Bechstein historisch

  • Ersteller des Themas verdi1813
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Das Problem sind in der Tat *nicht* die Instrumente, und - falls die Klavierbautechnik das eigentliche Thema des Fadens sein sollte - eine Diskussion hierüber kann interessant sein.

Was dagegen problematisch ist, ist die nach wie vor beschönigende Haltung der Firma Bechstein zu ihrer eigenen Geschichte heute (um es milde zu formulieren). Alle, die nach dem 'Schlussstrich' rufen, sollten sich einmal überlegen, warum eine Firma heute noch eine solche Haltung einnimmt - und wo da was noch weiterwirkt.
zu fragen ist:
war die komplette "Firma" Bechstein, also sämtliche Angestellten, schon während der Weimarer Republik Sponsor und Helfer des Anstreichers, oder war das nicht nur die "Chefetage" (welcher abgesehen von ihrer politischen Ausrichtung am Gedeihen der Firma, d.h. an Rennommee und Absatz, gelegen war)

sodann:
was Firmengeschichten betrifft: es liegt in der Natur der Sache, dass Motoren- und Waffenhersteller sowie deren Zulieferbetriebe, sich weitaus "besser" den Machthabern ab 1933 andienen konnten als die verglichen mit Stahl- und Waffenindustrie winzige und irrelevevante Sparte des Klavierbaus
 
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Hitlers Frauen - Helene Bechstein | Suite101.de

Helene Capito war offensichtlich in den Österreicher als Person verknallt. Ausserdem scheint Sie seine politischen Ansichten nicht bedingungslos geteilt zu haben, und diesen deswegen gerügt zu haben.

Ausserdem gab es 1958 ein Sühneverfahren, bei welchem der Sühnebetrag auf 30000 DM festgelegt wurde. Das dürfte der Schlussstrich gewesen sein.

Das da von einzelnen Personen immer noch nachgehackt wird? Ich hab da so meine Vermutungen.

Rudl
 
Dann Rudl, äußere doch bitte Deine Vermutungen. Worauf möchtest Du hinaus?
 
Rolf und Joeach: Klavierbauunternehmen hatten spezifische Kenntnisse der Metall- und Holzbearbeitung, die offenbar im Rüstungskomplex wertvoll waren. Viele, wenn nicht alle größeren Klavierbaufirmen wurden irgendwann auf Kriegsproduktion umgestellt. Dazu ist m.W. bislang noch wenig geschrieben worden (kennt jemand gute Literatur?).

Dazu kommt natürlich, dass bes. teure Flügel ein Produkt für die reicheren gesellschaftlichen Schichten sind, was unter solchen Umständen besondere Verwicklungen mit sich bringt, cf. eben HB.
 
Hallo,

joeach, Du hast schon recht, sehr viele Unternehmen arbeiteten in oder für die Rüstung, ob sie dies wollten oder nicht. Allerdings interessiert es mich als Kunde weniger, ob der seit 1900 bestehende Schlossereibetrieb der meinen Hoftor anfertigt bereits im Krieg in der Rüstung betätigt war, denn die meisten Handwerksunternehmen werben nicht mit Ihrer Geschichte als Teil ihres Selbstverständnis, haben keine eigene, öffentlich-zugängliche Unternehmensgeschichte oder Chronik erstellt usw. Wenn aber ein Unternehmen mit seiner Geschichte und Tradition wirbt (was ja alle deutschen Klavierhersteller tun) und entsprechende Publikationen auf den Markt bringt, dann erwarte ich auch Vollständigkeit und Ehrlichkeit, besonders für die Phase zwischen 1933-1945. Dass Helene Bechstein ****** persönlich kannte, finanziell unter die Arme griff und somit viel mehr tat als der größere Teil der schon genannten, idealtypischen Firmeninhaber à la "Schlosserei gegr. 1900" macht eine ehrliche Auseinandersetzung für den konkreten "Fall" Bechstein m. E. nur noch wichtiger.
 
Hallo Jörg,

schön dass Du fragst. Ja, die (AS)Ka8 ist ein sehr erfolgreiches, leichtes Segelflugzeug der Firma Schleicher, Erstflug war 1957. Gebaut ist sie nur aus (wenig) Stahl, Holz und Stoff, fast wie ein Flügel also. Sie war mein absolutes Lieblingsflugzeug als ich noch segelfliegerisch tätig war, leider macht der Job aber die Ausübung dieses sehr zeitaufwändigen Hobbys z.Z. unmöglich
 
Ja,

interessant ist nur, dass der Zweiflügler Ka8 genauso viel wiegt wie mein Einflügler Bechstein A :)
 
Hallo

Mir erscheint die Nähe zu A.H. auch eher im persönlichen Bereich von Helene Bechstein und der Familie angesiedelt, ob mehr aus Sympathie oder politischer Überzeugung mag ich nicht beurteilen.

Ein Klavierunternehmen als solches passt meines Erachtens auch nicht in diesen Zusammenhang, ausser als Türöffner in die besseren Kreise, und das nur über die Eigentümer.

Im Gegensatz dazu sehe ich die vielen Unternehmen die durch die Aufrüstung als Unternehmen profitiert und so auch als Unternehmen A.H. gefördert haben.

Von denen haben doch schon einige diesen Teil ihrer Vergangenheit aufgearbeitet und können dann wirklich einen Schlussstrich ziehen.

Dass dies bei Bechstein weiterhin nicht getan wird und man stattdessen verschleiert, kann ich deshalb nicht nachvollziehen.

Ein Sühnegeld ist jedenfalls nur ein Schlussstrich im juristischen Sinne, nicht im Moralischen.

Für ein Unternehmen, dass nichts mehr mit der Gründerfamilie gemein hat, sollte es jedenfalls nicht schwer sein, diesen Teil der Geschichte zu erwähnen um sich dann davon zu distanzieren.

Grüße

Jörg

Ich wage mich mal hier zu äussern, einige kennem mich ja!- Warum müssen sich die neuen Besitzer, über die Machenschaften einer Helene Bechstein und ihrer Familie entschuldigen? was haben die damit zu tun? Was hat der Gründer Carl Bechstein damit zu tun? Jeder kennt doch dieses schwarze Kapitel! Das Schweigen von "Bechstein" könnte man doch auch alls positiv anschauen, es wird immer wieder darüber diskutiert und die VERGANGENHEIT in Erinnerung gerufen.
Ich konnte hier lesen " wir haben damit nichts zu tun, dies waren unsere Vorfahren " so könnte es auch Bechstein anschauen. Leider gibt es in jeder Familie schwarze Schafe, es gibt keinem das Recht dadurch die ganze Familie zu verachten. Auch gab es einige sehr berühmte deutsche Pianisten/innen die Nazis waren und sie gehören noch heute auch auf Clavio zum Non plus Ultra und keiner spricht darüber, weil es wahrscheinlich die wenigsten wissen.
Die Anzahl der jüdischen Pianisten die Bechstein Flügel spielen ist sehr gross, ist doch eigenartig ? Wissen den die von dem allem nichts ? oder sehen sie dies aus einer anderen Sicht ? ich vermute dies sehr !
Wir hören heute von so vielen Greueltaten , Menschen werden abgeschlachtet und wir schauen zu! warum machen wir nichts???? weil wir keinen Einfluss darauf haben oder nur wenig! In den Gegenden wo dies stattfindet, hat man Angst auch nur den Mund aufzumachen und so ist es in allen Kriegen, jeder versucht sich zu schützen wo er nur kann.
Wir haben die VERANTWORTUNG , dass sich so was bei uns nie wieder wiederhollt. Entschuldigung was ich hier sage! es ist so typisch Deutsch, in kalten alten angebrannten Saucen die jeder schon gerochen hat, rumzurühren. Es währe gescheiter auf die köchelnde neuen Saucen aufzupassen , sie könnten schnell braun und schwarz werden !!!

Cordialement
Destenay
 
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Wie setzt man denn die eigene Geschichte wirkungsvoller in der PR ein: Durch Verschleiern und Beschönigen - oder durch einen offenen kritischen Umgang mit der Nazi-Vergangenheit? Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht scheint mir die Antwort hierauf klar zu sein.


Mag sein. Tatsache ist, dass jemand anderer in der Verantwortung steht, oder dafür bezahlt wird, diese Entscheidungen zu treffen.

Das polit-korrekte Gequake hier mit der Attitüde von notorischen Gutmenschen und Durchblickern, diese nassforsch-durchsichtige Betroffenheits-Mimik einzelner anonymer Nicks, deren Hintergründe man nicht kennt, die mal bissl was dreindreschen wollen auf eine Vergangenheit in Nähe zu den Nazis, wird wohl Menschen nicht in ihren Grundüberzeugungen ändern.

Die Leute bei Bechstein nicht, die zu jung sind, um individuale Schuld zu tragen.

Kollektivschuld und Wiedergutmachungs-Forderungen können als auch Geschäftsmodell betrachtet werden. Geld in Fluss zu bringen, und daran partizipieren zu wollen. Historiker wolllen auch Butter auf ihr Brot – fordern „ungehinderten Zugang zu Firmenarchiven“ - wo keines ist. Wo alles wegbrannte.. .

Wer bezahlt hier die PC-Schreihälse? Die Jewish Claims Conference? Na seht ihr, so fies fühlen sich negativierende Unterstellungen an..

Menschen, die ihre Haltung nicht ändern. Die entweder selbst dann, wenn sich bei Bechstein etwas änderte, keinen Bechstein-Flügel kaufen würden, schlicht, weil es die wenigsten können. Oder die (witzigerweise) TROTZ Polit-Gerede über die damals hach so böse Helene längst bereits ihren Bechstein haben. Die den Flügel doch eigentlich - statt ihnzu kaufen - hätten mit der Kneifzange nicht anfassen dürfen..

Bechstein hat bitter bezahlt. Das Holzlager ist abgebrannt. Milionen-Werte. Nach dem Krieg war man lange erst nicht lieferfähig. Das (Gleiches bei Blüthner) führte im Ergebnis zur heutigen Situation, dass der frühere Farben- und Variantenreichtum auf deutschen Konzertbühnen (1/3 Steinway, 1/3 Bechstein, 1/3 Blüthner) niemals mehr wiederkam.

Ich bedaure diese gewisse Monotonie. Ich wünschte mir mehr Klangfarben auf den Bühnen. Soll wohl nicht sein.

Lächerlich, hier, diese Begehren, Archive aufzuarbeiten, wo keine sind. Shakespeare: Much adoo - about nothing.

Bechstein ist heute eine ehrbare Marke. Die Klaviere waren immer ehrbar. Die Menschen, frühere, teils u.u. nicht so. Selbst dem Herrn Bechstein damals sei partial seine Nazi-Helene peinlich gewesen, las ich mal. Die nach Landsberg am Lech reiste und den "schriftstellernden" Adolf mit Champagner und Kaviar im Knast beim Schreiben unterstützte. Wo er einsaß wegen des Münchner Marsches auf die Feldherrnhalle, Landfriedensbruch, aufrührerisches Tun, wie heute die Fußball-Hooligans und schlimmer.

Meine früher auch mal wegen der Nazi-Helene vorhandene Antipathie gegen Bechstein habe ich hinter mir gelassen. Heute ärgert mich, als ich meinen Flügel kaufte, den direkt daneben stehenden Bechstein-Konzerter nicht mal angesehen zu haben. Das war damals unklug von mir. Würde mir heute gewiss nicht mehr passieren.

Flügelkaufentscheidungen kann jeder nach seinen eigenen Kriterien treffen. Ich lasse mir meine Sichtweisen nicht von PC-Spam vorgeben. Die Frechheit ist ja nicht, dass man Bechstein-Flügel kaufen oder nicht kaufen sollte aus Blabla-Gründen, sondern dass Anonyme hier sich anmaßen, anderen die Denkategorien mitgeben, dreist aufdrücken zu wollen. Kategorien, die mit den Leistungen der Instrumente NICHTS zu tun haben.

Setzen sich die 132% polit-korrekten auch nicht in ein Taxi, weil das vorn einen Stern trägt, und Mercedes ja eine üble Nazi-Vergangenheit habe..?.. Und selbst wenn Daimler-Benz die aufgearbeitet hätte, das reicht ja niemals aus, denn das wird ja immer alles nur beschönigt.. (Unterstellereien).

Die Polit-Korrekten machen auch alle ihre Wege mit dem Fahrrad und zu Fuß, ja? Spritverbrauch ist ja auch soo böseböse. Wiedererneuerbare Energien! ...und da ist man mit paar Tausenden Euro in Blaustromdächern investiert, dessen Ertrag alle Stromverbraucher, insbesondere die Armen mitzahlen, die den Platz und das Geld nicht haben, um in "politkorrekten" Strom (den einem andere bezahlen) zu investieren. Also ist das Geschrei betreffs Förderung Blaustrom interessengebunden.

Wie das Geschrei nach „unzensierter Archivöffnung“, zu vermuten.

Wir sind ohnehin eine schafsnasige Demokratie. Die Öffentliche Meinung wird in einer Weise manipuliert, die schon widerlich ist. So wie hier mit dem Herumrufen, dass Bechstein sich gefälligst mal in angemesser Weise mit seiner Vergangenheit befassen solle. Nach welchen Kriterien denn? Begänne Bechstein das, so gäbe es immer noch schlaue Rufer, Lautsprecher, denen das dann nicht umfassend genug wäre. Die dann vermutlich weiter den Kleinen Häwelmann machen: "Ich will MEHR! MEHR will ich!!" <aufstampf> (Achtung: Unterstellung..)

Also geht es um etwas anderes: Macht. Im Virtuellen. Mal auszuprobieren, ob es gelinge, andere vor sich her zu treiben. (Dumm, wer sich drauf einlässt.)

Das Fiese im Web 2.0. Das Mitmach-Web, das teilanonym ist. Medialen Druck auszuüben, ohne sich persönlich zu exponieren, weil man ja sooo hübsch im Anonymen schreibt..

Cui bono? DAS ist hier immer die Frage: wem nützt es, wem kommt es zugute? Was sind die Zusammenhänge? Zu deren Erhellung haben hier einige Lautsprecher leider recht wenig beigetragen.
 
@ Wiedereinaussteiger: Eine emotionale Analyse des Hin und Her hier wäre sicher spannend. Wenn ich mir die Beiträge so durch den Kopf gehen lasse, finde ich das Wort 'Geschrei' in diesem Zusammenhang ganz interessant.

Und hinsichtlich des anonymen Internet könnten wir immerhin alle mal überprüfen, ob wir das, was wir hier schreiben, auch von Angesicht zu Angesicht sagen würden.
 

niemand soll ich hier für vergangene Taten Anderer entschuldigen. Was hier bemängelt wird, ist, dass man zu einem Teil der Unternehmensvergangenheit nicht steht sondern die Geschichte verfremdet, sich gleichzeitig aber auf seine Geschichte beruft.

Ähnliche Probleme haben fast alle älteren Unternehmen in Deutschland und viele haben das Problem offensiv angegangen und abgeschlossen, sodass das Thema nicht immer wieder hochkommt.

Es tut aber dem Produkt überhaupt keinen Abbruch, deshalb sagt hier auch niemand Bechstein Klaviere wären nicht gut oder man sollte sie wegen ihrer Geschichte nicht kaufen. Sonst müsste man konsequenterweise kaum noch deutsche Waren kaufen, und auch mit ausländischen würde es dann schwer.
Das ist also Unsinn.
prinzipiell sind wir da nicht weit auseinander -- aber ein paar Details sehe ich anders, ich will sie als Fragen formulieren:
-- was hat die angeheiratete spätere Bechsteinerbin Helene mit der klavierbauerischen entwicklung zu tun?
-- sind hakenkreuzbeflaggte Bechsteinflügel im gesamten Dritten Reich Werbeträger des Regimes gewesen? (wäre mir neu)
-- was zählt für die Unternehmensgeschichte mehr: jene adolf-verehrende Helene oder die Uraufführung der Lisztsonate?

Und sodann stellt sich die Frage: was soll denn das Unternehmen tun? Auf die Instrumente selber hatte jene Helene keinerlei Einfluß - können die denn mehr machen, als sich darüber zu ärgern, dass einer der Erben des Gründers besagte Helen geheiratet hatte?
 
EIne hitzige Debatte. Diese wurde, wie Ka8 schon sagte, im Februar betrieben. Im Buch von Lippe-Weißenfeld geht es nur um den Gründer Carl Bechstein im 19. Jahrhundert. die Geschichte im 20. jahrhudnert wird nircht tangiert.

Wenn hier schon viel über die Nazizeit geschrieben wird, möchte ich das Thema wieder ein bsischen auf die klavierbautechnische Seite verschieben:

Was waren in dieser Zeit die Neuerungen? Gab es welche oder hat man nur die Modelle der 20er jahre weitergebaut?

Gab es während des Krieges Materialenpässe? Wlche Bauteile waren betroffen? Sidnd ei Flügel der Kriegsjahre "schlechter"? Sind Flügel aus den Kriegsjahren überhaut bekannt?

Kann mir jemand erklären wie das mit den Epochen im Wiki zu verstehen ist? Was sind da die Eckdaten (von wann bis wann?)?
 
Wie schon joeach geschrieben hat, sollte ein Unternehmen dieser Größe und diesen Ruhms die unangenehmen und schwarzen Seiten der Unternehmensgeschichte genauso offen ansprechen, wie die glorreichen Zeiten. Das wäre zumindest glaubhaft und angebracht. Es haben auch andere Firmen im 3. Reich Sachen verkauft, auch als Überlebensstrategie bzw. aus der Not heraus. Niemand aber hat Helene Bechstein gezwungen, A.H. so massiv finanziell und ideel zu unterstützen. Das muss man offen ansprechen, denn es gehört zur Aufarbeitung dazu. Gerade weil es eben noch nie wirklich angesprochen wurde, und die Aufarbeitung eines solchen Regimes Jahrzehnte braucht, um wirklich abzuschließen. Das soll nicht heißen, daß wir uns ständig als unschuldige Generation peitschen müssen, und eine Art Schuldkomplex ausbilden müssen, wie gelegentlich vom Zentralrat der Juden in Deutschland gefordert.

Was die Instrumente betrifft habe ich mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt. Ich liebe meinen Bechstein Modell IV heiß und innig, der aktuelle Konzertflügel ist auch wirklich nicht verkehrt, Modell C mag ich nicht besonders, nur diese ganze Unternehmensstruktur ist durchaus fragwürdig, da m.E eher auf Verkaufsstrategien und Profit fixiert, statt auf künstlerischen Aspekten. Mal ganz abgesehen davon habe ich das Model IV nur so günstig bekommen, weil das Bechsteinzentrum Berlin diesen bei meinem Verkäufer unfairerweise krass auf 3.500 Euro runtergepunktet hat, dabei Generalüberholung mal lässig auf 23.000 Euro taxiert. Ein Witz.... Da der Besitzer des Bechsteins Modell IV wußte, wie ihm geschah, , und er lieber einen Künstler statt eines Geschäftemachers als Käufer hatte, hab ich zugeschlagen, und diesen für schlappe 2.500 Euro bekommen. Das nochmal zum Thema Geschäftsstrategie. Und ja, ich behalte ihn, keine Frage. So ein geiler Sound gibts weitläuftig nur noch bei (long live!!!) Bösendorfer. Und das nicht für ne schmale Marie......;-)
 
Hallo,

obwohl ich dachte, dass alle Punkte gesagt sind und wir zu den klavierbauerischen Aspekten zurückkehren können (was ja sicherlich die Ursprungsintention des Threadstellers war) will ich doch noch einige Beiträge kommentieren:

@destenay:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, worauf Du hinaus möchtest. In Deutschland achtet man heute sowohl in der Politik, als auch in der Presse, dem wissenschaftlichen und kulturellen Bereich sehr genau darauf, dass sich braunes Gedankengut nicht festsetzen kann. Sogar meiner Meinung nach so sehr, dass das linksextreme Spektrum zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung weit weniger präsent ist (der Verfassungsschutzbericht zeigt aber, dass auch der Linksextremismus entsprechend beobachtet wird). Dass dies trotzdem geschieht, liegt einerseits an Menschen wie Revanchisten oder die Schlussstrichziehern, die derlei Aktivitäten wo sie sie sehen oder schlimmstenfalls sogar selbst mitvertreten, tolerieren, übersehen, wenn nicht sogar gutheißen. Noch darunter befindet sich eine in Deutschland wirklich riesige Masse, die sich zwar nie explizit und tiefgreifender mit dem Problem der Aufarbeitung von Diktaturen und Gewaltverbrechen beschäftigt hat, aber trotzdem damit in Ruhe gelassen werden will und auf genauere Nachfrage hin ohne die Nennung von Gründen sehr empfindlich reagiert. Zu diesem Typus Mensch und seinem Verhalten bezüglich der Vergangenheit gibt es auch schon seit den 60er Jahren Untersuchungen und Studien in verschiedenen Bereichen, zu nennen wären hier die Arbeiten von Wissenschaftlern wie Theodor Adorno, Alexander und Margarete Mitscherlich oder Harald Welzer (letzterer nicht unumstritten).
Aufarbeitung ist in Deutschland sensibles und auch sicher immer noch sehr präsentes Thema, destenay. Das ist auch gut und wichtig. Die von vielen gewollte Historisierung der ganzen Thematik schreitet sowieso mit der Zeit ganz von selbst voran, aber dies eben umso langsamer und schmerzhafter, je länger Aufarbeitung dauert oder wenn sie garnicht vollzogen wird. Um unter etwas einen Schlussstrich ziehen zu können, muss man auch wirklich damit abgeschlossen haben, erst dann plagt es einen nicht mehr. Wir sind trotz aller Defizite damit in Deutschland viel weiter als in Staaten wie Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien usw., wo man von seiner kolonialen Vergangenheit bzw. dem Faschismus wenig bis nichts mehr wissen möchte. Dies ist auch wirklich ein Grund, Stolz auf das bisher in Deutschland erreichte zu sein.

@Wiedereinaussteiger

deine Polemik ist hier ziemlich unangebracht, sie zeigt v. a., dass Du die vorangegangenen Beiträge nicht genau gelesen oder verstanden hast. Du bringst dich selbst in Verdacht, ein sich hinter seiner Anonymität versteckender, mehr als konservativer PC-Schreihals zu sein, wenn Du andere, sich hier normal über ein schwieriges Thema unterhaltende Menschen der Heuchelei beschuldigst oder sie als Agenten der Jewish-Claims-Konferenz vermutest. Ich hätte kein Problem damit, Dir meinen Namen und Adresse zu geben. Wollen wir Adressen austauschen und weiterdiskutieren, von Angesicht zu Angesicht? Dann aber bitte auf eine niveauvolle Art und Weise ohne persönliche Angriffe und Mutmaßungen, sowie auf einer wissenschaftlichen Grundlage? Könntest Du dies alles erfüllen?
Was maurus, joeach, Rolleum ich und einige andere hier bezogen auf Bechstein ausgeführt haben, d. h. eine wissenschaftliche und umfassende Aufarbeitung der Geschichte, wäre eine Optimallösung. Das Minimum ist allerdings - wie hier schon von viele gesagt - tatsächlich, dass in der Firmenchroniken zumindest in einigen wohlformulierten und unverschleierten Sätzen auf die Nähe der Firmenführung zu ****** verwiesen und dessen Unterstützung angesprochen wird. Die muss nicht von Entschuldigungen und Selbstkasteiungen begleitet werden, aber es muss erwähnt werden, denn der Kunde hat ein Recht darauf, wenn im ein Produkt schon unter Hinweis auf die Geschichte und Tradition eines Unternehmens schmackhaft gemacht werden soll. Und das Unternehmen Bechstein ist hier für diese Diskussion gerade eben nur der Aufhänger, weil dies ein Klavier-Forum ist. Wir könnten genauso gut über die unrühmliche Vergangenheit und unterbliebene Aufarbeitung in anderen Foren über andere Firmen reden.
 
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Kann mir jemand erklären wie das mit den Epochen im Wiki zu verstehen ist? Was sind da die Eckdaten (von wann bis wann?)?

Dieses Wiki ist nicht die große Wikipedia, sondern ein speziales Wiki für historische Klaviere. In dem arbeiten/arbeiteten einige an Klavierbaugeschichte hoch interessierte Menschen mit. Es ist ein "geschlossenes" Wiki - man muss sich anmelden, um dort etwas tun zu können. Es hatte wohl seinen "Höhepunkt" der Aktivitäten um das Jahr 2006 herum - ob dieses kleine Wiki heute noch aktiv administriert wird, entzieht sich meiner Kenntnis.

Die "Epochen" in dem (m.b.M.n. ausgesprochen kenntnisreichen) Artikel im Hammerklavier-Wiki richten sich nach der Bauweise der Bechstein-Flügel. Für einenTechniker sehr interessant, lassen sich doch mit diesen Angaben Alters- und Entwicklungsstufen identifizieren - insoweit einem mal Bechstein-Seriennummern nicht weiterhelfen. Ich finde den Wiki-Artikel hoch interessant, sehr kenntnisreich, wenn auch fachsprachlich geschrieben.

Der Artikel zeigt mir allerdings auch auf, dass die Gebr. Steinweg in einigen Punkten die Nase vorn hatten: die Bassüberkreuzung beim Flügel, Pat. von 1859, derweilen der Bechstein Carl noch mit seinem aus der Langwand ausgebeulten, streben-überbrückten Bassbauch am Geradsaiter-Flügel herumexperimentierte, und kurz danach dann doch auch den Trick "overstrung..." nachbaute, der den Bassteg in die Mitte des Resonanzbodens bringt und damit freieres Vibrieren gestattet.

Was in dem Hammerklavier-Wiki wohl noch fehlt (nach meinen Informationen) war die Option für Bechstein-Kunden, bis ca. 1900? 1910? eine ausgefeilte "Luxus-" oder Spezialmechanik mit Aufpreis zu erwerben. Bei ihr handelt es sich vermutlich um eine Mechanik, die nicht mit Pilotenschrauben zur Übertragung der hinteren Tastenhubbewegung arbeitet (New Yorker Patent von Theodor Steinweg aus dem März 1875), recht früh schon allüberall nachgebaut, sondern noch mit Abstrakten, kleinen Stößeln, die die Tastenbewegung in Hub am Hebeglied umsetzen. (Hat im Übrigen der Meister Kaps in Dresden mit seinen feinen Stutzflügeln noch min. bis in die 1920er Jahre gebaut.)

Bechstein selbst baute, im Gegensatz zu Steinway, seine Mechaniken nicht selbst. Stichwort "Fertigungstiefe"... Vorteil Steinway - bezüglich intimer Kenntnisse, auch bzgl. Problemen.. ;-)

Was auch fehlt im Bechstein-Artikel des Hammerklavier-Wikis, ist das "Herausreferenzieren": welche später anderweitig bekanntgewordenen Klavierbauer Lehrlinge bei Bechstein waren und dann aus dem Unternehmen Bechstein hervorgingen, um sich selbständig zu machen. Da sei zuallererst der Berliner Duysen benannt, dessen klangstarke Klaviere und Flügel die Kaiserzeit bereicherten.
 
Vielen Dank, Wiedereinaussteiger für diese Infos.

Epochen bedeuten hier anscheinend nicht Zeitabschnitt, sondern eher Modellreihe?

Wer baute denn für Bechstein die "Luxus-Mechanik"? Meines Wissens heban die Bechsteine um 1900 alle eine Mechanik ohne Piloten.

Gibt es eigentlich Preislisten von den alten Flügeln? Evt. könnte hier jemand, der Infos hat, mal Preise posten, damit man mal einen kleinen Eindruck bekommt.

Vielen Dank!
 
@Wiederauseinsteiger

deine Polemik ist hier ziemlich unangebracht, sie zeigt v. a., dass Du die vorangegangenen Beiträge nicht genau gelesen oder verstanden hast. Du bringst dich selbst in Verdacht, ein sich hinter seiner Anonymität versteckender, mehr als konservativer PC-Schreihals zu sein, wenn Du andere, sich hier normal über ein schwieriges Thema unterhaltende Menschen der Heuchelei beschuldigst oder sie als Agenten der Jewish-Claims-Konferenz vermutest. Ich hätte kein Problem damit, Dir meinen Namen und Adresse zu geben. Wollen wir Adressen austauschen und weiterdiskutieren, von Angesicht zu Angesicht? Dann aber bitte auf eine niveauvolle Art und Weise ohne persönliche Angriffe und Mutmaßungen, sowie auf einer wissenschaftlichen Grundlage? Könntest Du dies alles erfüllen?


Werter Ka8,

da unterstellst Du einem wie mir putzmunter mal eben „mehr als Konservativismus“.. Da klappt mir die Kinnlade herunter!

Das fällt unter Godwins Gesetz, nach dem jede Diskussion früher oder später enden wird in einem Vorwurf, Nazi zu sein – hier nur fein bemäntelt: „mehr als konservativer“..

Ciao Ka8
 
-- was hat die angeheiratete spätere Bechsteinerbin Helene mit der klavierbauerischen entwicklung zu tun?
-- sind hakenkreuzbeflaggte Bechsteinflügel im gesamten Dritten Reich Werbeträger des Regimes gewesen? (wäre mir neu)
-- was zählt für die Unternehmensgeschichte mehr: jene adolf-verehrende Helene oder die Uraufführung der Lisztsonate?

Und sodann stellt sich die Frage: was soll denn das Unternehmen tun? Auf die Instrumente selber hatte jene Helene keinerlei Einfluß - können die denn mehr machen, als sich darüber zu ärgern, dass einer der Erben des Gründers besagte Helen geheiratet hatte?

Was maurus, joeach, Rolleum ich und einige andere hier bezogen auf Bechstein ausgeführt haben, d. h. eine wissenschaftliche und umfassende Aufarbeitung der Geschichte, wäre eine Optimallösung. Das Minimum ist allerdings - wie hier schon von viele gesagt - tatsächlich, dass in der Firmenchroniken zumindest in einigen wohlformulierten und unverschleierten Sätzen auf die Nähe der Firmenführung zu ****** verwiesen und dessen Unterstützung angesprochen wird. Die muss nicht von Entschuldigungen und Selbstkasteiungen begleitet werden, aber es muss erwähnt werden, denn der Kunde hat ein Recht darauf, wenn im ein Produkt schon unter Hinweis auf die Geschichte und Tradition eines Unternehmens schmackhaft gemacht werden soll. Und das Unternehmen Bechstein ist hier für diese Diskussion gerade eben nur der Aufhänger, weil dies ein Klavier-Forum ist.

so weit mir bekannt, war es vornehmlich die Erbin Helene, welche erstens den ultranationalen Kreisen nahestand und sodann den Anstreicher protegierte - es war nicht "die Firma Bechstein", welche quasi offizieller oder selbsternannter Werbeträger des NS-Regimes war --- sehe ich das so weit richtig? Wenn ja, was soll denn Bechstein heute mehr tun, als sich natürlich zu ärgern und ein paar Worte des Bedauerns anzumerken?
 

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