Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Du meinst nicht etwa die 8 Etüden op. 40 (1984) von Nikolai Kapustin, wovon vor kurzem Johannes die erste hier mit einer tollen Aufnahme vorgestellt hat?
Nein. Als diese Etüden entstanden sind, war Kapustin noch nicht einmal auf der Welt. Was Joh da neulich vorgestellt hat, war ein klasse Stück in einer wirklich guten Einspielung - hat Spaß gemacht beim Zuhören. Trotzdem ist ein viel älteres Opus gemeint.

LG von Rheinkultur
 
Genau diese:



Der Widmungsträger der Ecksätze mit Notentext:



Dasselbe mit dem Komponisten selbst:



Der Komponist des "Vetter aus Dingsda" als Jazzer der ersten Stunde:



Auch Robert Stolz war den neuen Rhythmen nicht abgeneigt:



Ich stelle mit Freude fest, dass uns Pianovirus mit einem neuen Rätsel infizi..., pardon: inspirieren darf...!

LG von Rheinkultur
 
Ich habe diese Stücke erst durch das Rätsel kennengelernt und höre sie mir nun gerade an; herzlichen Dank für die Anregung, Rheinkultur!

Jetzt freue ich mich, auch einmal wieder ein kleines Rätsel beisteuern zu dürfen, wenngleich ich mich bei der hier versammelten Runde keinen Illusionen hingebe, dass dieses längere Zeit ungelöst bleiben könnte.

Nun denn, verlassen wir bis auf weiteres die Welt der Tastenlöwen und ihrer virtuosen Vortragsstücke. Begeben wir uns in eine völlig andere Sphäre. Das gesuchte Werk, welches in Fassungen für verschiedene Besetzungen existiert, wurde als Orchesterwerk uraufgeführt, und zwar zur Mittagszeit, wohl um die jetzige Zeit im Kirchenjahr, und in einer Kirche, welche völlig mit schwarzen Stoffen abgedunkelt war; nur eine einzige Lampe spendete etwas Licht.

Das Werk existiert auch in einer Klavierfassung, welche zwar nicht vom Komponisten selbst stammt, aber von diesem explizit autorisiert wurde; in einem Brief lobte er sogar die große Sorgfalt, mit der diese Fassung erstellt wurde.

Nun, geschätzte Rätselfreunde, von welchem Werk ist hier die Rede?
 
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Hallo Pianovirus,

schön, wieder von Dir zu hören! Deine Rätselidee war ja eine Motivation für diesen populären Rätselfaden...
Könnte es sich um die "Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" von Haydn handeln?

Gruß, Gaston
 
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Hallo Gaston,

danke für den netten Gruß! Auch ohne die Erwähnung, dass sich bei der Uraufführung Betrachtungen in Wort- und musikalischer Form abwechselten, hast Du völlig richtig auf dieses 1786 im Auftrag des Priesters José Saluz de Santamaria aus Cádiz komponierte Werk, das aus (in der Klassik wohl einmalig) sieben langsamen Sätzen, eingerahmt von Introduzione und Terremoto, besteht, getippt.

Ich habe hier zuhause die Henle-Ausgabe der Klavierfassung (erst 2010 erschienen); dort wird im Vorwort aus einem Brief Haydns vom 23. Juni 1787 zitiert: "unter anderem belobe ich den Clavierauszug, welcher sehr gut und mit besonderem Fleiß abgefaßt ist.". Am 2. August bittet er in einem anderem Brief für "einen meiner ganz besonderen Freunde" um eine Abschrift des Klavierauszugs (der erst Ende August im Druck erschien).

In diesem Vorwort kann man auch Haydns Beschreibung der Entstehungsumstände lesen:
"Man pflegte damals, alle Jahre während der Fastenzeit in der Hauptkirche zu Cadix ein Oratorium aufzuführen, zu dessen verstärkter Wirkung folgende Anstalten nicht wenig beytragen mussten. Die Wände, Fenster und
Pfeiler der Kirche waren nehmlich mit schwarzem Tuche überzogen, und nur Eine, in der Mitte hängende grosse Lampe erleuchtete das heilige Dunkel. Zur Mittagsstunde wurden alle Thüren geschlossen; jezt begann die Musik. Nach einem zweckmässigen Vorspiele bestieg der Bischof die Kanzel, sprach eines der
sieben Worte aus, und stellte eine Betrachtung darüber an. So wie sie geendiget war, stieg er von der Kanzel herab, und fiel knieend vor dem Altare nieder. Diese Pause wurde von der Musik ausgefüllt. Der Bischof betrat und verlies zum zweyten, drittenmale u. s. w. die Kanzel, und jedesmal fiel das Orchester nach dem Schlusse der Rede wieder ein."


http://www.henle.de/de/detail/index.html?Titel=Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze, Bearbeitung für Klavier_967

Ich habe gerade durch Zufall ein kurzes Video gefunden, in welchem eine Aufnahme der Quarttetfassung am Ort der Uraufführung, der Kathedrale von Cádiz, beworben wird. Dabei sind schöne Innenansichten zu sehen, die vielleicht ein kleines bisschen die besondere Atmosphäre der ersten Aufführung erahnen lassen.


Gaston, das nächste Rätsel ist Deines!
 
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Hier ist ein Fragment des ersten Takts eines nicht ganz unbekannten Klavierstücks. Welches?

raetsel-takt-mod.jpg
 
Hmmm, der dargestellte Ausschnitt hat ja schon ein ziemlich seltenes Taktzeichen. Nach meinem Wissen ist es hier nicht aus der Mensuralnotation abgeleitet, sondern steht für einen musikalisch schon außergewöhnlich großen Bruchwert. Es gibt Spekulationen über das Zeichen, jedenfalls ist es so in aktuellen gedruckten Ausgaben des Werks zu finden.

Der Komponist, der durchaus dafür bekannt ist, ab und an eigene Werke wiederverwendet zu haben, hat übrigens das gesuchte Musikstück nochmals an anderer Stelle hinterlassen. Die Notation ist aber interessanterweise anders: alle Notenwerte sind halbiert und "als Ausgleich" ist der vorgezeichnete Takt alla breve. Die Sammlung, in der diese zweite Version vorhanden ist, hat einen derart bekannten Namen, dass ihn schon viele Klavierneulinge recht bald kennenlernen. (Allerdings andere Stücke daraus.)
 
Ich hatte die ganze Zeit gegrübelt, wo das denn nochmal stand. Nachdem ich jetzt zuerst im Notenbüchlein für Anna Magdalena geblättert hatte, dort allerdings nichts gefunden habe, ist mir dann doch noch die Gigue aus der e-Moll-Partita in den Sinn gekommen! Und diese ist ja auch im originalen Notenbüchlein abgeschrieben worden, auch wenn sie in heutigen Ausgaben (z.B. bei Henle) dort natürlich nicht noch einmal abgedruckt ist. So läuft heute immerhin kein Anfänger Gefahr, sich zuerst durch die Partiten in a-Moll und e-Moll zu kämpfen, bevor ihm die zum ersten Mal die kleinen Menuette in F- und G-Dur begegnen! :-)
 

Ein schönes Rätsel, und wunderbar zum Klingen gebracht von Sokolov.

Ein Präludium würde nicht zum nächsten Rätsel passen; gesucht wird nun...:

...ein einsätziges Kammermusikwerk, welches völlig zu unrecht etwas im Schatten zweier größerer Werke für dieselbe Besetzung steht. Vom Komponisten nur mit einer (langsamen) Tempobezeichnung versehen, findet sich auf der Eigenschrift von fremder Feder eine poetisch-assoziativere Bezeichnung, unter der das Werk heute auch meist geführt wird.
 
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Aha, ein allgemeiner Rätselstreik! Nicht mit mir, Freunde!! :zunge:

Eine Werkbezeichnung, die gerade gut zu dieser Stunde passt.
 
Schubert: Adagio für Klaviertrio in Es, D. 897? Auch als "Notturno" bekannt:



LG, Mick
 
Guten Morgen, so ist es!

Schade, dass es von diesem wunderschönen Notturno nicht, wie vom ersten Trio, eine Aufnahme von Cortot/Casals/Thibaud gibt, das klänge sicher so viel inniger als alle auf Youtube zu findenden Aufnahmen...

Your turn, Mick!
 
Bleiben wir mal bei der Kammermusik:

Gesucht wird eine ziemliche ungewöhnliche Quartett-Komposition. Ungewöhnlich in mehrfacher Hinsicht:
  • Die Besetzung ist unüblich.
  • Es gibt einen konkreten, außermusikalischen Grund für diese unübliche Besetzung.
  • Nur in der Hälfte der Sätze werden alle beteiligten Instrumente verwendet.
  • Der dritte Satz ist für ein einzelnes Solo-Instrument komponiert.
  • In sechs Sätzen ist ein Klavier beteiligt.
Alles klar?

LG, Mick
 
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Das müßte das "Quatuor pour la fin du temps" sein.

HG, Gomez

Ja! Messiaen schrieb es in deutscher Kriegsgefangenschaft - die ungewöhnliche Besetzung richtete sich nach den im Lager verfügbaren Musikern: der Klarinettist Henri Akoka, der Geiger Jean Le Boulaire und der Cellist Ètienne Pasquier besorgten die Uraufführung mit dem Komponisten am Klavier.



Tja, lieber Gomez - das hat man davon, wenn man (fast) alles weiß: Du darfst Dich nun um ein neues Rätsel kümmern, während ich mir eine Carmen-Vorstellung in der Staatsoper ansehe! :-)

LG, Mick
 
während ich mir eine Carmen-Vorstellung in der Staatsoper ansehe!

Hoffentlich nicht mit dieser Schnapsdrossel:



Ich mach's einfach: Der gesuchte Komponist befand sich ebenfalls in Gefangenschaft (nach eigenem Verständnis zumindest), zweifelte völlig zu Recht an seiner Begabung und wollte schon seinen Beruf an den Nagel hängen. Leider hat ihn der Erfolg des gesuchten Werkes davon abgehalten. Von dem gesuchten Werk erfreut sich ein Stück - als Single-Auskopplung - immer noch großer Beliebtheit. Es ertönt sogar bei mir um die Ecke als Glockenspiel, immer wieder mittags. Ich vermeide es, um diese Zeit die Straße zu betreten.
 
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