Austausch der Hobby-Jazzpianisten

Nach dem Motto "play simple shit" spiele ich gerade Sweet Lover mit meiner Hobby-Band (Trompete, Schlagzeug, Gesang, Bass, Klavier). Was könnte ich denn da beim Improvisieren noch Interessantes ausprobieren? Standard ist einfach komplett CMoll-Bluestonleiter drüber zu spielen. Als Variation probiere ich noch FMoll-Blues in den F7 Takten.
Oder sollte man sich bei solchen Klischee Blues-Stücken eh besser harmonisch einfach halten?

Original:

Btw: Falls wer Ideen hat für solche einfachen Stücke zum jammen/ improvisieren gerne her damit.
 

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Ich würde z.B. bei C7 als Alternative zur c-moll-Bluespentatonik (die meinst du, oder?) auch die a-moll-Bluespentatonik nehmen (a-c-d-dis-e-g-a). Generell bietet sich als Tonikaskala ja auch die Moll-Bluespentatonik der VI. Stufe an.
 
Du meinst die Durpentatonik der I. Stufe.

Skalen immer vom aktuellen Grundton aus bezeichnen, denn das ist es, was musikalisch zählt - in diesem Falle, dass wir vom C aus eine gr. Sekunde, gr. Terz, Quinte und gr. Sexte haben.
 
Seit ca. 2 Jahren beschäftige ich mich nun am Klavier mit Jazz und jetzt stelle ich euch mal den Stand der Dinge vor, so wie er bei mir zurzeit ist. Eine repräsentative Aufnahme meiner improvisatorischen Fähigkeiten am Beispiel von "Autumn Leaves".

Ist die Improvisation schlüssig oder zu willkürlich?
Ist ein "roter Faden" erkennbar oder ist es chaotisch?
Macht es Spaß, zuzuhören, oder möchte man abschalten / wegklicken?
Ich bin dankbar für Rückmeldungen jeder Art, auch für brutale Wahrheiten.:-)
Bei Minute 1:02 dachte ich einen kurzen Moment, dass Du jetzt elegant in Gershwins Summertime übergleiten würdest. :002:
 
In der letzten Zeit habe ich mich mit "Lullaby of Birdland" beschäftigt.
Hier kommt eine kleine Kostprobe: kurz das Thema und dann eine Improvisation über A-B-A'.

Mich interessiert eure Meinung dazu:

Sind der Groove, die Phrasierung und der Swing gelungen?
Ist die Improvisation interessant gestaltet (Motive, denen man gerne zuhört, nicht zu viele Töne usw.)?

Für euer Feedback wäre ich dankbar.
 

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Zuletzt bearbeitet:
Nur kurz (gerade keine Zeit): Da sind oft Lücken zwischen den Achteln, wo keine hingehören. Daher leider kein gutes Swing-Feeling.
 

Du landest sehr oft nach Deinen Motiven "bräsig" auf der 1 und betonst sie. Das klingt im Jazz kacke bzw. zickig.

In der Phrasierung von Achtel-Ketten wird die 16tel vor der nächsten vollen Zählzeit bzw. die 3. Achtel, wenn man im 12/8 Takt denkt, betont. Das ist der Off-Beat in der Melodie, der nicht nur "triolisch" rhythmisiert sondern auch akzentuiert gehört. Die folgende volle Zählzeit darf auch gerne mal ausfallen. Das ist einer der Hauptgründe dafür, warum bei Oscar Peterson auch "Hänschen Klein" tierisch abgehen würde und bei unser einem eher nicht. Je höher das Tempo umso mehr glättet sich das natürlich, sonst klingt es krampfig. Jazz darf nie angestrengt klingen, auch nicht wenn es schnell und virtuos wird. Das erfordert viel Übung und aufmerksames Hören, Du musst Dich damit imprägnieren so lange bis Du Dir die Linien gar nicht mehr anders vorstellen kannst. Die Tatsache, dass das dauert und die Spielweise nachhaltig verändert, ich aus meiner Sicht der Grund dafür, dass es nur sehr sehr wenige Musiker gibt, die auf hohem Niveau geschmeidig zwischen Jazz und Klassik hin- und herwechseln können. Der Unterschied ist einfach viel größer als man zunächst annimmt.

Wenn man aus der klassischen Ausbildung technische Grundlagen hat, dann will man am liebsten gleich was Virtuoses reißen, aber das funktioniert meistens nicht. Fange mit den langsameren, bluesigen Stücken an (< 120 Bpm) und versuche strukturiert Motive auszuarbeiten. Und transkribiere/spiele einfache Soli, da bieten sich die Straight-ahead-Hardbop-Platten von Blue Note an.

Deine Triller und Vorschläge spielst Du nach mitteleuropäischen Kriterien rhythmisch korrekt, aber sie klingen trotzdem angestrengt. Sie "prasseln" anstatt relaxt und dennoch präzise zu "perlen". Ich bekomme das selbst nur im Ansatz hin, aber der Tip, sich die Solophrasen gesungen vorzustellen oder sie sogar tatsächlich zu singen (Keith Jarretts Gequäke...) ist sinnvoll. Die meisten Standards sind ursprünglich Songs mit Text. Wann immer eine Gesangsversion existiert, sollte man sie sich aufmerksam anhören oder zumindest eine Version mit nicht allzu virtuoser Trompete oder Saxophon, zumindest sollte das die Basis sein. Wynton Marsalis berichtet in seiner Autobiografie, dass er mal ein Jahr lang fast ausschließlich Billy Holiday gehört und nachgespielt hat.

Ansonsten gefällt mir LoB schon besser als Dein Autumn Leaves!
 
Danke für deine ausführliche Rückmeldung @Tastenjunkie !
 
@Demian
Vielleicht schon bekannt, aber wärmstens zu empfehlen:



 
Da ich (mal wieder...) auf der Suche nach einem passenden Klavierlehrer bin, hier die Frage auf was ich als Hobby-Jazzer den Fokus legen sollte.

Das Problem: Gute Jazz-Pianisten die auch unterrichten, scheinen sehr rar zu sein (oder ich mache bei der Suche grundlegend was falsch). Ich finde durch rumfragen schnell junge Jazz-Studenten, war ich zuletzt auch bei einem der jetzt leider wegzieht. Da könnte ich wieder einen suchen, aber Nachteil finde ich dass idR kaum Erfahrung im Unterrichten vorhanden ist. Und die wollen halt meist lieber Gigs spielen. Zumindest bekomme ich Zugang zum Jazz.

Oder ich finde online klassisch ausgebildete, erfahrene Klavierlehrer die sich noch "Pop, Jazz, Improvisation" auf die Homepage schreiben. Was auch immer dahinter steckt, wohl kein richtiges Jazz Klavier. Sieht aber grundsätzlich nach gutem Unterricht aus.

Ich finde eine klassische Ausbildung nicht verkehrt, könnte sicher auch nochmal technische Korrekturen gut gebrauchen (dazu gaben mir meine letzten Jazz-Lehrer nie etwas mit) und würde auch mal wieder einen Beethoven oder Chopin einstreuen. Mein Schwerpunkt liegt aber ganz klar im Jazz/Pop Bereich und im Band-Kontext mit Auftritten. Ich spiele die letzten Jahre fast nur noch mit Leadsheets bzw. letztlich immer mit dem Ziel auswendig/ "frei" zu spielen.

Den idealen Lehrer (erfahrener Jazz-Pianist mit Bock und Kompetenz für Unterricht) finde ich vielleicht nicht...auf was sollte ich den Fokus bei der Suche richten?

(Gerne natürlich auch Tipps im Raum Stuttgart, für guten Unterricht fahre ich auch ein Stück).
 
Du könntest ja mal in die einschlägigen Stuttgarter Jazzclubs gehen und schauen, wer da so alles spielt. Dann würde ich denjenigen Pianisten, dessen Spiel dir am besten gefällt, nach einer Probestunde fragen. So habe ich das gemacht. Das bedeutete zwar ein bisschen Herumprobieren: Nr. 1 war ein sympathischer Philosoph, bei dem ich so gut wie nichts gelernt habe, was ich ziemlich schnell merkte, Nr. 2 hatte nach kurzer Zeit wegen einer neu erworbenen Professur an der Musikhochschule keine Zeit mehr, aber bei Nr. 3 bin ich zufrieden und nehme ca. 5-6x im Jahr eine Doppelstunde).

Manchmal bekommt man übrigens im Jazzclub auch durch Gespräche an den Nachbartischen mit, dass jemand Schüler beim Pianisten xy ist und wie der Unterricht dort ist.
 
Das war so mehr oder weniger mein Ansatz bisher. Ich hab viel probiert, mal hatte der Lehrer kaum Zeit, mal ist er weg gezogen, mal war der Unterricht zu schlecht. So tingel ich seit 5,6 Jahren von Lehrer zu Lehrer (auch wenns nicht bei allen super war, hab ich doch immer was gelernt!). Deshalb dachte ich jetzt aber doch mal meine Suche zu verfeinern, da konstanter, guter Unterricht natürlich idealer ist.

Ich probiere weiter aus, die Frage ist bei wem als nächstes.
 
Wäre, wenn eine ausgereifte Klaviertechnik als Basis vorhanden ist, Onlineunterricht nicht eine Alternative?
In größeren Städten mit Szene gibt es vermutlich wesentlich mehr Jazz-Pianisten.
Da würde ich ansetzen, anstatt ständig neue Lehrer zu jagen ;-)

Meinen Jazz-Klavierlehrer habe ich über meinen Saxophonlehrer gefunden. Im Internet hätte ich mich doof gesucht.
 
Das war so mehr oder weniger mein Ansatz bisher. Ich hab viel probiert, mal hatte der Lehrer kaum Zeit, mal ist er weg gezogen, mal war der Unterricht zu schlecht. So tingel ich seit 5,6 Jahren von Lehrer zu Lehrer (auch wenns nicht bei allen super war, hab ich doch immer was gelernt!). Deshalb dachte ich jetzt aber doch mal meine Suche zu verfeinern, da konstanter, guter Unterricht natürlich idealer ist.

Ich probiere weiter aus, die Frage ist bei wem als nächstes.
Was ist daran schlecht? Vielleicht ist das Dein Weg... Man muss sich aber auch immer fragen, was man selbst dazu beiträgt, dass die Lehrkraft unpassend erscheint. Da Du gute pianistische Grundlagen hast, muss es auch nicht unbedingt regelmäßiger Unterricht im Wochenrhythmus sein. Ich fand immer, dass ich nach jeder Unterrichtsstunde für viele Monate eigentlich genug zu üben gehabt hätte. Mach einfach weiter! Es ist ein Prozess....
 

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