Anatol Ugorski verstorben

Ich hatte vor vielen Jahren die Gelegenheit ihn ein wenig kennenzulernen und konnte bei einigen seiner Unterrichtsstunden zuhören.
Insbesondere in Erinnerung geblieben ist mir, wie viel er dabei über die Musik gesprochen hat - und das mit einem Wortschatz, der wenn überhaupt nur den wenigsten deutschsprachigen Muttersprachlern vorbehalten ist. Das alles war gepaart mit viel Wortwitz.
Über sein phänomenales Klavierspiel brauche ich hier keine Worte zu verlieren, das ist - wenn auch nur für die letzten Jahrzente - hinreichend dokumentiert.

RIP
 
Ein hoch intelligenter Pianist. Seine Einspielung von Messiaens „Catalogue des oiseaux“ ist phänomenal, ebenso sein Interpretation der op. 11 und der Diabelli-Variationen. Nach dem anfänglichen Hype seiner „Entdeckung“ im „freien Westen“ ist es um ihn leider auch sehr schnell wieder still geworden. Die Deutsche Grammophon hat ihn regelrecht fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Ugorski war keine Rampensau, und er wollte sich nicht inSchubladen stecken lassen. Sein Unterricht an der Detmolder Hochschule war legendär: Klaviermusik war für ihn Teil der europäischen Geistesgeschichte, und das versuchte er auch seinen Studenten zu vermitteln. Er wußte besser über die europäische Literatur Bescheid als manch ein Germanistik- oder Romanistikprofessor. Der Unterricht bei ihm war immer ein Gewinn, selbst wenn man nur stiller Zuhörer war.
 
Ich habe (und werde) die Unterrichtsstunden bei ihm mein Leben lang in Erinnerung behalten. Sowohl als Schülerin als auch später als Gastzuhörerin.
Alles Gute im Musikerhimmel, Anatoly Zalmanovitsch.
 
Seine Tochter Dina Ugorskaja ist übrigens vor fast genau 3 Jahren gestorben.
 

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