Unter-Tasten-Mechanik bei Kleinstklavieren

Doch hab ich gesehen - allerdings ist der Balken hinten und es sitzt eine normale kleine Mechanik drauf. Leider hab ich keine Bilder dazu. Aber Du musst Dir nur diese Achse (Scharnier) in der Position etwa unterhalb der Dämpfertangenten vorstellen. Der Rest von Deiner Skizze passt dann...

Danke, Michael. Wirklich interessant - ich komme darauf am Ende meines nächsten Postings noch zurück...

-m-
 
Spielgefühl und Bindestriche, zum zweiten...

In der Wirklichkeit ist die Unter-Tasten-Mechanik (von Ausnahmen abgesehen, s. o.) als "Unterzugmechanik" ausgeführt, wie von Tastenscherge bereits erwähnt (und schon vor Jahren in diesem Faden behandelt).

Vordergründig ist diese Lösung eleganter, weil einfacher, wie dem Blick auf die beigefügte zweite Skizze zu entnehmen. Statt die Tasten analog und parallel verschoben unten fortzusetzen, kann man ja auch zwei von den drei zusätzlichen Schnittstellen einsparen und einfach eine Direktverbindung per Draht von den Tasten nach unten zu den Hebegliedern herstellen. Genau so arbeiten typischerweise die Klaviere mit UTM.

Diese vordergründig elegantere Lösung bringt allerdings Eigenschaften mit sich, die detaillierte Beleuchtung verdienen.

Erstens: Die direkte Verkoppelung jeder einzelnen Taste mit der Mechanik führt zwangsläufig zu dem haarsträubenden Wahnsinn, wenn man so eine Mechanik servicen muss. Man kann die Mechanik nicht herausheben, ohne alle Trakturen einzeln auszuhängen.

Zweitens: Die sich bei dieser Konstruktion zwangsläufig ergebende Hebelbemessung führt zu einem ergonomisch höchst fragwürdigen Ergebnis. Denn der Trakturdraht muss ja, bei vernünftig lotrechter Führung, in das (nach vorn weisende) Hinterende des Hebeglieds greifen, noch deutlich hinter dem Fängerdraht. Die notwendige Hubbewegung am Hebeglied wird dadurch extrem groß. Entsprechend groß muss die Hubbewegung am Hinterende der Taste sein, und dafür muss der Waagebalken so weit wie möglich nach vorn verlegt werden. Im Ergebnis führt dies zu einem äußerst ungleichmäßigen gefühlten Spielgewicht. Man bedenke: Wenn der Waagepunkt gleich hinter dem Tastenbelag liegt, dann drückt man zwar am Tastenvorderende die normgemäßen 50 g, aber schon in der Mitte sind es 100 g, und noch weiter hinten 200 und mehr. Es gibt viele Kleinklaviere, die mit bedenklich kurzen Tastenhebeln gebaut sind, aber da wird dadurch wenigstens gezielt Bautiefe gespart. Genau dies geht bei den UTM-Klavieren nicht - weil die langen Tastenhinterhebel benötigt werden.

Drittens: Aus erstens und zweitens ergibt sich leider logisch, dass die Trakturen so nahe wie möglich un die Mechanik herangeführt werden müssen, um die ohnehin grob verzerrte Ergonomie nicht noch mehr zu überreizen. Im Ergebnis kann man so eine Mechanik nicht einmal leicht kippen, wenn man ihre Bolzen löst. Der erwähnte Wahnsinn kriegt so seine Krönung. Nur ein Praxisbeispiel: Wenn sich beim Stimmen durch ein Missgeschick ein Dämpfkeil löst und in die Mechanik fällt, zwischen Hämmer und Dämpfertangenten, dann ist das bei normalen Klavieren ein Ärgernis und meist durch halbakrobatische Fingerverrenkungen bei abgekippter Mechanik in Sekunden zu beheben. Bei UTM-Klavieren dagegen kann schon allein dies zu einer richtigen großen Katastrofe werden. Kollegen/innen werden die damit verbundenen Blutschweißausbrüche kennen...

Aber trotz allem muss auch etwas positiv Überraschendes gewürdigt werden. Wer bei den UTM-Klavieren ein durch und durch abgrundtief schlechtes Spielgefühl erwartet, liegt falsch. Denn viele Anschläge, und zwar die am vorderen Tastenende, fühlen sich eher erstaunlich präzise und sensibel an, besser als bei vielen anderen Klavieren. Nanu?? - Der Grund ist ganz klar: Die langhebelige Ankoppelung des Hebeglieds macht eine besonders feinfühlige Bewegungsdosierung möglich.
Aber halt nur am vorderen Tastenende. Oder man müsste diesen ohnehin skurrilen Klavieren noch 20-30 cm mehr Bautiefe gönnen, um die Tasten richtig lang zu machen... :D

Und nun noch eine Bemerkung zu Michaels erwähntem Klavier mit Phantomtasten, die hinten bei den Dämpfertangenten verachst sind. Bei solch einer Konstruktion wird zumindest das Herausnehmen der Mechanik einfacher. Die Ergonomie dürfte aber prinzipiell ähnlich sein, wie hier im Text und unten in der Skizze beschrieben. Und damit anders als bei normalen Klavieren.

Gruß
Martin
PianoCandle

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Nur ein Praxisbeispiel: Wenn sich beim Stimmen durch ein Missgeschick ein Dämpfkeil löst und in die Mechanik fällt, zwischen Hämmer und Dämpfertangenten, dann ist das bei normalen Klavieren ein Ärgernis und meist durch halbakrobatische Fingerverrenkungen bei abgekippter Mechanik in Sekunden zu beheben. Bei UTM-Klavieren dagegen kann schon allein dies zu einer richtigen großen Katastrofe werden. Kollegen/innen werden die damit verbundenen Blutschweißausbrüche kennen...
Dafür hat man doch ein Pinzette, um Dinge aus der Mechanik zu fischen.:cool:
Sonst wie immer gut erklärt, Martin. :-)

In meiner Erinnerung war das Klavier mit zusätzlichem Hebeglied (statt Phantomtaste) unter der Mechanik ein Löhr Klavier. Die Trakturstangen waren sehr dick und oben stark gekröpft, um eine bessere Übersetzung zu bekommen und die Taste oberhalb der Mechanik enden zu lassen. Ein angeschweißtes Querstück am oberen Ende wurde in die Taste eingehängt, die Länge der Traktur unten regulierbar. Am zusätzlichen Hebeglied gabs am Angriffspunkt eine Pilote, die von unten her zugänglich eingestellt werden konnte.

LG
Michael
 
In meiner Erinnerung war das Klavier mit zusätzlichem Hebeglied (statt Phantomtaste) unter der Mechanik ein Löhr Klavier. Die Trakturstangen waren sehr dick und oben stark gekröpft, um eine bessere Übersetzung zu bekommen und die Taste oberhalb der Mechanik enden zu lassen. Ein angeschweißtes Querstück am oberen Ende wurde in die Taste eingehängt, die Länge der Traktur unten regulierbar. Am zusätzlichen Hebeglied gabs am Angriffspunkt eine Pilote, die von unten her zugänglich eingestellt werden konnte.

Hmmmmm... das klingt zunächst vernünftig, Michael, und nun hab ich mir mal ein Bild davon gemacht und unten als Skizze angehängt. Korrigier mich, wenns nicht richtig ist.
Immerhin: Die Vordertastenhebel werden so etwas günstiger. Und für das Entnehmen der Mechanik müssen die Trakturstangen nicht ausgehängt werden.
Doch ich sehe gleich drei neue Probleme. Zum einen entsteht nennenswerte Reibung an der Verbindung zwischen den beiden Hebegliedern. Zum zweiten kann von der starken Traktur-Kröpfung ein biegeelastischer Störeffekt beim Anschlag ausgehen. Und zum dritten - wie kriegt man die Mechanik raus, wenn die Tasten drüberlappen.

Ohjeohje... aber wenn es sowas alles nicht gäbe bzw. gegeben hätte, dann hätten wir allenthalben nur langweiligen pianokratischen Einheitsbrei...

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Trakt wird Stang
 

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Hallo Martin,

Die Skizze trifft es :-)

Die Drähte waren eher Stangen - ich glaub 4mm stark? - jedenfalls nicht zu verbiegen mit der Hand, daher auch kein biegeelastischer Effekt. Nach lösen von ein paar Schrauben konnte man die Klaviatur wie von einem Flügel vorne herausziehen, damit man zur Mechanik kam - sogar mit eingehängten Stangen soweit ich mich erinnere.

Große Reibekräfte zwischen den beiden Hebegliedern habe ich nicht bemerkt - dürfte gut ausgetüftelt gewesen sein. Den Vorteil so einer Konstruktion sehe ich an der Standardmechanik, die man verbauen konnte - also ein Preisvorteil. Zum genauen Regulieren war das Ding fast ebenso störrisch wie jede andere Untertastenmechanik.

LG
Michael
 
Design...

Zur Abrundung des Fadens gibts nun meinerseits ein paar Postings mit Bildern.
Beim Wurlitzer-Klavier habe ich bereits die besonders hohe Bedeutung der äußeren Anmutung betont, die etwas anderes verkörpert als die bei uns über mindestens zwei Jahrzehnte klammheimlich gültige Philosophie "bittekaufmeinklavierichmachsauchsokleindassdueskaumsehenkannst".
Angefangen hat die Kleinklavier-Ära wohl ganz anders, nämlich so dass die Zeit für Riesiges einfach nach Jahrzehnten abgelaufen war und man Lust auf was ganz anderes hatte. Das geht in die 30er Jahre zurück. Während die Megalomanie im nationalsozialistischen Umfeld nochmal richtig auf Touren kam, waren in avantgardistischen Kreisen längst andere Dinge im kommen. Kürzlich hat sich hier ein Faden mit dem unglaublichen Schimmel-Flügel mit nur 120 cm Länge befasst - der war bestimmt kein Ergebnis wirtschaftlichen Sachzwangs, sondern ein Ergebnis ingenieurskünstlerischen Wollens.
Ähnliches dürfte auf den nach wie vor verbreiteten Urtyp der Klaviere mit Unter-Tasten-Mechanik zutreffen. Das Manthey-Klaviano. Geliebt und gehasst. Geliebt für ein wirklich exzellentes Design, das die vom Bauhaus inspirierte Integration von Funktionalität und Form bestens umsetzt und in seiner Zeit (30er Jahre) gewiss spektakulär war. Gehasst von der Fachwelt wegen seiner grotesken Verbautheit - in puncto Service-Unfreundlichkeit dürfte es unter den UTM-Klavieren den Vogel abschießen.
Unten ist ein weißes Klaviano mit zwei Bildern vertreten.

Andere, aber ebenfalls durchaus anspruchsvolle Design-Produkte kamen z. B. in den 70er Jahren aus Skandinavien. Während man vom Design des Klavianos aus durchaus Anklänge an spätere HiFi-Geräte der Firma Braun finden kann, könnte man umgekehrt an dänische B&O-Geräte denken und von dort eine entfernte Verwandtschaft zum unten im dritten Bild sichtbaren schwedischen Malmsjö-Klavier, Modell Eloge, ausmachen. Nicht übertrieben faszinierend, das Ding, aber hässlich ist was anderes.

-- Fortsetzung folgt --

-m-
 

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Tastenhebel...

Unten sieht man die Tastenhebel und deren eigenwillige Ergonomie (Ärgeronomie:D) mit erstaunlich langen Hinterhebeln und sträflich kurzen Vorderhebeln. Zunächst beim Manthey Klaviano. Und wie man dann sieht, macht das konstruktionsmäßig 3-4 Jahrzehnte jüngere Malmsjö Eloge es keinen Deut besser.

-- Fortsetzung folgt --

-m-
 

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Klang...

Was den Klang betrifft, gibt es schon deutliche Unterschiede zwischen den beiden Klavieren.

Das Malmsjö Eloge ist mit 95 cm Höhe nur minimal kleiner als z. B. das zeitgenössische Capriccio-7 von Schimmel, oder das 1m hohe damals kleinste Yamaha-Klavier. Und das hört man auch. Der Klang ist eigentlich ganz normal klavierig, mit deutlichen Abstrichen bei den letzten 5-15 Basstönen. Von diesen dreien machts das Schimmel im Bass besser als das Malmsjö, das Yamaha aber nicht.

Das Manthey Klaviano ist dagegen richtig klein, auch vom Klang her. Man merkt, dass es ein Klavier ist, aber die Kleinheit des Klanges kann man förmlich mit Händen greifen. Und damit kommt man zum seltsam paradoxen Staunen "Donnerwetter, so klein, und doch noch als Klavierklang zu erkennen". In diesem Sinne: Der Klang des Klaviano ist nicht schlecht, aber irgendwie eigenwillig, eigentlich müsste man "dünn" sagen, aber wahrnehmungsmäßig kommt es eher als "zurückhaltend" an.

Interessant ist dabei, dass man bei Manthey in Sachen Klang offenbar sehr gründlich nachgedacht hat. Wer genau hinsieht, entdeckt ein ungewöhnliches Konstruktionsdetail: Der Langsteg ist "tailliert". Und das ist ganz bestimmt kein Zufall. Zu ähnlichen Ideen bin ich auch unabhängig davon vor Jahren gekommen, als ich über die Klangübertragung am Steg nachdachte. Und so weit ich mich erinnere, geht man auch bei Fazioli in vergleichbare Richtungen.
Ein Steg mit "Taille" überträgt die Hubschwingungen der Saiten wie jeder andere Steg an den Resonanzboden. Die Wipp-und-Kipp-Schwingungen dagegen "versteht" er zwar sehr gut und sogar eher besser als normale Stege, aber er überträgt sie nicht als solche direkt an den Resonanzboden. Ein Teil davon wird einfach verpuffen - was nicht schlecht ist, denn Wippbewegungen im Resonanzboden führen zu Interferenzen, die die übertragene Grundtönigkeit mindern (vergleichbar mit verpolt angeschlossenen Stereo-Boxen). Der übrige Teil der Wipp-und-Kipp-Bewegungen wird im Steg uminterpretiert und unterstützt dann die Hubschwingungen, die der Resonanzboden benötigt.

Sicher hat es seine Gründe, weshalb sich diese Logik nicht allenthalben durchgesetzt hat. Nachdenkenswert ist sie jedenfalls, finde ich. - Ergebnis beim Klaviano: Das Klangerlebnis bietet bei kleinsten Außenmaßen einen charmant spürbaren Hauch von Voluminosität... :p

-- Fortsetzung folgt --

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Hebeglieder und Piloten...

Die nächsten Bilder zeigen die Hebeglieder des Manthey-Klaviano und die dort angeordneten Piloten, sowie die Piloten des Malmsjö Eloge.

Beim Hebeglied sieht man sehr gut, dass der Angriffspunkt des Trakturdrahts weit entfernt ist von dem sonst Klavier-üblichen Pilotenangriff nahe der Stoßzunge. Das ist beim Malmsjö übrigens genau so. (Dass die Traktur des zuvorderst sichtbaren Hebeglieds offensichtlich verbogen ist, hat nichts zu sagen :))

Die Piloten des Malmsjö sitzen in Gestalt einstellbarer Kunststoffhülsen auf den Tasten. Das ist zwecks Regulierens natürlich viel komfortabler. Aber das wurde womöglich um des Designs willen beim Manthey gezielt unterlassen - denn da wird der Tastendeckel zum Öffnen nach hinten in die "Eingeweide" geschoben. Und wo alles millimeterknapp gebaut ist, da wären nach oben ragende Pilothülsen bestimmt im Weg. (Beim Wurlitzer schaffte man es, sowohl Schiebedeckel als auch Oberpiloten zu verwirklichen - boah, was für ein Fortschritt :D)

-- Fortsetzung folgt --

-m-
 

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Gruseliges zum Schluss: Die Trakturen...

Schon oben beim Bild der Manthey-Piloten war zu sehen, dass die Trakturdrähte unten zweimal leicht gekröpft sind, um näher zum Hebeglied zu gelangen. Das ist beim Malmsjö auch so, siehe unten erstes Bild.

Natürlich wurde (in beiden und wohl auch anderen Fällen) dafür gesorgt, diese Kröpfungen so gering wie möglich zu halten, um in die Trakturen keine Biegeelastizitätsfehler einzubauen. Und das bedeutet, dass die Trakturen von den Hintertasten aus so nahe wie möglich an der Mechanik verlaufen. Weshalb die dort bereits mehrfach erwähnte drangvolle Enge herrscht. Im zweiten Bild (Manthey) kann man es erahnen.

In diesem zweiten Bild sieht man auch, dass es im Manthey eines der schrecklichsten Schmankerln gibt, die man sich vorstellen kann. Etwas unterhalb der Fänger-Höhe befindet sich vor den Trakturen eine durchgehende Leiste. Auf dieser ist ein derber Drappstoff-Streifen verleimt, in dem sich für jede Traktur ein Führungsloch befindet, das mittels eines Schlitzes zugänglich ist. Die Trakturen werden also buchstäblich "geschient". Und warum das? - Tja, oben hängen die Drähte nur mittels einer simplen Abwinkelung in der Hintertaste. Und da die Drähte gekröpft sind, könnten sie sich fälschlicherweise seitlich bewegen und dann womöglich aneinander klappern. Klar: Dank Führungsschiene klappert nichts mehr. Aber man male sich aus, was los ist, wenn man auch nur an einem einzigen Hebeglied oder Hammer irgendwas machen will. Natürlich - Traktur aushängen. Aber wohin? In der einen Richtung klemmt sie im Hebeglied fest, in der anderen in der Führungsleiste, und außerdem kriegt man sie nach vorn durch die Schnabelführung im Hebeglied nur gewaltsam raus. Ok, geht so also nicht, also Pilote ganz abschrauben und Draht nach oben rausziehen. Aber wenn das mal so einfach wäre, bei so einem alten Ding. Jede zweite der Holzpiloten ist festgefressen, und man schwitzt Blut und Wasser, dass sie nicht platzen. Und dann kommt man hilfsweise auf den erlösenden Gedanken, die ganze Leiste auszubauen... Ich habs einmal gemacht. Weiß nicht, ob ichs jemals wiederholen werde. Rauskriegen geht gerade noch, mit ziemlich roher Mühe. Aber die Leiste wieder einbauen, und 80 herumschlackernde Drähte quasi gleichzeitig einfädeln ohne dass sich was verbiegt... oooooooohliebegüüüüte:twisted::evil::shock:

Und dabei wär das alles gar nicht nötig. Malmsjö beweist hier simple Eleganz. Oben sitzen die Piloten, und unten hängen die Drähte als U-Haken im Hebeglied. Da schlackert nichts seitlich aneinander. Na bitte.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 

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Hallo Martin,

vielen Dank für Deine detailierten Ausführungen. Unglaublich, was es so alles gibt. Abgesehen von den ganzen technischen Unzulänglichkeiten muss ich eines aber feststellen: Das Manthey ist von der Optik einfach klasse, ein echtes Design-Schmankerl. So als Drittinstrument im Esszimmer ... das wär doch was ;).

Gruß
Thilo
 
Bravo,
endlich mal jemand, der kleine Klaviere mag. Ab Höhe von 115 hat ja fast jeder Pianist eines aufrechten Klavieres ein Brett vor der Birne. Dies hab ich mit meinen zauberhaften Wurlitzer-Klavieren nicht. Auch Jörgenson war prima. Ab der Mitte nach oben klingen die Kleinen wesentlich besser als die Dinosaurier. Vielleicht liegt es am kleineren Resonanzboden im kleineren Kasten. Als eines der wenigen Klaviere lässt sich das Wurlitzer auf Zimmerlautstärke runter regulieren. Dahinter steckt der geniale Konstrukteur Wurlitzer. Er hatte es nicht nötig diesen Summs von größer = schwerer = teurer mitzumachen. Die dortige Innung hats ihm gedankt: seins musste als Spinnett-piano bezeichnet werden, eine böse Abwertung. Trotzdem war er der größte Klavierhersteller in Amerika. Aus dieser Serienfertigung resultiert auch die super Technologie und der Steinway ähnliche Klang. Für meine Wurlitzer wurde zwecks noch feinerer Regulierung das linke Pedal umgebaut. So kann man unglaubliche leise spielen. Diese wäre mit anderen Klavieren nicht im dem Maße möglich.
Kommt vorbei und probierts aus!
Martin Dalheimer
Chopin Opus 10 No 1 - YouTube
 
Es kommt immer auf die Bezugsebene an. Verglichen mit einem verstimmten Tafelklavier mag sich das Wurlitzer etwas "steinwayähnlicher" anhören. ;)
 

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