acht Basssaiten gerissen

Hallo Zusammen,

das ist ja ein interessantes Forum!

Ich kann eine Erfahrung beisteuern - in einem Feuerich-Flügel, den ich privat ersteigert hatte, waren im Bassbereich zwei vom Durchmesser her falsche Saiten eingezogen worden - warum weiss ich auch nicht.
Beim Nachstimmen liessen sich diese gar nicht mehr auf die Tonhöhe stimmen und rissen vorher.
Die Ersatzsaiten von Heller, die er direkt an meine Klavierbauerin schickte, sind einwandfrei!

Gruss
Tom
 
Photos

Hallo Zusammen,
ich habe das Piano nochmal geöffnet und ein paar Bilder gemacht (anhängend).
Korrosion kann ich nicht erkennen und auch die Stimmwirbel scheinen mir nicht so weit eingeschlagen, dass der Anstellwinkel dramatisch aussähe (siehe Bild 3). Ich bin auf diesem Gebiet natürlich nur ein technisch gebildeter Laie;).
Es sind sowohl Saiten aus der oberen als auch der unteren Reihe gerissen, wie man auf dem leider etwas unscharfen Photo 4 sehen kann.
Mein Klavierbauer ist Klavierbaumeister und verfügt nach eigener Aussage über 20 Jahre Erfahrung. In sofern habe ich eigentlich ein gutes Gefühl...
Die Beschreibung der Arbeiten am Piano von 90 Jahre Klavierbau entspricht meiner Erinnerung von vor zwei Jahren. Ob die Stimmwirbel weiter eingeschlagen wurden, weiß ich nicht mehr. Vielleicht kann man ja meinen Photos entnehmen, ob diese Ursache überhaupt in Frage kommt.
 

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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Saite118,
deine Bilder zeigen ein Rönisch-Piano, dessen Basssaiten nicht durch Agraffen, sondern über eine Silie mit Umlenkstiften laufen. Die Anordnung der Stimmwirbel im Pnzerrahmen/Stimmstock ist so, dass es auch beim Nachsetzen der Wirbel nicht zu starken Verwinkelungen am Ringansatz kommt.
Die gerissenen Saiten traten an verschiedenen Stellen des gesamten Bassbezugs auf.
Daraus lässt sich schließen, dass die Basssaiten insgesamt vorgeschädigt sind.

Als Ursachen kommen die folgenden in Frage:
a) Irgendwann, möglicherweise vor deiner Zeit, hat jemand nach jahrelanger unbenutzter Standzeit des Klavieres dieses gestimmt und dabei die Tonhöhe angehoben, und dies ohne zuvor die Saite etwas zu lockern. Dadurch wird der Übergang von Haftreibung zu Gleitreibung an der Silienstift-Umlenkstelle zu einer übergroßen Belastung der Saite. sie wird dadurch an ihrer schwächsten Stelle (und das ist in aller Regel der Ringansatz am Wirbel) vorgeschädigt, sofern sie nicht gleich reißt.
b) Zu einem späteren Zeitpunkt, möglicherweise ebenfalls vor deiner Zeit, aber wahrscheinlich eher nicht, hat jemand die Wirbel nachgesetzt, und dies wiederum ohne die Saiten zuvor zu lockern. Beim Nachsetzen der Wirbel kommt es zu einer ruckartigen Biegebewegung an der besagten schwächsten Stelle der Saite, also am Ringansatz. Wenn dieser dann bereits gemäß a) vorgeschädigt ist, dann kann es ab diesem Zeitpunkt reihenweise zu Saitenrissen kommen.

Dein Klavierbaumeister kann nun Folgendes tun:
- Er kann checken, welche der verbliebenen Saiten ein Überziehen um mindestens einen halben Ton aushalten, ohne dabei zu reißen. Diese können dann im Instrument bleiben, da sie noch Aussicht auf lange Haltbarkeit haben. Die anderen (die dabei reißen) müssen ersetzt werden.
- Er kann den gesamten Bassbezug erneuern.

Übrigens: Ein Rönisch-Klavier in der Bauart des deinigen (also anders als das weiter oben beschriebene 115er) habe ich ebenfalls vor einigen Monaten überarbeitet. Es war hinsichtlich der Belastbarkeit der Saiten völlig problemlos.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Hallo Saite 118,

Wir würden Dir sicher alle gerne helfen - angefangen von 90JahreKlavierbau über Pianocandle, Klavierrestaurator, Möhre etc.

Ich zähle mal ein paar weitere mögliche Ursachen auf:

Beim Aufziehen der Saiten wurde diese Stelle verletzt; (nicht wahrscheinlich, aber möglich)
Die Saiten wurden nicht optimal verdichtet wie man im Bild sieht und die gerissenen Saiten haben sich (doch) an der eigenen Umwindung abgeschnitten. (leicht möglich)
Es wurde zu hoch gestimmt; (unwahrscheinlich aber nicht unmöglich)
Es wurde die falsche Saite angeschlagen beim stimmen oder irgendein anderer Fehler begangen; (ziemlich unwahrscheinlich, aber möglich)
Es wurde brüchiges Material verwendet bei Rönisch 1993; (eher unwahrscheinlich, aber möglich)
Ein Klavier solange weiter zu stimmen bis 8! Basssaiten gerissen sind ohne etwas anderes zu unternehmen (unwahrscheinlich, aber scheinbar nicht unmöglich)

LG
Michael
 
Hallo Saite 118,

danke für die Fotos.

Zunächst muss ich sagen, dass meine Theorie zumindest nach den Fotos nicht zutrifft. Ich hätte wetten können.....tja die hät ich wohl verloren. Zwar sehen die Wirbel auf den Fotos etwas tiefer aus, aber der Knick ist wirklich nicht sehr stark.

Woran es letztendlich liegt, dass die Saiten gerissen sind, oder eventuell noch weitere reissen, werden wir nicht mehr herausfinden...

Ich schließe mich daher uneingeschränkt dem Vorschlag meiner Kolegen an, den gesammten Bass zu tauschen.

Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang die Silie und dessen Stifte etwas entgraten....

LG
 
Hallo in die Runde!

Ich habe soweit neugierig mitgelesen und abgewartet, bis Saite 118 genaue Infos bringt. Offenbar ist die Ursache nun doch nicht so eindeutig wie von einigen vermutet. Mein Verdacht ist, das Rönisch in diesen/m Baujahr tatsächlich event. fehlerhaftes Saitenmaterial bezogen hat. Ich hatte von ca. einem Jahr fast genau so ein Rönisch (Bauhöhe ca. 116cm, Bj. ca. 1992) stimmen dürfen. Es war in der Tonhöhe kaum gesunken, trotzdem sind beim Stimmen 3 Saiten (fast nebeneinander) im höheren Bassbereich gerissen.

Dave1004
 
Hallo Saite118, hallo Dave1004,
na also - es gibt jemanden, der die Frage "hat jemand so etwas schon mal erlebt" mit "ja" beantwortet. Wenn ich mich genauer befrage - ich kenne sowas in zarten Ansätzen bei manchen neueren tschechischen Klavieren, wenn auch längst nicht so extrem.
Zunehmend spricht also die Wahrscheinlichkeit zuungunsten des bisherigen Saitenmaterials, und das ist möglicherweise entlastend für alle bisherigen ausführenden Fachmenschen (und downchilling für uns, die eifrigen Diskutierer ;)).
Runde Lösung: Bassbezug erneuern, wie ja gerade zuletzt von 90 Jahre Klavierbau betont. Leider ziemlich teuer.
Weil man eventuell sehr viel Geld sparen kann, wäre vielleicht doch meine oben erwähnte "Überziehungstherapie" einen Versuch wert. Falls der ausführende Fachmensch das nervlich durchhält... (wenn Saiten in Scharen reißen, braucht man hinterher einen Tag Pause, um das schreckbedingte Adrenalin wieder abzubauen...)
Womöglich sind von den Saiten nur solche mit ganz bestimmten Drahtseelenstärken bruchgefährdet, und alle anderen verhalten sich völlig normal und halten auf lange Sicht. Das könnte u. U. eine Ersparnis von mehreren hundert Euro bringen.
Besprich das alles mal mit deinem Fachmenschen.

Gruß
Martin
PianoCandle

... ... Klang
 

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