Altes (wunderschönes) Liegnitz Klavier - Suche nach Information

Es geht doch darum, dass es Menschen gibt, die gerne auf einem Oberdämpfer-Klavier spielen. Sie mögen den warmen Klang und oft auch die Optik des Gehäuses. Wenn man zu solch Klavieren gerufen wird, sie zu warten und zu stimmen, dann muss der Fachmann in der Lage sein das zu tun.

Der Kunde X will sich kein Y - Plastiklackhochglanzklavier ins Haus nehmen, das noch dazu in seinen Ohren hart und blechern klingt. Weder um sich ein paar Euro zu sparen, noch, weil ein Fachmann, der Oberdämpfer-Klaviere allgemein miese macht es am liebsten so will.

Ob ein Oberdämpfer Klavier wertlos ist, entscheidet einzig alleine der Besitzer dieses Klaviers. Handelswert haben sie nicht, aber es geht dem Kunden nicht ums Handeln. So einfach ist das. Wenn man gefragt wird, ist es OK darüber zu diskutieren, und das obige Klavier des TE hat seine besten Jahre hinter sich. Da ratet bestimmt jeder Fachmann ab es zu richten.

Es gibt jedoch eine Ausnahme! Was, wenn es das einzige Familienerbstück der Urgroßmutter ist? Es existiert sonst nichts mehr von dieser Generation - weder das Haus noch irgendein anderes Erinnerungsstück, ja nichtmal mehr ein Ring - höchstens ein verbogenes kleines Schwarz/Weiß Foto und ein paar Erzählungen vom Großvater... In so einem Falle würde ich sogar so dieses Klavier richten!

LG
Michael
 
Es gibt durchaus super Oberdämpfer. Ich hab in der Kundschaft ein Blüthner OD dem man es weder von außen ansieht noch es beim ersten spielen bemerkt oder hört. Ich selber hatte mich gewundert, als ich das erste mal dort war und es dann aufgemacht habe.

Momentan habe ich eine OD Inzahlungnahme im Laden, die auch beachtlich ist. Dämpft auffallend gut, sind allerdings vermutlich vor etlichen jahren (Jahrzehnten?) mal neue Dämpfungsfilze drauf gekommen. Marke Dreinhöfer, hatte ich vorher noch nie gehört.
 
Ob ein Oberdämpfer Klavier wertlos ist, entscheidet einzig alleine der Besitzer dieses Klaviers.

Das will ich meinen! Zwar gibt es traurigerweise Instrumente welche verzeitet sind, und eine Wiederherstellung den Kosten eines neuen Meisterklasseinstrumentes bei weitem übersteigen, jedoch ist dies die Entscheidung des Kunden. Es gibt nun mal Kunden für die der ideelle Wert des Instrumentes im Vordergrund steht, sie wollen mit dem Instrument nicht handeln, sondern nur daß es wieder so gut wie möglich hergestellt wird - dabei ist es unwesentlich ob es sich um einen geradsaitigen OD von 1870 oder um ein Lindner Klavier mit Plastikmechanik von 1970 handelt - der Kunde möchte in erster Linie das Instrument wieder hergestellt wissen, sofern der Kunde bereit ist für die entstehenden Kosten aufzukommen sehe ich überhaupt keinen Grund ein noch so "unwirtschaftliches" Unterfangen zurück zuweisen.....naja, aber wir sind halt Handwerker, keine Krämer :D :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
dabei ist es unwesentlich ob es sich um einen geradsaitigen OD von 1870 oder um ein Lindner Klavier mit Plastikmechanik von 1970 handelt - der Kunde möchte in erster Linie das Instrument wieder hergestellt wissen, sofern der Kunde bereit ist für die entstehenden Kosten aufzukommen sehe ich überhaupt keinen Grund ein noch so "unwirtschaftliches" Unterfangen zurück zuweisen.....naja, aber wir sind halt Handwerker, keine Krämer :D :D :D :D

Viele Grüße

Styx

Wie schon gesagt Styx, Du kannst natürlich alle Arbeiten annehmen die Dir Kohle bringen - ich verweise meine Anfragen diesbezüglich gerne an Dich weiter.
Ein Kunde darf aber auch erwarten daß man Arbeiten an z.B. Deinem zitierten Lindner-Klavier ablehnt weil das rausgeworfenes Geld ist - auch das ist die Aufgabe eines Handwerkers.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wie schon gesagt Styx, Du kannst natürlich alle Arbeiten annehmen die Dir Kohle bringen - ich verweise meine Anfragen diesbezüglich gerne an Dich weiter.
Ein Kunde darf aber auch erwarten daß man Arbeiten an z.B. Deinem zitierten Lindner-Klavier ablehnt weil das rausgeworfenes Geld ist - auch das ist die Aufgabe eines Handwerkers.

Tja, da sieht man's wieder: des Menschen Wille ist sein Himmelreich...

...und während Klavierbauermeister's Himmelreich im Ablehnen von Aufträgen besteht, wäre ich z.B. durchaus bereit, überdurchschnittlich viel Geld in die Wiederherstellung jenes mittlerweile über 100 Jahre alten Flügels zu investieren (= rauszuwerfen), auf dem meine Großmutter, meine Mutter und zuletzt vor über 50 Jahren auch ich Klavierspielen gelernt haben - wenn er denn bloß aufzutreiben wäre!

Ich frage mich, wenn dem Kunden bewußt ist, auf was er sich da einläßt, muß man ihn dann unbedingt daran hindern?

MfG

Wolfgang
 
Wie schon gesagt Styx, Du kannst natürlich alle Arbeiten annehmen die Dir Kohle bringen - ich verweise meine Anfragen diesbezüglich gerne an Dich weiter.
Ein Kunde darf aber auch erwarten daß man Arbeiten an z.B. Deinem zitierten Lindner-Klavier ablehnt weil das rausgeworfenes Geld ist - auch das ist die Aufgabe eines Handwerkers.
Hallo Klavierbauermeister,

Nochmal: "rausgeworfen" ist Geld nur, wenn die Arbeiten nicht zur Zufriedenheit des Kunden durchgeführt werden.
Redest Du von rausgeworfener Kohle, dann gilt das im Umkehrschluss für ein Yamaha aus Deinem Laden genauso, wenn der Kunde nicht zufrieden ist und das Klavier nicht das tut, was er sich um das Geld vorgestellt hat. Das ist das Kriterium! Ich weiß, dass Du das weißt - und bestimmt kümmerst Du Dich darum, dass der Kunde zufrieden gestellt wird. Weiß ich aus eigener Erfahrung mit Dir. Nun tu nicht so, als ob andere das nicht auch machen (sich um die Zufriedenheit des Kunden bemühen) Ich betreue Kunden, die schon vor 10 Jahren abgewiesen wurden, weil "da lohnt nichts mehr" zu ihnen gesagt wurde. Danach haben sie mich gerufen und seither spielen sie auf dem Klavier ohne dass das Klavier auseinander gefallen ist oder die Instandhaltung mehr Geld gekostet hätte als ein Neues. Unterstelle nicht, dass Klavierspieler, wenn sie zu jemanden gehen, der die Arbeit durch führt, also sein Schätzchen spielfertig macht, sein Geld hinaus wirft. Er wirft es nicht Dir zu, aber er hat ein Klavier, mit dem er gut zurecht kommt, mit dem er gerne musiziert.

Übrigens, Styx - Du kennst noch Lindner Klaviere, die spielen??? :confused: ...oder war das eher als simples Beispiel aus der Luft gegriffen...

LG
Michael
 
Ich weiß jetzt nicht was Dein Flügel mit einem schrottigen Lindner-Klavier zu tun hat?
Aber es zeugt viel mehr von der hier ach so beschworenen Handwerkerehre auch mal Aufträge abzulehnen als jeden Mist anzunehmen.
Das bedeutet ja nicht daß der Kunde nicht das bekommt was er will - aber halt von einem anderen Handwerker .
 
Übrigens, Styx - Du kennst noch Lindner Klaviere, die spielen??? :confused: ...oder war das eher als simples Beispiel aus der Luft gegriffen...

Ich hatte mal eines zu Berliner Zeiten, welches inzwischen wieder spielt - die Mechanikteile durch Holz zu ersetzen erweis sich als schwierig und nicht sinnvoll, ich hab die Teile dann in Akryl nachgegossen und bearbeitet, das war die preiswerteste Alternative und trotzalledem vom wirtschaftlichen Standpunkt eines Krämers nicht lohnend. Die letzte Rückmeldung des Kunden hatte ich vor etwa 4 Jahren - es spielte noch. Gut, ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen wie lange diese Akrylgußteile halten werden, 10 Jahre haben sie allerdings immerhin schon mal gehalten. Klar, sinnvoller wäre es die ganze Konstruktion zu ändern und eine ganz normale Holzmechanik so wie ganz gewöhnliche Holztasten dann einzubauen - da kann ich dann aber auch gleich fast ein neues Klavier bauen...in diesem Falle hätte ich den Kunden auch an einen Klavierbaumeister weitergegeben wenn jener Kunde das Geld für den Umbau hätte ausgeben wollen - nicht weil ich ned mag, sondern weil ich solche Arbeiten einfach nicht gut genug ausführen könnte.

Viele Grüße

Styx
 

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