Sehr-Spät-Einsteigerin - was kann ich von mir erwarten?

Hallo Wiedereinsteigerin,

also eine Schicksalsgenossin - mit fast aufs Jahr der gleichen "Klavierbiographie". Genau das gleiche bei mir: Handhaltung, Armgewicht, Finger - alles auch in den Kinderjahren nie ein Thema gewesen. Damals gings beim Klavierunterricht nur um möglichst fehlerfreies Vorspielen und höchstens mal laut und leise. Jetzt fällt es mir sehr schwer, gleichzeitig auf die Dynamik, das Gefühl, die Handhaltung, Körperhaltung und nicht zuletzt die Noten zu achen (davon ist noch ziemlich viel übrig, also so lange nicht zu viele Vorzeichen da stehen:-)
Das Klavierspiel ist eine richtige Leidenschaft geworden - ich habe nur das Gefühl, dass das messbare Ergebnis diesem starken Gefühl nicht ganz entspricht, z.B. verhaspele ich mich im Klavierunterricht immer ganz schrecklich. Zu Hause am eigenen Klavier geht es besser.
Bestimmt hören wir noch voneinander; liebe Grüße Angy
 
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Auf keinen Fall Druck!
- ich habe nur das Gefühl, dass das messbare Ergebnis diesem starken Gefühl nicht ganz entspricht, z.B. verhaspele ich mich im Klavierunterricht immer ganz schrecklich. Zu Hause am eigenen Klavier geht es besser.
Bleib ruhig, Angy!

Laß das meßbare Ergebnis unter den Tisch fallen. Es geht um Dein musikalisches Talent, es herauszuholen, nicht um das der anderen nachzuspielen. Nimm den Dialog zwischen Dir und dem Klavier auf. Horche in Dir hinein um Deiner Begeisterung willen. Die Begeisterung ist Dein Motor. Sie vermittelt zwischen Deinem Bedürfnis, Musik zu erzeugen und dem Verlangen nach D/einem musikalischen Ausdruck. Und dafür hast Du alle Zeit dieser Welt! Du brauchst nichts nachholen, niemanden etwas vorzeigen. Du hast nichts versäumt.

Sicherlich benötigst Du Ideen, die Du hier und dort aus einzelnen Stücken herauskitzeln kannst und erlernen mußt. Es gibt genügend Stücke, die man gerne studiert und spielt, die mehr und mehr sich dem Ziel nähern, den eigenen Ausdruck zu finden. Fleiß und Ausdauer gehören selbstverständlich dazu. Aber unterlege die Begeisterung nicht mit negativem Druck, sondern gib ihr die Freiheit, die sie benötigt, dann hast Du auch nicht mehr das Bedürfnis nach einem meßbaren Ergebnis und wirst mit der Zeit gelassener im Klavierunterricht. Du wirst staunen, wo Du mit der Zeit ankommen wirst, vielleicht sogar heute schon. :p

Und - Die hohe Achtung von der Lehrerin hast Du und von anderen sicherlich auch, daß Du angefangen hast mit dem Klavierspielen. Ich hörte schon von Bekannten: "Daß du dir das aufgeladen hast ... :( oder Ich wollte auch schon immer Klavierspielen, aber .... oder nur :shock::confused: ..."

Anfangs habe ich von der Ladung gar nichts gespürt, sie war einfach da, federleicht, aber d a n n ...
habe ich sie einfach halbiert und spiele nun, was ich möchte - mit eiserner Disziplin und innerer Gelassenheit. Es geht sich wunderbar auf diesem Weg mit diesem Forum als Wegweiser.

Viel Glück wünsche ich Dir weiterhin.

Frohe Grüße
kulimanauke
 
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Danke, das war aber eine schöne Antwort

Auf keinen Fall Druck!Bleib ruhig, Angy!

Lieber Kulimanauke,

Du hast recht, das muss ich wohl noch verinnerlichen. Alle fragen: Und, was kannst Du schon, wie weit bist Du schon, wann spielst Du uns was vor - und dann kann ich auf Vorspielniveau grad mal zwei Stücke. Mir persönlich machen aber die anderen Stücke, die ich nicht so gut kann, auch viel Freude. Ich werde mir das nicht mehr überschatten lassen: Mein erster Schritt zum Druckabbau: Klavierunterricht nur noch alle zwei Wochen, dafür aber eine volle - anderthalb Stunden anstatt eine dreiviertel Stunde (die war immer zu Ende, wenn ich gerade warm war).

Danke für die sehr zu Herzen gehende Antwort!
Liebe Grüße Angelika
 
Auf keinen Fall Druck!Bleib ruhig, Angy!

Laß das meßbare Ergebnis unter den Tisch fallen. Es geht um Dein musikalisches Talent, es herauszuholen, nicht um das der anderen nachzuspielen.

Nimm den Dialog zwischen Dir und dem Klavier auf. Horche in Dir hinein um Deiner Begeisterung willen. Die Begeisterung ist Dein Motor. Sie vermittelt zwischen Deinem Bedürfnis, Musik zu erzeugen und dem Verlangen nach D/einem musikalischen Ausdruck. Und dafür hast Du alle Zeit dieser Welt! Du brauchst nichts nachholen, niemanden etwas vorzeigen. Du hast nichts versäumt.
Boahhh... Da geht mir das Herz auf!!
Stellvertretend für den vollständigen Beitrag hab ich nur deinen Anfang zitiert.
Das hast du einfach wunderbar ausgedrückt, vielen Dank, Kulimanauke :kuss:

Auf diese Worte sollten sich viele Klavierspieler (und besonders ich) zurückbesinnen!

Mit freudigen Grüßen und sich nun höchst motiviert ans Klavier setzend,
Madita
 
................ Das Klavierspiel ist eine richtige Leidenschaft geworden - ich habe nur das Gefühl, dass das messbare Ergebnis diesem starken Gefühl nicht ganz entspricht, z.B. verhaspele ich mich im Klavierunterricht immer ganz schrecklich. Zu Hause am eigenen Klavier geht es besser...............

Du wirst es jetzt vielleicht noch nicht glauben, aber warte mal ein Jahr Unterricht ab, dann wird der Fortschritt auf jeden Fall messbar sein. Wie dir Kulimanauke schon geraten hat - kein Druck (ich weiß, ist leicht gesagt, ich muss da auch noch an mir arbeiten). Du machst Musik!! Lass dich von ihr davon tragen und genieße die Klänge, die du in diese nüchterne Welt bringst.

"Zu Hause am eigenen Klavier geht es besser" - ja, so geht es mir auch (das kennen - glaube ich - viele andere auch). Beim Vorspielen bin ich ziemlich nervös und da kommen halt dann die Unsicherheiten zutage. Das wird aber mit der Zeit besser. Ich arbeite dran, mich auf das Musizieren zu konzentrieren und nicht Angst davor zu haben, ne falsche Note zu spielen (da steckt noch immer das Klavierkind in mir :D).

Ganz liebe Grüße.
 
Motivierend

Das wird aber mit der Zeit besser. Ich arbeite dran, mich auf das Musizieren zu konzentrieren und nicht Angst davor zu haben, ne falsche Note zu spielen (da steckt noch immer das Klavierkind in mir :D).

Liebe Wiedereinsteigerin, diese lieben Worte sind eine echte Hilfe und sehr motivierend. Wo hat man schon in der persönlichen Umgebung noch jemanden, der Klavier spielt, der es vor allem nach dieser langen Zeit erneut beginnt; dem/r es genauso ergeht bzw. ergangen ist. Ich hoffe, ein bisschen Ruhe bringt bereits meine neue Klavierstundenordnung: nicht mehr 3/4 Stunde wöchentlich, sondern anderthalb Stunden zweiwöchentlich...
Liebe Grüße - bin ab morgen drei Tage nicht online und nicht am KLavier und werde dieses Forum und natürlich das Klavier sehr vermissen...

Herzliche Grüße, Angy
 
(Ich liebe Chopin!)? Dass ich es mit 57 nicht mehr zu hoher Kunst bringen werde, ist mir schon klar, aber ich will auch nicht rumklimpern und habe schon einen Anspruch an mich. Ich möchte mich beim Klavierspiel aber auch entspannen und nicht monatelang drei Takte üben.
Liebe Grüße, Angy

Hallo Angy,

ich bin schon 63 und fange jetzt auch WIEDER an, siehe auch:
https://www.clavio.de/forum/vorstellungsrunde/7431-vorstellung-agerer.html

Momentan übe ich die Chopin-Etüde in E-dur Op.10 Nr.3 'Tristesse'. Ein wunderschönes Stück und nicht allzu schwer.

Schöne Grüße Sebastian
 
Hallo Sebastian,
schön, dass ich nicht allein bin mit dem Wiedereinsteigen in dem Alter... Tristesse ist genau das eine der beiden Stücke, das ich sogar vorspielen kann :-) Wunderschön. Chopin zu spielen ist überhaupt eine ganz starke Motivation! Und Mendelssohns Lieder ohne Worte sind mein nächstes Ziel (100 bekannte Originalwerke großer Meister, das ich mir auf Anraten eines Clavio-Mitstreiters gekauft habe)...
Liebe Grüße Angy
 
Hallo Angy,

ich bin mit 50 nicht wieder-eingestiegen, sondern habe bei Null angefangen (was Klavier angeht). Das war Mitte 2006, inzwischen ist mein Repertoire zwar auch nicht die volle Breitseite, aber ich mühe mich so durch, auch durch Frust-Phasen und Motivations-Löcher.

Ich meine fest gestellt zu haben, dass man gerade im fortgeschrittenen Alter seine Ansprüche sehr hoch schraubt, wahrscheinlich, weil man sonst ja auch so Vieles "im Schlaf kann". Autofahren, Kochen, Hausarbeit, der Job, alles ist geläufig und easy. Dann kommt da ein neues, hoch komplexes Thema, und man muss bei der Sache ganz von vorn anfangen. Wir haben schon so viele Dinge fest im Kopf verankert, da müssen wir jetzt für das Klavier erst mal einige Lücken finden. :-)

Rainer

P.S.: Vergessen ... wenn Du etwas Moderneres suchst, aber nicht so Schwieriges: Felix Janosa, Touch Of Rythm und Touch Of Romance.
 

...bin im Moment bei der "Vogelhochzeit" :D Noch nix mit Klassik und das ist so auch OK, denn immerhin spiele ich die aufgegebenen (Volks-Kinder-) Lieder fließend vom Blatt und lt. meinem KL auch gut. Was will ich zur Zeit mehr? Kommt Zeit kommt Klassik *freu*.
 

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