Zum 1. Mal Hammerköpfe abgezogen - nehme gern Kommentare entgegen

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17. Aug. 2009
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Hallo,

Irgendwie krieg ich's heute nicht gebacken... Ich hatte schon zweimal den Beitrag verfasst und in der Vorschau, nur um dann zu vergessen, ihn abzuschicken... *grummel*

Also, am vergangenen Wochenende habe ich die Hammerköpfe des Klaviers abgezogen, welches im Unterrichtsraum meiner Frau bei einem Kindergarten steht. Der KiGa hat kein Budget für die Instandhaltung des Klaviers, also habe ich meine Dienste angeboten, und habe es vor einiger Zeit schon mal auf Kammerton gebracht, damit sie die Kleinen auf ihren Blockflöten usw. begleiten kann.

Das Klavier ist ca. 40 Jahre alt und sehr ge- bzw. verbraucht. Es gehörte einem Sänger mit Aufnahmestudio, der es offensichtlich viel und hart herannahm. Der Klang war extrem blechern, vor allem die meistgebrauchten Töne im Mittelbereich. Die Hammerköpfe waren stark abgenutzt, eigentlich austauschreif, aber das war/ist bei diesem Instrument nicht rentabel.

Klanglich war ohnehin nicht viel zu verlieren, insofern habe ich mich ans Abziehen gewagt. Ich würde mich über Kommentare, vor allem konstruktive Kritik, freuen.

Ich habe von Hand gearbeitet (obwohl ich einen Dremel mit Schleiftrommeln habe) - die grobe Formgebung mit 80er Körnung, die feine mit 320er, und weil der Filz noch ziemlich rauh war, mit 600er nachgearbeitet.

Während die unteren Schultern sich gut abziehen ließen, waren die oberen recht brüchig und der Filz kam in Stückchen/Krümeln/Fetzen weg - vermutlich haben vorige Techniker nur die oberen Schultern intoniert? Ich fand dort einige tiefe Löcher und sogar eine abgebrochene, rostige Nadel vor...

Klanglich ist eine gewisse Verbesserung zu verzeichnen, aber längst nicht soviel, wie ich mir erhofft hatte. Die meistbenutzten Töne sind immer noch schrill und laut. Ihr Filz ist offensichtlich sehr hart und kompaktiert und muss intoniert werden.

Ich habe ein Album (21 Fotos) auf Picasa erstellt:
Hier klicken.

Hier einige Beispiele:

Die Hammerköpfe links im Bild sind noch wie ich sie vorfand. Diejenigen rechts im Bild sahen sogar noch schlimmer aus (der Filz brach in Fransen vom plattgeschlagenen Scheitel weg), und sind hier schon teilweise nachgefeilt:

P1010103.JPG

P1010101.JPG


Einige Beispiele nach dem Abziehen:

P1010115.JPG

P1010117.JPG


Wiegesagt: ich nehme gerne Kommentare entgegen, aber bitte konstruktiv bleiben. Ich lerne noch.

Schlussbemerkung:

Falls sich einige fragen, wie lange die Arbeiten dauerten: ich arbeite langsam und konservativ. Ich habe
... alle Kapsel- und Balken-/Leistenschrauben nachgezogen,
... die Hämmer abgezogen,
... die Mechanik gründlich gereinigt,
... die Unterseite eines Hammers neu angeklebt, wo der Filz sich vom Kern gelöst hatte, und
... die Stoßzungenprellleiste und Auslöseleiste neu positioniert, so dass man besser an die Auslöseschrauben kommt.
Alles in allem dauerte das ca. 9 Stunden.

So, und jetzt nach der Vorschau auch abschicken...
 
Sieht doch super aus. Allerdings würde ich 120er Papier zum ersten Schleifen nehmen und auch nicht in 3 Durchgängen mit bis zu 600er Papier arbeiten. Und sieh zu, dass du im Diskant nicht zu viel abziehst, sonst bist du schnell auf dem Holzkern.

Jetzt noch die Scheitel an die Saitenebene anpassen und gut is
 
Danke, TS.

Obwohl das 80er Papier schon recht aggressiv ist (leider hatte ich kein sauberes, neues 120er oder 150er zur Hand), schliff sich der Filz an der Unterseite, wo er irgendwie noch besser war, sehr angenehm, und sah auch nach der ersten Bearbeitung, spätestens nach der zweiten, schon sehr gut aus. Die Oberseite war wiegesagt problematischer. Das schliff sich gar nicht richtig, sondern franste und rupfte irgendwie nur aus, und der Abrieb war nicht wirklich fein, sondern fast klumpig. Daher das Nacharbeiten mit feinerem Papier.

Im Diskant habe ich extrem vorsichtig gearbeitet, und auch gar nicht unbedingt alle Rillen bis aufs Letzte entfernt. Ich habe auch absichtlich im Bass angefangen.

Gerade der Mittelbereich ist trotz des Abziehens noch ohrenbetäubend schrill (tödlich für meinen Tinnitus). Ich vermute, nach dem Scheitelanpassen werde ich wohl zur Intonationsnadel greifen müssen. Aber erstmal regulieren und feinstimmen - da ist 40 Jahre lang herzlich wenig unternommen worden, wie's scheint.
 

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