Akustikproblem mit Flügel im Wohnzimmer

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Marsupilami

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Hi,

seit einigen Wochen darf ich nach jahrelangem Digi-"Genuss" endlich einen kleinen Flügel mein Eigen nennen. Da wir derzeit das komplette Wohnzimmer neu einrichten, war selbiges zunächst sehr leer und ich hatte eine furchtbare Akustik, welche vor allem durch Hall bestimmt war. Inzwischen nimmt der Raum Gestalt an, im wesentlichen fehlen nur noch Details.

Die Akustik ist generell um Welten besser geworden, der Hall praktisch weg, sicherlich nicht zuletzt auch wegen der relativ schweren Akustikvorhänge, welche meine lange Fensterfront bedecken. Jedoch habe vor allem in der eingestrichenen Oktave (c' - c'') einige böse Resonanzfrequenzen. Auch wenn ich schnelle Läufe in diesem Bereich spiele, ist der Klang nicht differenziert.

Ich habe unter dem Flügel einen Teppich, daneben Polstermöbel, auf der anderen Seite wie gesagt Vorhänge. Ich vermute, dass das Problem mit der Decke zusammenhängt. Der Raum ist nicht wirklich hoch, zudem haben wir eine abgehängte Decke (Gipskarton) direkt über dem Flügel.

Hat jemand eine Idee wer an diesem Problem schuld sein könnte und noch viel wichtiger, wie ich es in den Griff bekommen könnte?

Zusatzinfos zum Setup gerne auf Nachfrage, ich wusste jetzt nicht welche Infos noch fehlen...
 
Was mitschwingt kannst du am besten vor Ort selbst hören.
 
Du schreibst von Resonanzen. Die scheinst du ja zu hören, weil ich annehmen, dass du nicht durch Brief, Telefon, Mail oder Whatsapp davon erfahren hast.
Wenn du das hörst, musst du doch auch hören was resoniert.
Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt: ich höre, dass ich in manchen Frequenzen Überlagerungen habe, die "dröhnen". Das sind vermutlich die Eigenfrequenzen des Raums oder so ähnlich. Das höre ich. Ich hoffe, es wird klar was ich meine.
Was ich daraus jedoch nicht ableiten kann ist die Ursache.
 
Klingt nach Raummoden. Welche Form hat der Raum? Welche Größe? Wo ist der Flügel positioniert?

Für einen quaderförmigen Raum kannst du dir auf Websites (GidF, ich habe gerade keinen Link parat) die Moden für verschiedene Frequenzen berechnen lassen. Damit kannst du dann den Flügel an eine andere Stelle schieben, an der er den Raum nicht in den relevanten Frequenzen anregt.

Allgemein: nicht direkt an die Wand, besondern nicht direkt in eine Ecke.

Testweise kannst du ihn mal um einen viertel oder halben Meter verschieben.
 
Raummoden klingt spannend. Habe ich noch nie etwas von gehört...
Zum Problem: Kann es sein, dass es sich auch durchaus um Reflexionen handelt? Gibt es irgendwo im Raum, evtl. an entfernterer Stelle ein Fenster, das die Klänge reflektieren könnte? Oder eine Glastür?
Wir hatten mal eine Kunstkopfmessung in unserem Wohnzimmer, das ein angrenzendes Esszimmer hat. Interessanterweise kamen die meisten störenden Reflexionen von einer Erkertür, die man vom Klavier aus gar nicht sehen konnte. Der Schall kennt keine Tabus...
 
Kann es sein, dass es sich auch durchaus um Reflexionen handelt? Gibt es irgendwo im Raum, evtl. an entfernterer Stelle ein Fenster, das die Klänge reflektieren könnte? Oder eine Glastür?
In jedem geschlossenen Raum hast du Reflexionen an den Begrenzungsflächen, das sind Wände, Boden und Decke. Die Reflexionen überlagern das Ursprungssignal, was ortsabhängig zu Verstärkungen bzw. Abschwächungen führt (Interferenz). Je nach Raumgeometrie kommt es dann zu stehenden Wellen bei bestimmten Frequenzen. Stehende Welle heißt, dass an bestimmten Stellen im Raum eine Auslöschung des Signals bzw. eine maximale Verstärkung auftritt. Bei Raumgrößen, die man üblicherweise bei Wohnzimmern vorfindet, sind das dann vor allem tiefe Frequenzen, die sich störend auswirken. Durch Resonanzeffekte klingen diese modalen Frequenzen auch weniger schnell ab als benachbarte Frequenzen, und überdecken so nachfolgende Töne.
 
Reflexionen sind natürlich involviert. An jeder Oberfläche werden Wellen teilweise reflektiert, teilweise absorbiert. Aber die relevanten Begriffe hier sind wohl Resonanzen und Eigenfrequenzen. Jedes Objekt hat eine Frequenz (und gleichzeitig deren Obertöne, also die vielfachen Frequenzen), auf die es stärker reagiert als auf andere Frequenzen.
Einfachstes Beispiel: Eine Taste vorsichtig drücken, ohne die Saiten anzuschlagen, dann eine Oktave höher oder tiefer den Ton anschlagen, loslassen, und hören, wie das Instrument nachklingt.

Wenn eine ganze Oktave Probleme verursacht, vermute ich aber einen anderen Grund. Sind vielleicht die Dämpfer in dem Bereich nicht in Ordnung? Evtl. war das Problem immer schon da, aber durch die Raumakustik ist es nicht aufgefallen.

Ich würde einen problematischen Ton kurz und laut anschlagen und dann schauen, ob irgendwoher ein Echo kommt, oder es vielleicht doch das Instrument selber ist.
 
Mein Flügel stand relativ nah an der Wand. Habe mir einen Rahmen gebaut und Basotect-Platten drauf geklebt und an die entsprechende Wand gehängt. Das hat den Raumklang bei mir erheblich verbessert. Hatte sogar noch mehr Platten für die Decke bestellt, aber das ist gar nicht mehr nötig gewesen.
 

Der Absorber ist 100 cm hoch und endet unten ca. 10 cm über dem Boden. Breite hab ich 150 cm. (Die 50x100 Platten waren die günstigsten.)
Drei oder nach Bedarf mehr nebeneinander auf den Rahmen und mit einem weißen Tuch bespannen, fällt dann auch kaum auf an der Wand.
 
Vielen Dank!

Das werde ich gegebenfalls auch ausprobieren. Aber zuerst brauche ich dafür einen Flügel... ;)
 
Ja, gibt selbstklebende Platten, aber die wollte ich persönlich nicht aufkleben, da sie nur sehr schwer und nicht ohne Zerstörung der darunter liegenden Tapete/Vlies zu entfernen sind. Außerdem habe ich gelesen, dass die Absorber noch effektiver sind, wenn sie mit geringem Abstand zur Wand angebracht werden.
So einen leichten Rahmen kann man mit ein paar Haken und Ösen auch problemlos an die Decke hängen. Das war auch mein Plan B.
 
Das ist korrekt. Der Abstand zur Wand sollte maximal so groß sein, wie die Platte dick ist. Sonst gibt es unschöne akustische Effekte.
 
Mein Flügel stand relativ nah an der Wand. Habe mir einen Rahmen gebaut und Basotect-Platten drauf geklebt und an die entsprechende Wand gehängt. Das hat den Raumklang bei mir erheblich verbessert. Hatte sogar noch mehr Platten für die Decke bestellt, aber das ist gar nicht mehr nötig gewesen.
Habe zwar keinen Flügel sondern ein "normales" Klavier aber die Basotect-Platten nutze ich dafür auch. Kosten zwar etwas aber sie haben sehr gut geholfen.:super:
 

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