Achsen zappern

  • Ersteller des Themas Scaramouche
  • Erstellungsdatum

S

Scaramouche

Dabei seit
20. Mai 2012
Beiträge
982
Reaktionen
300
Habe gerade selbst Probleme mit der Gängigkeit aller Achsen (wahrscheinlich Rost) bei einem Instrument und bin auf folgendes gestoßen:

Hat schon einmal jemand so etwas gesehen oder selbst gemacht?

Adjusting Centerpin Friction with the "Zapper" - YouTube

Und wäre das von Dauer?

Irgendwie erheiternd.;)
 
Das Achstuch wird vermutlich durch Hitzeeinwirkung durch den Kurzschluß 'gebrannt'.
Im Orgelbau ein gängige Technik, - hier jedoch durch schnelldrehende, sich erwärmende Achsen mit etwas Übermaß am ausgebauten und zerlegten Teil.
Diese Technik kenne ich als 'Jeansen'.

Grüße

Toni
 
Hmmm, die Achsen durch Wärme wieder gängig zu machen funktioniert zwar kurzfristig, kann aber schnell nach hinten losgehen. Für mich ist das Pfusch.
Wenn ich Mechaniken mit steifen Hammerachsen habe, föhne ich manchmal ein wenig die restlichen Achsen, um Feuchtigkeit aus den Teilen zu vertreiben. Aber nur wenn die restlichen Achsen gängig sind, ansonsten wird alles geachst.
Beim Achsen wird ja auch das Tuch in den Achlöchern durch feilen gereinigt und dann eine neue, glatte Achse eingeschoben.
 
Anscheinend ist aber sogar der Stimmstock etwas gequollen, da die Mechanik bei der Besichtigung mit Klavierbauer im Bassbereich nicht unter dem Stimmstock hindurch passte und die Mechanik so nicht genauer begutachtet werden konnte.
https://www.dropbox.com/s/ez9akdjcn3uq63m/DSC05702.JPG

Es bleibt also Spekulation, was gemacht werden muss und ob bei normalerer Feuchte im Sommer alles wieder mindestens fast normal läuft, so wie ich den Flügel im letzten Sommer kennengelernt habe.
Im schlimmsten Fall rechne ich mit Austausch der Achsen, fragt sich ob dann alle fällig werden oder nur die Hammerstielachsen.
Hallo Jörg,

Ein Grotrian? :p
Der Stimmstock ist nicht gequollen - zumindest wirkt sich das nicht so stark aus, dass man die Mechanik nicht mehr raus bekommt. Ich würde mal gucken, ob man nicht den Waagebalken mit Stellschrauben tiefer setzen kann. Als nächstes wird die Lyra abgenommen und der Winkel für den Verschub abmontiert...

Es wird übrigens nicht das Holz trocken durch föhnen bzw. nur sehr oberflächlich, der Filz aber schon schneller. Bei feuchten Mechanikteilen muss man die Mechanik länger trocknen an einem warmen Ort oder in einer Trockenkammer. Die Achsen gehen dann häufig wieder. Es hat wohl keinen Sinn neu zu Achsen, wenn das Instrument hinterher trockener steht und die Mechanik auch trockener wird. Die Achsen gehen dann zu locker. Neu Achsen kann man dann, wenn nach gründlicher Trocknung trotzdem nichts geht! Davor kann man noch mit CLP Flüssig versuchen...

LG
Michael
 
Hallo Jörg,

Ein Grotrian? :p
Der Stimmstock ist nicht gequollen - zumindest wirkt sich das nicht so stark aus, dass man die Mechanik nicht mehr raus bekommt. Ich würde mal gucken, ob man nicht den Waagebalken mit Stellschrauben tiefer setzen kann. Als nächstes wird die Lyra abgenommen und der Winkel für den Verschub abmontiert...

Es wird übrigens nicht das Holz trocken durch föhnen bzw. nur sehr oberflächlich, der Filz aber schon schneller. Bei feuchten Mechanikteilen muss man die Mechanik länger trocknen an einem warmen Ort oder in einer Trockenkammer. Die Achsen gehen dann häufig wieder. Es hat wohl keinen Sinn neu zu Achsen, wenn das Instrument hinterher trockener steht und die Mechanik auch trockener wird. Die Achsen gehen dann zu locker. Neu Achsen kann man dann, wenn nach gründlicher Trocknung trotzdem nichts geht! Davor kann man noch mit CLP Flüssig versuchen...

LG
Michael


Ich habe einen Flügel, der ansonsten einen sehr guten Eindruck macht, gerade relativ frisch aus Japan bekommen, deshalb tippte ich auf verrostet. Kann aber sein, dass er sich erst aklimatisieren muss. Habe nur beim Spiel bemerkt, dass er schwergängig ist und nach Messen etwa 60g-65g Tastengewicht hat.

Da ich über die Weihnachtstage verreise, bin ich sehr gespannt, ob sich danach was zum Positiven verändert hat.

Bin schon mal über die Hinweise hier im Forum dankbar, dass man auf keinen Fall mit Öl nachhelfen soll (Verharzen!). (Hätte ich ansonsten auf Anraten eines Klavierstimmers mal probiert).
 
Hallo ihr Lieben,
und insbesondere Jörg,
wende dich doch mal an Piano Berg, die damals, also äh Anfang des Jahres das Gutachten erstellt haben, ob die das auch schon festgestellt hatten, weeeeil der Herr Berg als Sachverständiger eigentlich wohl auch mal in die Mechanik hätte schauen sollen. Ich kann die Typen zwar nicht ausstehen, aber vielleicht gewähren sie dir als ernstzunehmendem Geschäftspartner ein wenig mehr Einblick in ihre Traumwelt von Preisen und Werten als mir nichtswürdigem Kind. Besagte werden wohl auch für die Kratzer zuständig sein, die du in der PN erwähnt hattest, wenn ich mich nicht täusche. Da er bei ihnen gekauft ist, ließ die Dame Besitzerin ihn wohl auch von selbigen betreuen.

Liebe Grüße,
Eike

P.S.: Ich lese immer wieder mit Freude, dass du das Goldstück retten möchtest :)

P.P.S.: An Micha: Es handelt sich um das von mir oft umschwärmte Instrument, wie du dich sicher erinnerst, ist es wohl baugleich mit Fishermans :)

Edit: P.P.P.S.: Ich kann leider (wie fast immer bei dieser Sorte) auf dem Bild überhaupt nicht erkennen, worauf da eigentlich abgezielt wird... hast du noch andere, wo das offensichtlicher ist, oder liegt das nur an meiner Unfähigkeit?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jörg,

Durch langes "Nicht-Spielen" alleine wird der Flügel nicht schwergängig. Ether ist ein Lösungsmittel und würde alte Öl-Behandlungen, die verharzt sind wieder gängig machen. Ob das auf Dauer ist bezweifle ich. Weiters besteht die Möglichkeit, dass gering geölte und oberflächlich liegende Schichten von Harz tiefer in die Garnierung dringen und hinterher vielleicht neu getucht statt nur geachst werden muss.

LG
Michael
 
Ja, stimmt, ich habe es jetzt einmal mit dem Föhn probiert und es hat etwas geholfen, die Achsgängigkeit ist etwas leichter und freier geworden.

Ein Klavierstimmer sagte mir, er nimmt immer das WD-40 Öl. Ist das empfehlenswert oder verharzt das nach einer gewissen Zeit ebenfalls?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ja, stimmt, ich habe es jetzt einmal mit dem Föhn probiert und es hat etwas geholfen, die Achsgängigkeit etwas leichter und freier geworden.

Ein Klavierstimmer sagte mir, er nimmt immer das WD-40 Öl. Ist das empfehlenswert oder verharzt das nach einer gewissen Zeit ebenfalls?
Lass die Finger vom Öl!
Jedes Öl verharzt nach einer gewissen Zeit.
Nimm das CLP Flüssig. Die Basis von CLP ist ein Trockenschmiermittel (Teflon) welches in einer Lösung aufgelöst ist. Das Lösemittel trocknet in kurzer Zeit vollständig ab und zurück bleibt das Gleitmittel.

LG
Michael
 
Lass die Finger vom Öl!
Jedes Öl verharzt nach einer gewissen Zeit.
Nimm das CLP Flüssig. Die Basis von CLP ist ein Trockenschmiermittel (Teflon) welches in einer Lösung aufgelöst ist. Das Lösemittel trocknet in kurzer Zeit vollständig ab und zurück bleibt das Gleitmittel.

LG
Michael


Danke für den Tipp. Da Meyne Weihnachtsferien macht, werde ich mich wohl bis nach den Ferein noch gedulden müssen.

Was ich mich auch frage, warum so viele Flügel eine deutlich längere Steighöhe als 47mm bzw. 45mm eingestellt haben. Stellt man es kürzer ein, ist das Spielgefühl deutlich angenehmer.
 
Was ich mich auch frage, warum so viele Flügel eine deutlich längere Steighöhe als 47mm bzw. 45mm eingestellt haben. Stellt man es kürzer ein, ist das Spielgefühl deutlich angenehmer.
Wenn der Hammer mehr Weg macht, dürfte die Beschleunigung und die dadurch resultierende Lautstärke größer sein.

Wie so oft:
-> größer, schneller, weiter, lauter etc...:D

Grüße

Toni
 

Ich habe früher mechanische Kameras mit verharzten Verschlüssen (die Uhrwerke für die langen Belichtungszeiten liefen nicht mehr) im Backofen bei 60-70° wieder gängig gemacht.

Das ist ja interessant. Redest Du von Schlitz- oder Zentralverschluß? Ich hab je eine alte Edixa, Praktika und Exakta mit diesem Problem in der "Reliquienkammer". Passiert denen wirklich nichts, wenn man sie bäckt? ;)

Grüße,

friedrich
 
Da muss man sehr vorsichtig sein. Wenn in der Kamera Kunststoff verbaut ist, dann entweichen auch Weichmacher bei solcher Hitze. Dasmacht den Kunststoff spröde. Falls nur Metall verarbeitet ist, solle es keine Probleme geben.
 
Ich habe den Verdacht, das bei flüssigem CLP die Wirkung auch hauptsächlich durch das enthaltene Lösungsmittel, das die Verharzung auflöst, kommen könnte.
Mit Teflon wird man so eine Verklebung jedenfalls nicht schmieren können.
Dann wären wir wieder beim Ether:confused:
CLP enthält Fluoropolymere, die in einem Lösungsmittel gelöst sind. Teflon ist der Handelsname eines bestimmten Fluoropolymers. Und diese Fluoropolymere funktionieren wirklich. Ich habe einen Aufsteckblitz für eine Fotokamera. Der Fuß ist aus Kunststoff, der Schuh an der Kamera aus Metall. Der Blitz ging sehr streng auf die Kamera und ich habe ihn jedes Mal nur mit Gewalt wieder abbekommen. Fetten will man an der Stelle ja nicht. Deshalb habe ich es mit CLP versucht. Auch nachdem das Lösungsmittel weg ist geht der Blitz nun wie Butter auf die Kamera und wieder weg.

Liebe Grüße,
Mawima
 
CLP ist bei Achsen tatsächlich das Mittel der Wahl. Früher habe ich auch Ballistol genommen (das war in den Achtzigern durchaus üblich), aber darüber besteht mittlerweile Konsens, dass das Nonsens ist ;)

Bei Renner-Mechaniken aus den Sechzigern und teilweise auch Siebziger Jahren braucht man CLP übrigens gar nicht erst zu probieren: es funktioniert einfach nicht! Keine Ahnung warum, da hilft nur neu achsen.
 

Zurück
Top Bottom