Beethoven Klavierkonzert 1, Perahia. Frage!

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Hallo!

Ich höre mir heute abend zum wievielten Male eine Aufnahme an, mit der ich nicht klarkomme. Es handelt sich um das erste Klavierkonzert von Beethoven, Op. 15 – Murray Perahia spielt mit dem Königlichen Concertgebouw-Orchester Amsterdam, unter Bernard Haitink, aufgenommen am 12. und 13. Dezember 1985.

Mir gefällt es wirklich gut, wie Perahia diesen Zyklus interpretiert, ebenso das typisch klar artikulierte Spiel des Concertgebouw-Orchesters, aber...

Im ersten Satz, Allegro con brio, spielt Perahia eine Kadenz, die ich bisher nicht kannte, die aber laut Beilageheft von Beethoven ist. In dieser Kadenz findet ab Zeitpunkt 14:47 bis Zeitpunkt 14:57 ein Wechselspiel zwischen linker und rechter Hand statt, welches ich rhythmisch schlicht nicht begreife.

Es geht harmonisch um einen Ablauf von dis-vermindert auf e-moll.

Die linke Hand hat dabei zuerst Akkorde, angeschlagen im Rhythmus
TA-ta...ta-TA-ta...ta-TA-ta (Großbuchstaben betont)
Währenddessen hat die rechte Hand aufsteigende Noten im verminderten Akkord.
Dazwischen, ob links oder rechts gespielt ist mir nicht klar, sind allerhand “Füllnoten”. Etwas später hat die rechte Hand Akkorde und die linke die Läufe – dieser Teil ist aber klar.

Um die Synchronisierung zwischen links und rechts im ersten Teil geht es mir. Wenn ich lediglich auf die linke Hand höre, ergibt es einen gewissen Sinn (wenn auch mit Rubato, im Übergang zum zweiten Teil). Genauso in der rechten: alleine ergibt sie einen Sinn. Aber wenn ich die beiden zusammen anhöre, komme ich zwangsläufig aus dem Rhythmus. Was zum Teufel wurde da komponiert (oder gespielt)?

Falls jemand diese Stelle als Notendruck hat, oder mir wenigstens erklären kann, was dort in der Aufnahme rhythmisch zwischen den Händen abgeht, wäre ich sehr, sehr dankbar! Ich kann dieses Konzert kaum noch anhören, weil mein inneres Ohr stets an dieser Stelle hängenbleibt, noch lange bevor sie gespielt wird, und lange nachdem sie schon verklungen ist. Wenn ich das Problem nicht lösen kann, ist diese Aufnahme mir im Grunde wertlos... was sehr schade wäre, weil ich Perahias Spiel sehr schätze!

Leider hat er es an dieser Stelle nicht geschafft, mir zu vermitteln, was dort geschieht – aber das mag schlicht an meiner Borniertheit liegen...

Also bitte, BITTE helft mir weiter...

Ciao,
Mark
P.S.: so etwas werde ich NIE selber spielen (zumindest nicht als Pianist – als Bratschist habe ich schon in Aufführungen dieses Opus mitgewirkt), aber mein Ohr ist trotzdem gepeinigt, und ich muss die Stelle bitte verstehen.
 
Vermutlich meinst die Stelle, die ich im Anhang poste. (Danke übrigens, Pitt :) )

Der Rhythmus ist tatsächlich etwas schräg :)

Möglicherweise hört es sich logischer an, wenn man die Achtel der LH nicht auftaktig auffaßt, sondern sogar ein bißchen stockt zwischen dem Achtel und dem folgenden Viertel...

Hier auch noch eine Aufnahme von youtube

(die Stelle kommt kurz nach Minute 6)

http://www.youtube.com/watch?v=BZdJgclP7vw&NR=1
 

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Hallo!

Exakt, Leute, genau diese Stelle ist es - ich bin zentnerschwer beeindruckt!!! :cool:

Auch von mir einen herzlichen Dank, Pitt - ich hätte nicht gedacht, dass es auch Kadenzen auf IMSLP gibt... Aber wollte trotzdem mal heute morgen nachschauen. Du hast mir nun die Mühe gespart!

Haydnspaß und alle:

Was mir einfach nicht bewusst war, ist dass der Rhythmus tatsächlich so "schräg" (nette Wortwahl...) auskomponiert wurde.

Ich dachte bisher, die höchste Sechzehntelnote sei immer am DRITTEN Platz jeder Vierergruppe. Das hätte quasi eine Um-tschack-Um-tschack-Synchope mit der LH ergeben...

Aber nein! Die höchste Sechzentelnote liegt immer an der letzten Stelle einer Vierergruppe. Und so wie Perahia es spielt (und vermutlich ist es gar nicht anders möglich?!) bekommt diese Sechzehntelnote immer eine leichte Betonung - wahrscheinlich eben genau weil sie die höchste Note ist! Und diese leichte Betonung auf der 4., 8., 12. und 16. Sechzentelnote der zwei Takte schmeißt mein Rhytmusempfinden KOMPLETT aus der Fahrbahn...

(Egal übrigens, was die linke macht! Das "Holpern" ist direkt in die RH einkomponiert.)

Immerhin weiß ich nun wenigstens, was dort komponiert wurde, und werde mir daraufhin nochmal Perahias Spiel (als auch die obig verlinkte Aufnahme) anhören.

Beeindruckten und dankbaren Gruß aus Pretoria,
Mark
P.S.: wiegesagt, ich werde das nie selber spielen, aber intensiv zuhören tue ich nach wie vor.
 
Hallo nochmal,

Ich bin gerade dabei, mir das Video von Youtube herunterzuladen, welches Haydnspaß verlinkt hat. Bis ich zur besagten Stelle komme, wird noch eine Weile dauern. Aber eines fiel mir gleich auf:

Der Orchestereinsatz bei 0:31 kommt zu spät - zumindest nach meinem Dafürhalten. Stört euch so etwas auch? Leider höre ich diesen Effekt in fast allen Aufnahmen solcher Stellen... ist das eine Phobie der Dirigenten, am Ende eines Klavierlaufes bloß nicht zu früh einzusetzen?

Haitink stellt für mich in dieser Hinsicht eine löbliche Ausnahme dar.

Das ist hier zwar etwas vom Thema ab, aber mich würde eure Meinung interessieren.

Einerseits schäme ich mich, überhaupt so etwas zu bemängeln ("mach's doch besser!") - andererseits lege ich Wert auf ein anspruchsvolles Ohr.

Ciao,
Mark
 

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