Sonatina Beethoven Anh. 5.2: Authentizität?

K

kalessin

Guest
Hi,

mal eine Frage an die Beethoven-Kenner. Ich bin beim Durchgehen alter Notenblätter wieder auf besagtes Stückchen gestoßen: die G-Dur-Sonatina, Kinsky/Halm Anhang 5 Nr. 2.

Vermutlich begegnet es ja vielen angehenden Spielern auf ihrem Weg. Es ist ja auch eigentlich sehr hübsch, insbesondere mit dem zweiten Teil zusammen (der "Romanze"), benötigt nicht zwingend Pedal und ist einfach ein schönes Anfängerstück.

Nun meine Frage: ist das Stück wirklich von Beethoven? Ich hatte noch dunkel im Kopf, dass es da angeblich Zweifel gäbe. Vermutlich kamen die aus dem englischen Wikipedia-Eintrag zum Stück, dort wird die Echtheit nämlich bezweifelt. Aber eine Literaturquelle wird nicht genannt, nur vage auf stilistische Ungewöhnlichkeiten hingewiesen (ohne sie zu konkretisieren), und die Veröffentlichung war wohl posthum und der Verleger hatte wohl vorher nicht viel mit Beethoven am Hut.

Also, wer kennt das Stück, und wer weiß mehr darüber? Ist es nun Beethoven oder nicht? Stilistisch hätte ich es eher als "frühen" Beethoven eingeordnet, kann es also ein Fundstück im Nachlass gewesen sein? Oder hat er es für jemand anderen geschrieben, der/die es dann posthum zur Veröffentlichung gegeben hat? :-)
 
Im Digitalen Archiv des Beethovenhauses werden die Sonatinen G-Dur und F-Dur nicht gelistet. Die werden schon wissen, warum. Schade eigentlich! Ich finde die beiden Stücke nämlich allerliebst. Warum sie allerdings die ebenso zweifelhafte (dafür aber unsägliche) "Elise" weiterhin in der Werkliste halten, wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben.
 
Im Vorwort von der Notensammlung Sonatinen und leichte Sonaten aus der Edition Peters wird es ebenfalls angezweifelt, ebenso wie die F-Dur Sonatine. Demnach erschienen sie erstmals nach Beethovens Tod bei einem Hamburger Verlegervon dem sonst keine Beziehung zu Beethoven oder ihm nahestehenden Personen bekannt ist. Auch ein Autograph ist nicht nachweisbar. Ob oder ob nicht ist mir persönlich egal ich mag und spiele sie beide.
Und zur "Elise": In einer Beethoven Biographie steht darüber, dass Beethoven es auf Grundlage von Restmaterial aus dem Jahr 1808 komponiert hat und es ursprünglich "Für Therese" hieß. (ein musikalische Geschenk an Therese Malfatti)
Seit 1865, als der deutsche Musikwissenschaftler Ludwig Nohl das Stück wiederentdeckte und den undeutlich geschriebenen Namen Therese auf dem - inzwischen verschollenen- Autograph als "Elise" deutete,heißt es so.
Gruß Jutta
 
Okay, also ist die Echtheit wirklich zweifelhaft. Dann wäre es natürlich sehr spannend, von wem sie sein könnte... aber wohl nie zu klären, denke ich. :-)

Über die Schönheit der Stücke war das ja auch keine Aussage, ich finde zumindest die G-Dur so schön, dass ich sie bis heute zuweilen heraushole und zumindest zum Aufwärmen spiele. Die F-Dur habe ich nie gespielt (Anh. 5.1 vermutlich?), aber sie scheint ebenfalls sehr schön zu sein.
 
In Reclams Klaviermusikführer heißt es auch "zweifelhaft", da sich "nicht eigentlich die charakteristische Handschrift des Komponisten erkennen" lässt. (hmmm...da fragt sich schon, ob man aus einem kleinen, in pädagogischer Absicht geschriebenen Werk unbedingt immer die Handschrift des großen Komponisten erkennen muss)

Uhde (Band Klavierstücke und Variationen) streift nur kurz die Frage der Authentizität: "es ist zwar nicht verbürgt, daß sie von Beethoven stammen, es spricht aber auch nichts dagegen, wenn wir sie mit den anderen Stücken aus der 'pädagogischen Provinz' vergleichen, die bei Beethoven ja eine nicht unwichtige Rolle spielt."

Da der Band (im Gegensatz zum Sonatenband) nicht mehr aufgelegt wird, darf ich vielleicht die entsprechende Seite hier teilen (wenn nicht, kann ein Moderator sie löschen):

uhde.JPG
 

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