Wann spielt man Bach legato?

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Nur wenn man sich wirklich an die Vorgaben Carl Philipps halten würde, also einen Großteil der Noten nur ungefähr zur Hälfte aushalten würde, was käme dabei heraus?
Und wer in der HIP-Szene spielt heute so, obwohl doch die Beschreibung Carl Philipps eindeutig zu sein scheint?
Offenbar wurde dieses Statement von C.P.E.Bach aber auch damals schon relativiert. Türk schreibt in seiner Clavierschule (1789): das "der Vortrag doch wohl zu kurz (hackend) würde, wenn man jeden nicht zu schleifenden ... Ton nur die Hälfte seiner Dauer aushielte, und folglich die zweyte Hälfte pausirte". Er schlug vor, beim "ordentlichen Fortgehen" eine Viertelnote entweder als punktierte Achtel + 16tel Pause oder als doppeltpunktierte Achtel + 32tel Pause darzustellen. Das klingt schon deutlich gemäßigter. Quantz warnte ebenso auch davor, zu kurz anzuschlagen.
Was aber immerhin die Gemeinsamkeit all dieser Primärquellen ist, das man offenbar nicht legato als "Default"- Artikulation genommen hatte.
 
Könnte es sein, daß man den „Versuch …“ von CPE Bach als „Interpretationsbibel“ für die Musik des 18. Jahrhunderts ein wenig überbewertet?
 
Könnte es sein, daß man den „Versuch …“ von CPE Bach als „Interpretationsbibel“ für die Musik des 18. Jahrhunderts ein wenig überbewerte
Wäre er nicht der Sohn des berühmten Vaters, von dem er alles gelernt haben will, würde man ihn sicher weniger wichtig nehmen. Das berührt natürlich ein Grundproblem im Umgang mit schriftlichen Quellen jeder Art: Welchen Wert räumt man ihnen ein? Wie deutet man sie?
 
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Wäre nicht der Sohn des berühmten Vaters, von dem er alles gelernt haben will, würde man ihn sicher weniger wichtig nehmen.
Auch wenn der Vater gänzlich in Vergessenheit geraten wäre und seine Werke samt und sonders verschollen wären: Carl Philipp Emanuel Bach überragt als Komponist turmhoch die zeitgenössischen Kollegen Marpurg, Quantz oder Mozart (ich meine den mit dem berühmten Sohn...)
 
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Es ist ja nicht die einzige Primärquelle, die man dann als "Interpretationsbibel" ansehen müsste, es gibt ja zum Glück verschiedene Quellen aus dieser Zeit. Die sich, wie man erkennt, auch in Nuancen unterscheiden, manchmal auch größere Unterschiede. Aber die Gemeinsamkeiten und Schnittmengen sind ja doch schon groß genug, so dass man sich eine gewisse Vorstellung verschaffen kann von der grundsätzlichen Musizierweise aus dieser Epoche.
Mozart hatte ja offenbar auch noch das non legato - Spiel gepflegt, da gibt es Zeitzeugenberichte.
 
Auch wenn der Vater gänzlich in Vergessenheit geraten wäre und seine Werke samt und so derselben verschollen wären: Carl Philipp Emanuel Bach überragt als Komponist turmhoch die zeitgenössischen Kollegen Marpurg, Quantz oder Mozart (ich meine den mit dem berühmten Sohn...)
Das unbestritten. Freilich hofft man durch den Sohn zu erfahren, wie es der Vater und Lehrer gemacht hat, um so den Werken des Vaters gerecht werden zu können.
 
Nein. Christoph Willibald Gluck (den der Musikwissenschaftler Paul Bekker sogar als vierten großen deutschen Klassiker neben HMB betrachtet), ist CPE Bach mindestens ebenbürtig.
Es war von Marpurg, Quantz und L. Mozart die Rede, nicht von Gluck:
Auch wenn der Vater gänzlich in Vergessenheit geraten wäre und seine Werke samt und sonders verschollen wären: Carl Philipp Emanuel Bach überragt als Komponist turmhoch die zeitgenössischen Kollegen Marpurg, Quantz oder Mozart (ich meine den mit dem berühmten Sohn...)
C. Ph. E. Bach - wie letztlich alle Bachsöhne bzw. -schüler - spielt im heutigen Konzertbetrieb keine wesentliche Rolle mehr, ganz im Gegensatz zu Glucks Opern.
 
Carl Philipp schreibt ausdrücklich, er habe alles bei seinem Vater gelernt. Viel näher komme wir nicht an JSB heran.

Was ist denn der heutige Konzertbetrieb? Ich wage zu behaupten, der ist vielschichtig und jeder nimmt ein Stück weit seine eigene Nische zur Kenntnis. Abgesehen davon: was soll das sagen? Ich habe mal Cembalo studiert, da war Carl Philipp eine immer wieder gerne getroffene Wahl. Seine Musik ist doch ganz wunderbar, das höre ich noch gerade selbst und brauche da nun wirklich keine Bestätigung durch die öffentliche Meinung (Offenbach lässt grüßen).
 

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