Auftrittsmöglichkeit mit Orchester - Widmen an einen verstorbenen Mitschüler!

C

Chestal

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15. Okt. 2010
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Hallo liebe Musiker,
Ich hoffe ihr hattet besinnliche Weihnachtsfeiertage!
Ich schreibe da ich um Rat fragen möchte wie ich am besten vorgehen soll.
Es ist ein langer Text, aber es handelt von einem tragischen Vorfall Anfang diesen Schuljahres, bei welchem zwei Mitschüler und gute Freunde von mir leider aus dem Leben scheiden mussten. :(
Ich bitte euch deshalb, wenn ihr wollt, alles zu lesen und freue mich über jeden Ratschlag!

Es geht um Folgendes: am Anfang von diesem Schuljahr, also Anfang September, sind zwei gute Freunde von mir innerhalb von 2 Tagen tödlich verunglückt. Bei der Beerdigung von dem einen habe ich "To Zanarkand" vom Spiel "Final Fantasy" auf dem Klavier gespielt gespielt. Der andere Freund war musikalisch wie ich auch, spielte Oboe und wir kannten uns gut durch Orchester, Chor und Musik in der Schule.
Vorher noch, im Juni 2010, gab es ein Großprojekt von unserer Schule und wir haben die Chorfantasie von Beethoven aufgeführt, zusammen mit dem Sinfonieorchester von unserer Schule und einem großen Chor, der aus mehreren Chören unserer Schule bestand. Eingeladen wurde eine Pianistin, eine ehemalige Schülerin unserer Schule, welche nun Musik studiert: und sie spielte den Klavierpart.
Das Stück hat mir sehr gefallen und ich habe begonnen, es über die langen Sommerferien nebenbei zu üben. Und wahrscheinlich quasi als Seelen- und Trauerbewältigung habe ich nach dem Schock der zwei Beerdigungen angefangen, die Fantasie sehr intensiv zu üben.
Denn sie erinnerte mich immer an den einen Freund, da er ein sehr netter Mensch im Chor und Orchester und ein guter Freund war, und ich konnte nicht aufhören, das Stück zu spielen. Mein Klavierlehrer versuchte vergeblich, mich davon abzubringen, und jeden Freitag wollte ich ihm Teile von dem Stück spielen, um herauszufinden, was gut und noch nicht so gut ist. Nach 3 Monaten sehr intensiven Übens habe ich es geschafft, die Fantasie auswendig und perfekt zu können. Nun hat mein Lehrer es zwei Wochen vor Weihnachten geschafft, mich durch Weihnachtslieder von dem Stück erst einmal wegzubringen - und auch ich habe eingesehen, dass es viel zu übertrieben und ich viel zu besessen von dem Stück war.
Allerdings fühle ich in mir noch irgendwie ein Verlangen, dieses Projekt für eben diesen lieben Menschen, der leider von uns gehen musste, noch einmal zu machen. Mein jetzt leichtes schlechtes Gewissen ("habe ich jetzt denn umsonst so viel geübt??") und eben ein innerer Instinkt sagt mir, dass ich dieses Stück nun spielen soll. Ich würde es ihm und seiner Familie gerne widmen, da er uns jetzt im Chor fehlt, und nicht nur dort.

Also habe ich unseren Musiklehrer gefragt. Allerdings, sagte er, ist dies ein harter Aufwand, da im Orchester und Chor viele weg sind und man müsste alles erneut einspielen und einüben für die Neuen. Dieses Schuljahr ist es kaum möglich, auch da das Orchester bereits seit anfang diesen Schuljahres andere Sachen übt. Am besten ginge dies, wenn man am Ende von diesem Schuljahr (Ende Juli) oder direkt am Anfang September 2011 der Sache einen Impuls gibt und sagt, in etwas mehr als einem Jahr, Mai/Juni 2012 steht die Sache.

Da dieses Verlangen in meinem Inneren aber auf den Tod der beiden Freunde basiert, wäre es eine ganz andere Sache, wenn ich es erst in 1,5 Jahren machen würde, als im Sommer oder Herbst 2011, denn: mein Verlangen ist recht stark, und ich möchte es vor allem für den einen ehemaligen musikalischen Freund machen und es ihm und seiner Familie widmen.


Habt ihr irgendeinen Ratschlag, wie ich dies am besten bewältigen könnte? Über die Schule klappt es von alleine nicht, da es ein neuer Aufwand für den Musiklehrer wäre, und er ist sowieso schon sehr im Stress. Es sei denn, ich schaffe es irgendwie einen Chor (die ehemaligen Singeklassen der 7. Klässler sind jetzt in der 8. Klasse und fast alle schon im Stimmbruch!), aber auch ehemalige Schüler vom Orchester zusammenzutrommeln, welche das Stück Mitte 2010 schon einmal gespielt haben, nun aber wegen bestandenem Abitur nicht mehr an der Schule sind
Diese können das Stück bereits, und dafür würde auch sprechen, dass es quasi ein "Revival", also ein Wiederaufleben der ehemaligen Orchestergruppe ist, welche für unseren ehemaligen Freund erneut das Stück musiziert.
Oder was denkt ihr, was könnte ich machen, um das Stück schneller aufzuführen und somit mein "seelisches Verlangen", das noch in mir steckt, zu decken?

Ich freue mich über jeden Rat, den ihr habt!
Liebe Grüße,
Christian
 
Und wahrscheinlich quasi als Seelen- und Trauerbewältigung habe ich nach dem Schock der zwei Beerdigungen angefangen, die Fantasie sehr intensiv zu üben
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Denn sie erinnerte mich immer an den einen Freund, da er ein sehr netter Mensch im Chor und Orchester und ein guter Freund war, und ich konnte nicht aufhören, das Stück zu spielen.
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.......- und auch ich habe eingesehen, dass es viel zu übertrieben und ich viel zu besessen von dem Stück war.


Allerdings fühle ich in mir noch irgendwie ein Verlangen, dieses Projekt für eben diesen lieben Menschen, der leider von uns gehen musste, noch einmal zu machen.

.....und eben ein innerer Instinkt sagt mir, dass ich dieses Stück nun spielen soll. Ich würde es ihm und seiner Familie gerne widmen, da er uns jetzt im Chor fehlt, und nicht nur dort.

Da dieses Verlangen in meinem Inneren aber auf den Tod der beiden Freunde basiert, wäre es eine ganz andere Sache, wenn ich es erst in 1,5 Jahren machen würde, als im Sommer oder Herbst 2011, denn: mein Verlangen ist recht stark, und ich möchte es vor allem für den einen ehemaligen musikalischen Freund machen und es ihm und seiner Familie widmen.
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Oder was denkt ihr, was könnte ich machen, um das Stück schneller aufzuführen und somit mein "seelisches Verlangen", das noch in mir steckt, zu decken?


Lieber Christian,

mit großer Bewegtheit habe ich deinen Post gelesen - danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, alles für uns aufzuschreiben!!!

Ich habe das Gefühl, dass du - und das ist kein Wunder, da es ja noch gar nicht lange her ist - noch unter einem gewaltigen Schock stehst und deine Freunde (vielleicht vor allem den einen) furchtbar vermisst. Es muss schrecklich sein, gleich zwei Freunde in so jungen Jahren zu verlieren! :( Da denkt man doch nicht an den Tod!

Ich verstehe dich von Herzen - es tut mir so leid! :kuss:

Es scheint für dich eine sehr wichtige Art der Trauerbewältigung zu sein, dieses Stück aufführen zu können! Ich weiß wirklich nicht, ob ich mir überhaupt anmaßen kann, dir irgendetwas zu raten!

Aber wenn doch ( wenn ich falsch liege, nimm es mir bitte nicht übel, denn es liegt nur an meiner Unfähigkeit!!!), dann würde ich vorschlagen, es in kleinerem Rahmen aufzuführen. Dieses Stück gibt es auch als Klavierauszug mit zwei Klavieren - man könnte es also auch auf diese Weise aufführen - außerdem könnte man, je nachdem welche Leute mitmachen, ein paar Orchestermitglieder und/oder Sänger dazunehmen und so eine etwas kammermusikalischere Aufführung machen, die eventuell sogar explizit deinen Freunden gewidmet sein kann.

So könnte man ein Zeichen setzen, dieses Trauma auch öffentlich zu verarbeiten - vielleicht geht es ja nicht nur dir so!

Abgesehen davon würde ich dein "Verlangen", wie du schreibst, wirklich sehr ernst nehmen und mich fragen, was auch noch dahinter steckt. Denn ich finde es sehr wichtig, auch andere Wege der Trauerarbeit zu finden!!! Hast du jemanden, mit dem du dich über die furchtbaren Tode austauschen kannst und mit dem du auch die Ängste und Schrecken, die natürlich damit verbunden sind, teilen kannst??? Habt ihr in der Schule darüber gesprochen, in deiner Familie? Oder fühlst du dich mit all dem allein?

Ich hoffe sehr, dass meine Fragen nicht zu indiskret sind und du brauchst auch keineswegs zu antworten, wenn du das nicht willst oder kannst mir einen ordentlichen Rüffel erteilen!!! Aber ich weiß, dass leider öfter, als einem lieb ist, der Mantel des Schweigens über Traumata gebreitet wird und sich das Ganze zu einem Tabu ausweiten kann. Deswegen wünsche ich dir von Herzen, dass abgesehen von einer wie immer gearteten Aufführung des Stücks du mit deiner Trauer nicht allein bist!!!!

Von Herzen liebe Grüße

chiarina
 
Lieber Christian!

So schön und verständlich Dein Wunsch ist, so unausführbar scheint er mir zu sein.
Du beschreibst sehr genau die Hindernisse, die seiner Verwirklichung im Wege stehen.

Es kann sein, daß das für Dich unbefriedigend ist, was ich vorschlage -
zu verwirklichen, wovon Du sprichst, nur auf Umwegen und mit reduziertem Aufwand:
einfach ein Gedächtniskonzert zu veranstalten, einen Kammermusikabend,
der verschiedene kürzere Musikstücke vereint, und jedem, der sich dem Verstorbenen
verbunden weiß, die Gelegenheit gibt, sich musikalisch von ihm zu verabschieden.

Kennst Du von Beethoven "Seufzer eines Ungeliebten und Gegenliebe" WoO 118?
In seiner "Chorphantasie" greift Beethoven auf diese Liedmelodie zurück.
Das Lied mit jemandem zusammen aufzuführen wäre eine doppelte Hommage:
an Deinen verstorbenen Freund und an den Beethoven der "Chorphantasie".
Die Noten finden sich im IMSLP.

Ich habe dieses Jahr ebenfalls einen sehr lieben Angehörigen verloren
und bin musikalisch mit ihm in Kontakt geblieben. Es gibt bestimmte Musik,
die ich spiele, um mir seine Nähe zu vergegenwärtigen.


Herzliche Grüße!

Gomez
 
Hallo chiarina!
Danke dass du dir die Mühe gemacht hast, alles zu lesen! ;)

Ja es war schrecklich für uns alle, ein gewaltiger Schock, uns alle hats eiskalt erwischt. Ich vermisse beide sehr, weil ich beide gut kannte und viel mit ihnen unternommen habe. :(

Ich verstehe dich von Herzen - es tut mir so leid! :kuss:
Danke dass du mir auch noch dein Beileid schenkst!

Und keine Angst: Ich habe genug gute Freunde und meine Familie, mit denen ich darüber sprechen kann, allein bin ich nicht! Auch in der Schule haben wir genug darüber gesprochen, es gab einen Trauergottesdienst gleich am ersten Schultag.

Es scheint für dich eine sehr wichtige Art der Trauerbewältigung zu sein, dieses Stück aufführen zu können! Ich weiß wirklich nicht, ob ich mir überhaupt anmaßen kann, dir irgendetwas zu raten!
Und keine Sorge, ich habe ja um Rat gefragt, also ist alles okay was du geschrieben hast und ich bedanke mich dafür!

Ich möchte nicht, dass du mich falsch verstehst. Klar denken wir noch über die beiden, und man geht auf den Friedhof noch, um an sie zu denken. Aber der richtige Schock ist eigentlich überwunden, es musste weitergehen, da wir ja Mitte März schon Abitur schreiben! Der normale Tagesablauf hat uns also wieder in die Normalität gebracht!
Nach einem, maximal zwei Monaten ist wieder Normalität eingekehrt. Ich habe nur an den Beerdigungen furchtbar geweint wie viele andere auch. :(
Die nächsten Tage und 2-3 Wochen waren viele noch sehr verstimmt, leicht depressiv, lustlos und manche haben sogar noch geweint manchmal, auch weil man vor den Lehrerzimmern einen Tisch mit Kerzen und Bildern aufgestellt hat. Ich habe mich wie etwa 20% in unserer Stufe schon in der nächsten Woche nach den Beerdigungen ein wenig mehr erholt. Klar habe ich manchmal mit den Tränen kämpfen müssen und war verstimmt, aber ich habe eben das gemacht was viele nicht gemacht haben: ich habe mich in die Musik geflüchtet und mit der Fantasie angefangen.
Es war wahrscheinlich in der Tat eine Art der Trauerbewältigung, ein Stück zu spielen, welches der eine Freund von mir auch gespielt hat und so war er in Gedanken immer bei mir und durch Chor-Projekte, welcher wir ihm widmeten, bei uns.


Ich sollte, wie auch du Gomez gesagt hast,
mit reduziertem Aufwand einfach ein Gedächtniskonzert
veranstalten, vielleicht eben mit eben dem Lied von Beethoven, es hat tatsächlich das Hauptthema der Chorfantasie, ich habe es mir angehört!


Das Lied mit jemandem zusammen aufzuführen wäre eine doppelte Hommage: an Deinen verstorbenen Freund und an den Beethoven der "Chorphantasie"
Das wäre in der Tat eine schöne Idee. Wie auch du chiarina gesagt hast, könnte ich
ein paar Orchestermitglieder und/oder Sänger dazunehmen und so eine etwas kammermusikalischere Aufführung machen
und sie somit als Hommage meinen beiden verstorbenen Freunden widmen.



Aber angenommen ich wollte doch die Fantasie aufführen, vielleicht nicht in solch einem Gedächtniskonzert, sondern einfach so während ich noch auf der Schule bin: Welche Möglichkeiten gäbe es da, die ich verfolgen könnte, um doch die Fantasie komplett aufzuführen? Ich könnte mich theoretisch an das Stadtorchester oder an das Jugendsinfonieorchester der städtischen Musikschule hier widmen und sie fragen, ob es möglich wäre.


Vielen Dank noch einmal für euren Beistand und Rat, ich wünsche euch, aber auch allen anderen, welche das hier lesen, einen guten Rutsch in das Jahr 2011!

Herzliche Grüße,

Christian
 
Aber angenommen ich wollte doch die Fantasie aufführen, vielleicht nicht in solch einem Gedächtniskonzert, sondern einfach so während ich noch auf der Schule bin: Welche Möglichkeiten gäbe es da, die ich verfolgen könnte, um doch die Fantasie komplett aufzuführen? Ich könnte mich theoretisch an das Stadtorchester oder an das Jugendsinfonieorchester der städtischen Musikschule hier widmen und sie fragen, ob es möglich wäre.

Lieber Christian,

vielen Dank abermals für deinen offenen und schönen post!!! Jetzt kann ich dich noch besser verstehen!

Ich persönlich finde Gomez' Idee auch ganz toll!!! Wenn du das Stück nun wirklich aufführen willst, bleibt dir m.E. wirklich nur der von dir selbst beschriebene Weg (Fettdruck Zitat). Eine andere Möglichkeit fällt mir auch nicht ein, denn es ist auch für Profis schwer bis kaum möglich, an Orchester zu kommen, die sie begleiten. Du müsstest auch vermutlich einen musikalisch federführenden Erwachsenen (Dirigent, Klavierlehrer, Musikschulleiter .......) finden, der dich in deinem Vorhaben unterstützt.

Ganz liebe Grüße und ein schönes Neues Jahr, das dir das bringt, was du dir wünschst und was du brauchst!!!

chiarina
 

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