Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Hat das jetzt irgendwas mit Johann Joseph Fux zu tun? Ich steh auf dem Schlauch.
 
Hat das jetzt irgendwas mit Johann Joseph Fux zu tun? Ich steh auf dem Schlauch.
In "Gradus Ad Parnassum" erörtert er aus Schülerperspektive im Dialog mit dem berühmten Meister Palestrina (dem auch später eine ganze Oper gewidmet wurde), was es mit der Beherrschung des Kontrapunkts auf sich hat. Wie ein Lehrwerk fungiert auch die erwähnte Sammlung von Übungsstücken aus der Feder von Muzio Clementi. Eines dieser Stücke hat ein späterer Komponist als Grundlage eines eigenen (dreisätzigen) Klavierwerks genommen. In dem Werknamen taucht ein höchst unkreatives Attribut auf.

LG von Rheinkultur
 
Du meinst nicht etwa die Bürokratie ;-)
 
doch nicht etwa die französische?
LG, Sommerkind
(die das weitere Rätseln nun mangels Kreativität eines neuen Rätsels wieder anderen überlässt)
 
doch nicht etwa die französische?
LG, Sommerkind
(die das weitere Rätseln nun mangels Kreativität eines neuen Rätsels wieder anderen überlässt)
Doch, die französische war gemeint. Aufschlussreich ist die Lektüre der verbalen Anmerkungen im Notentext. Die unkonventionelle Praxis, den Notentext mit Kommentaren hintergründiger Art zu versehen, steht in Einklang mit der Blütezeit des Melodrams, in dem nicht das gesungene, sondern das gesprochene Wort der Musik gegenüber gestellt wird. Besonders bekanntes Beispiel aus der Feder eines Jubilars:



Im Gegensatz zu diesem Genre kommunizieren die Sprachbilder nicht mit dem Hörer, sondern verbleiben im Handlungsbereich des Interpreten auf dem Podium - ein stummes Melodram, wenn es das gäbe.

Schade, dass es "mangels Kreativität" kein neues Rätsel vom Sommerkind gibt. Bevor unser nächstes Rätsel vom Christkind gebracht werden muss, hat wieder einmal mick als Nachrücker die Möglichkeit, unsere grauen Zellen auf Trab zu bringen. Machst Du weiter?

LG von Rheinkultur
 
Wenn ich an den Tasten nicht schon alle Hände voll zu tun hätte, dann würde ich die glatt üben, mir gefällt Satie's Parodie. Ich kannte sie nicht. Interessant, was Henle dazu schreibt:

Zitat von Henle:
Auch wenn Satie sich bei seiner „Sonatine“ eng an klassische Formvorgaben anlehnte, handelt es sich doch um ein durch und durch ironisches Werk. Der Komponist, der sich in seinen späten Lebensjahren gern mit steifem Kragen und Bowlerhut auf der Straße sehen ließ, erzählt hier in Textzeilen zwischen den Notensystemen den Tagesablauf des typischen Pariser Büroangestellten, der mit grünseidenen Ärmelschonern im Sessel sitzt und von seiner Beförderung träumt. „Nebenan spielt ein Klavier Clementi“… tatsächlich sind an dieser Stelle parodistische Anklänge an Clementis beliebte Sonatine op. 36/1 zu erkennen. Ulrich Krämer vermittelt im Vorwort zu unserer Ausgabe kenntnisreich die Hintergründe zum Verständnis von Saties Werk.

Und dann noch das Vivace namentlich zu verballhornen… Na sowas… ;)


http://www.henle.de/media/foreword/1075.pdf
 
Bevor ich morgen nachmittag für zwei Wochen nach Südtirol reise, erfülle ich Rheinkulturs Wunsch stelle noch schnell ein neues Rätsel. Ich hoffe, es wird rechtzeitig vor meiner Abreise gelöst – allzu schwierig ist es nicht.

Gesucht wird ein 12-teiliger Klavierzyklus, den ich erst kürzlich entdeckt habe und der mich auf Anhieb fasziniert hat. Unglaublich, dass beinahe niemand diese zauberhafte Musik kennt und spielt. Aber vielleicht finden sich ja aus Anlass dieses Rätsels ein paar Clavio-Pianisten, die sich dafür begeistern können. Es lohnt sich!

Die 12 Stücke stehen alle im 3/4-Takt – es handelt sich um nicht näher charakterisierte Tänze. Inspiriert wurden sie ganz offensichtlich von Brahms' ungeheuer populären Ungarischen Tänzen.

Der Komponist der Tänze war zur Entstehungszeit schwer verliebt in seine Schülerin, eine später weltberühmte Femme fatale. Die Dame verehrte ihren Lehrer zwar und verdrehte ihm mächtig den Kopf, fand seine äußere Erscheinung aber nicht präsentabel genug und heiratete deshalb einen fast 20 Jahre älteren Konkurrenten. Unser gesuchter Komponist litt lange unter der Zurückweisung und verarbeitete sein Trauma später in einer Oper.

Wer komponierte die gesuchten Tänze?

LG, Mick
 
Bevor ich morgen nachmittag für zwei Wochen nach Südtirol reise, erfülle ich Rheinkulturs Wunsch stelle noch schnell ein neues Rätsel. Ich hoffe, es wird rechtzeitig vor meiner Abreise gelöst – allzu schwierig ist es nicht.
Dann löse ich mal auf, damit Du ruhigen Gewissens nach Südtirol fahren kannst.
Alma Schindler hat nicht nur Gustav Mahler und Franz Werfel den Kopf verdreht, sondern auch Alexander Zemlinsky, mit dem sie allerdings im Gegensatz zu den beiden anderen niemals verheiratet war. Dieser schrieb als sein Opus 1 zwölf Ländliche Tänze, die noch im Geiste der Brahms'schen Liebeslieder-Walzer daherkommen. Klangschön und ansprechend gemacht - leider hat Zemlinsky nur in der Frühzeit seines Schaffens das Klavier bedacht, diesen Umstand hat er mit dem diesjährigen Jubilar Richard Strauss und einigen weiteren Komponisten gemeinsam. Im "Zwerg" gelangten die autobiographischen Bezüge auf die Opernbühne.

Eine glückliche Reise wünscht
mit LG Rheinkultur
 

Stimmt natürlich!

Hier sind die Noten und hier ist eine Aufnahme der Ländlichen Tänze:



Es lohnt sich wirklich, sich damit näher zu beschäftigen! Allzu schwierig sind sie auch nicht; ich finde sie auf jeden Fall deutlich leichter als die Valses nobles et sentimentales von Ravel, zu denen durchaus eine gewisse Ähnlichkeit besteht.

Ich wünsche euch allen viel Freude mit Zemlinsky und sage erstmal bis bald, auf Wiedersehn!

LG, Mick
 
ich finde sie auf jeden Fall deutlich leichter als die Valses nobles et sentimentales von Ravel, zu denen durchaus eine gewisse Ähnlichkeit besteht.
Diese hier mit dem Komponisten am Welte-Mignon-Flügel:



Die Ähnlichkeit geht sicher auf den Umstand zurück, dass die Inspirationsquelle dieselbe ist: Der Wiener Walzer und Ländler in der Frühform vor 1850. Sehr farbig geht es in der Orchesterfassung zu, die es davon ebenfalls gibt (hatte irgendwann einmal im Orchester den Celesta-Part zu spielen).

Bin jetzt erstmal wieder orgeln und überlege mir dann ein neues Rätsel
LG von Rheinkultur
 
Bei Micks reisefreudigen Umtrieben scheinen die Sommerferien "gefühlt" drei Monate zu dauern. Es wird Zeit, dass er wieder die Schulbank drückt sonst löst er hier 90 % der Rätsel.

Um 90% der Rätsel zu lösen, müsste ich ja auch die meisten meiner meiner eigenen Rätsel lösen – das geht schon deshalb nicht, weil Rheinkultur die Lösung meist schon weiß, bevor ich mir das Rätsel überhaupt ausgedacht habe ... :-D

Und was die Schulbank angeht, da bin ich vollständig anderer Meinung als du – jetzt werde ich erstmal 2 Wochen mit zwei reizenden jungen Damen in unserer kleinen Almhütte verbringen, die Tage mit wandern, klettern und mountainbiken zubringen und anschließend (als Zuhörer) beim ARD-Wettbewerb teilnehmen ... hach, das Leben ist schön!

LG, Mick
 
Um 90% der Rätsel zu lösen, müsste ich ja auch die meisten meiner meiner eigenen Rätsel lösen – das geht schon deshalb nicht, weil Rheinkultur die Lösung meist schon weiß, bevor ich mir das Rätsel überhaupt ausgedacht habe ... :-D
Micks urlaubsbedingte Auszeit nutze ich mal für eine etwas bodenständigere Frage, nach deren Antwort man nicht stundenlang suchen muss.

Ich würde nie in einen Second-Hand-Shop gehen, weil ich noch beide Hände habe. Bei wem das nicht der Fall ist, kann alternativ wieder einmal die Literatur für linke Hand allein in Augenschein nehmen. Da Rechtshänder innerhalb der Bevölkerung in der Mehrzahl sind, wird traditionell die linke Hand als besonders der Förderung bedürfend eingeschätzt. Naturgemäß sind viele kompositorische Arbeiten für die linke Hand allein zu Übungszwecken vorgesehen. Neben Etüdenwerken dominieren innerhalb dieser Gattung zunächst Transkriptionen und Originalkompositionen in Form von Einzelstücken.

Das von mir gesuchte ("mit links zu spielende") Werk besteht als wohl erstes seiner Art aus mehr als einem Satz. Welches meine ich?

LG von Rheinkultur
 
Gab es da vor der Sonate von Carl Reinecke schon so ein Stück?
Wenn es eines gäbe, würde dies nicht nur mich überraschen. Die aus dem Jahre 1884 stammende Sonate c-moll op. 179 hatte ich tatsächlich gemeint:



Da im Mittelsatz eine ungarische Weise enthalten ist, verweise ich zur Abrundung auf ein Frühwerk von Bartók, das stilistisch noch nicht allzu weit vom diesjährigen Jubilar Richard Strauss entfernt ist, der ebenfalls für diese Gattung geschrieben hat:



Auch die Gestaltung als Frage ändert nichts an der Tatsache, dass der Bezug zum gesuchten Werk hergestellt ist. Troubadix, machst Du weiter?

LG von Rheinkultur
 
Eher zufällig bin ich kürzlich auf ein Stück gestoßen, das ebenfalls auf einer CD war, die ich mir eigentlich wegen eines anderen Stückes zugelegt habe. Dass ich das Stück nicht kannte liegt zum einen daran, dass der Komponist nicht zu meinen ganz großen Lieblingskomponisten zählt und zum anderen dieses Stück im ohnehin überschaubaren Œuvre des Komponisten eher unbedeutend ist. Der Komponist war 20, als er es komponierte.

Das Stück ist für Solo-Klavier komponiert, wurde aber vom Komponisten auch für Orchester übertragen und in der Variante gefällt es mir fast noch besser. Merkwürdig ist der Titel des Stückes. Den Tanz, der dem Stück den Namen gibt, würde man eher mit einer viel früheren Epoche verbinden, als mit dem Ende des 19. Jahrhunderts, was aber kein Einzelfall bei diesem Komponisten ist. Als wenn das nicht schon genug wäre, fügt der Komponist dem Titel ein weiteres Wort hinzu, welches den Titel aufgrund der zeitlichen Einordnung völlig paradox erscheinen lässt. Der Titel dient als Maske klassischer Formgebung für das Stück, während die akademischen Regeln fast parodistisch missachtet werden. So werden zum Beispiel die Betonungen von der Zählzeit weggeschoben, was eher untypisch wäre, würde man das Genre, welches der Titel suggeriert ernst nehmen.

Viele Grüße!
 
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