Stücke für den jeweiligen Spieler oder eher umgekehrt????

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Debbie digitalis

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habe ich mich schon oft gefragt seitdem ich Klavierspielerin bin bzw. im Forum lese und schreibe. Will konkret heißen: Dürfen/sollen/können/müssen fortgeschrittene Klavieranfänger (z.B. wie ich, seit zwei Jahren an den Tasten) all das spielen/üben was sie gerne spielen können möchten???

Meine persönlichen Erfahrungen hierzu sind sehr zwiespältig:

Originalstücke jedweden Genres, die ich sehr mag und schon immer mal spielen wollte fordern mich durch ihre Komplexität heraus und ich scheue keine Zeit und Mühe, sie irgendwie und irgendwann mal hinzukriegen.

Augenscheinlich superleichte Kompositionen fordern mich durch ihre einfache Gestaltung ebenso heraus, weil mir während des Einstudierens unzählige Möglichkeiten der Gestaltung im Rahmen der dynamischen Vorgaben in den Sinn kommen, die mich dann auf- und auch unterhalten.

Somit ist es ebenso schwer, das schwierige leicht sowie das Leichte differenziert zu gestalten. Oder sollen wir beides einfach leicht nehmen?
Wo ist die praktikable Synthese für einen fortgeschrittenen Anfänger???


Danke für eure Gedanken und Antworten


Liebe Grüße

Debbie digitalis
 
Hi Debbie,

du hast eigentlich schon selber die Antwort gegeben.

Man sollte sowohl leichte also auch schwierige Stücken in Bezug auf den eigenen Level gleichzeitig angehen/üben. Z.B ein leichtes, mittleres und schwieriges.

Je nach Schwierigkeitsgrad sind die Übe-Ziele andere. Z.B.

  • leicht: vom Blatt spielen, jeden Tag ein neues
  • mittel: auswendig lernen/mental spielen, polyphone Stimmen gleichzeitig hören/kontrollieren, Ausdruck/Dynamik/Artikulation
  • schwer: Grenzen der eigenen Techniken erweitern, eigene technische Übungen aus dem Stück erzeugen

Es ist wichtig, dass man möglichst viele Stücke lernt. Da dadurch die notwendigen vielfältigen Strukturen für die Bewegungsvorgänge und intellektuelle Eigenschaften (Musikalität) im Gehirn angelegt werden.

Es ist nicht gut sich in ein (zu) schwieriges Stück zu verbeissen.

Gruß

PS: Ha, mal wieder der erste Post. ;-)
 
Es kommt immer auf die eigenen Ansprüche und Ziele an. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ich bei schwereren Stücken immer eine Diskrepanz zwischen eigenem Anspruch und meinen Ergebnissen habe. Andererseits brauche ich die Herausforderung, um weiter zu kommen. Drei Monate Arbeit an einem schweren Stück macht es mir viel leichter, die anderen leichten Stücke zu spielen, die ich nebenher lerne und mit den Ergebnissen bin ich tatsächlich manchmal zufrieden (die endgültige Zufriedenheit kann ja frühestens mit dem Tod kommen).

Ich halte nichts davon, sich ewig mit einem fantastischen Stück abzuquälen, das man irgendwann frustriert in die Ecke schmeißen muß, aber wo die Grenze liegt, muß man selbst herausfinden. Aber es kann ja auch sehr erbaulich sein, sich an ein paar zurechtgestümperten Takten wunderschöner Musik zu versuchen, denn die Phantasie kann ja viel zurechtbiegen. Ob man dadurch etwas lernt, weiß ich nicht aber man muß ja nicht immer lernen.

Wenn man weiter kommen will, braucht man Herausforderungen und Erfolgserlebnisse. In diesem Rahmen sollten sich meiner Meinung nach die Stücke bewegen, die man im Unterricht bearbeitet.
 
Man sollte sowohl leichte also auch schwierige Stücken in Bezug auf den eigenen Level gleichzeitig angehen/üben. Z.B ein leichtes, mittleres und schwieriges.

Finde ich auch eine gute Methode, wobei man durchaus auch mal eine Zeitlang nur "schwere" oder nur "leichte" Stücke üben kann.

Die Bezeichnung von leicht oder schwer ist an sich immer etwas fragwürdig. Jedes Stück hat seine spezielle Schweirigkeit, da kann das Stück noch so leicht aussehen.

Schnelle Stücke, mit vielen schwierigen Läufen und Sprüngen stellen natürlich andere Anforderungen als langsame meditative Stücke. andere bedeutet aber nicht höhere. Nur andere. Und ein häufiger Fehler beim Üben besteht darin, daß man zwar die schwierigen (also schnellen) Stellen gründlich übt, die langsamen, vermeintlich leichten Stücke aber links liegenläßt. So gut wie alle Klaviersonaten haben einen langsamen Satz! Oft ist es der schönste Satz der ganzen Sonate. Man sollte ihm also auch entsprechende Aufmerksamkeit beim Üben schenken! :)
 

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