Pop-Versionen von Klassikern

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Arpeggio

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Eine derartige Grausamkeit hat sicherlich schon jeder mal gehört: eine poppige Version eines klassischen Stücks. Mir tut sowas immer im Herzen weh. Einige Beispiele:

Vor zehn, zwölf Jahren ungefähr habe ich zum ersten Mal angefangen, die Etüde in E-Dur, Opus 10/3 von Chopin zu üben. Sogleich stürzt meine Mutter ins Wohnzimmer und verkündet entzückt: "Oh, wie schön, das kenn ich!" Und sie singt mit: "In miiiiiiir klingt ein Liiiieeeed...." Da fing ich an zu verstehen, was es heißt, wenn sich einem der Magen umdreht :D Ich hab dann ewig mit ihr diskutiert, dass sie NIE, NIE, NIE wieder diese Zeilen in meiner Gegenwart singen dürfe. Zum Glück hab ich diese Version nie richtig gehört.

Was noch schlimmstens war: Ich war im Februar für die Arbeit (Tageszeitung) auf ein paar Faschingsbällen. Ich sitz also so rum, langweile mich und schäme mich für die Peinlichkeiten dieser Veranstaltungen, da reißt mich plötzlich etwas aus meiner Lethargie: Mozarts C-Dur-Sonate KV 545, 1. Satz, geht mit einem RUMMS los, Pauken, um-pa-pa und allem, was schlecht ist. Dazu hüpfen ein paar picklige Teenager in Glitzerkostümchen durch den Saal und die Leute auf ihren Plätzen klatschen - naja, jetzt nicht unbedingt im Rhythmus - aber sie klatschen mit. Da musste schon direkt kriminelle Energie dahinterstecken, um aus dieser Sonate ein derartiges Horrorszenario zu fabrizieren.

Wahrscheinlich bekanntestes Beispiel: Beethovens "Ode an die Freude" in dieser schleimigen Pop-Version, die anscheinend in den 70ern oder so ein trauriger Charthit war.

Der Pachelbel-Kanon wurde ja auch schon desöfteren Opfer von Verwurstungen. Schockierenderweise gefiel eine der schlimmsten Versionen, die mir je untergekommen sind, einer Freundin von mir, die aus einer Kirchenmusikerfamilie kommt und die kürzlich ihr Musikstudium beendet hat mit der Begründung: "Da erkenne ich wenigstens mal was." (Sie hat ansonsten nie viel Pop-Musik gehört; bei ihrer Auswahl an Pop-Musikstücken war das wohl auch besser so, dass sie sich auf Klassik beschränkte :p ).

Ähnliche Gefühle hatte ich übrigens bei DSDS, obwohl es da jetzt nicht um ein klassisches Stück ging. Aber als Thomas Godoj "Let it be" (nicht wohlwollend geschätzt) vierfach zu schnell in der Bohlen-Hüpf-Version gesungen hat, bin ich nach den ersten Takten abspülen gegangen. Ich wollte es einfach nicht mitbekommen.

Und ich stelle mir immer wieder die Frage: "Darf" man sowas? Also, klar darf man es, stehen ja (leider ;) ) keine Haftstrafen drauf. Aber gebietet es nicht eine nicht näher definierte Form musikalischen Anstands, dass man solch wunderbare Stücke nicht durch den Fleischwolf dreht? Warum muss man klassische Musik so dermaßen reduzieren und verschandeln? Damit bringt man doch niemandem, in dem das Potenzial zum Musikinteressierten steckt, die Musik näher. (Der Rest interessiert doch aus musikalischer Sicht eh nicht, höchstens als Geldeinnahmequelle). Wobei das vermutlich ja gar nicht das Ziel ist. Aber warum müssen die Faschingszirkusaffen unbedingt Mozart nehmen? Gibt's da nix anderes, das man nicht erst kaputt machen muss, um es zum Stimmungshit umzubauen?

Also ich habe ganz prinzipiell nichts dagegen, mal ein Thema oder so aufzugreifen und etwas anderes draus zu machen, von mir aus auch mal zu persiflieren. Ich hab da auch schon gute Sachen gehört. Was ich gerne mal wieder hören würde, aber wohl nie wieder finden werde, ist eine Jazz-Version von "Für Elise." Da haben sich zwei Musiker, eine klassische Pianistin und ein Jazz-Pianist, an zwei Flügel gesetzt und gleichzeitig das Lied gespielt in ihrer jeweiligen Interpretation. Das war toll . Wirklich gut gemacht und nicht respektlos. Ein bewundernswertes Beispiel für Beatles-Cover: Ich war im Dezember in dem Film "Across the Universe." 33 Beatlessongs begleiten den Film und ich war zugegebenermaßen sehr skeptisch. Aber das hat selbst mich als Beatles-Experten umgehaun, was diese Leuten an interpretatorischen Ideen abgefeuert haben. Es muss also nicht in die Hose gehen, wenn man etwas Respekt vor den Originalen hat und genügend Kreativität an den Tag legt.

Was mich aber in dem Zusammenhang interessieren würde: Woher kommt dieses Gefühl: "Das darf man doch nicht." Was ist es, das dieses Grauen verursacht? Ich will eigentlich nicht so ein Prinzipienreiter und Purist sein. Wenn einer eine Idee zu einem bereits bestehenden Stück hat, spricht ja erstmal nichts dagegen, dass er sie auch umsetzt. Aber warum greifen Leute, die offensichtlich keinen Respekt vor Musik haben, immer wieder richtige Klassiker auf und verschandeln sie aufs Übelste? Mir kommt das manchmal so vor, als würden die Leute auf den Gräbern der Komponisten tanzen. Und was genau macht diese Stücke so schlimm? Ich gehe mal davon aus, dass in diesem Forum hier niemand ist, der sagt: "Och, Faschingstänzchen zu KV 545 ist doch ne dufte Sache!" Vielleicht kann das ja der ein oder andere in Worte fassen, was an solchen Schandtaten das Schlimme eigentlich ist. Ich kann es nämlich nicht, ich fühle mich nur immer beschämt, fast schon persönlich angegriffen und möchte im Erdboden versinken. Die einzige Erklärung, die ich im Ansatz liefern könnte, ist, dass man den Werken das Herz rausreißt, ihnen das Gefühl raubt, sie funktionalisiert. Mir kommt das ein bisschen so vor wie die Meinung mancher Leute, die Liebesbeziehungen darauf reduzieren, dass man den anderen für den geeignetsten Fortpflanzungspartner hält. Irgendwie so ähnlich ist das für mich. Aber genau kann ich es nicht sagen. Vielleicht ist ja jemand hier, der meinen Schmerz teilt ;)
 
Da'f dat dat? - Dat dat dat da'f! (Kölner Dialekt)

Wahrscheinlich bekanntestes Beispiel: Beethovens "Ode an die Freude" in dieser schleimigen Pop-Version, die anscheinend in den 70ern oder so ein trauriger Charthit war.
Beethoven verkofen
als "Song of Joy"
bringt Geld wie Heu.​

Einige ketzerische Gedanken:
Wie hipp und modern und jugendlich kamen sich damals meine Musiklehrer vor, wenn sie Loussier (Play Bach), Exception ("Bilder einer Ausstellung") oder Waldo de los Rios ("Aus der Neuen Welt", Mozart g-moll-Sinfonie) auflegten. Auf diese Weise glaubten sie, sich mit der Nach-68er-Generation gemein machen und ihren Schülern die Klassik nahebringen zu können. Eine peinliche Schmierenkomödie war das damals, wie die Herrschaften ihre musikalischen Ideale an den Zeitgeist verrieten. Fragt sich nur, wer da wen mißbraucht hat? Die Pop-Musiker die Klassik, die Lehrer die Popmusik ...

Offensichtlich hat niemand den Mut, aufzustehen und zu sagen, daß diese Easy-Listening-Klassik Sch...rott ist. Schaut Euch mal in den Schulmusik-Foren um, wie sich die Musiklehrer dort überbieten mit Vorschlägen: Wie mache ich mich bei Schülern beliebt! Da wird jede handgemachte Orgie auf Omas Kochtöpfen als künstlerisch wertvoll hochstilisiert, jede musikalische Eintagsfliege zu einem soziologischen Phänomen erhoben.

Vor einigen Monaten gab es in der FAZ einen Artikel, der für den Musikunterricht mehr künstlerische Professionalität forderte (anstatt eines indifferenten Wohlfühlgefühls). Wenn schon die Eltern der jetzigen Kinder und Jugendlichen einen besseren Musikunterricht genossen hätten, hätten solche Klassik-Verballhornungen weniger Chancen ...
 
Da war mir doch mein alter Musiklehrer lieber. Der tat zwar auch, als hätte er Ahnung von der Musik der Jugend, aber spätestens nach seiner legendären Äußerung über "Heavel Meaty" war klar, dass dem nicht so war :D

Wenigstens hat er uns niemals solch einen Pseudo-Klassik-Musik-Mansch aufgetischt. Statt dessen hat neben der Lehre der klassischen Musik alle paar Wochen Schülerreferate über "die Musik, die Ihr so hört" halten lassen. Das war eigentlich ganz informativ und ein guter Mix, um den Unterricht in der (besonders für ihn) anstrengenden Mittelstufe interessant zu gestalten. Außerdem brachte es oben genanntes geflügeltes Wort hervor.

Ganz allgemein ist das Bedauernswerte aber, dass die verwursteten Klassikstücke hängen bleiben, der Rest leider nicht. Letztens sagte jemand: "Ah, das Stück kenne ich, das haben diese beiden Polen doch auch mal gespielt. Klang bei denen aber irgendwie besser." Gemeint waren natürlich Marek und Vacek. Anderes Beispiel: meine Freundin, deren Lieblingsstück für Klavier "Pour Adeline" war, als wir uns kennenlernten ... au weia, das war ein Schlag... aber immerhin war das eine Eigenkomposition von Richard Claydermann und nichts Geklautes.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Erlaubt ist, was gefällt ... - und offensichtlich gefällt es, denn es verkauft sich, die Leute trällern, klatschen, hüpfen mit. Also darf man das. ;)

Das Problem scheint mir, dass es sich schwer definieren läßt, wo der Mißbrauch beginnt.
Variationen zu bestehenden Stücken zu schreiben, ist ja keine Erfindung der Pop-Musik. Und die Musikgeschichte bietet beeindruckende Beispiele.
Und es wurde gerade auch genannt, dass es z.B. im Jazz ausgesprochen gelungene Interpretationen gibt.

Aber wo genau liegt die Grenze? - Das läßt sich wohl kaum allgemeinverbindlich formulieren, die Schmerzgrenze hierbei ist sehr individuell.

Woher dieses Gefühl kommt?
Das liegt an der eigenen emotionalen Beteiligung. Wenn mir etwas sehr am Herzen liegt, dann fühle ich mich unwohl oder verletzt, wenn andere darüber Witze machen. Und eine Verunstaltung von Musik heißt ja, dass sie nicht ernst genommen wird (sonst würde das Ergebenis besser ausfallen). Als Vergleich fällt mir da Religion ein: Ähnlich verletzt fühlt sich ein gläubiger Mensch, wenn mit dem, was ihm heilig ist, häßliche Witze gemacht werden.
[Wobei ich nichts gegen Witz habe! - Aber ein guter Witz verletzt eben gerade nicht intime Gefühle.]

Zum Schluss noch was Positives:
Offenbar haben die Klassiker ja doch so viel Attraktivität, dass sie für alle möglichen Zwecke (Popmusik, Schnulzen, Werbung ...) mißbraucht werden können. Das finde ich immer wieder faszinierend, wie häufig eben darauf zurückgegriffen wird - und wie man offenbar auch immer noch mit der Bekanntheit bestimmter Melodien rechnet ... denn es gefällt, was bekannt ist (das hatten wir in irgendeinem anderen Thread auch schon mal). ***

Sich aufzuregen, kostet eigentlich nur Energien, die wir an anderer Stelle besser einsetzen können - denn ändern werden wir am Mißbrauch nichts.

Sommerliche Grüße vom Ibächlein
:klavier:

*** Habe gerade noch den Beitrag von Sulan gelesen: Klar, es sind immer nur einzelne Sätze oder sogar nur Anfangsmelodien von Stücken, die da eine Rolle spielen, nie längere komplexere Werke.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
koelnklavier, das mit der Schmierenkomödie trifft es ganz gut. Der Vorschlag aus der FAZ rennt bei mir offene Türen ein. In Mathe kümmert sich schließlich auch keiner drum, ob sich die Schüler grad wohl fühlen oder nicht :D

Anderes Beispiel: meine Freundin, deren Lieblingsstück für Klavier "Pour Adeline" war, als wir uns kennenlernten ... au weia, das war ein Schlag... aber immerhin war das eine Eigenkomposition von Richard Claydermann und nichts Geklautes.

*schluck* Ja, das ist grausig. Aber es hört sich so an, als hättest du ihr es ausgetrieben? ;)

Aber wie kann man das begründen? Wie kann man begründen, dass man es schlimm findet? Wie kann man begründen, wo die Grausamkeit liegt? Wie kann man begründen, dass man jemandem diese Art, Musik zu machen, "verbieten" möchte?
 
Erlaubt ist, was gefällt ... - und offensichtlich gefällt es, denn es verkauft sich

Hm, also meine Theorie zum Musikgeschäft ist genau anders rum, nämlich dass das gefällt, was verkauft werden soll, zumindest beim konsumrelevanten Mainstream-Publikum. Der Marktmechanismus im Musikgeschäft funktioniert mMn nicht demokratisch, d. h. ausgehend von der Basis bzw. der Nachfrage, sondern die Nachfrage richtet sich zu einem großen Prozentsatz nach dem Angebot. Z. B. sollen die Leute ja die erste Single vom Deutschlands neuer Super-Marionette kaufen. Die wird nicht verkauft, weil sie alle so toll finden. Das wird ihnen vorher eingehämmert, dass sie das toll zu finden haben.

Irgendwie kommt bei mir zumindest bei dem Thema das Gefühl der Verteidigungsunfähigkeit auf. Wenn mich jemand z. B. wg. meiner Studienfachwahl dumm anredet (und das passiert am laufenden Band...), ist mir das egal. Da hab ich Argumente bzw. es interessiert mich schlichtweg nicht. Aber bei der Musik ist das irgendwie anders.

Ich finde das entstellend, was so mit der Musik passiert.
 
*schluck* Ja, das ist grausig. Aber es hört sich so an, als hättest du ihr es ausgetrieben? ;)

Naja - ausgetrieben, wer weiß das schon? Jedenfalls gefallen ihr nun auch andere Stücke, die ich so spiele. Ich vermute, dass sich der Geschmack vor allem durch Kenntnis bzw. Unkenntnis der entsprechenden Musik bildet. Wenn einem "Pour Adeline" gefällt, dann gefällt einem vielleicht auch Schumanns Träumerei oder Liszts Liebestraum oder Chopins Nocturne ... und so entwickelt sich der Geschmack fort.

Eine solche Entwicklung halte ich für wahrscheinlicher, als wenn einem anfangs z.B. Waldo de los Rios gefällt - dann ist es eher wahrscheinlich, dass man auch alles, was so im Musikantenstadl öffentlich vor sich hinmodert, gut findet.
 
... Der Marktmechanismus im Musikgeschäft funktioniert mMn nicht demokratisch, d. h. ausgehend von der Basis bzw. der Nachfrage, sondern die Nachfrage richtet sich zu einem großen Prozentsatz nach dem Angebot. ...
Da stimme ich Dir zu, demokratisch ist das mit Sicherheit nicht - eher populistisch.
Diejenigen, die man zu Verantwortung ziehen müßte, weil sie solche Verunstaltungen von Musik generieren, würden sich aber durch solche Argumente schützen: "Seht doch, wie die Leute es kaufen, wie sie danach tanzen ... Was soll denn schlecht daran sein."
Klar, ist das keine echtes Argument, aber es zieht halt.

Und dann bleibt immer noch das Faktum, dass solche Musikmacher eben der Meinung sind, dass es aufgepeppte Klassik sein muss, die sie vermarkten wollen. Das kann eigentlich nur heißen, dass ihnen intuitiv klar ist, dass das faszinierende Melodien sind.

lg
 
Irgendwie muss man der Unterschicht doch klassische Musik näherbringen.

Wie in dieser höchst grausamen Version, die selbst mir Schauder übers Handgelenk laufen lässt:

http://www.youtube.com/watch?v=S8llXS4Rgks

Man beachte die Koreografi.
 
Ohne die Koreografi wäre das Ganze doch nur halb so lustig. :D:D:D
 
Oder auch hier ein Remix.
Beethovens 5. Sinfonie und Kanye Wests Goldigger im Video mit leicht bekleideten Frauen im Hintergrund. Was sich die Leute so alles einfallen lassen. :D
 

Für weitaus bedenklicher ...

...als die Ausschlachtung von musikalischen Klassikern halte ich Moralisten, die Menschen, die einen anderen Musikgeschmack haben, mit Freiheitsentzug bestrafen wollen.

Das Beispiel jener selbsternannten Avantgarde, die genau gewusst hat, was gut und richtig für die Menschheit ist, sollte 19 Jahre nach deren endgültigem Scheitern, abschreckend genug sein.

Freiheit und Wohlstand, die vielen von uns ein ziemlich sorgenfreies Leben und z.B. das Klavier Spielen ermöglichen, basieren auf drei Fundamenten:

1. dem Rechtsstaat
2. dem Privateigentum und
3. der Meinungsfreiheit.

Wer sich mangels wirklicher Sorgen in seitenlangen Aufsätzen über den ach so üblen Musikgeschmack der anderen aufregen kann, sollte bedenken, dass auch der Musikgeschmack zur Meinungsfreiheit gehört.

Grüße aus Wien
Roman
 
Den Bolero als Rammelhintergrundmusik kann ich ja noch nachvollziehen, aber Beethovens Fünfte für Pin ups? :confused:
 
Eins steht fest: Für jede Musik, die man käuflich erwerben kann, gibt es einen Markt. Und auch wenn es für einen völlig unverständlich ist, die Musik hat dann ihre Berechtigung. Es gibt Leute, die Rockmusik nicht von Kreissägen unterscheiden können und andere, die klassische Musik nicht von Friedhöfen unterscheiden können (wollen???). Beide tun mir leid aber alles dazwischen finde ich völlig in odnung ;)

Wie sieht es eigentlich mit klassik-Versionen von Popmusik aus? Wird euch da auch anders? Der entscheidende Punkt, der einem Sorgen machen sollte ist doch der, daß Kunst hemmungslos vermarktet wird und die Kunden dabei verdummen. Ob es sich dabei um klassische Musik, Konservendosen, Gummibärchen oder chinesische Terrakottakrieger handelt, ist doch völig egal.
 
Der Wunsch nach Verboten

Für weitaus bedenklicher als die Ausschlachtung von musikalischen Klassikern halte ich Moralisten, die Menschen, die einen anderen Musikgeschmack haben, mit Freiheitsentzug bestrafen wollen.
Ich habe nochmal den ganzen Thread durchgelesen und keine Äußerung dergleichen gefunden. Sollte ich da etwas übersehen haben? :confused:

Offensichtlich:

Und ich stelle mir immer wieder die Frage: "Darf" man sowas? Also, klar darf man es, stehen ja (leider ) keine Haftstrafen drauf.

Wie kann man begründen, dass man jemandem diese Art, Musik zu machen, "verbieten" möchte?

Gruß aus Wien
Roman
 
Die Anführungszeichen und Smileys in den zitierten Stellen sollten doch eigentlich für sich sprechen. Ich denke nicht, dass hier jemandem ernsthaft daran gelegen ist, Leute für schlechten Geschmack ins Gefängnis zu werfen. Offensichtlich übertriebene Formulierungen und als ironisch gekennzeichnete Textstellen auf die Goldwaage zu legen halte ich für humorlos und unfair.

Dass man die Musikgeschmack der anderen toleriert gehört ebenso zur Meinungsfreiheit wie die Kritik des Musikgeschmacks. Und wie diese formuliert wird ... nun, das ist Geschmackssache ;)
 
musikgeschmack
und geschmacklosigkeit
sind unterschiedliche dinge,
mein lieber roman!

aber vermutlich passt es nicht in deine einfältige "lebensphilosophie" oder wie es bei euch so heisst.

übrigens habt ihr auch alle eine "lebensphilosophie", seid sehr "kreativ", wollt "was verändern", findet dalai lama so "richtig knuddelig", findet amerika ( das ist da wo cornflakes herkommt) schlimmer als iran etc etc...?

dass mit philosophie ist so ein ding. ich habe mir versucht auch eine anzueignen, nachdem ich viele fußballspieler und popstars im fernsehehn gesehen habe, die auch schon eine haben. aber die haben ja auch meist viel geld. ich kann mir keine leisten. hatte mal versucht hegel und kant zu lesen um auch eine philosophie mir zurecht zulegen, aber ich einfaltspinsel war für die kritik der praktischen vernunft einfach zu schlicht gestrickt. also habe ich es sein lassen mit der philosophie.

mit dem kreativsein geht es mir ähnlich. die fußballspieler, der dieter bohlen, die haben es gut! die sind sowas von kreativ.
ich bin maler und musiker, da kann man sich dass nicht leisten. ich muss hart arbeiten, konsequent bleiben. keine energie für spielereien.

ich würd auch gern mitreden wie schlimm amerika ist, konnte aber mangels geld noch nicht hin um mich davon zu vergewissern. ich werd mir aber nun ein kuscheltier kaufen, es hat auch so eine brille wie dalai lama, und dann mich damit trösten, während ich politisch korrekte songs von bob dylan oder wie der gott von amerika heisst trösten.

ach ja, wir sind ja alle so tolerant, roman. ich find zum beispiel die mädels von germaniis toppmodelll sehr süß, ich finds gar nicht schlimm dass sie ein bisschen plem plem sind, dafür haben sie alle eine "philosophie" und süße titten, total viel innere werte und wissen sogar dass in deutschland mehr als 9 millionen einwohner leben ( nämlich ganze 10.)
ich bin da total tolerant, find ich super diese toppmodellls, auch die heidi, obwohl die ja mit einem amerikaner zusammen ist. aber das ist ok, der ist ja schwarz und macht total tolle musik für tolerante leute. find ich toll!
tolerante aller länder versammelt euch und verblödet gemeinsam!
 
Dass man die Musikgeschmack der anderen toleriert gehört ebenso zur Meinungsfreiheit wie die Kritik des Musikgeschmacks.

Wenn sich jemand extrem gegen eine bestimmte Musikrichtung echauffiert, dann wirkt das auf mich immer ein bißchen lächerlich und dumm. Es scheint unter Musikliebhabern auch so eine Art religiöser Fundamentalisten zu geben.

Ich finde sehr vernünftig was Roman geschrieben hat.
 
Ich finde ebenfalls Roman's Statement vollkommen richtig.

Habe lange Jahre in der DDR gelebt, kenne daher den Unterschied zwischen einer Diktatur und einem Rechtsstaat. Weiss dadurch den Wert eines Rechtsstaates, Privateigentum und Meinungsfreiheit, wie wir es hier haben, zu schätzen.

Das (und nicht nur das) Statement von wanjabelaga empfinde ich als arrogant ("mein lieber roman ...") und beleidigend ("passt es nicht in deine einfältige "lebensphilosophie""). Dazu passt auch, alles kleinzuschreiben, auch Namen (roman, dalai lama, bob dylan) - selbstverständlich bis auf den eigenen Namen in der Signatur ...

Manche wissen in Deutschland offenbar nicht, wie gut wir es in der Hinsicht Rechtsstaat, Privateigentum und Meinungsfreiheit haben, und was das für ein teures Gut ist.
 
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