Achtung Kinder im Publikum

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Viva la musica

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18. Juli 2020
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Was mich immer wieder immens bei Schülervorspielen ärgert:

- Kinder, die schwätzen, rumzappeln, während andere spielen
- Eltern, die nichts dagegen tun
- Klavierlehrer, die nichts dagegen tun
- Eltern, die schwätzen, rumzappeln während andere spielen
- Eltern, die mit ihren Kindern in der Pause gehen, wenn ihre Kinder schon dran waren
- Klavierlehrer, die sogar anbieten, dass man in der Pause gehen kann, wenn es zu lang wird
- Kinder, die rausgehen
- Kinder, die den anderen nicht zuhören

Ich bin total genervt, dass niemand nicht einmal versucht, den Kindern beizubringen, wie man sich in einem Konzert benimmt. Ich fände, dass Klavierlehrer da schon einen Rahmen geben könnten.

Wie handhabt ihr das bei Schülervorspielen?
 
Mir stellen sich auch sofort die Nackenhaare auf, wenn ich das lese.
Selbst bin ich nicht bei Vorspielen mit Kindern, aber mit Erwachsenen. Die können sich interessanterweise auch nicht immer benehmen. Ich als ebenfalls im Publikum sitzende Person strafe bei sowas mit bösen Blicken ab oder sage etwas, wenn sich während des Vorspiels anderer unterhalten wird. 😅
 
Boah, ich schreib lieber nix dazu... :-D
 
Wie lange dauert denn so ein Vorspiel?

Bei uns ca.1h. Vorspiel gemischt Kinder und Erwachsene, mehr Kinder. Der Lärmpegel ist bei uns gering. Noch leiser wäre komisch.
Jeder will selber gut spielen und hat sich großes Interesse die anderen zu hören.
 
Ganz klare Ansage: Wer sich beim Vorspiel nicht an die Regeln hält,
  • kann direkt gehen.
  • darf beim nächsten Vorspiel nicht mitmachen.
  • Darf sich im Wiederholungsfall eine(n) neue(n) Lehrer/in suchen.
Ich finde es bemerkenswert, daß in Ballettschulen eine andere Disziplin herrscht. Sollten sich die Klavierlehrer/innen mal Gedanken machen, woran das wohl liegen mag …
 
Ich bin zu diesem Thema sehr zwiegespalten. Es gibt in der Musik kein Thema, das mich mehr spaltet.

Grundsätzlich sind Konzerte soziale Ereignisse. Und zum sozialen Leben gehört natürlich auch Kommunikation. Pop- und Jazzkonzerte, aber auch musikalische Ereignisse anderer Kulturen, sind keine Einbahnstraße, sondern oft sehr lebendiges Miteinander. Da wird mitgesungen und mitgeklatscht, etwas, wovon auch die Musiker profitieren, weil ihre Performance dadurch lebendiger wird.

Die klassische „westliche“ Musikkultur ist schon sehr hierarchisch: auf der einen Seite die Musiker, die senden, auf der anderen Seite die Rezipienten, die nur zu empfangen haben.
Diese genannte Musikkultur ist nichts für Menschen, die musikalisch entweder gar nicht oder aber so sozialisiert worden sind, dass Musik ein Miteinander ist.

Dass der musikalische Kunstwerkbegriff ein bürgerliches Konstrukt ist und die entstehenden Geräusche im Publikum ebenbürtiger Bestandteil des Musizierens sind, hat ja John Cage mit 4‘33 gezeigt.

Dies war die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es für mich und sicherlich für viele andere kaum etwas Schöneres als während eines Konzerts in der Musik zu versinken - und da sind alle Störgeräusche ein großes Ärgernis. Gute Musik ist oft Zuhör-Musik, keine Mitmach-Musik. Ich arbeite intensivst daran, in Konzerten eine meditative Haltung zu erlangen und alle Störgeräusche nicht nur zu ignorieren, sondern auch auszublenden. Status: in Arbeit:heilig:

Bei Schülerkonzerten ist die Situation natürlich besonders heikel: Einerseits gilt es, die Leistung der Auftretenden durch respektvolle Stille zu würdigen, andererseits sind es eben zum großen Teil Kinder, die im
Publikum sitzen.

Das ganze Thema ist: schwierig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Schülerkonzerten ist die Situation natürlich besonders heikel: Einerseits gilt es, die Leistung der Auftretenden durch respektvolle Stille zu würdigen, andererseits sind es eben zum großen Teil Kinder, die im
Publikum sitzen.
Deshalb empfinde ich einen geringen Lärmpegel als angenehm. Er stört das Vorspiel nicht, lässt aber die Kinder Kinder sein. Es ist auch nicht so, dass dauernd geredet wird. Man merkt auch, dass es gegen Ende lauter wird. Da kommen aber die besten Vorträge, so dass es automatisch wieder stiller wird.
Bei 2 Stunden Vorspiel würde es vermutlich nicht so gut klappen, das halten die kleinen nicht durch. Die Eltern und Großeltern auch nicht. Sie ja meist kein typisches Konzertpublikum, sonder wollen nur mal 5 Minuten den Auftritt ihres Sprösslings sehen.
 
Einerseits gilt es, die Leistung der Auftretenden durch respektvolle Stille zu würdigen, andererseits sind es eben zum großen Teil Kinder, die im
Publikum sitzen.
Es ist Sache der Eltern, den zuschauenden Kindern klarzumachen, dass sie die Leistung IHRER Geschwistern oder IHRER "Schulkollegen" wertschätzen sollen. Wenn nicht, sollen sie zuhause rumdaddeln.

ICH würde als Lehrer da eine sehr deutliche Ansage machen und als Ventil einige Spiel-Unterbrechungen anbieten, damit sich die kindliche Energie entladen kann. Erwachsene, die sich nicht benehmen, würde ich hinausbitten.
 

Beim letzten Vorspiel hat meine Tochter nach ihrem Auftritt den Reißverschluss ihres Geigenkastens während des nächsten Vortags mit einem lauten Ratsch zugezogen 🙈.

Leider saß ich drei Reihen entfernt…

Manchmal denken die lieben Kleinen einfach nicht nach.
 
Ich denke der normale Vorspiel Besucher kann das ab, wenn nicht dann auswechseln 😁😁😁
 
Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke: Es gab ganz klare Regeln, wie man sich (nicht nur bei Schüler-Vorspielen) zu benehmen hatte. Es geht ja um Respekt dem anderen gegenüber, sein eigenes Ego und Plapper-Bedürfnis mal hintanzustellen. Ich habe nicht den Eindruck, daß wir deswegen für den Rest unseres Lebens traumatisiert sind. - Warum also diese große Angst, Disziplin einzufordern?
 
Respekt den anderen gegenüber ist ja richtig. Schwätzende Kinder und Eltern braucht es auch nicht.
Aber wenn ich Friedhofsruhe brauche, gehe auf auf den Friedhof.
 
Aber wenn ich Friedhofsruhe brauche, gehe auf auf den Friedhof.
Wer hat denn von Friedhofsruhe geredet? Sobald einer Klavier spielt, gibt‘s die eh‘ nicht. Die Liste von @Viva la musica kann ich noch um zwei Phänomene erweitern:
  • Kinder, die auf ihrem Handy rumdaddeln, während andere spielen.
  • Eltern, die auf ihrem Handy rumdaddeln, während andere spielen.
 
Die klassische „westliche“ Musikkultur ist schon sehr hierarchisch: auf der einen Seite die Musiker, die senden, auf der anderen Seite die Rezipienten, die nur zu empfangen haben.
Diese genannte Musikkultur ist nichts für Menschen, die musikalisch entweder gar nicht oder aber so sozialisiert worden sind, dass Musik ein Miteinander ist.
Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen. Und das sage ich als einer, der als Kind in der "hierarchischen Musikkultur" (aka affiges Gehabe) sozialisiert wurde.
Auf der anderen Seite gibt es für mich und sicherlich für viele andere kaum etwas Schöneres als während eines Konzerts in der Musik zu versinken
Diese Situation tritt bei Schülervorspielen naturbedingt wohl recht selten auf. Und wenn doch, oha, gibt es wie aus Wunderhand auch kein Geplapper und Gezappel mehr. Aufmerksamkeit und Respekt gehört sich halt verdient, erscheint automatisch und muss nicht extra eingefordert werden.
  • Kinder, die auf ihrem Handy rumdaddeln, während andere spielen.
  • Eltern, die auf ihrem Handy rumdaddeln, während andere spielen.
Dem stimme ich zu! Es ist allerdings (auch) Sache des Veranstalters/KLs, so Kram grundsätzlich zu verbieten.
 
Wenn ein Vorspiel vom "Veranstalter" sprich KL spannend gestaltet wird, ist es zwischen den Vorträgen mucksmäuschenstill. Abgesehen davon sind die Kinder (auch Kleine von ca 6 Jahren) gespannt auf die Vorträge der anderen. So kenne ich das...
Allerdings erinnere ich mich an ein Konzert auch für Kinder von @Stilblüte in Frankfurt, da hätte ich den schwatzenden Müttern samt hibbeligem Nachwuchs gern die rote Karte gezeigt.
 
Wenn ein Vorspiel vom "Veranstalter" sprich KL spannend gestaltet wird, ist es zwischen den Vorträgen mucksmäuschenstill. Abgesehen davon sind die Kinder (auch Kleine von ca 6 Jahren) gespannt auf die Vorträge der anderen. So kenne ich das...
So kenne ich das aus meiner Kindheit auch. Wir mussten da gar nicht groß diszipliniert werden. Wenn die Schüler und deren Eltern das Schülervorspiel so wenig interessiert, dass sie nur am Rumzappeln sind, stimmt am gesamten Konzept was nicht.
 
Für mich ist die Beantwortung gar nicht schwierig. Die Situation ist nämlich die, dass in einem Schülerkonzert Schüler jeden Alters vor Publikum musizieren. Sie sind wie jeder Normalsterbliche aufgeregt und hoffen, dass sie ihr Stück und das, was sie damit rüberbringen möchten, so spielen wie sie es können.

Wenn nun im Publikum viel Unruhe herrscht, werden diejenigen, die gerade vor dem Flügel sitzen, noch nervöser. Sie lassen sich leicht ablenken, das Karussell im Kopf kommt in Schwung - "Oh, die sind so laut, vielleicht langweilen sie sich, vielleicht spiele ich nicht gut, vielleicht gefällt es ihnen nicht" - "O je, die unterhalten sich sogar, ich kann mir gar nicht mehr zuhören" .... - Das ist für mich ein No-Go: mir ist es wichtig, dass ein Schülerkonzert ein tolles und motivierendes Erlebnis für alle, aber vor allem für meine Schüler darstellt. Das bedeutet aber während des Spielens, dass wir uns als Publikum für ihr Spiel interessieren, dass wir gemeinsam der gerade entstehenden Musik lauschen, dass wir dem Musizierenden Raum geben. Dafür fühle ich mich als Lehrerin verantwortlich.

Bei mir ist es demzufolge in den Schülerkonzerten, während jemand spielt, mucksmäuschenstill. Ich werde schon unruhig, wenn jemand mit dem Programm raschelt, dieses Geräusch stört mich, während ich den Klängen lausche.

Es reicht dazu völlig aus, wenn ich einem Schüler mitteile, dass ich möchte, dass er ganz ungestört in aller Ruhe sein Stück im Konzert spielen kann. Ich bekomme immer Zustimmung - der Schüler möchte das auch, er möchte nicht gestört werden. Das Gleiche gilt natürlich für alle anderen auch. Und schon ist es leise.

Man kann allerdings allerhand tun, um es Kindern einfacher zu machen. Und wenn man ein Konzert so gestaltet, dass es die Bedürfnisse von Kindern völlig ignoriert, braucht man sich auch nicht zu wundern.

Ein Konzert sollte also
  • nicht zu lang sein und eine Pause/zwei Pausen haben. Das gilt umso mehr, je mehr fremde Kinder (Geschwister ...) das Konzert besuchen.
  • klug strukturiert sein
a) Das Schlimmste für Kinder sind Programme, bei dem am Schluss die fortgeschritteneren Schüler lange Stücke spielen. Viel besser ist ein Programm, das abwechslungsreich in Länge und Charakter der Stücke ist. Ein langes Stück können Kinder durchstehen, mehrere hintereinander sind für sie eine Tortur.

b) Schön ist eine Moderation, bei dem die Schüler selbst moderieren mit Hilfe eines roten Fadens, einer Geschichte etc.. So haben sie immer etwas zu tun und warten gespannt auf ihren nächsten Auftritt. Diese Szenen zwischen den Stücken enthalten auch Infos über die folgenden Stücke und sind humorvoll und kreativ verpackt - in einem Konzert darf auch gelacht werden.

c) interaktive Momente wie bei einem Kinderkonzert einbauen. Spaß macht Bodypercussion, die rhythmische Elemente des folgenden Stücks aufgreift und vorab hörbar macht, Spaß macht ein Dialog oder eine spontane Impro - vor Weihnachten habe ich mal ein Rondo bildlich mit Schülern dargestellt.
  • Bei mir gibt es danach immer gemeinsames Grillen, jeder hat was mitgebracht und Spiel, Spaß und ein Miteinander haben ihren Platz
  • Bei manchen Konzerten sitzen vorn auf dem Boden die Kinder. So nett das eigentlich ist, so birgt das immer die Gefahr des Chaos. Die Kinder sitzen sehr nah beieinander, der eine schubst den anderen und bums ist die Unruhe da. Auf Stühlen zu sitzen ist da besser.
  • Es gibt immer Kinder, die sehr schwer stillsitzen können. Ich hatte schon ADHS-Schüler, die konnten dies einfach nicht über längere Zeit. Die habe ich neben mich gesetzt, damit ich sofort Einfluss nehmen konnte. Außerdem habe ich ihnen vorab deutlich erklärt, wie wichtig mir Ruhe ist und warum das mir so wichtig ist. Die dürfen dann, wenn leise, sich auch mal allein auf den Boden neben mich setzen. Für sie ist es ein riesiger Erfolg, überhaupt einigermaßen ruhig zu sein und das sollte man als Lehrerin auch würdigen.
  • Bei vielen Geschwistern im Konzert vorab mit den Eltern reden. Ein Verlassen des Konzerts ist bei mir ebenfalls ein NoGo, wenn nicht etwas wirklich Dringendes vorliegt. Man sollte das Konzert so gestalten, dass es für Kinder keine Quälerei ist, dann ist dies auch nicht notwendig.
Liebe Grüße

chiarina
 

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