Verrottete Bleigewichte

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Liebe Experten,

an meinem zweiten Restaurierungsprojekt ist ein Phänomen zu beobachten: Die Tasten haben durchweg 3 Bleigewichte, und immer ist eines davon so stark oxidiert, dass es zu beiden Seiten etwa 1 mm weiß aufgequollen ist. Folge: Die Tasten ließen sich gar nicht mehr bewegen! :?

Bleioxide sind nun aber, wie ich lese, gelblich bis rot, hier ist es weiß. Was kann es sein? Habt Ihr so etwas schon mal gehabt? Ist es giftig? :confused:

Danke für Eure Hilfe!
Die Drahtkommode
 
Hatte ich auch schon mal an einem Blüthner-Klavier.
Ich habe den Überstand mit dem Stecheisen abgestochen und hinterher gründlich die Hände gewaschen.
Essen sollte man das Pulver nicht...
http://de.wikipedia.org/wiki/Bleizucker
http://de.wikipedia.org/wiki/Bleiweiß
Gruß
Toni

P.S. Wenn durchgängig nur eines der drei Gewichte 'verrottet' ist, deutet das auf eine Spielartveränderung zu einem anderen Zeitpunkt, als der Fertigstellung des Instruments hin.
Die Bleistöpsel haben unterscheidliche Legierungen.
-> Restaurierung auf den Originalzustand, oder auf den gewachsenen Zustand?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Drahtkommode,

Das ist die Bleipest!
Kannst wie Toni geschrieben hat mit Stemmeisen abstechen oder mit Zentrierbohrer anbohren bis es eben ist oder etwas versenkt. Hinterher mit Lack (z.b. Nitrolack) versiegeln. Hab die gleiche Arbeit vor ein paar Tagen gemacht...
Unbedingt Hände waschen und nicht Nasenbohren während der Arbeit :D , den Staub möglichst nicht einatmen sondern gleich entsorgen.

LG
Michael
 
Vielen Dank!

Wiki weiß ja alles:

Trotz seiner Giftigkeit wurde Bleizucker bis zum 19. Jahrhundert als Zuckerersatz (Defrutum) verwendet – insbesondere wurde Wein damit gesüßt. Der Komponist Ludwig van Beethoven ist wahrscheinlich an einer durch solchermaßen verpanschte Weine verursachten Bleivergiftung gestorben.

Ich werde mal sehen, dass ich nicht den Weg des Meisters gehe! :rolleyes:
 
Vielen Dank!

Wiki weiß ja alles:

Trotz seiner Giftigkeit wurde Bleizucker bis zum 19. Jahrhundert als Zuckerersatz (Defrutum) verwendet – insbesondere wurde Wein damit gesüßt. Der Komponist Ludwig van Beethoven ist wahrscheinlich an einer durch solchermaßen verpanschte Weine verursachten Bleivergiftung gestorben.

Ich werde mal sehen, dass ich nicht den Weg des Meisters gehe! :rolleyes:

es handelt sich hier NICHT um Bleizucker , sondern um Bleikorrosion durch äussere Einflüsse . Mundartlich - " Klaviermacherdeutsch" auch Bleipest genannt . Auch Zinn oder Zinkpest - ist ähnlich .
 
wasser (feuchtigkeit ) , div. säuren u. Ä. , bin kein Chemiker , kommt aber bei älteren Flügeln speziell unmittelbar in der Nachkriegszeit ( I. Weltkrieg ) gebaut rel. häufig vor , vielleicht hatte da das Blei irgendwelche Zusätze !?

Oder kam das Blei aus Bleihütten, die das Material nicht ordentlich von Verunreinigungen befreien konnten?
Recycling-Material?
Im Orgelbau wird ein wenig Zinn, Antimon oder Wismut beigegeben, damit das Blei nicht so schnell oxidiert und auch stabiler (härter) wird.
Grüße
Toni
 

Mit organischen Säuren aus dem Tastenholz (Essigsäure etc.), als auch Kohlensäure aus der Atmosphäre. Das weiße Pulver ist nach meinem besten Wissen eine Mischung aus Acetat, Carbonat, Hydroxid und Oxid.

Dieselbe Sorte Korrosion ist an der Unterseite von alten Bleidächern anzufinden, wo das Holz des Dachstuhls saure Dämpfe abgibt.

Die Einflüsse sind also nicht so sehr "äußere" wie "innere".

Soweit mein Kenntnisstand (weil das Thema gerade vor kurzem im englischen Schwesterforum dran war).

Ciao,
Mark
 

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