Welchen Stellenwert nehmen klassische Werke in der heutigen Ausbildung ein?

D

DailyPiano

Guest
Hallo Clavio.de,

mich würde sehr interessieren, ob ihr klassische Werke von Mozart, Bach etc. zur absoluten Grundausbildung zählt, ohne die man nicht gut Klavier spielen kann, oder aber jüngeren Werken (z.B. Filmmusik: Fluch der Karibik, Harry Potter... etc.) gleichermaßen Lehrgehalt zuschreibt.

Für mich persönlich wäre das relevant, weil ich meinen Lernplan etwas danach richten möchte und mich dementsprechend orientieren will, was die ersten Noten angeht.

Gruß
Lukas
 
Hallo Lukas,
mein Vorschlag:
Nicht entweder...oder, sondern: beides je nach Vorlieben des Schülers.
Natürlich könnte man auch vollkommen ohne klassische Werke gut Klavier spielen, aber diese Klassiker gehören einfach dazu. Das wird selbstverständlich erwartet und sollte der Schüler mal selbst konzertieren, so wird er klassische Werke in seinem Repertoire haben müssen.
Aber zur Auflockerung des Lehrplans könnte ich mir einen schönen Boogie oder Ragtime durchaus vorstellen. Oder auch irgendwas aus der aktuellen Pop-Literatur. Adele, Norah Jones ...........

Viele Grüße
hennes
 
Hallo Lukas,
mein Vorschlag:
Nicht entweder...oder, sondern: beides je nach Vorlieben des Schülers.
Natürlich könnte man auch vollkommen ohne klassische Werke gut Klavier spielen, aber diese Klassiker gehören einfach dazu. Das wird selbstverständlich erwartet und sollte der Schüler mal selbst konzertieren, so wird er klassische Werke in seinem Repertoire haben müssen.
Aber zur Auflockerung des Lehrplans könnte ich mir einen schönen Boogie oder Ragtime durchaus vorstellen. Oder auch irgendwas aus der aktuellen Pop-Literatur. Adele, Norah Jones ...........

Viele Grüße
hennes

Hallo Hennes

Danke für die schnelle Antwort.
Also sind klassische Stücke aus dem Repertoire eines modernen Spielers nicht mehr wegzudenken?
Wenn dem so ist, überlege ich, was für Anfänger gut geeignet wäre. Ich bin da leider nicht so bewandert, weshalb ich mich zurzeit auf diese Skala hier verlasse

Die Schwierigkeitsgrade der Klaviermusik im G. Henle Verlag
StufeGradBeispiel
1leicht
Bach, Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, Nr. 4 und 5
2Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Nr. 1 Präludium C-dur
3Beethoven, Klaviersonaten op. 49,1 und 2
4mittelGrieg, Lyrische Stücke op. 12, Nr. 4
5Schumann, Fantasiestücke op. 12, Nr. 1
6Chopin, Nocturnes op. 27, Nr. 1 und 2
7schwerBeethoven, Klaviersonate op. 10, Nr. 3
8Beethoven, Klaviersonate op. 81a
9Schumann, Toccata op. 7

Was ist von den Vorschlägen zu halten? Ich wäre sicherlich noch bei 1-3 einzuordnen. Könntest du daraus etwas empfehlen oder hast du selber eine andere Empfehlung?
 
oh je, da hast Du leider den Falschen erwischt.
Ich kann Dir da leider keine weiterführende Antwort geben. Grund: Meine letzte Klavierstunde liegt zig Jahre zurück und auch damals hatte ich nur 2 Jahre Unterricht. Erst in jüngerer Vergangenheit begann ich als Wiedereinsteiger zu spielen, ohne KL. Nicht sehr empfehlenswert. Aber vielleicht können Dir andere Forumsmitglieder helfen. Viele sind KL und wissen sehr gut über Lehrpläne etc. Bescheid.
Viel Glück!

Viele Grüße
hennes
 
Natürlich sollte man sich in seiner Klavierausbildung mit möglichst Vielem beschäftigen. Das war zu meiner Zeit leider nicht so. Da galt Jazz, Pop und Boogie als zweitklassige, wenn nicht sogar als "Negermusik" ohne Wert. Das hat sich glücklicherweise geändert und ein vernünftiger Klaverlehrer wird dem Rechnung tragen.

Septiemenakkorde sind immer Septiemenakkorde, sowohl bei Bach als auch bei den Beatles.

CW
 
Die Schwierigkeitsgrade der Klaviermusik im G. Henle Verlag

Das ist sicher eine gute Orientierungshilfe, aber nicht die einzig vorstellbare. Eine andere findest Du auf den Seiten von J. Gedan (die auch in vieler anderer Hinsicht eine prima Lektüre sind): http://www.pian-e-forte.de/. Es ist sicher nützlich, beides zu vergleichen. Du wirst aber über kurz oder lang vermutlich herausfinden, daß - mal vom oberen Bereich abgesehen - solche Klassifizierungen nicht immer Deinem persönlichen Eindruck entsprechen.
 
Natürlich sollte man sich in seiner Klavierausbildung mit möglichst Vielem beschäftigen. Das war zu meiner Zeit leider nicht so. Da galt Jazz, Pop und Boogie als zweitklassige, wenn nicht sogar als "Negermusik" ohne Wert. Das hat sich glücklicherweise geändert und ein vernünftiger Klaverlehrer wird dem Rechnung tragen.

Septiemenakkorde sind immer Septiemenakkorde, sowohl bei Bach als auch bei den Beatles.

CW

:) Wusste nicht, dass es so einen negativen Trend bzgl. Jazz, Pop und Boogie gab. Aber auf jedenfall interessant.


Danke! Werde die auch mal vergleichen. :)
Dass das Stück dem eigenen Geschmack entsprechen soll leuchtet mir ein. Ich bin derzeit an der Klavierbegleitung von Harry Potter dran und merke schon, dass einige Passagen ziemlich viel Arbeit für mich bedeuten. Aber andererseits lerne ich auch extrem viel daraus und es ist schön zu sehen, dass sich ein Stück so langsam zusammensetzt.

Als "Klavierschule" neben KL habe ich die Russische Klavierschule Band 1. Damit fahre ich zurzeit ganz gut, nachdem ich eine Zeit lang mit Play Piano geübt habe.
 
:) Wusste nicht, dass es so einen negativen Trend bzgl. Jazz, Pop und Boogie gab. Aber auf jedenfall interessant.

den Ausdruck "Negermusik" kenne ich auch noch von meinen Eltern. Stammt anscheinend noch aus der Zeit, als man Musik aus USA (vor allem aus dem Süden der USA) nur in verschwiegenen Clubs oder internen Treffen hören bzw. spielen durfte. Beim Rock n Roll blitzte ja ab und an ein Unterrock vor und das war angeblich verpönt. Na ja, tempora mutantur.
Viele Grüße
hennes
 
Also ich spiele bei meiner Lehrerin hauptsächlich russische Klavierschule und Schumann. Das ist schon irgendwie die Grundausbildung, so eine Art ungeschriebenes Gesetz unter Klavierlehrern.
Aber wenn mir ein modernes Stück gut gefällt, drucke ich mir die Noten einfach aus
(gepriesen sei das Internet) und bringe sie in den Unterricht mit. Ich glaube die meisten Lehrer sind ganz froh wenn sich der Schüler ein bisschen in den Unterricht einbringt ;)
Es bringt aber niemandem etwas wenn du dich mit Mozart quälst obwohl du lieber moderneres spielen würdest. Schau doch mal ob du schöne Noten findest die gut zu spielen sind.
Liebe Grüße
Pianistenfan_Nr.13
 
Der Ausdruck "Negermusik" stammt aus der Nazizeit. Da war Jazz im Extremfall schlichtweg verboten. Das war er nach dem Krieg natürlich nicht mehr. Jedoch hat sich der Ausdruck selber bis in die sechziger Jahre, teilweise noch länger, erhalten. Mit dem Verschwinden des Wortes "Neger" verschwand auch das Wort "Negermusik", wurde auch Zeit. Und die Zahl derjenigen, die Jazz und Verwandtschaft für zweitklassige Musik hielten, wurde geringer.

Es emanzipierte sich die U-Musik - und die dazu gehörigen Instrumente E-Gitarre, E-Bass, Sax und Schießbude - und heute ist Jazz und Pop selbstverständlich Studienfach. Ein Klavierlehrer, der davon noch nichts mitbekommen hat und davon keine Ahnung hat und diese Musik nicht wenigstens auch integriert in seinem Unterricht anbietet, ist mindestens unzeitgemäß, um es freundlich auszudrücken.

CW
 

Fühle mich durch den zitierten Wiki-Artikel bestätigt.

Ansonsten zeigt er am Beispiel von Cowell, dass Bildung, Wissen, Können und Intelligenz nicht immer zuverlässig das Herausbilden von kruden rassistischen Einstellungen verhindert. Aber das wusste man eigentlich ja schon immer. Das sind dann die Schlimmsten.

CW
 
mich würde sehr interessieren, ob ihr klassische Werke von Mozart, Bach etc. zur absoluten Grundausbildung zählt, ohne die man nicht gut Klavier spielen kann, oder aber jüngeren Werken (z.B. Filmmusik: Fluch der Karibik, Harry Potter... etc.) gleichermaßen Lehrgehalt zuschreibt.

Muss es denn "entweder-oder" sein?

Ich würde es 1.) vom Schüler und seinen Vorlieben und Zielen abhängig machen, und 2.) durchaus beides kombinieren.

Wenn der Schüler z.B. irgendeine Film- oder Popmusik besonders schätzt, könnte man ihn ja versuchen lassen, sie nach dem Gehör zu spielen (wobei nach meiner überaus bescheidenen Erfahrung "Pop" nicht gleich "einfach" ist - es sei denn, in einer Bearbeitung ad usum delphini in C-Dur unter Ausschluss aller komplexer Harmonien).

Für die Akkuratesse beim Notenspiel ist Bach (oder Vergleichbares) m. E. nicht wegzudenken.

Ob man allerdings "heutzutage" einen Schüler mit Bartók und Czerny-Etüden "quälen" muss, vermag ich nicht zu beurteilen - sicher gibt es dazu Alternativen mit gleichem pädagogischen Wert.


P.S. Sorry, ich sehe gerade in einem anderen Thread, dass Du Dich selbst als "Anfänger" bezeichnest. Ich dachte, Du seist angehender Klavierlehrer oder so etwas... Von daher - habe ich das Thema verfehlt. Am Hellsehen arbeite ich noch fleißig.
 

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