier, zweifachem Holz, 4 Hörnern, 2 Trompeten, Pauken und Streichern. :-)

Über Empfehlungen von Werken ähnlicher Art würde ich mich sehr freuen!
Da op. 15 mehr eine Sinfonie als ein Konzert ist, sind die Brahms-Sinfonien die allererste Empfehlung. Insbesondere die erste (ebenfalls sehr düster) und die dritte (hat im Kopfsatz auch den "großen" 6/4-Takt). Auch das Klavierquintett dürfte in dein Beuteschema passen.



*) Ich habe das Konzert gespielt und liebe es!
 
Ich habe den ersten Satz an zwei Instrumenten als Student aufgeführt. Ich habe ihn verschlungen, in 4 Monaten gelernt.... es gibt sogar noch eine Aufnahme :-D
 
@mick du verzeihst mir den Spaß :-D
deswegen hat es auch im 1. Satz auch zahllose heikle Oktavtriller*) und obendrein eine Kadenz mit Doppeloktaven im 1. Satz --- hurra, jetzt sind dank dem unvirtuosen Brahms die Lisztschen Doppeloktaven als unvirtuos rehabilitiert :-D:-D:-D:drink:

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*) da du das Ding gespielt hast (wie ich auch), weißt du, was es für interessante bis merkwürdige Ausführungsvarianten gibt :-D
 

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