Wie viel Struktur und Rücksicht darf man im Klavierunterricht erwarten?

Wir haben sich denn die Probestunden unterschieden? Und was fandest du bei deinem aktuellen Lehrer gut?
Deine Fragen beantworte ich dir noch: Für mich gehört zu einer guten Probestunde, dass der Lehrer Interesse am Schüler zeigt, also Fragen stellt wie z. B. Warum willst du das Instrument lernen? Welche Erfahrungen bringst du mit? Was sind deine Ziele, Musikwünsche ....
Ein Lehrer sollte auch bereit sein, die Tasten erklingen zu lassen, einfach damit man weiß, ob er überhaupt spielen kann. Wenn jemand nicht mal ein Zeugnis oder irgendeinen Nachweis hat, muss er es zumindest musikalisch zeigen können. Mein jetziger Lehrer hatte mir das Stück vorgespielt, was wir dann erarbeitet haben.

Einige Lehrer waren wenig engagiert. Einer hatte z. B. gar kein richtiges Instrument, nur ein Minikeyboard. Ein anderer hat in der Anzeige Unterricht in Stadt X angeboten, am Telefon dann aber gesagt, es sei doch in Stadt Y, der Unterricht wäre nur aller zwei Wochen möglich, weil er so viel zu tun habe. Auf Sitz-, Körper- und Fingerhaltung haben nur zwei Lehrer geachtet, beide aus der Klassik. Ein Lehrer sagte kurz vor der Probestunde ab. Ich war schon auf dem Weg zu ihm. Meine Erfahrung ist, dass
Jazzlehrer oft anders ticken als klassische Lehrer. Das könnte eine eigene Diskussion werden, die hier den Rahmen sprengen würde.
Mein aktueller Lehrer hat mich überzeugt, weil er verfügbar war, sehr freundlich ist und sein musikalisches Können mich wirklich beeindruckt hat. Mehr muss ich dazu, glaube ich, gar nicht mehr sagen.
 
ist gut und wichtig, aber daraus lässt sich (leider?) nicht schließen, dass auch der Unterricht gut ist.

Es gibt vieles, was Du am E-Piano lernen und üben kannst. Aber vieles von dem, was fürs Klavier relevant ist, geht da halt nicht. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Lernende kein akustisches Klavier haben (können), das ist halt so und als Lehrerin kann ich darauf auch eingehen. Als Lehrerin am eigenen E-Piano zu unterrichten kann ich mir nicht vorstellen und weiß auch nicht, wie das mit "überzeugendem musikalischen Können" in Verbindung zu bringen wäre.

Aber ich will nicht darauf herumreiten.

Kurz noch zur Körperhaltung: ich denke nicht, dass "Klassiker" und "Jazzer" da irgendwie unterschiedlich sind. Wenn Lehrpersonen darauf nicht achten oder eingehen, finde ich das schwierig. Egal, aus welcher Richtung sie kommen.

Einer hatte z. B. gar kein richtiges Instrument, nur ein Minikeyboard.
Damit "Klavierunterricht" anzubieten, wäre ziemlich frech.
 
ist gut und wichtig, aber daraus lässt sich (leider?) nicht schließen, dass auch der Unterricht gut ist.
!!! Viele, die gut spielen, sind nämlich nicht in der Lage, korrekt zu analysieren, was sie da eigentlich tun - ganz besonders gilt das für "Naturtalente".
Und das als zweckmäßig Erkannte dann auch noch gut anderen zu vermitteln, das ist eine hohe Kunst, die nur wenige beherrschen.
Kurz noch zur Körperhaltung: ich denke nicht, dass "Klassiker" und "Jazzer" da irgendwie unterschiedlich sind. Wenn Lehrpersonen darauf nicht achten oder eingehen, finde ich das schwierig. Egal, aus welcher Richtung sie kommen.
Richtig. Es gibt nur welche mit "guter", zweckmäßiger, physiologischer Bewegungsweise (das Wort "Haltung" hat im Instrumentalspiel und -unterricht nichts zu suchen, da es stets um dynamische, nicht statische, Körperzustände geht) und welche, die diese nicht aufweisen. Das hat mit dem gespielten Stil nichts zu tun. Richtig ist aber, dass es im Jazz- und Pop- Bereich bei Spielern noch wesentlich mehr Nachlässigkeit gegenüber diesem Thema gibt als im Klassikbereich. Dafür geistern im Klassikbereich zahlreiche Bewegungsmythen und (unzweckmäßige bis schädliche) Manierismen herum.
 
Was den Kaugummi angeht, würde ich mir da mal nen Spaß machen. Wenn er dir was vorspielt, trinke einen ordentlichen Schluck Cola oder Bier und lass den fettesten Rülpser ever drönen.
Reaktion abwarten, Spruch bringen und dann kündigen.
 
!!! Viele, die gut spielen, sind nämlich nicht in der Lage, korrekt zu analysieren, was sie da eigentlich tun - ganz besonders gilt das für "Naturtalente".
Und das als zweckmäßig Erkannte dann auch noch gut anderen zu vermitteln, das ist eine hohe Kunst, die nur wenige beherrschen.
Wie findet man einen Klavierlehrer, der sowohl gut spielt als auch das zweckmäßig Erkannte gut erklären kann? Der Preis wird dabei nicht immer ein Indikator sein.
 
Probestunde buchen und schauen ob es passt. Mal ganz ehrlich, als Hobby-normalo braucht man ja nicht die Weltklasse als Lehrer, wäre für den nur Zeitverschwendung. Er muss verstehen was du erwartest und das muss zu seinem Konzept passen und er muss auf einer Wellenlänge kommunizieren die du verstehst und die bei dir ankommt. Das kann man in einer Probestunde schon rausfinden. Und einige bieten ja auch ein Sonderkündigungsrecht für den ersten Monat an. Meiner war noch Student als ich dort angefangen hatte. Ausschlaggebend war für mich dass er zuerst zugehört hatte was ich schon so gemacht hatte und gleich auf Anhieb paar Sachen aus seinem riesigen Notenregal gezogen hatte die mich auf Anhieb angesprochen haben. Die hab ich dann bestellt und die Woche drauf ging es los. Bin immer noch happy
 
Naja, heute weiß ich, dass ich bei meinem alten Klavierlehrer, bei dem ich mich immer sehr wohl gefühlt habe, eigentlich weitgehend nur bespaßt wurde.
Daher haben die konservativen Korinthenkacker hier nicht so Unrecht. Der Anspruch ist hier aber auch ein anderer als andernorts.
 

Mädels rumkriegen ... ach nee, sorry, falscher Fred!

Im Ernst:
Als ich mit Klavierunterricht (8) anfing, keine Ahnung. Mich hat ide Idee fasziniert.
Als ich mit Saxophonunterricht (2002) wieder anfing, keine Ahnung, mir gefiel der Klang vom Barisax.
Als ich mit Gesangsunterricht (1998) anfing, keine Ahnung ... besser singen!?

Ziele im Sinne von 'in der Band spielen, im Ensemble spielen, Geld verdienen, berühmt werden, als Posterboy in Zimmern von pubertierenden Mädels aufgehängt werden, eine Radioshow moderieren, ...' habe ich nie gehabt. Mir ging es um Klang, um Musik.

Manchmal ist der Weg das Ziel.
Manchmal ist das Ziel im Weg.

Ich habe mir vor fast 20 Jahren eine Kontraaltklarinette gekauft. Weil mir der Klang teifer Klarinetten gefiel. Ich hatte überhauptkeine Vorstellung,was man damit 'praktisch' machen könnte. Aber ich habe damit zehn Mal oder so auf der Bühne gestanden. Aber ich hätte nie gedacht, dass das mal die ideale Stimme für ein kleines Holzbläserensemble ist.

Ich bin halt einfach naiv ...

Grüße
Häretiker
 

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