Suche Klavierstücke für einen bestimmten Schüler

C

Chopinski

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15. Jan. 2011
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Hallo,
ich bin Klavierlehrerin und überlege gerade, was ich einem bestimmten Schüler von mir als Nächstes vorsetzen soll. Er ist sehr wählerisch und mag die meisten Musikvorschläge nicht. Er ist auf einem Musikgymnasium und nimmt Klavierunterricht, weil er von der Schule aus ein Instrument spielen muss. Besonders viel bedeutet ihm der Unterricht nicht und er übt auch fast nie.
Er ist aber intelligent und freundlich und liest schon ganz gut Noten.

Was er gar nicht mag:
- alles zu "klassische"
- Schnulziges (er findet alles Romantische auch schnulzig)
- Stücke, bei denen der Notentext anstrengend zu entziffern ist

Mit Mike Schoenmehl (Little Stories in Jazz) konnte ich ihn eine Weile bei Laune halten, auch mit dem einen oder anderen Stücke aus Jürgen Mosers "Rock Piano". Schülerhits wie "Fluch der Karibik" hat er auch schon gespielt.
Er ist kein hoffnungsloser Fall, aber mir fällt im Moment einfach nichts mehr ein in dieser Art. Die genannten Stücke haben funktioniert. Ich ärger mich immer, wenn ich 5 Musikvorschläge mache und alle werden abgelehnt. Selbst hat er selten einen Vorschlag. Wenn doch und ich bringe ihm dann das Stück (meist aus dem Popbereich), ist ihm der Satz zu schwer... Ich habe auch keine große Lust, es ihm eigens zu arrangieren, weil er wie gesagt auch nicht richtig übt...
 
Bartoks fetziger Bärentanz vielleicht?
 
Danke, Rolf ist nett gemeint.
Aber wenn ich nur den Titel nenne, wird er schon auf Abwehrhaltung gehen. Er ist gerade in der Pubertät und muss allen zeigen, was für ein harter Mann er ist, da kann ich nicht mit einem niedlichen Bären ankommen (mag er auch noch so fetzig sein...)

Was auch noch gut ankam bei ihm, war das James-Bond-Thema und das Mission Impossible Theme.
Auch die Easy-Pop-Piano Hefte von Daniel Hellbach habe ich abgegrast. Letztere sind absolut empfehlenswert für Klassikmuffel, da sie zeitlos und nicht schwer zu spielen und zu lesen sind (reine Instrumentalstücke, aber nicht zu soft).
 
Chopinski,

hör' auf, dem Bengel in den Arsch zu kriechen. Du suchst 3 Stücke aus, davon hat er 2 zu spielen. Wenn er nicht übt, ruf die Eltern an. Basta.
 
Hallo Schmickus,
du hast absolut Recht. O.K. genauso!!!
 
Danke, Rolf ist nett gemeint.
Aber wenn ich nur den Titel nenne, wird er schon auf Abwehrhaltung gehen. Er ist gerade in der Pubertät und muss allen zeigen, was für ein harter Mann er ist, da kann ich nicht mit einem niedlichen Bären ankommen (mag er auch noch so fetzig sein...)
...Du könntest dieses recht dissonante und für pubertierende Knaben sicher eher ungewohnte, aber rhythmische Stück ja einfach mal spielen, ohne zu sagen was es ist, vielleicht gefällts ihm oder überrumpelt ihn... allerdings wenn auch das nicht hilft, dann befolge Schmickus´ Rat - hast ja ein gutes Druckmittel: das Bürschchen muss ja ein Instrument spielen, hähä :D:D
herzliche Grüße,
Rolf
 
Irgendwie sehe ich es wie Schmickus: Hör auf, dir eine Birne zu machen ohne Ende. Entweder das Kerlchen reißt sich zusammen und spielt was du vorschlägst oder er bringt endlich selber was an - oder er lässt es und lernt auf dem Kamm blasen.
 
Danke an Euch! Das tut so gut, dass ihr das auch so seht. Ich hab nämlich auch keinen Bock mehr, mir Gedanken zu machen. Das mit dem Kamm-Blasen finde ich lustig, werde ich bei Gelegenheit vorschlagen.
Mit den meisten Schülern komme ich gut aus und sie üben auch, aber so ein einzelner Unwilliger wirkt manchmal wie ein Gallenröhrling in einem Steinpilzmenü: Er kann alles verderben (um mal Max Goldt zu zitieren). Ich will mir den Spaß an der Musik nicht verderben lassen!
 
Musikunterricht ist kein "Wunschkonzert"!

Hallo Chopinski,

ich finde auch, dass Du auf die "Befindlichkeiten" Deines Schülers zu viel Rücksicht nimmst.

Wenn der Schüler so viel von Spieltechnik und Klavieriteratur wüsste, dass er sich selbst die passenden Stücke, die ihn weiterbringen, aussuchen könnte, bräuchte er Deinen Unterricht nicht...

Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass es mit den Lehrplänen eines Musikgymnasiums vereinbar ist, sich dort bis zum Abitur nicht mit "klassischer Literatur" zu beschäftigen. Und ich kann mir auch nicht denken, dass der Musiklehrer bei vielleicht 25 Schülern in der Klasse jeweils versucht, seinen Unterrichtsstoff auf den Geschmack jedes einzelnen Schülers abzustimmen (wie sollte er oder sie auch).

Ich finde, wenn Du schon versucht hast, ihm jeweils verschiedene Stücke zur Auswahl anzubieten, bist Du ihm genug entgegengekommen! Vielleicht versucht er einfach auszutesten, wo bei Dir die Grenzen sind. Die würde ich ihm sehr schnell aufzeigen. Wenn er nicht Klavier lernen will, soll er es lassen. Und wenn er keine Lust zum Üben hat, wird es nicht mal mit dem "auf dem Kamm blasen" (Zitat von Pirata) etwas werden.

Du könntest es natürlich noch mit Stücken aus "Jazz, Rags and Blues! von Martha Mier (wurde hier mal im thread "Von Anfängern füe Anfänger" besprochen) versuchen oder mit Stücken aus der Klavierschule von Margret Feils "Play Piano", aber ich denke, es geht bei Eurer Schüler-Lehrer-Beziehung nicht um einzelne Stücke, sondern um ein grundsätzliches Problem, und daran wird sich auch nichts ändern, wenn Du nach stundenlangem Suchen vielleicht mal das Glück hast, mit einem Stück seinen Geschmack getroffen zu haben!
 
Danke an Euch! Das tut so gut, dass ihr das auch so seht. Ich hab nämlich auch keinen Bock mehr, mir Gedanken zu machen. Das mit dem Kamm-Blasen finde ich lustig, werde ich bei Gelegenheit vorschlagen.
Mit den meisten Schülern komme ich gut aus und sie üben auch, aber so ein einzelner Unwilliger wirkt manchmal wie ein Gallenröhrling in einem Steinpilzmenü: Er kann alles verderben (um mal Max Goldt zu zitieren). Ich will mir den Spaß an der Musik nicht verderben lassen!

Sag ihm das genau so :D

Entweder er wirft seine Coolness-Phase bei dir im Unterricht ganz schnell ab oder er kriegt ein Problem in seiner Musikklasse im Gymnasium. Wie ist er da überhaupt gelandet, wenn er kein Interesse hat? Dachte er die kauen Hipp-Hopp Songs bis zum Abi durch?
 

Er ist auf einem Musikgymnasium und nimmt Klavierunterricht, weil er von der Schule aus ein Instrument spielen muss. Besonders viel bedeutet ihm der Unterricht nicht und er übt auch fast nie.
Er ist aber intelligent und freundlich und liest schon ganz gut Noten.
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Selbst hat er selten einen Vorschlag.

Liebe Chopinski,

vielleicht könnte man auch noch einen anderen Weg probieren.

Ich bin ja immer ein Fan davon, ein Problem gemeinsam mit dem Schüler zu lösen. Wenn das nicht möglich ist, muss man eben Konsequenzen ziehen, aber man kann es ja wenigstens mal versuchen.

Denn mich stört, dass im Grunde du das Problem hat - so schilderst du es nach meinem Empfinden - und der Schüler sich gemütlich zurücklehnen kann und wie bei einem Menu im 3-Sterne-Restaurant das Angebot annehmen oder ablehnen kann.

Also würde ich den Schüler mit der Problemlösung beauftragen und mit ihm ein Gespräch führen, in dem ich genau das schildere, was du hier geschrieben hast. Alles ohne Vorwürfe, nur von deiner Warte aus, genau wie du es hier gemacht hast. Auch dass du ihn als intelligent und freundlich schätzt, würde ich ihm sagen. Deine Grundhaltung ist also absolut wertschätzend dem Schüler gegenüber, gleichzeitig drückst du deine große Unzufriedenheit mit der Situation aus, wozu auch gehört, dass du im Moment keine Lust mehr hast, dir große Gedanken zu machen, weil er ja sowieso fast alles ablehnt und dass du im Moment auch kaum noch Ideen hast (aus dem gleichen Grund).

Im besten Fall beginnt er dann mal (intelligent und freundlich ist er ja), sich selbst über sein Verhalten Gedanken zu machen. Du kannst ihn mit so einem Gespräch, in dem du deine Grenzen aufzeigst, also aus seiner bequemen Haltung herausholen. Außerdem forderst du ihn auf, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen und seinen Teil zur Lösung des Problems beizutragen.


Sehr oft ist es sehr, sehr hilfreich und nützlich, den Schüler bei Problemen selbst nach eigenen Ideen zu fragen!

Gleichzeitig solltest du ein paar Ideen im Hinterkopf haben (manchmal fällt Schülern nicht viel ein :p ):

1. vielleicht kann man mit ihm auch improvisieren/komponieren

2. vielleicht kann ein Teil des Unterrichts so ablaufen, dass du mit ihm mit den Noten in der Hand klassische Stücke von Klaviermusik besprichst, die ihm gefallen könnten. Du spielst sie vor und ihr analysiert Strukturen etc.. So lernt er mal kennen, was Klaviermusik überhaupt ist, wenn er sie nicht schon vom Musikunterricht kennt. Ich würde allerdings Stücke nehmen, die ihm im Charakter gefallen könnten, vermutlich eher con brio....................

3. Was macht er in der Schule in Musik? Kann man da anknüpfen, was gefällt ihm, was gefällt ihm nicht?

4. Vielleicht interessiert ihn mal die Auseinandersetzung mit modernen Kompositionstechniken. ich finde ein Buch dazu toll: "soundsnew 19 easy Piano Pieces" UE 33000 Ich habe mal mit meinen Schülern damit einen Workshop gemacht und wir ahben dann die Ergebnisse den Eltern vorgestellt. Die Schüler haben nicht unbedingt alle die dort vorgestellten Stücke gespielt, sondern sich mit den Techniken, die in dem Heft auch erklärt sind, selbst experimentiert. Ein paar zusätzliche (elektronische Musik) haben wir auch noch gefunden. Hat allen viel Spaß gemacht.

5. a) Stückauswahl: vielleicht wären einige der Chopin-Preludes möglich. Die sind kurz. Er scheint ja doch gewaltig (düstere?) .... klingende Stücke zu lieben, also böten sich Nr. 2,9,20 an.

b) Weiter gibt es von Bartok den "Tanz der Kinder" aus "Für Kinder", der auch sehr einfach, aber effektvoll ist. Und kurz.


c) Ist Bartoks 2. Tanz im bulgarischen Rhythmus zu schwer? Hat auch Power.

d) wenn du ihm zeigen willst, dass ein schwer aussehender Notentext auch leicht spielbar und sehr bombastisch klingen kann, bietet sich der "Trauermarsch" von Chatschaturjan aus "Klänge der Kindheit" an.

e) vielleicht hat er ja auch Lust, mal schnell zu spielen. Evtl. Etüden, die im Lesen oft nicht schwer sind.

f) vielleicht auch die Etüde von Chatschaturjan?

g) Ragtimes?

h) von Mozart gibt es diesen Trauermarsch (Marche funebre del Signor Maestro Contrap[p]unto)

i) von Zett gibt es lustige Sachen (Weltrekorde im Klavierspielen.................)

j) oder eben doch Filmmusik zu Mission impossible oder Star Wars..... . Wenn er Fluch der Karibik spielen konnte in einer guten Fassung, müssten diese Arrangements eigentlich gehen: ISBN 1-84609-265-5 (Wise Publications), leider nicht bei clavio erhältlich


Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina (aha, Clara Schumann...),
ich finde es rührend, dass du dir soviel Arbeit gemacht hast, mir zu antworten, aber ich bin mit dem Thema soweit durch. Das Meiste, was du geschrieben hast, habe ich auch schon versucht.
Ich vermute mal, dass das typisch weiblich ist, immer weiter die Fehler bei sich zu suchen. Damit höre ich jetzt auf. Ich bin engagiert genug und habe auch noch andere Lebensinhalte...
LG
 

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