Blues-Einspielungen unserer Forum-Mitglieder

Darauf einen Dujardin - und ein paar Worte ohne Lied:

Lieber pppetc,

da's mit der Kommunikation telephonisch nicht klappt,
hier eine Rückmeldung im Forum:

In der mit meinem Windows Media Player abgespielten Version
kommt es gegen Ende der Aufzeichnung zu einer merkwürdigen Inkongruenz
zwischen Ton und Bild, genauer gesagt: Die Tonspur hinkt hinterher.
Du hast die Rezitation bereits beendet, wendest Dich ab,
aber auf der Tonspur brüllst Du Dir noch die Seele aus dem Leib.

Der Kontrast ist so eindrucksvoll, daß man denken könnte,
diese Inkongruenz sei beabsichtigt.

Ansonsten: Vielen Dank für den Theodor Kramer.

Herzliche Grüße,

Gomez

.
 
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Mensch Gomez - altes Haus!

Der Kontrast ist so eindrucksvoll, daß man denken könnte,
diese Inkongruenz sei beabsichtigt.

In der Tat - netter Effekt! Verhilft der Sache zu ner gewissen Lösung vom
schnöd Stofflichen; und dabei, wie ich zerknirscht gestehe, vollkommen
unbeabsichtigt - wie das Meiste, das ich tue....

Im Gegensatz zu Dir: Das Weill-Satie-Mahler-Amalgam ist doch auf Deinem
ganz und gar bewußten Mist gewachsen - oder sollte ich mich täuschen?!?

Herzliche Grüße dito!

stephan
 
Guten Abend!

Manche sagen, im langsamen Satz des G-Dur Konzerts von Ravel befänden sich Anklänge an Blues -
das scheint aber eher gelegentliche melancholische Partien zu meinen (im Sinne von "den Blues haben"),
denn weder die entsprechenden Form-Schemata noch vergleichbare Harmonik-Patterns lassen sich auffinden
(nicht jede melancholische Kantilene hat den Blues)...

Zur Abrundung dieser "Kleinen Geschichte des Blues" ein Blick auf die
ab 1920 einsetzende Blues-Rezeption in der abendländischen Kunstmusik.
Nicht der Mittelsatz des Ravelschen G-Dur-Klavierkonzerts wäre hier zu nennen,
wohl aber der Mittelsatz von Ravels Violinsonate in G-Dur mit der Satzüberschrift
"Blues Moderato", komponiert zwischen 1923 und 1927:

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNExbgKI5Haer7ArZO91CwmipsGYjw&cad=rja

1946 schrieb Strawinsky das dreisätzige "Ebony Concerto" als Auftragskomposition
für Woody Herman und sagte darüber: "The Ebony Concerto is my contribution to the Blues",
was vorallem für das Andante, den langsamen Mittelsatz, gilt.

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNGv5Ismx0_Yv6fIfBM9ANVQT7x8hQ&cad=rja

Mit authentischem Blues hat die Musik wenig zu tun. "Blues" ist für Ravel eine Chiffre -
eine unter vielen musikalischen Gegenwelten, die er sich sein Leben lang aufgebaut hat.

Strawinskys Musik ist distanziert. Er behandelt das von ihm verfremdete Idiom,
den "symphonischen Jazz" à la Woody Herman, so wie früher Elemente der russischen Volksmusik
oder des barocken Triosonaten-Stils: als Rohstoff für eine Collage.

Aaron Copland hat zwischen 1926 und 1948 vier "Blues"-Stücke für Klavier komponiert:

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNEYl2jSQN9kRYuREXlh80zDTnQBtw&cad=rja

Vom Höreindruck scheint mir "Blues" hier ein Begriff zu sein, der einfach
nur Volkstümlichkeit suggerieren soll, um die sich auch die Musik bemüht,
ohne ihr nahezukommen - was nicht minder für Samuel Barbers op.20 Nr.2 gilt,
zu spielen "in slow blues tempo":

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNHszZivcsQ7SRq9bE89J3zpzRwaKQ&cad=rja

Das Bluesigste, das mir aus der abendländischen Kunstmusik je zu Ohren gekommen ist,
stammt von Alexander Skrjabin, einem Komponisten, der diese Musik nicht kannte
und mit ihr nichts hätte zu tun haben wollen, wenn sie ihm bekannt gewesen wäre.
Die vielen blue-note-artigen Wendungen in seinen späten Sonaten und Klavierstücken
erklären sich aus Skrjabins Gebrauch der oktatonischen Skala, deren Klänge und Melodien
als Dur/Moll-Mischungen gehört werden können.

Gruß, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das Bluesigste, das mir aus der abendländischen Kunstmusik je zu Ohren gekommen ist,
stammt von Alexander Skrjabin, einem Komponisten, der diese Musik nicht kannte
und mit ihr nichts hätte zu tun haben wollen, wenn sie ihm bekannt gewesen wäre.
Die vielen blue-note-artigen Wendungen in seinen späten Sonaten und Klavierstücken
erklären sich aus Skrjabins Gebrauch der oktatonischen Skala, deren Klänge und Melodien
als Dur/Moll-Mischungen gehört werden können.

erst mal herzlichen Dank für die schöne Zusammenstellung!! Der Igor ist ja herzallerliebst - gibt es auch von Weill bluesiges? Wie ist es mit den Operettenkomponisten der 20er-30er Jahre, die ja u.a. auch Foxtrott etc. in die Operetten brachten?

was den skrjabinschen "Blues" betrifft: denkst Du da speziell an den langsamen Beginn von Vers la Flamme?
 
Lieber Rolf,


und wie! Wenn Kurt Weill etwas anpackt - dann richtig.
Hier aus seiner Oper "Street Scene" (1947) der Auftritt des Hausmeisters:
"I got a Marble and a Star".

http://www.google.de/url?url=http:/...sg=AFQjCNFc_QGDGCBhFa0YH_vyMTMpaneYzQ&cad=rja

Der amerikanische Weill hat im Nachkriegsdeutschland nie richtig Fuß gefaßt.
Das ist ein trauriges Thema; es wäre einen längeren Beitrag wert,
der den Rahmen hier vollends sprengen würde. Nur soviel:
Man hat ihn als Kitschier verunglimpft, als jemanden, der sich an den Kommerz verkauft
und den Produktionsbedingungen des Broadway bzw. Hollywoods unterworfen hatte -
und tut ihm damit natürlich unrecht. Den Libretti seiner amerikanischen Musicals
fehlt zwar die gedankliche Schärfe Brechts, und dem Broadway-Publikum mag Weills
eigenwilliger und verfremdender Umgang mit Versatzstücken der Unterhaltungsmusik
nicht geheuer gewesen sein, weshalb seine Musik zunehmend unmittelbarer und direkter
zu ihren Hörern spricht. Das Komponieren in Anführungsstrichen verliert sich bei ihm.
Aber er hat sich künstlerisch nie verleugnet.

Wie ist es mit den Operettenkomponisten der 20er-30er Jahre,
die ja u.a. auch Foxtrott etc. in die Operetten brachten?

Die Frage kann ich mangels Kenntnis nicht beantworten. Was ich kenne -
z.B. aus Noten, alten Sammelbänden, Potpurri-Ausgaben etc. -, läßt es
mir nicht ratsam erscheinen, dort echte Blues-Anklänge zu vermuten.
Schon die in den Revuen der zwanziger Jahre epidemisch anzutreffenden Tangos,
Foxtrotts etc. haben mit ihren transatlantischen Originalen kaum mehr als den Titel
gemeinsam: Es ist Salonmusik mit ein wenig Synkopierung in der Melodik
und den Begleitmustern.

Was den skrjabinschen "Blues" betrifft: denkst Du da speziell
an den langsamen Beginn von Vers la Flamme?

"Vers la flamme" - ja. Aber mir fallen auch prompt die beiden Themenkomplexe
seiner sechsten Klaviersonate ein - und etliches mehr...

Herzliche Grüße!

Gomez

.
 
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Schade, dass hier Freds brilliante Anregung nur von wenigen ernst genommen wird... Sogar ich fühle mich hier mittlerweile verarscht.

Over & out!
James
 
Schade, dass hier Freds brilliante Anregung nur von wenigen ernst genommen wird... Sogar ich fühle mich hier mittlerweile verarscht.

Das will was heißen!! Mannomann!!! Abbber Hoppla, alle Achtung!!!!


Mensch, James! Da muß ja sogar I.C.H. schmunzeln!!!!

Brilliant!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
Aus derselben Serie - ein Lied ohne Worte:

Lieber Gómez,

Habe mir heute deine Stücke von meiner KL vorspielen lassen, sie gefallen mir sehr (meiner KL übrigens auch). Dein "Lied ohne Worte" werde ich mir wohl irgendwann einverleiben müssen. :)

Besten Dank für die Stücke!

Herzliche Grüße, PP

PS: Zu Rolfs Improvisation sind wir leider nicht mehr dazugekommen, vielleicht kommen wir ja nächste Stunde dazu. :D
 

Ich habe mich schon gewundert, warum auf meine Musik kaum eine Reaktion folgt.
Würdest Du Dich trauen, Deine Interpretation des Stücks hier hineinzustellen?

Lieber Gómez,

Nein, freundlich war ich nicht, das wird deinem Stück nicht gerecht!

Ebenso könnte ich mit meinem derzeitigen Stand weder dir noch dem Stück gerecht werden, also ein bißchen Zeit, mußt du mir schon noch geben.

Wenn es dann aber soweit ist, werde ich zumindest dir eine Aufnahme zukommen lassen.

Herzliche Grüße, PP
 
Hallo Gomez,

mir geht es so ähnlich wie PP - aber zumindest liegt jedes deiner Stücke ausgedruckt in einer Mappe und wenn ich irgendwann einmal mehr als nur eine ungefähre Vorstellung davon habe, wie sie klingen, werde ich mich freuen dir Rückmeldung geben zu dürfen.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,
liebe Grüße,
Manha
 
Da ist nun einer schon der Satan selber - ohne Worte, in der Tat!

Darauf einen Dujardin - und ein paar Worte ohne Lied:



Lieber Stephan,

danke!!! Dieser Text und deine Rezitation hat mich tief bewegt! (Übrigens hat mein Sohn, der gerade mit gehört hat, ohne zu wissen, worum es geht, gemeint, es klänge wie eine ******-Rede......!)

Besonders dies:

"Du liegst gefällt am Tage des Gerichts. Ich hätte dich mit eigner Hand erschlagen; Doch unser keiner hatte die Geduld, in deiner Sprache dir den Weg zu sagen: dein Tod ist unsre, ist auch meine Schuld."

und dies

"Daß wir des Tods und Ursprungs nicht vergessen, wann jeder Brot hat und zum Brot auch Wein, vom Überschwang zu singen wie besessen, soll um dich, Bruder, meine Klage sein."

ist unbeschreiblich....................!


Lieber James P. Johnson, ich persönlich finde wirklich nicht, dass der Faden an Freds Thema vorbeigeht. Es wird hier doch sehr viel Persönliches eingestellt, was an Vielfalt kaum zu überbieten ist! Hier auch ein herzliches Dankeschön an den melancholischen Klaviermacher-Blues (hab' ruhig öfter den Blues!!! :p) und an mendelssöhnchen für seine Aufnahme ( und natürlich an alle bisherigen Beiträge!!! :kuss: ).

Vermutlich gehen die Meinungen dahingehend auseinander, was nun jemand für Blues hält und was nicht. Vielleicht kann man aber auch diese unterschiedlichen Meinungen/Beiträge einfach gelten lassen, ohne sie so zu bewerten.

Für mich ist der Faden hier wirklich wertvoll, auch wenn Fred leider nicht mehr dabei ist (Fred, ich würde mich freuen, wenn du wieder hier auftauchst!!!). Denn ich erkenne mehr und mehr, wieso mich Blues, auch wenn ich ihn nicht spielen kann, immer sehr angezogen hat. Es ist seine Seele und die wird hier im Gedicht von Kramer so klar und wunderbar beschrieben, dass auch dieses Gedicht hier hingehört. Mir wird damit klarer, was Blues eigentlich ist!

Danke und liebe Grüße

chiarina

P.S.: Und jetzt endlich widme ich mich Gomez' Kompositionen! :p
 
danke!!! Dieser Text und deine Rezitation hat mich tief bewegt! (Übrigens hat mein Sohn, der gerade mit gehört hat, ohne zu wissen, worum es geht, gemeint, es klänge wie eine ******-Rede......!)

Grüß mir Deinen Sohn! Er hat etwas nicht völlig Unwesentliches erkannt -
allerdings sollte er bedenken:


Nazis sprechen betrügend, aber zu Menschen, die Kommunisten völlig wahr, aber nur von Sachen.

Ernst Bloch, Erbschaft dieser Zeit​


Herzliche Grüße auch an Dich!

stephan
 
Lieber Gomez,

ich finde deine Kompositionen ganz toll!!! Tatsächlich alle, denn jede hat ihren ganz eigenen Stil und Charakter!

Der Ragtime Nr.2 hat so etwas Heiteres, auch viel Wärme und das bei der Tonart! Viel erlebt und trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen! Mich überrascht immer das "F" im Bass in Takt 7 :D. Ich denke immer, es kommt ein "As".... .

Das Lied ohne Worte finde ich sehr berührend. Sehr poetisch mit viel Ausdruck! Echt bluesig die tolle Stelle in Takt 11/12. Auch ganz wunderbar, wie sich aus der Stimmenverflechtung ab Takt 24/25 wieder der Anfang herauskristallisiert und dann vielstimmig weitergeführt wird! Eine wunderschöne Entwicklung!

Lieben Dank!!!

chiarina
 
[…]
Ich habe mich schon gewundert, warum auf meine Musik kaum eine Reaktion folgt.
Würdest Du Dich trauen, Deine Interpretation des Stücks hier hineinzustellen?

Herzliche Grüße!

Gomez

Darüber würde ich mich auch freuen.
Wenn jemand die Stücke von Gomez und Rolf spielen, aufnehmen und hier einstellen könnte, wäre ich sehr dankbar. Selber spielen, schaffe ich leider noch nicht. Womöglich geht es auch anderen so.

Grüße
Thomas
 
Liebe Chiarina, liebe Manha, liebe PP und lieber Thomas,

für Eure Rückmeldungen danke ich Euch ganz herzlich,
und vorallem Dir, liebe Chiarina, für die ausführlichen Anmerkungen.
Tatsächlich handelt es sich bei diesen Stücken um die für mich
größtmögliche Annäherung an den Blues (insofern möge Herr Johnson verzeihen,
daß ich sie hier hineingestellt habe).

Herzliche Grüße, Gomez
 

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