Für mich ist die Beantwortung gar nicht schwierig. Die Situation ist nämlich die, dass in einem Schülerkonzert Schüler jeden Alters vor Publikum musizieren. Sie sind wie jeder Normalsterbliche aufgeregt und hoffen, dass sie ihr Stück und das, was sie damit rüberbringen möchten, so spielen wie sie es können.
Wenn nun im Publikum viel Unruhe herrscht, werden diejenigen, die gerade vor dem Flügel sitzen, noch nervöser. Sie lassen sich leicht ablenken, das Karussell im Kopf kommt in Schwung - "Oh, die sind so laut, vielleicht langweilen sie sich, vielleicht spiele ich nicht gut, vielleicht gefällt es ihnen nicht" - "O je, die unterhalten sich sogar, ich kann mir gar nicht mehr zuhören" .... - Das ist für mich ein No-Go: mir ist es wichtig, dass ein Schülerkonzert ein tolles und motivierendes Erlebnis für alle, aber vor allem für meine Schüler darstellt. Das bedeutet aber während des Spielens, dass wir uns als Publikum für ihr Spiel interessieren, dass wir gemeinsam der gerade entstehenden Musik lauschen, dass wir dem Musizierenden Raum geben. Dafür fühle ich mich als Lehrerin verantwortlich.
Bei mir ist es demzufolge in den Schülerkonzerten, während jemand spielt, mucksmäuschenstill. Ich werde schon unruhig, wenn jemand mit dem Programm raschelt, dieses Geräusch stört mich, während ich den Klängen lausche.
Es reicht dazu völlig aus, wenn ich einem Schüler mitteile, dass ich möchte, dass er ganz ungestört in aller Ruhe sein Stück im Konzert spielen kann. Ich bekomme immer Zustimmung - der Schüler möchte das auch, er möchte nicht gestört werden. Das Gleiche gilt natürlich für alle anderen auch. Und schon ist es leise.
Man kann allerdings allerhand tun, um es Kindern einfacher zu machen. Und wenn man ein Konzert so gestaltet, dass es die Bedürfnisse von Kindern völlig ignoriert, braucht man sich auch nicht zu wundern.
Ein Konzert sollte also
- nicht zu lang sein und eine Pause/zwei Pausen haben. Das gilt umso mehr, je mehr fremde Kinder (Geschwister ...) das Konzert besuchen.
- klug strukturiert sein
a) Das Schlimmste für Kinder sind Programme, bei dem am Schluss die fortgeschritteneren Schüler lange Stücke spielen. Viel besser ist ein Programm, das abwechslungsreich in Länge und Charakter der Stücke ist. Ein langes Stück können Kinder durchstehen, mehrere hintereinander sind für sie eine Tortur.
b) Schön ist eine Moderation, bei dem die Schüler selbst moderieren mit Hilfe eines roten Fadens, einer Geschichte etc.. So haben sie immer etwas zu tun und warten gespannt auf ihren nächsten Auftritt. Diese Szenen zwischen den Stücken enthalten auch Infos über die folgenden Stücke und sind humorvoll und kreativ verpackt - in einem Konzert darf auch gelacht werden.
c) interaktive Momente wie bei einem Kinderkonzert einbauen. Spaß macht Bodypercussion, die rhythmische Elemente des folgenden Stücks aufgreift und vorab hörbar macht, Spaß macht ein Dialog oder eine spontane Impro - vor Weihnachten habe ich mal ein Rondo bildlich mit Schülern dargestellt.
- Bei mir gibt es danach immer gemeinsames Grillen, jeder hat was mitgebracht und Spiel, Spaß und ein Miteinander haben ihren Platz
- Bei manchen Konzerten sitzen vorn auf dem Boden die Kinder. So nett das eigentlich ist, so birgt das immer die Gefahr des Chaos. Die Kinder sitzen sehr nah beieinander, der eine schubst den anderen und bums ist die Unruhe da. Auf Stühlen zu sitzen ist da besser.
- Es gibt immer Kinder, die sehr schwer stillsitzen können. Ich hatte schon ADHS-Schüler, die konnten dies einfach nicht über längere Zeit. Die habe ich neben mich gesetzt, damit ich sofort Einfluss nehmen konnte. Außerdem habe ich ihnen vorab deutlich erklärt, wie wichtig mir Ruhe ist und warum das mir so wichtig ist. Die dürfen dann, wenn leise, sich auch mal allein auf den Boden neben mich setzen. Für sie ist es ein riesiger Erfolg, überhaupt einigermaßen ruhig zu sein und das sollte man als Lehrerin auch würdigen.
- Bei vielen Geschwistern im Konzert vorab mit den Eltern reden. Ein Verlassen des Konzerts ist bei mir ebenfalls ein NoGo, wenn nicht etwas wirklich Dringendes vorliegt. Man sollte das Konzert so gestalten, dass es für Kinder keine Quälerei ist, dann ist dies auch nicht notwendig.
Liebe Grüße
chiarina