Alleine spielen: Wunderbar - mit Zuhörern: Katastrophe

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Play

Guest
Hallo,

ich hatte gerade Besuch von einer Freundin und wollte ihr etwas vorspielen und obwohl ich das Stück eigentlich kann und schon oft gespielt hab, klappte gar nichts. Verspielt, Blackouts, Abbrüche ... Katastrophe.
Ich ärger mich dann immer, weil ich es doch kann! Und das möchte ich natürlich auch zeigen. Was würde ich darum geben, auch unter Publikum "gut" - zumindest so gut es meine Fähigkeiten nach einem Jahr (solange spiele ich ja) zulassen - zu spielen. Ich bin auch eigentlich nicht schüchtern und Lampenfieber hab ich eigentlich auch nicht (zumindest in anderen Bereichen). Ich fotografiere professionell, hatte Austellungen, haben Vorträge und Ansprachen gehalten, Wettbewerbe juriert, mit sovielen unterschiedlichen Leuten zu tun gehabt, gereist, unbekannte Situationen usw usw. Ich hätte kein Problem mich unvorbereitet vor 1000 Leute zu stellen und denen irgendwas zu erzählen oder zu zeigen. Nur daheim ... im Wohnzimmer ... am Klavier ... da geht nicht viel, wenn irgendwer dabei ist. Es ist sogar so, dass ich nichtmal die Tasten weiß, mit denen das Stück nun los geht ...

Gibt es nicht irgendwelche Methoden? Ich habe schon an Meditation gedacht, Hypnose oder dergleichen :rolleyes: Ich mein, wenn ich alleine bin klappt es doch auch (wenn auch nicht 100% fehlerfrei). Für mich ist es momentan absolut undenkbar irgendwann ein kleines Konzert zu geben, nicht weil ich es dann vom spieltechnischen Können nicht könnte, sondern eben wegen dieser Aussetzer.

:(
 
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Ich habe bei mir folgende Beobachtung gemacht:
Zuhause kann ich ein Stück gut spielen. Im Vorspiel vor ein paar Freunden klappt vieles nicht.

Warum das so ist, liegt für mich auf der Hand: Zuhause kann ich das Stück genausowenig wie im Vorspiel. Nur bin ich daheim natürlich wesentlich weniger kritisch zu mir, Verspieler verzeihe mir selbstverständlich und wenn eine Stelle eben erst beim 2.Anlauf klappt, seh ich das als Erfolg an.
Beim Vorspiel wechselt meine eigene Bewertung meines Spiels radikal, so dass ich den Eindruck habe, nun viel schlechter zu spielen. (Ein bisschen schlechter mag es wegen Aufregung etc. auch sein, aber das ist denke ich vernachlässigbar)

Geht es auch anderen so wie mir? Könnte das auch deine Not erklären, Play?

lg marcus
 
Mir ging es einige Zeit ähnlich: sobald jemand zuhörte, ging gar nix mehr. Und je mehr Fehler ich machte, desto peinlicher war mir das, und blitzartig habe ich aufgehört zu spielen.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich eher was getraut habe. Vielleicht braucht man ein Stück Klaviererfahrung. Bin ja selbst erst gut ein Jahr dabei. Es wird langsam besser. Allerdings weiß ich nicht, wie es z.B. bei völlig fremden Menschen wäre. Oder gar wenn es viele Leute wären. Vermutlich hätte ich da auch nur Blackout und Blockade.
Bleib dran, versuch es immer wieder. Wahrscheinlich kommt es nach und nach wie von selbst.
Habe mal als Tipp gelesen, man solle sich vorstellen, man gebe ein Konzert. Also z.B. entsprechende Kleidung, Kerzen anzünden oder sowas, sich gedanklich in ein Vorspiel vor anderen hineindenken. So könne man lernen, mit der Nervosität umzugehen.
 
Ich muss meinen Vorrednern zustimmen. Ubiks Tipps, das Stück wirklich, wirklich gut zu lernen, ist enorm wichtig. Das Problem beim Vorspielen ist eben oft, dass man sich ablenken lässt und sich nicht vollkommen von der Musik tragen lässt. Und wenn man dann plötzlich überlegt, was man da spielt und merkt, dass man das Stück nie wirklich von allen Seiten auswendig gelernt und analysiert hat, gibt's ein Blackout.

marcus' Tipps würde ich ebenfalls beherzigen: Einfach regelmäßig Stücke ernsthaft "performen". Durchspielen, wie bei einem Vorspiel, keine Passage dreimal angehen, über Fehler hinwegspielen, kein Üben, sich von der Musik tragen lassen und sich absolut darauf einlassen.

Die Analyse und das ausführliche Studieren ist die Vorarbeit. Dazwischen immer wieder probieren, einfach nur zu spielen, die Musik zu gestalten, zu musizieren. Und sobald alles gelernt ist, einfach weiter das Vorspielen üben, über Fehler hinwegspielen und so weiter - wenn da z.B. Gedächtnislücken auftreten, kannst du bewusst daran arbeiten und somit alle Lücken nach und nach schließen. Ich würde übrigens schon sagen, dass so eine imaginäre Situation (falls man es so nennen will - halt ein Vorspiel ohne Zuhörer) bereits einen Ansatz dessen erfühlen lässt, was man bei einem richtigen Vorspiel fühlt - weil man einfach weiterspielen muss und keine Sicherheit à la "Wenn eine Passage nicht klappt, spiele ich sie eben noch ein paar Mal" mehr bietet.

Falls du Unterricht hast: Vielleicht veranstaltet dein Lehrer Schülerkonzerte? Eine perfekte Möglichkeit, das Vorspielen anhand kleinerer Stücke, die ihr vermutlich eh sorgsam studiert habt, zu üben.

Ich wünsche weiterhin viel Erfolg und mach dir keine Sorgen, mit der Zeit kommt da ein gewisses Gefühl der Sicherheit, sobald die ersten Erfolgserlebnisse hervorgetreten sind. :)
 
Ja, vielleicht war es wirklich die Situation. Wiegesagt, ich hatte Besuch, man hat zusammen Kaffee und Kuchen getrunken, sich unterhalten, der Gast hat eine Zigarette geraucht, ich habe mitgeraucht obwohl ich nicht rauche sondern nur ganz selten ... dann sind wie halt rüber gegangen ins Wohnzimmer und dann wollte ich spielen. Ganz locker aus der Situation heraus. Die Besucherin saß direkt hinter mir auf dem Sofa, sodass ich sie nicht sehen konnte, und mir schien es, als lauere sie da nur.

Wahrscheinlich funktioniert es nicht so. Dass man vorher wirklich Ruhe braucht.
Sicherlich wäre es viel besser gelaufen, wenn ich vorher 10 Minuten vorher alleine rübergegangen wäre, um mich alle in Stille zu "sammeln". Und nicht direkt vom Kuchentisch aus irgendwelchen Konversationen rüber ans Klavier. Auf jeden Fall sitzt das Publikum sitzt in Zukunft nicht mehr direkt hinter mir. Vorspiele hatte ich (natürlich) noch keine und ich spiele auch erst seit einem Jahr. Wiegesagt, hin und wieder vor Freunden und Bekannten, was immer relativ mies war und meist aus einer Situation heraus.

Das Stück kann ich auf jeden Fall auswendig. Allerdings hakt es manchmal ... und vieles ist aus dem Handgedächtnis heraus. Die Noten jetzt aus dem Kopf aufschreiben könnte ich wohl nicht. Das Stück verstehen? Wohl noch nicht ganz. Allerdings habe ich ja jetzt eine neue Klavierleherin, die mehr Wert auf Theorie legt.

Schülerkonzerte? Ja, das meine Lehrerin macht schon Schülervorspiele, unter anderem bei Bechstein und in einem kleinen Konzertsaal der Musikhochschule wo sie neben ihrem Privatunterricht unterrichtet. Sie hat aber - soweit ich weiß - nur Kinder oder Jugendliche als Schüler. Ich käme mir mit 27 Jahren etwas doof vor, wenn ich zwischen Kindern auftreten soll. So nach dem Motto "Und jetzt kommt der kleine Martin".
 
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Wahrscheinlich funktioniert es nicht so. Dass man vorher wirklich Ruhe braucht.
Sicherlich wäre es viel besser gelaufen, wenn ich vorher 10 Minuten vorher alleine rübergegangen wäre, um mich alle in Stille zu "sammeln". Und nicht direkt vom Kuchentisch aus irgendwelchen Konversationen rüber ans Klavier. Auf jeden Fall sitzt das Publikum sitzt in Zukunft nicht mehr direkt hinter mir. Vorspiele hatte ich (natürlich) noch keine und ich spiele auch erst seit einem Jahr. Wiegesagt, hin und wieder vor Freunden und Bekannten, was immer relativ mies war und meist aus einer Situation heraus.

Da frage ich mich manchmal (gerade in Bezug auf die etwas... wissenschaftlicheren Methoden des pianostreet.com-Forums) wie weit der mentale Faktor eine Rolle spielt, wenn man einfach nur etwas vorspielen möchte. Natürlich ist für einen hervorragenden Vortrag eine exzellente psychische Verfassung unabdingbar. Aber das einfache "Abrufen der motorischen Bewegungen" (so unkünstlerisch es klingen mag) sollte einem meiner Meinung nach auch so gelingen (was nicht heißen soll, dass der Vortrag mechanisch klänge) - das ist jetzt nicht gegen dich gerichtet, ich überlege nur allgemein ein wenig. ;)

Schülerkonzerte? Ja, das meine Lehrerin macht schon Schülervorspiele, unter anderem bei Bechstein und in einem kleinen Konzertsaal der Musikhochschule wo sie neben ihrem Privatunterricht unterrichtet. Sie hat aber - soweit ich weiß - nur Kinder oder Jugendliche als Schüler. Ich käme mir mit 27 Jahren etwas doof vor, wenn ich zwischen Kindern auftreten soll. So nach dem Motto "Und jetzt kommt der kleine Martin".

Ich würde es jedem Menschen raten und auch du kannst es dir vor Augen führen (und ich glaube, so langsam nimmt mein Kopf diese Vorstellung auch an :rolleyes:): Man lebt nur dieses Leben. Setze dir keine Begrenzungen bei dem, was du erreichen kannst, sondern arbeite einfach darauf hin. Selbst wenn es für manche komisch wäre, wenn ein Siebzigjähriger auf einem Kinderkonzert auftreten würde. Wenn er im Nachhinein merken würde, dass es ihm viel Spaß gemacht hat und er im Laufe einiger Vorspiele bemerkt, dass er sich immer sicherer fühlt - dann war das garantiert keine falsche Entscheidung.

Weniger an die anderen denken. Keine Anstiftung zum reinen Egoismus, aber die Meinung der anderen ignorieren oder ausblenden zu können ist bestimmt nicht immer falsch, wenn man für sich selber einen Vorteil davon hat - egal, wie andere darüber denken. Abgesehen davon: Könnte doch auch absolut positiv enden. ;)

Nur falls du absolut dagegen bist, würde ich es lassen - denn sonst könnte eine schlechte Vorahnung sich in eine negative Erfahrung ummünzen und das wäre für die Psyche wirklich nicht gut. Aber andernfalls: Probieren, einfach probieren. Das Leben ist zu kurz, um nicht ein wenig auf seine eigenen Ziele hinzuarbeiten. :)
 
Play, unabhängig von den berechtigten kommentaren, darf ich dich beruhigen. es hört nie auf, aber es wird definitiv besser. vor einem halben jahr habe ich beim häuslichen (!!!) vorspiel die krise bekommen (fingerflattern, blackout, etc).
es bessert sich. du musst das einfach trainieren. spiel den nachbarskindern vor und steigere dich im anspruch der zuhörer.

der platz hinter dir ist übrigens besser als seitlich im blickwinkel. die zuhörer hinter dir kannst du mit etwas training vergessen - die an der seite nicht!

am wochenende hatte ich einen kunden aus den usa, der auf vorspiel bestand. war natürlich kläglich im vergleich zu normal. danach hat meine tochter prima gespielt. der ami saß in meinem rücken und hat mir später gesagt, dass ich (von hinten) steif und unkonzentriert/fahrig wirkte (normalerweise swinge ich fast zuviel mit und krieche vor lauter konzentration und hingabe in die tastatur :D) - während meine tochter sich gesetzt hat, 3, 4, 5 sekunden "sammlung" und ... dann habe ihr rücken - noch vor den ersten tönen - gaaaanz leicht zu schwingen angefangen... das werde ich jetzt mal probieren.
 
Kenne dieses "Phänomen" sehr gut:rolleyes:

Meine Erfahrung:
1. Es legt sich mit der Zeit (etwas).
2. Wenn´s vor anderen nicht oder nicht gut klappt, kann man das Stück nicht
gut genug.
3. Erst wenn man´s vor anderen einigermaßen sicher ("95 %") spielen kann,
"sitzt" das Stück. (100 % wären natürlich besser....:D).
4. Locker und konzentriert bleiben/werden.
 
Hi,

nochwas von mir:

1.) Vorspielen/auftreten muss man auch üben

2.) Kalt Spielen üben
Spontan ans Klavier gehen und ein Stück spielen (das ist die Situation in der Realität)

3.) Sich selber Aufnehmen, wie bei einem Vorspiel. Möglichst Video, das erhöht den Druck.

4.) Spiele ausdenken
Wenn ich das Stück jetzt fehlerfrei spiele, dann belohne ich mich mit ...
(Gut Essen gehen, ein best. Buch kaufen, ..)

Wenn ich das Stück nicht fehlerfrei spiele, muss ich das oder das tun ...
(Abwaschen, Hof fegen, Staubsaugen, 10Euro Schein verbrennen, aber auch wirklich tun!)

5.) Das Stück in 3 Teile teilen und getrennt üben
Den 1. Teil so üben, dass man ihn im Schlaf (unter jeder Bedingung) kann.
Der Start muss funktionieren.

Den mittleren Teil so üben, dass man die Spannung/Konzentration nicht verliert.
Der Zuhörer sollte nicht einschlafen ;-)

Den letzten Teil (Schluss) so üben, dass er im Zuhörer am meisten Eindruck hinterlässt.
Der letzte Eindruck ist der wichtigste.

Gruß
 
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Hi,

mir fällt noch was wichtiges ein:

Man sollte nur Stücke vorspiele, die man auch gemeistert hat.

Klingt banal, ist es aber nicht.
"Gemeistert" bedeutet:

Man kann es ohne Anstrengung spielen.
Man kann an jeder Stelle beginnen.
Man kann es mental spielen.
Man kann es in einem höhreren Tempo (ohne Anstrengung) spielen. Ganz wichtig bei virtuosen Stücken!

...


Siehe auch:

Effortless Mastery von Kenny Werner

Inner Game of Music von W Timothy Gallwey

Gruß
 
Hi,
hast Du schon mal probiert, Dich selbst aufzunehmen?

Ich kann vor anderen auch überhaupt nicht spielen, das hat mir damals ,in grauer Vorzeit, schon bei meiner Klavierlehrerin immer wieder Probleme gemacht.
Da ich vor kurzem wieder angefangen habe zu spielen und ich jetzt sicher öfter mal gefragt werde, ob ich mal was vorspielen kann, habe ich mir überlegt, ob ich es erst einmal mit Selbstaufnahmen üben kann.
Selbst das dürfte bei mir schon zu einer ähnlichen Spannungssituation wie Vorspielen führen, wenn ich weiß, dass die Aufnahme läuft.

Das hätte außerdem noch den Vorteil, dass ich hinterher mal ernsthaft überprüfen kann, ob meine Selbstkritik beim Alleinespielen wirklich so herabgesetzt ist.

Die Tips, ein Stück von hinten her in- und auswendig zu lernen, finde ich auch gut. Meine Unsicherheit steigt zum Schluß oft nochmal gehörig an, weil ich die Stellen vielleicht beim Üben doch immer etwas vernachlässige. Außerdem habe ich beim Vorspielen schon öfter das Gefühl gehabt, als würde ich das Stück plötzlich zum ersten Mal spielen.

Grüße
 
Hallo,

danke für die Antworten bislang. Mir ist klar, dass "ein Stück spielen können" nicht gleichzusetzen ist mit "ein Stück gemeistert haben". Als ich sagte ich könnte es auswendig, meinte ich, dass ich es ohne Noten spielen kann und dass ich es beispielsweise nachsummen kann.
Was das Aufnehmen betrifft. Ich habe mir ein Aufnahmegerät von geliehen, dass ich aber wieder zurückgeben musste. Daher kam ich bislang dazu, nur ein Lied aufzunehmen, siehe hier.
Allerdings bekomme ich das Aufnahmegerät jetzt nächste Woche wieder, sodass ich neue Aufnahmen machen kann, was auch immer Spaß macht, weil man dann einen Überblick darüber hat, was man spielen kann und was man geschafft hat. Ich habe sogar überlegt mir das Zoom H2 zu kaufen, es dann aber wieder verworfen, weil ich eben dieses Gerät auch leihen kann. Ist ja auch nicht ganz billig, das Zoom H2 zu kaufen.

Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, nicht mehr vor Anderen zu spielen, wenn ich nicht vorbereitet bin, bzw. nicht mehr "mal so eben zwischendurch". Das ist kontraproduktiv - zumindest für einen Anfänger, der nicht so schnell zwischen lockerer Partykonversation und hochkonzentrierten Klavierspiel umschalten kann.

Übrigens, Glenn Gould mochte ja auch keine Livekonzerte oder überhaupt das Livespiel. Gould war ja ein großer Freund von Aufnahmen und hat sich zuletzt völlig zurückgezogen und nur noch Aufnahmen gemacht. Er meinte ja auch, dass in einer Aufnahme viel mehr Authentizität läge, als in einem Konzert, weil bei der Aufnahme der Künstler solange rumspielen kann, bis er genau das hat, was er will, somit das aufgenommen Lied dem Künstler näher kommt, als das Lied bei einem Liveauftritt vor Publikum, wo es dann vielleicht im Endeffekt - auch wenn man ein sehr guter Pianist sei - nicht so klingt und vorgetragen wird, wie es denn der Pianist gerne hätte.
 
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... habe ich noch gekonnt ...

Hallo,

viele meiner Schüler(innen) sagen mir nach der Klassenarbeit: "Ja daheim, da habe ich es noch gekonnt", ..., wirklich?, ....

ähnlich beim Klavier vortragen: "ja daheim....".

Wie sagt der Lateiner (war allerdings immer schlecht in Lateitn)?
Hic Rhodos, hic salta! :rolleyes:

Das Vorspiel ist die Stunde der Wahrheit, ich kann ein Stück erst, wenn ich es (einigermaßen) zufriedenstellend vortragen kann.

Sich in einen Elfenbeinturm vergraben und Aufnahmen machen ist das eine, ich bevorzuge das Spiel vor lebendigen Menschen. Dafür übe und arbeite ich.

Liebe Grüße

Walter
 
Hallo Play,
vom Zurückziehen ins stille Kämmerlein halte ich auch nicht viel, obwohl mir deine Problemchen mit dem Vorspielen sehr genau bekannt sind. Aber ich spiele ja, um die Welt da draussen mit ein bißchen Musik zu beglücken und zu verschönern. Ein schnödes Aufnahmegerät hat ja nix davon. Das hat ja nicht mal richtige Ohren!
Mit der Taktik, erst mal zu warten, bis man richtig gut spielen kann, steigerst du die "Angst", dich beim Vorspielen zu blamieren, noch viel mehr. Vergiss es!

Also meine Strategie, das Gefühl von "Jetzt bloß keine Fehler machen" in den Griff zu bekommen, ist ganz simpel: ich spiele so oft vor als möglich. Natürlich vor vertrauten Menschen, die mich immer loben:p. Und das schafft Routine. Damit fällt ein Großteil der Nervosität weg und siehe da, ich verspiele mich seltener, was mir Sicherheit gibt. Mit der Sicherheit noch weniger Nervosität, also noch sicherer usw. Deshalb mein Tipp: Ganz, ganz, ganz oft vorspielen. Und vielleicht die Stellen an denen man regelmäßig rausfliegt ruhig im Tempo etwas gedrosselt spielen. Das stört erstmal keinen Menschen und mit der Zeit wirds dann schon auch flüssig gehen. Ansonsten spielt man -das hab` ich an mir beobachtet- geradezu nur auf diese "schwierige Stelle" hin, wird sogar unkontrolliert schneller und steif und zuletzt greift dann das Gesetz der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Ach ja und noch ein Trick: wenn ich vorspielen möchte, aber mir noch unsicher bin und einfach keine Vorspielsituation aufkommen lassen will, dann frage ich immer, ob gerade einer meiner Mitbewohner Zeit hat unter dem Vorwand dies oder das anders, besser spielen zu wollen. Dann erkläre ich ein bißchen, worauf meine Hörerschaft horchen soll. Na und dann leg` ich los. Völlig entspannt, weil meine Hörer zwar hören, aber gleichzeitig mit mir an dem Stück arbeiten :D So sitzen wir in einem Boot und ich steh nicht im Rampenlicht.

Und was Glenn Gould betrifft: in Vielem mag er Vorbild sein. In Vielem aber auch nicht ;)

LG, Sesam
 
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Das größte Problem ist meiner Meinung nach, daß man seinen Anspruch automatisch hochschraubt, wenn man vorspielen will. Wenn man einfach drauflosspielt um mal zu erkunden, wie es vor Publikum klappt, fällt dieses Problem weg. Leider ist das enorm schwer.
 
Mir gehts in letzter Zeit häufig so, dass ich wunderschön vorspielen kann, wenn ich der Meinung bin, dass das Stück sowieso noch nicht ausgereift und vorspielbar ist.
Eben diese Situation heute: Mein KL: "Das war sehr schön. Das Stück ist fertig!" Ich ganz erstaunt: "Echt?"

Soll ich jedoch wirklich die Endfassung eines Stückes präsentieren, so spiel ich oft schlechter als in der Übephase. - Es ist zum Mäuse Melken:-(
 
Hi,

klar, in dem Fall hast du keine Erwartungshaltung, die dich unter Druck setzen kann.

Ein psychologischer Trick/Tip zu diesem Thema:

Das Stück nicht wg. den Zuhörern spielen, sondern nur um die Schönheit des Stücks erklingen zu lassen.

Also keine Erwartungshaltungen gegenüber irgendwelchen Zuhörern aufbauen, sondern nur die Konzentration auf den Inhalt/Musik des Stücks.
Das kann man natürlich auch üben, es wird am Anfang nicht sofort funktionieren.

Gruß
 
Ein psychologischer Trick/Tip zu diesem Thema:

Das Stück nicht wg. den Zuhörern spielen, sondern nur um die Schönheit des Stücks erklingen zu lassen.

Danke für den Tipp. Ich werds mal versuchen. Eigentlich wollt ich schon lange mal testen, obs mit einem Gläschen Rotwein direkt vor der Klavierstunde nicht besser geht... grins...
 

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