Welche Stücke beim Pianokauf

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Alex_S.

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17. Feb. 2021
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Ich frage mal neugierig in die Runde was Ihr so beim Kauf oder Test eines Pianos spielt bzw. spielen würdet. Gibt es da etwas, was ihr für besonders geeignet haltet, mit dem man schnell beurteilen kann, ob man zum nächsten geht? Vielleicht gar kein Stück, sondern eine Hanon Übung? Oder einfach was in den Sinn kommt?
Gibt es Stücke, die beim Händler "tabu" sind, wie bei, E-Gitarrenkauf "Stairway to heaven" oder "Smoke on the Water" :-D
 
Wenn ich Instrumente teste, spiele ich immer chromatische Tonleitern über die Tastatur, schnell und langsam, um die mechanische und klangliche Gleichmäßigkeit zu testen und (beim langsamen Spiel) genauer zu vergleichen, ob Tasten herausstechen, dumpfer sind, klappern etc.
Dann spiele ich einfache vier- oder fünfstimmige (Dur-)Akkorde in der Mittellage, um den Zusammenklang und die Stimmung zu hören.

Um ausführlicher zu testen, sollte man sich einige Minuten bis Stunden zeit nehmen und verschiedenes Repertoire testen, welches z.B. enthält:
  • Repetitionen
  • Laute und leise Klänge
  • Kurze und lange Töne (um die Schwingdauer und Resonanzfähigkeit zu ermitteln)
  • Tiefe und hohe Klänge (das sind oft die Schwachstellen bei kleinen Flügeln)
  • Durchsichtigeres (Bach, Klassik,...) und Werke mit mehr Klangfläche (Romantik / Impressionismus)
  • Alle Pedale testen auf Funktionstüchtigkeit, Wackeln, Klangveränderung etc.
 
Ich empfinde die Elise zum Testen gar nicht mal so verkehrt, auch wenn man es als peinlich erachten könnte...
In dem Stück steckt vieles von dem, was Stilblüte erwähnt, drinnen...
 
Vollgas geben nicht vergessen:




Stefan Mendl hat z. B. Auszüge aus der Sonate in h-Moll von Franz Liszt, Gaspard de la nuit von Maurice Ravel und der Ballade No. 4 in f-Moll, Op. 52 von Frédéric Chopin für Klangproben an verschiedenen Flügeln ausgewählt:

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte zwei, drei sehr verschiedene Stücke dabei, etwas mit wuchtigen Akkorden und etwas, na, sagen wir Filigranes. Ich habe aber nur Teile davon angespielt.
Irgendwann hatte @fisherman hier in clavio eine tolle Liste mit Dingen gepostet, die man an Tasteninstrumenten versuchen kann. Wenn ich die wieder finde, verlinke ich sie hier. Ich hatte sie in allen Pianohäusern dabei.
 
Gibt es Stücke, die beim Händler "tabu" sind, wie bei, E-Gitarrenkauf "Stairway to heaven" oder "Smoke on the Water"
Hehe. Das muss man auch immer mit einem Augenzwinkern sehen. Die Klavierverkäufer, bei denen ich bisher war, waren sehr entspannte Menschen und ich hatte auch ein "Standardwerk" zum Besten gegeben. Als Anfänger ist das Repertoire halt nicht so groß, aber ich denke, der anschließende Kauf hat ausreichend dafür entschädigt.
 
@Stilblüte das hört sich sehr vernünftig und sorgfältig an. Welche Stücke können das konkret sein, die die verschiedenen Aspekte abdecken.
Irgendwann hatte @fisherman hier in clavio eine tolle Liste mit Dingen gepostet, die man an Tasteninstrumenten versuchen kann. Wenn ich die wieder finde, verlinke ich sie hier. Ich hatte sie in allen Pianohäusern dabei.
Das wäre toll, wenn Du die Liste findest.
Hehe. Das muss man auch immer mit einem Augenzwinkern sehen.
So war es auch gemeint. Wenn ich nur den Flohwalzer kann, dann muss der Verkäufer natürlich damit leben. Jeder hat sein Päckchen zu tragen ;)

Wo ist der Zeitpunkt bei dem es Klick macht? Ist es so, dass man sofort merkt, ob einem der Klang liegt? Lohnt es sich, auch, wenn wenn es beim ersten Anspiel nur "ok" ist weiter zu prüfen? Muss es "Liebe auf den ersten Blick" sein, oder sollte man sich erst einmal darauf einlassen, wenn es zumindest nicht schlecht erscheint?

Ich hatte mal nur so aus Spass im Bechsteinhaus ein paar Flügel angespielt (ist schon ziemlich lange her), jeweils ein paar einfache Bach-Stücke gespielt. Alle klangen sehr gut, aber einer, da gab es wirklich bei den ersten Tönen eine Gänsehaut. Es war ein restauriertes Modell aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Leider hatte ich damals weder Geld noch Platz für so ein Gerät.
 
Alle klangen sehr gut, aber einer, da gab es wirklich bei den ersten Tönen eine Gänsehaut.
Genau so geht es mir in der Regel auch. Entweder der Klang und das Spielgefühl überzeugt mich komplett, oder es ist ein Kompromiss. Wenn es nur ok ist, reicht mir das nicht aus, wobei man noch unterscheiden muss zwischen dem Grundcharakter eines Instruments und Parametern, die sich ändern lassen wie z. B. die Stimmung und eine weichere oder härtere Intonation,
Es ist übrigens wirklich erstaunlich, welch unterschiedliche Charaktere man schon innerhalb einer baugleichen Gruppe derselben Marke findet.
 
Wenn ich ein Instrument teste, dann beginne ich immer mit pianissimo bis piano. Ich will wissen, welche Seele dem Instrument innewohnt, wie starr es ist, oder wie singend.
Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel die Instrumente von sich preisgeben, wenn man sie so behandelt.
Ich spiele auch schonmal Stücke, aber überwiegend improvisiere ich, weil ich mich besser auf das Wesen unter meinen Fingern konzentrieren kann.
Allgemein bin ich der Meinung, dass man spielen sollte, was einem lieb ist, egal, um welches Stück es sich handelt. Das muß jeder Verkäufer aushalten, es soll ja schliesslich DEIN Instrument werden.
Und ja, natürlich sollte man alle Register aufsuchen und natürlich auch die dynamische Spannweite, die Griffigkeit, die Leichtläufigkeit des Spielwerks.
 
Hehe. Das muss man auch immer mit einem Augenzwinkern sehen. Die Klavierverkäufer, bei denen ich bisher war, waren sehr entspannte Menschen
Och, das sind die allermeisten Gitarrenverkäufer, die ich bislang erlebt habe, auch.
Aber nach dem 20. von Anfängern stümperhaft vorgetragenen Stairway-to-heaven-Anfang innerhalb eines Tages kommen dann halt doch irgendwann Rauchwolken aus den Ohren :005:.

Stellt euch mal ein Pianohaus vor, in dem vor 14 Uhr bereits über 20mal der Floh"walzer" fehlerhaft und stockend geklimpert wird... wie sich der/die Verkäufer/in dann fühlt, kann man ungefähr so wiedergeben: :008::028:
 

In der aktuellen Piano News gibt Ratko Delorko Tipps zum Testen eines Instrumentes, ziemlich ausführlich.
 
Ohne Zweifel eine höchst fulminante Technik! Aber ansonsten? Für meinen Geschmack viel Lärm um nichts. Auf diese Weise kann man allenfalls testen, wie stabil ein Instrument gebaut ist,
findet zumindest cb
Hier scheint es nicht in erster Linie um den Klang zu gehen, sondern eher um die Mechanik und wie Anschlag und Repetition funktionieren, das ist ja mindestens genauso wichtig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, copyright by fisherman:


1) Man spielt mit einem finger und möglichst identischem Anschlag die ganze Tastatur durch.
Ist die Lautstärke UND Tonform homoggen, bzw. der Lage entsprechend und kontinierlich? Also im Bass: buhm, buhm, buhm - oder buhm, buoing, buhm? Im Diskant: ping, ping, ping oder ping, plink, ping?

2) jetzt, ebenfalls mit einem Finger - in jeder Oktave einmal: möglichst leise und immer lauter werdend bis zum Maximum. Wieviel ppp ist möglich? Wieviel fff? Vor allem: Wie verändert sich die Klangform - kann ich das steuern? Oder bleibt der Klang immer gleich?

3) Jetzt mal ganz gezielt die Tasten rings um den Übergang (von umsponnenen zu Einzelseiten) : klangliche "Ausfälle"? Abrupter oder homogener Übergang?

4) Mind. einmal je Oktave: Finger liegen lassen! Wieviel Sustain? Wie lange steht der Ton?

5) etwas schwieriger: Über alle Tasten mit einem Finger - öffnet sich der Ton, blüht er auf? Oder sackt er in sich zusammen?

6) Akkorde in den drei Hauptlagen: Sind einzelnen Töne klar getrennt? Erkennbar? Oder Brei? Steigerung auf 4 oder 5-tönige Akkorde. Dito.

7) Generelle Klangbeurteilung: Bass: Knarrig, weich, wattig, voll, dünn? Mitte: rund, flach, voll, gar orchestral (Obertöne!)? Diskant: glockig, schrill, spitz, scharf? M.E. bringt eine wohdurchdachte Verbalisierug hier viel Klarheit ins Hirn.

8) Tastenreaktion (subjektiv): Angenehm, zu schwer, zu leicht? Homogen über die ganze Tastatur?

9) Repetition, Triller? Zäh, flüssig, gar Aussetzer?

10) Wiederholung von 2, 4, 5, 6: aber mit beiden (!!) Pedal. Wie deutlich sind die Klangveränderungen? Wie reagieren die Pedale? Ab welchem Punkt passiert was?

Nahezu alle Mängel, die man hierbei entdeckt, lassen sich beseitigen - aber man muss sie eben benennen können, um hier den Aufwand abzufragen.

11) Echtes Spiel - erst recht Vorspiel vom Verkäufer: UNBEDINGT zwei Extreme anspielen lassen! Nämlich ein sehr dichtes, voluminöses Stück - hier kann man sehr gut die Transparenz beurteilen.




Gruß
Manfred, der das mal gespeichert hatte
 
Zum Einspielen habe ich so ein C-Dur-Laufstück mit einfacher gebrochener Akkordik, leite es über in einen G-Dur-Medley, Kern ist das "God Shave the Queen". Dann kommen Repetitionssachen, gerne mit den Recuerdos de la Alhambra. Damit geht die Repetition gut zu prüfen, auch der Klang, und der Sustain des End-Akkordes. Dann noch paar Blues, Ragtimes, und einen richtig schnellen Boogie.

Dann weiß ich schon halbwegs bescheid, was von einer Tonne zu halten ist.

Als ich länger nach dem Kauf meines Flügels (ca. zwei Jahre) dann mal wieder in der Hannoveraner Klavierbauerbude war, verprüfte der Klaviermann mein Spiel... (ich hatte wohl aus Gewohnheit ca. den gleichen Krams gespielt...) Er grinste, und sagte, seit ich den Flügel habe, hätte sich mein Spiel erheblich verbessert...

So kann's dann auch mal gehen.
 

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