Alter Anfänger holpert vor sich hin

  • Ersteller des Themas Erdferkel
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Ehrlich gesagt, fühlte ich mich etwas verklappst, als ich Dein Gesamtwerk las. Was willste eigentlich? Angeben?
:-) Nein, wenn Du mein Klavierspiel kennen würdest, wüsstest Du, dass man damit bestimmt nicht angeben will. Und verklappsen will ich natürlich auch niemanden. Tut mir leid, dass ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich entschuldige mich dafür.

Ich wollte eigentlich wirklich nur wissen, wie man so einen Kommentar von dem Musiklehrer einzuordnen hat und wie man dem Geholpere eventuell entgegensteuern kann. Das ist nun auch schon ausreichend beantwortet.
Da dieser Thread aber sowieso schon etwas in diese Richtung gelaufen ist, würde mich noch interessieren, was an diesen Mendelssohn-Stücken für den Anfang so falsch ist? Hatte das eigentlich als ideal angesehen, weil die Stücke
1. kurz sind,
2. viele Wiederholungen haben,
3. eher mäßig im Tempo sind und
4. gut klingen.
 
zu 1. kurz heißt doch nicht automatisch frei von technischen Hürden?
zu 2. Wiederholungen heißt doch nicht, dass man die technischen Hürden nicht trotzdem überwinden muss
zu 3. langsam heißt nicht automatisch leicht
zu 4. jeder will am liebsten was toll klingendes spielen, aber die gleichung je toller desto schwieriger stimmt leider meistens so pi mal daumen. aber nicht immer. es gibt sogar stücke, die nach mehr klingen, als ihre noten suggerieren. auch für anfänger

aber auf diese kriterien bezogen, frag ich mich, ob wir die gleichen stücke meinen?
dieser kollege hier auf tube liefert netterweise die noten zum mitverfolgen gleich mit:

Op 30 No 1

Op 30 No 3

Op 30 No 6

ich finde diese stücke weder kurz, noch durchweg langsam.
gut klingend allerdings schon :D

nur käm ich mit vergleichsweisen 3 Monaten Klavierunterricht nicht im Ansatz auf die Idee, sie spielen zu wollen. oder doch, wollen schon, aber ich persönlich weiß, ich bin noch nicht so weit.

Also wenn Du sie HALBWEGS hinbekommst, gebührt Dir dafür schon Respekt ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Akkorde in 30/3 sind für uns Anfänger aber auch extrem schwer zu greifen. Mit den letzten beiden halben Noten-Akkorden in der rechten Hand, bzw. dem Wechsel von e-g-ais-cis nach dis-fis-h-gis, habe ich nach wie vor meine Probleme, obwohl ich diese Stelle myriadenfach geübt habe. Wie benutzt Du denn das Pedal an dieser Stelle? Lässt Du das vor besagten halben Noten kurz los? Wie macht man das am besten?

30/1 und 30/6 sind etwas einfacher zu greifen.

Zum Pedal: Die Stelle besteht aus 2 x 4 Akkorden, und bei jedem braucht man das Pedal. Ich versuche hier ein "Rezept" zu geben:

- ersten Akkord anschlagen - sobald er klingt (es geht um Bruchteile einer Sekunde!) Pedal ganz treten und getreten halten
- nächsten Akkord anschlagen (auf Fingerlegato achten!), dabei praktisch gleichzeitig das Pedal loslassen, sodaß alle nicht gespielten Töne abgedämpft werden und sofort wieder ganz treten

So verfährt man mit allen Akkorden.
Ziel ist es, das Pedal früh genug loszulassen, damit keine Töne ungewollt weiterklingen, aber spät genug zu treten, daß zwischen den Akkorden kein "Loch" entsteht, in dem gar kein Ton klingt.

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen.

Neugierig wäre ich allerdings auf eine Aufnahme dieses Stückes von Dir, weil der richtige Einsatz des Pedals nicht nur an dieser Stelle, sondern vom ersten Ton an immens wichtig ist!

MfG

Wolfgang
 
Hallo Sookie,

da das hier die Anfänger-Rubrik ist, war ich davon ausgegangen, dass die Ansprüche entsprechend niedrig sind. Wenn man meine Fähigkeiten realistisch einschätzen würde, käme man unter Berücksichtigung des Aufwands, den ich betreibe, wohl zu dem Ergebnis, dass ich spiele wie ein Anfänger mit 5 Monaten Klavier-Erfahrung, nicht besser und nicht schlechter.

Wenn ich hier also schreibe, dass ich dieses oder jenes Stück spielen kann, dann heißt das bestenfalls, dass ich die Griffe verinnerlicht habe. Vom flüssigen dynamischen und fehlerfreien Spiel bin ich natürlich noch meilenweit entfernt. Und zum Angeben müsste man noch besser sein. Deshalb habe ich ja auch im ersten Beitrag sinngemäß erwähnt, dass es mein Ziel ist, das in 4/5 Jahren hinzubekommen. Schön zu spielen, nicht anzugeben!

Der Kommentar, dass man das in meinem Alter nicht mehr hinbekommen kann, hat mich einfach stark verunsichert.

Mit den technischen Hürden muss ich sagen, dass das stimmt. Das ist mir wegen meiner fehlenden Erfahrung erst beim Üben klar geworden. Allerdings gehen die Stücke fast durchweg ohne wechselnde Techniken in einem Rutsch durch. Sobald man die technische Hürde überwunden hat, hat man es daher schon fast geschafft. Dann muss man sich nur noch in Fleißarbeit die Griffe aneignen und schön spielen. Am schön spielen muss man wahrscheinlich sehr lange arbeiten.
Sehr vorteilhaft finde ich es auch, wenn wie in meinen Noten, der Fingersatz fast überall angegeben ist. Damit spare ich mir mühseliges herumprobieren. Das war auch ein Grund, warum ich diese Stücke gewählt habe. Vielleicht nehme ich aber doch irgendwann einmal Unterricht.
 
Ich bin ja froh, dass mir meine Einlassung nicht übelgenommen wurde und mir jemand - Sookie - zustimmen konnte. Finde es ja gut, dass es im Forum so konstruktiv zugeht, deshalb hier auch noch ein kleiner Beitrag zum Thema: ich glaube, ich habe etwas "allergisch" reagiert, weil ein zu hoher Anspruch einem recht bald das Selbstwertgefühl, die Motivation und den Spaß an der Sache verderben kann, sich wohl fast jeder damit mal herumplagen muss und Spaßverderben/Selbstwertverlust soll nun nicht passieren. Schlimm natürlich auch, wenn es von außen ("Musiklehrer") kommt. Aber der größte "Feind" sitzt meist selbst vorm Klavier.... Prinzipiell sollte man schon spielen, was man schön findet und ruhig ehrgeizig sein, aber Deine Angaben, Erdferkel, haben mich schon etwas "upset" gemacht. Lass es ruhig angehen; wie Du richtig erkannt hast, bedeutet "schön spielen", d.h. die musikalische Ausgestaltung eines Stückes, viel Zeit und (Detail-)Arbeit. Oft steckt die Tücke dort, wo man sie als Anfänger u.U. nicht mal entdeckt, z.B. in den beiden mit der rechten Hand zu spielenden Stimmen, was sich häufig bei Mendelssohn oder auch Schumann in den sog. leichten Stücken findet, die aber nicht wirklich leicht sind. Ideal finde ich eine Mischung aus wirklich (!) kleinen Stückchen (da gibt es einige gute Anthologien mit Original-Stücken aus der Romantik z.B., die evtl. was für Dich wären, Erdferkel, da ist eines oft höchstens eine Seite lang) oder Etüden und dann ein "größeres Vorhaben", an dem unsereins Klaviersterblicher dann auch schon mal einige Monate, je nach Schwierigkeitsgrad auch ein Jahr arbeiten kann. Mit gelegentlichen Klavierstunden nach Bedarf (so halte ich es) kann man entdecken, WAS man da in einem Jahr alles so an einem Stück erarbeiten kann, das ist echt faszinierend. Zum "Altersproblem": ich bin 46 Jahre alt und habe in meiner Jugend ca. 3 1/2 Jahre Klavierunterricht gehabt, dann 28 Jahre (!) pausiert und wieder losgelegt. Das war zu meinem positiven Erstaunen kein sonderliches Problem, will man nicht auf die Bühne und konzertieren. Am Gehirn wirds auf keinen Fall liegen, eher muss man sicher ordentlich die Finger in Bewegung bringen. Ich selbst habe überdies den Eindruck, dass der Zugewinn an Reife dem Zugang zu der Musik, der Übedisziplin sowie den Übestrategien absolut entgegenkommt. Da ich sehr gerne Mendelssohn, Brahms, Schumann, Debussy spiele (die sog. leichteren Sachen) und so manche Tücke entdeckt habe, habe ich so kritisch reagiert, weil mir das Anliegen in Anbetracht der 5 Monate doch merkwürdig vorkam. Viel Spaß beim Weiterüben.
 
Die Akkorde in 30/3 sind für uns Anfänger aber auch extrem schwer zu greifen. Mit den letzten beiden halben Noten-Akkorden in der rechten Hand, bzw. dem Wechsel von e-g-ais-cis nach dis-fis-h-gis, habe ich nach wie vor meine Probleme...

Ja, die Anfänger haben es schon schwer. Wenn man bedenkt, dass die meisten Anfänger nach einigen Monaten gerade mal den Fünftonraum verlassen... :rolleyes:

Ich kommentiere das jetzt mal nicht weiter.
 
Ja, die Anfänger haben es schon schwer. Wenn man bedenkt, dass die meisten Anfänger nach einigen Monaten gerade mal den Fünftonraum verlassen...

Aber auch nur als Ausflug. Ich zumindest. Aber dafür läßt das holpern merklich nach. Manchmal geht es sogar schon ganz ohne. Und ich kann auf meinen fünf Tönen mit meinen bescheidenen Interpretationsmöglichkeiten experimentieren, das macht so richtig Spass.
 
Ich bin ja froh, dass mir meine Einlassung nicht übelgenommen wurde
Als ich mir meine Beiträge nochmal durchgelesen habe, konnte ich mir sehr gut vorstellen, was ein Leser, der mich nicht kennt, für eine Vorstellung bekommt, wenn er sowas liest. Deshalb kann ich Dir da gar nichts übel nehmen.

Oft steckt die Tücke dort, wo man sie als Anfänger u.U. nicht mal entdeckt, z.B. in den beiden mit der rechten Hand zu spielenden Stimmen
Genau das habe ich mittlerweile gemerkt. Ausgerechnet die äußeren schwachen Finger müssen die Hauptmelodie spielen.

Am Gehirn wirds auf keinen Fall liegen, eher muss man sicher ordentlich die Finger in Bewegung bringen.
Das ist doch schon mal gut zu wissen.


Wünsche ich Dir auch ganz besonders und allen anderen, die mir so hilfreich zur Seite stehen. Vielen Dank!

@daedalus52: Ich glaube schon, dass ich Deine Ausführungen zur Pedal-Benutzung verstanden habe. Aber vermutlich ist das für mich noch viel zu ambitioniert. Werde es trotzdem so versuchen. Ich bleib auf jeden Fall am Ball.
 
Als ich mir meine Beiträge nochmal durchgelesen habe, konnte ich mir sehr gut vorstellen, was ein Leser, der mich nicht kennt, für eine Vorstellung bekommt, wenn er sowas liest. Deshalb kann ich Dir da gar nichts übel nehmen.

Hi!

Nachdem ich mir die (sehr schönen) Stücke gerade angehört bzw. sie auf YT gesehen habe ...... klar das wundert definitiv nichts wenn sich einem ungläubige Gedanken aufdrängen. Nach 2 Monaten bleiben mir noch 3 weitere für diese Stücke. Trotz min. 1 Stunde am Tag, musikalischer Vorbildung würde ich vielleicht in 2011/12 beginnen daran zu denken.

Vielleicht kannst Du ja, um einen Eindruck zu erhalten, eine Aufnahme einstellen auf die Gefahr hin das ich die Motorsäge hole und Seiler-Brennholz produziere... :-)

Viele Grüße, Peter
 
Oh, der Winter ist doch schon so gut wie vorbei. Da braucht man kein Brennholz mehr. Vielleicht lade ich irgendwann mal was hoch, wenn ich soweit bin.

Bezüglich meines Alters-Problems habe ich mich übrigens wieder etwas beruhigt, nachdem mir klar wurde, dass Mendelssohn diese Stücke in einem für seine Verhältnisse auch nicht mehr so jungen Alter komponiert hat. Als er es niederschrieb, war er immerhin schon 24 Jahre alt. ;-)
 

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