Klavierunterricht durch Nachbarn (laute Musik) gestört

  • Ersteller des Themas chopin92
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Als ich zu meinem Mann zog, in einem Mehrfamilienhaus, habe ich mich immer genau an die gesetzlichen Vorgaben zum Klavierspielen gehalten. Habe noch Zettel verteilt, um darauf hinzuweisen, dass ich übe, und es laut werden könnte, und wenn jemand davon gestört wird (Krankheit etc.) mich kontaktieren soll.
Es war verdammt hellhörig, wir 4. Stock, und unten konnte man noch genau hören was ich spielte.
Die Nachbarin gegenüber hat nachmittags immer, wirklich immer, ihre Wohnung verlassen, wenn ich geübt habe oder Schüler hatte. Mir war das peinlich, aber ihr war es angeblich egal.

Der schnelle Umzug und die "Neugestaltung" (EFH) war eine Erholung. Ich habe in der Wohnung immer mit "angezogener Handbremse" gespielt.
 
Wenn Eigentumswohnung oder Mietwohnung, dann eine mit nur einem direkten Nachbarn - wenn man eine Wahl hat. Der sollte berufstätig sein, d.h. zeitweise abwesend. Rentner drehen das TV häufig lauter auf, sind immer zu Hause und könnten bösartig werden. Das akustische Instrument muss man dann entkoppeln (falls weitere Wohnungen im Haus sind). Ansonsten sollte man sich als Ausweichmöglichkeit zusätzlich ein E-Piano zulegen. Das bietet außerdem ggf. die Möglichkeit zum Spiel von Stücken mit zwei Spielern und hat Vorteile beim Spiel mit Playalong bzw. MMO.
 
Wenn man musikalisch geräuschempfindlich ist, sollte man auch besser nicht neben eine Kirche wohnen. Denn die Orgel hört man draußen irgendwie immer. :heilig::party:

Ich weiß, hilft dem Threadstarter jetzt auch nicht weiter. Vielleicht mal dem Nachbarn einen kleinen Erinnerungszettel vorbeibringen, mit Infos, wann Ruhe gewünscht wird wegen des Unterrichtens? Es gibt ja Menschen, die vergessen sowas gerne mal oder denken schlicht nicht drüber nach. Mal völlig abgesehen davon, dass man natürlich die Notwendigkeit des regelmäßigen lauten Musikhörens diskutieren könnte, aber da kann's halt auch schnell persönlich werden und das ist ja auch nicht zielführend.
 
Als begeisterte Innenstadtbewohnerin (und Mehrfamilienhausbewohnerin seit Jahrzehnten) muss ich sagen, dass ich bislang wesentlich weniger schlechte Erfahrungen mit meinen Nachbarn hatte als meine "Einfamilienhausfreunde", die sich mit ihren Nachbarn wegen überwachsender Bäume oder Fragen der Heckenpflegeteilweise anwaltlich bekriegen, von den Nachbarn aus Rache den Hund zum K... in den Vorgarten geschickt kriegen oder denen der Nachbar regelmässig Unkrautvernichtungsmittel über den Zaun sprüht ...

Die Frage ist, was wir als schlechte Erfahrungen betrachten. Als "Stadtkind" bin ich da seit jeher zur umfassenden Toleranz nachbarlicher Eigenheiten und Rücksichtnahme erzogen aufgewachsen.

Auch meine Nachbarn hören manchmal laut Musik. Dafür ertragen sie uns drei klavierspielende Familienmitglieder. Also käme ich nie auf die Idee mich zu beschweren. Wir halten uns beim Spielen akribisch an Ruhezeiten und haben eine Silentfunktion. Wenn wir die Fenster offen habe, drehe ich die Musik leise. Vielleicht/bestimmt übersehe ich da bei den Fenstern/der Lautstärke auch mal was, dann stören wir vermutlich die Nachbarn. Ebenso wie unsere Kinder und ihre Freunde, die täglich den halben Spielplatzsand gleichmäßig im Treppenhaus verteilen.

Wenn mein Nachbar auf dem Balkon staubsaugt während wir nebenan frühstücken, winke ich ihm freundlich zu und frage, wie es ihm geht. Mein Nachbar pflegt seine demente Frau. Ihr wirres Geschrei, das man oft vernehmlich hört, besonders abends direkt in unserem Wohnzimmer, führt bei mir eher zu tiefem Mitleid mit den beiden als zu Ärger und Selbstmitleid wegen meiner lauten Nachbarn. Das Heimwerkerprojekt in unserem Hause mit regelmäßigen, ausgiebigen Bohrsessions ist Teil unserer gemeinschaftlichen Neugier und Thema unserer Nachbarschaftstalks im Haus (was baut der/die denn da nur??) - wir haben leider noch nicht rausgefunden, wer es genau ist. Wir und einige unserer Nachbarn würden es nämlich gern mal besichtigen. An Beschweren haben wir da nie gedacht.

In unserem ganz früheren Haus tobte jahrelang die Rasselbande einer sehr kinderreichen Familie und aller ihrer Freunde lautstark durch den Hof. Die wurden erstaunlich schnell groß und ich war fast etwas traurig als dann mit beginnender Pubertät die stille Zeit begann und ich sie nur noch am Handy kleben jeden für sich allein draussen sitzen sah.

Ich hatte bisher in wirklich jedem Mietshaus meines Lebens tolle Menschen getroffen, mit einigen bin ich auch nach vielen Umzügen immer noch befreundet. Die Nachbarin, deren Balkon wir jahrelang von oben vollgekrümelt haben, ist die Patentante meines Sohnes. Wir haben uns angefreundet, nachdem ich nach einer Umtopfaktion schuldbewusst mit dem Staubsauger vor ihrer Tür stand. Wir haben mit Nachbarn gemeinsame Treppenhausparties veranstaltet und unsere Nachbarn gehören bei jeder Party zum selbstverständlich geladenen Kreis (alle Altersgruppen und Nationalitäten).

Ich glaube, dass wir in unserer Individualisierungs- und Ruheliebe Toleranz teilweise total verlernt haben. Und uns dadurch auch ganz viele zwischenmenschliche Erfahrungen entgehen. Deswegen dieses ausführliche Plädoyer zur konstruktiven Betrachtung der Ruhestörung. Was wir als Ruhestörung empfinden, sind doch alles Lebenszeichen unserer Mitmenschen. Wenn ich nichts mehr von meinen Mitmenschen höre, bin ich vermutlich tot...

Wenn ich übrigens das Problem des Threaderstellers hätte, würde ich versuchen in einer Kirchengemeinde, einem Pianohaus... eine Unterrichtsgelegenheit zu finden, bei der ich nicht auf punktgenaue Ruhe der Nachbarn angewiesen bin. Ich finde nämlich, dass auch Klavierunterricht Zuhause den Nachbarn einiges an Toleranz abverlangt. Hast du allen deinen betroffenen Nachbarn eigentlich schon mal ein kleines Dankeschön dafür vorbeigebracht?
 
Eines fehlt noch: die Klassifizierung des Wohnungsareals seitens der Stadt.

Wenn das bei Pech ein REINES WOHNGEBIET ist, dann kann der Vermieter auch nachträglich noch gegen den Klavierunterricht vorgehen, denn dann liegt eine gewerbliche Nutzung vor, die in einem reinen Wohngebiet unterbunden werden kann.

Ein Tip noch wäre, tatsächlich in unregelmäßigen Abständen dem Nachbarn den Strom abzudrehen, abdrehen zu lassen. Kinder auf der Straße anheuern, oder paar Studenten in der Kneipe ...

Weiterer Tip: Sich mit einer Schlagbohrmaschine bewaffnen, und immer, wenn er brutal aufdreht, mit dem Bohrhammer Beton klein machen.

Letztlich hilft aber nur, dass die inkompatiblen Völkchen auseinander kommen, wenn er nicht beidreht.

Ich kenne zwei Fälle, die Eltern einer Studienkollegin, die brutallärmige, komplett asoziale Nachbarn haben, seit 40 Jahren Kleinkrieg in einer Bottroper Reihenhaussiedlung. Den Brutalskis macht das sogar Spass, keiner von denen arbeitet, und die wechseln sich ab im Nachbarn-Ärgern, das ist deren Hobby.

Und ich kenne einen Hobbykollegen, der in seiner Münsteraner Eigentumswohnung das riesige Pech hatte, einen Gangsterboss neben sich einziehen zu haben, dessen Methodologie zum Schwarzgeldwandeln das Billig-Einkaufen von Wohnimmobilien ist, und der hierzu auf unglaubliche, fiese und üble Tricks verfiel. Bis hin zu Morddrohungen mit Messer am Hals. Da mein Kollege noch einige Jährchen arbeiten will und muss, ist er zu seiner Freundin gezogen und hat nun eine Dreiviertelstunde Anfahrt. Er hatte daheim den Gangster nicht mehr ausgehalten. Das war nicht nur Brutallärm, das war mehr noch, Fäkalien vor der Wohnungstüre, Schäden an den Wänden, und das ständige notorische, abgesprochene Gelüge mehrerer derer Familienmitglieder, wenn dann wieder mal die Polizei im Hause war - die waren sich alle immer "einig" in den Absprachen, dass mein Bekannter der eigentliche Übeltäter sei. Er hat dann kapituliert.

Dann kam ein "Angebot" vom Nachbarn, die Wohnung auch noch kaufen zu wollen. Weniger als ein Drittel des Marktwertes - wenn denn dort nicht diese Leute nebenan wären.
 

Gut das ich keine unmittelbaren Nachbarn habe.
 
Ich hatte in meinem Leben insgesamt 2 Jahre das unglaubliche Glück, in einem Haus zu wohnen, in dem (fast) ausschließlich Musiker wohnten.

Proberäume/Musikstudio im Keller ... darüber 3 Wohnungen, von denen eine als Gewerberaum genutzt wird (Mischnutzung lt. Bebauungsplan).
Das war ziemlich nett, so zu wohnen. Leider hielt es nicht lange ... und jetzt sind von den ehemals 5 Musikern noch 2 geblieben (einer meiner Mitwohnis und ich).

Das Zaubermittel ist aber völlig unabhängig von den Hobbys der einzelnen Bewohner einfach gegenseitige Rücksicht ... was allerdings mit Proberäumen im Keller tatsächlich viel leichter fällt.

Mein Mitbewohner ist Instrumentallehrer für Gitarre und Schlagzeug, ich unterrichte Gitarre und spiele Klavier. Schlagzeug unterrchtet er im Keller (2 entkoppelte Schallkabinen ... eine dritte ist im Bau), und wenn ich Klavier unterrichten würde, stünde mein Klavier wohl ebenfalls dort (abgeschlossen ... ich habe keine Lust, dass da jeder dran kann, würde die Nutzung aber nach einem Gespräch und ggf. einer Einweisung durchaus erlauben).

Ein akustisches Klavier in einer Mietwohnung ist im Grunde keine besonders gute Idee ... denn die Dinger machen wirklich einen ziemlichen Lärm. Und es gibt auch eine ganze Menge, denen das in einer Mietwohnung einfach zu viel ist (mir auch). "Normale" Mietwohnungen werden einfach nicht nach "Bunker-Standard" gebaut (>43cm Beton), und ein akustisches Klavier kommt durch die "normale" Wanddicke immer durch.
Wenn man als Pianist also in einer Mietwohnung in Ruhe üben können möchte, sollte man zu einem Instrument greifen, welches sich in der Lautstärke an die Wohnung anpassen lässt (Digi).

Hinweise dazu, was der Gesetzgeber erlaubt und verbietet sind für die nachbarschaftlichen Beziehungen nie besonders gesund.
Ich hatte mal einen Mitbewohner, der die Beschwerden über die Lautstärke seines Fernsehers und seine nächtliche Trampelei (manche Menschen kommen ohne Knie zur Welt oder lernen einfach nie, sie beim Gehen auch zu benutzen), fast reflexartig mit entsprechenden Gerichtsurteilen und Schallmessungen beantwortet hat. Und mir war beim ersten mal, als ich das erlebt habe, sofort klar: Das endet erst, wenn einer von den beiden auszieht.
Genau so ist es dann gekommen (sie sind mit 6 Monaten Abstand beide ausgezogen). es waren übrigens beides keine Musiker. Mit denen kann man meist etwas besser über sowas reden.

Wer möchte, dass sein Eigentum nicht hinter dem Putz endet, muss wohl oder übel ein EFH mit Grundstück erwerben, denn mit einer Eigentumswohnung in einem MFH wird der nicht glücklich werden.
 
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Ein Tip noch wäre, tatsächlich in unregelmäßigen Abständen dem Nachbarn den Strom abzudrehen, abdrehen zu lassen. Kinder auf der Straße anheuern, oder paar Studenten in der Kneipe ...

Weiterer Tip: Sich mit einer Schlagbohrmaschine bewaffnen, und immer, wenn er brutal aufdreht, mit dem Bohrhammer Beton klein machen
Das klingt wie der Beginn einer wunderbaren Romanze, so klappts bestimmt mit den Nachbarn! :super:

Ich glaube, das eigentliche Problem liegt in unseren inneren und evtl. auch von uns selbst nicht eingestandenen tieferen Überzeugungen, die da vielleicht wären:
"Ich=guter Nachbar, die anderen=blöde Nachbarn", "ich habe das RECHT dazu", "aber ich mache das ja zum ARBEITEN, nicht NUR aus Spass zur Freizeit", "Musik machen = besser als Musik hören", "der macht das jetzt extra, um mich zu ärgern" ...

Damit kommt man letztendlich nie zu einer wirklichen Lösung, weil man ja schon von vornherein gar nicht akzeptiert, dass man selber (leider) auch immer irgendwie ein Problem für andere ist.

Wenn ich eine ruhestörende Arbeit Zuhause erledige, ist das nur aus meiner Perspektive wichtiger als das Musikhören des Nachbarn in seiner Freizeit. Und als Klavierspieler sind wir im Haus mit Abstand die lautesten und regelmäßigsten Verursacher lauter Musik.
Und unsere Musik ist nur aus unserer Perspektive besser als die der anderen. Unsere Arbeit nur aus unserer Sicht wichtiger als die Freizeit der anderen.

Man muss sich auch selbstkritisch eingestehen, dass einmal Nachbarn zum Kaffee einladen keine echte Lösung ist, sondern nur ein erster Schritt. Echte Lösungen wären vielleicht: Störung reduzieren (anderen Raum suchen, weniger zuhause unterrichten), Zeiten verschieben (auf Termine, wenn sensible Nachbarn nicht da sind).

Außerdem könnte - aus Sicht des Nachbarn - die laute Musik seine Lösung sein, um die Klavierstunde nicht hören zu müssen. Es könnte für weitere Gespräche helfen, das als seine "Lösung" zu sehen und nicht nur als "der macht das, um mich zu ärgern". Und aus seiner Sicht hat er ja genauso recht wie der Klavierlehrer.

Und: tolerante Nachbarn haben und toleranter Nachbar sein, bedingt und verstärkt sich gegenseitig. Nach meiner jahrzehntelangen Mehrfamilienhauserfahrung braucht man in einem sagen wir 7-Parteien-Haus 1-2 engagierte Nachbarn, die sich um das Nachbarschaftsleben insgesamt etwas kümmern und da für etwas Gemeinschaft sorgen (und zwar nicht nur oder erst wenn's Ärger gibt!). Und dann kippt die ganze Stimmung im Haus ins Positiv-konstruktive bis Freundschaftliche und auch der ein oder andere Stinkstiefel wird dann viel zurückhaltender oder wird einfach sozial eingebettet.
 
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"Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden" (W.Busch).

Wer dringend seinen Flimmerhäärchen ein gute Nacht Lied bei ca. 120db gönnen möchte, der kann im Grunde doch auch zu Kopfhörern greifen (viele schmeißen eh nicht mehr als 90db - aber wenige cm vom Trommelfell entfernt reicht das vollkommen aus) ... ich weiß, das ist nicht das selbe (das physische Musikerleben ist ein anderes ... gerade bei lauten Bässen).
Wenn ich mir meine Ohren mal "freiblasen" möchte, dann benutze ich einen der hier zahlreich anwesenden Kopfhörer und meine Nachbarn bekommen davon nichts mit. Es passiert allerdings auch relativ selten, da ich mindestens ein mal wöchentlich im Proberaum stehe und dort ca. 5 Stunden am Stück laute Musik ganzheitlich erfahren kann. Das reicht dann mal für ne Woche.

ABER ... die reine Rücksicht auf Andere ist eben leider kein Garant für Frieden ... manche nehmen nicht nur den ganzen Arm, wenn man ihnen den kleinen Finger reicht, die fangen an zu meckern, wenn das nur zwei mal klappt (bildlich gesprochen).
Ich musste das leider schmerzlich lernen, denn ich war lange viel zu lieb und hilfsbereit ... aber dieses "Opfergebahren" sollte man sich in unserer Gesellschaft gut überlegen ... leider.
 
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@Sven
Danke ... mein Fehler.

Hab's korrigiert.
 
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Wenn man musikalisch geräuschempfindlich ist, sollte man auch besser nicht neben eine Kirche wohnen. Denn die Orgel hört man draußen irgendwie immer. :heilig::party:

Da gab es doch mal diesen Fall:
Wer konnte auch als Lehrer damit rechnen, dass in einem Dom musiziert wird? :-)

Grüße
Häretiker
 

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