Scheunenfund der Extraklasse: C. Bechstein Modell 1 Konzertflügel, 267cm, Jahrgang 1861

Soweit ich mich erinnere sind zwei Bonus-CDs unter Verwendung des Originalinstrumentes dabei. Was für ein Instrument das war, weiß ich nicht.

Na super. Erst mal alles madig machen, aber dann nicht mal Roß und Reiter benennen können. Das einzig mir bekannte Instrument von Grieg ist in seinem Sommersitz Troldhaugen ausgestellt und es ist ein Steinway B von 1892.



Klingt jetzt nicht komplett Scheiße, wie ich finde, aber richtig toll auch nicht; das liegt aber nicht an der Bauart des Flügels, sondern an dessen Zustand. Dass genau diese alten Steinways wirklich genial klingen können, das genieße ich jeden Tag auf meinem baugleichen Steinway B aus 1886:



Ob Erard oder Pleyel, Hauptsache Italien, oder wie ist das zu verstehen? Hast Du schon mal einen Erard gespielt? Nein? Ich schon - und war und bin immer noch hingerissen von der Klarheit eines Geradsaiters. Ist zwar nicht in bestem Zustand, aber durchaus hörenswert:



Was die Bechsteins angeht: Auch das sind tolle Instrumente, jedenfalls in meinen Ohren. Einen 267er Konzertflügel habe ich noch nicht unter den Fingern gehabt, dafür aber einen wesentlich kleineren Bruder, einen 200cm Geradsaiter, praktisch baugleich zu meinen Konzertflügeln. Und komplett Kacke klingt der auch nicht, wie ich finde:



Im Diskant mit una corda müßte der noch richtig intoniert werden, aber ansonsten ist das ein hinreißendes Instrument und ich habe große Hoffnung, dass die Konzerter nochmal eine ganze Ecke wuchtiger und voluminöser klingen werden.

Was auch immer Du mit Deinen Postings hier bezweckst: Laß es einfach. Ich weiß, warum ich was kaufe und wenn Dein Geschmack nicht meinem übereinstimmt, dann ist das halt so. Meinungen können sich übrigens ändern und ich halte mir zugute, dass ich dereinst dieses Posting verfasst habe: https://www.clavio.de/threads/drohbrief-von-steinway-new-york.25430/post-754269

Vielleicht kommst Du ja auch mal in das Alter.

Und vielleicht freut sich doch auch der eine oder andere zusammen mit mir darüber, dass ich zwei uralte Bechsteins zumindest in einem Fall vor dem Osterfeuer gerettet habe und denke, dass mindestens einer von beiden recht bald in einem Zustand ist, nach dem sich der eine oder andere Pianist die Finger leckt und dann auch in entsprechenden Konzerten und Aufnahmen zu hören. Mindestens einer von den aktuell angesagtesten Pianist hat bereits gesagt, dass er unbedingt eine Tournee damit spielen will.
 
Warum? Man darf Schlechtes auch schlecht nennen. Solange es deine ehrliche Meinung ist...
Es war nicht zu schlecht. Dieselbe Leistung der Künstler auf einem modernem Instrument würde viel besser klingen. Es lag am Instrument, nicht am Künstler. Und es gibt Hörer, zu denen ich mich nicht zähle, die den Klang alter Instrumente schätzen. Die Nennung könnte die Künstlerin/den Künstler in ein falsches Licht rücken. Es gibt auch einen (vermutlich wohlhabenden) deutschen Pianisten und emeritierten Hochschullehrer, der hat eine ganze Scheune angefüllt mit alten Instrumenten. So etwas hat seinen (kleinen) Kundenkreis. Ist halt Geschmacksache.
Die Mechanik spielt ebenso eine Rolle. Renner gibt es noch nicht so lange. Diese Flügel klingen anders und spielen sich auch anders.
 
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Die Dinger vermehren sich einfach wie die Karnickel, unfassbar!
Ich hatte Dich gewarnt. Und je mehr Karnickel erstmal da sind, desto schneller kommt Nachwuchs... :-D

Wäre natürlich schon schön, zwei identische Konzertflügel aus dieser Zeit wieder konzertreif aufzuarbeiten; eine solche Konstellation dürfte einigermaßen einzigartig sein. Schaumama.
Wäre wirklich schön. Gratulation jedenfalls.
 
da hab ich immer den Höreindruck, dass die im Vergleich zu den 'modernen' klanglich reizvoll, aber letzlich limitiert sind...
Ja, irgendwie schon. Es gibt da natürlich löbliche Ausnahmen, aber je älter desto weniger entspricht das auch meinem persönlichen Geschmack. Der sich übrigens auch gewandelt hat. Früher fand ich die alten Instrumente auch schöner, aber das tue ich schon lange nicht mehr.
 
Als ich auf Flügelsuche war, schaute ich mir auch ein paar wenige Bechstein-Flügel von um 1900 an, die günstig waren. Warum sie günstig waren, sah ich dann beim Besuch. Die waren noch "komplett unverbastelt" und "mit Original-Saiten", klangen dann aber auch wie das schäbige alte Klavier im Musikraum unserer Regionalschule.
Manchmal ist es schon ok, was auszutauschen :D

Nichtsdestotrotz herzlichen Glückwunsch zu beiden Instrumenten! Ich hab keine Ahnung von Flügel-Restauration und finde es bewundernswert, dass du die beiden so liebevoll nach alter Bauart wieder instandsetzen lassen möchtest.

Es gibt ja offenbar viele Menschen, die bei diesem Klang in Verzückung geraten, denn du redest ja über dein "Juwel", deinem "Scheunenfund der Extraklasse", ...

nach dem sich der eine oder andere Pianist die Finger leckt und dann auch in entsprechenden Konzerten und Aufnahmen zu hören. Mindestens einer von den aktuell angesagtesten Pianist hat bereits gesagt, dass er unbedingt eine Tournee damit spielen will.
Wäre natürlich schon schön, zwei identische Konzertflügel aus dieser Zeit wieder konzertreif aufzuarbeiten; eine solche Konstellation dürfte einigermaßen einzigartig sein.

So lange du so begeistert bist, ist doch alles gut. Kein Bedarf, anderen beweisen zu müssen, was du für dich und deine angesagtesten Pianistenfreunde längst erkannt hast 🙃
 
Habe mir gestern noch einmal die Aufnahme der Klavierkonzerte von CMvWeber auf einem Fortepiano nach Conrad Graf 1819 (Nachbau von 2007) angehört. Es klingt fast wie ein Westernklavier. Da ich das in einem Laden gekauft habe und das Instrument auf der Hülle nicht genannt wird, konnte ich nicht wissen, was da in meine Hände gelangte. Nun kommt es in den Second Hand-Handel. Es gibt mehrere Aufnahmen auf modernen Instrumenten zur Auswahl. Der Klang und die beschränkten Möglichkeiten des Instruments reduzieren das Hörvergnügen. Das ist wirklich nur etwas für Liebhaber dieser Instrumente. Außerdem: Wenn man wirklich historischen Sound haben möchte, müsste man an den Orchesterinstrumenten Veränderungen vornehmen. Diese sog. historische Aufführungspraxis gibt es praktisch nicht.
Ansonsten sind das Sammeln von alten Instrumenten und das Spielen bzw. Konzertieren darauf zweierlei. Das ist ein freies Land. Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden. Den Rest entscheidet der Markt.
 
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Jetzt mal völlig ohne Wertung!
Es ist für jeden Pianisten/Klavierlehrer eine wertvolle Erfahrung hören zu können, wie ein Klavierwerk auf einem Flügel/Clavier aus der entsprechenden Zeit geklungen hat, und wie sich diese Geräte beim Spielen angefühlt haben!
Über Ästhetik kann man dann danach sprechen. Als Amateur/Hörer ist die Lage etwas anders, obwohl auch für einen ambitionierten Amateur diese Info minestens interessant sein sollte.
Im Übrigen sollte man nicht aus dem Auge lassen, dass selbst moderne Flügel (Steinway, Fazioli, Bechstein, ...) auch wenn sie aus derselben Baureihe stammen recht unterschiedlich klingen und reagieren. Wieviel mehr bei über 100-jährigen Instrumenten, bei denen der Anteil des Handwerks noch deutlich höher war.
 

Jetzt mal völlig ohne Wertung!
Es ist für jeden Pianisten/Klavierlehrer eine wertvolle Erfahrung hören zu können, wie ein Klavierwerk auf einem Flügel/Clavier aus der entsprechenden Zeit geklungen hat, und wie sich diese Geräte beim Spielen angefühlt haben!
Über Ästhetik kann man dann danach sprechen. Als Amateur/Hörer ist die Lage etwas anders, obwohl auch für einen ambitionierten Amateur diese Info minestens interessant sein sollte.

Es macht auch einiges verständlicher, z.B. die lange Pedalpassage in der Sturm-Sonate.
 
Habe mir gestern noch einmal die Aufnahme der Klavierkonzerte von CMvWeber auf einem Fortepiano nach Conrad Graf 1819 (Nachbau von 2007) angehört. Es klingt fast wie ein Westernklavier.
Du meinst die Aufnahme mit Ronald Brautigam? Die ist doch wirklich klasse. Westernklavier? Kann ich nicht nachvollziehen. Das ist eine wunderbar klangschöne Kopie des Graf-Flügels. Würde ich aus klanglicher Perspektive jeder Aufnahme mit einem Steinway vorziehen.

Damit auch andere das nachvollziehen können:


Wenn man wirklich historischen Sound haben möchte, müsste man an den Orchesterinstrumenten Veränderungen vornehmen.
Was müsste man denn da für Veränderungen vornehmen? Dir ist bewusst, dass auch die Orchester die sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben (wie in diesem Beispiel die Kölner Akademie), auf alten Instrumenten bzw. Kopien derselben spielen?

Diese sog. historische Aufführungspraxis gibt es praktisch nicht.
Schon deshalb nicht, weil keiner mehr hören kann, wie man damals gespielt hat, obwohl es natürlich gibt es eine Menge Hinweise gibt. Aber wir leben heute und haben andere Vorstellungen. Das ist ja selbst schon bei Musik des 20. Jahrhunderts so. Trotzdem sollte man zuerst einmal verstehen, was der Komponist sich wohl gedacht hat, als er sein Werk geschrieben hat und dazu gehört nun einmal, die Klangerzeugung selbst zu verstehen. Danach kann man dann gerne seine eigene Sicht anwenden. Was nützt eine Urtextausgabe, wenn man das, so wie es geschrieben ist, auf einem modernen Instrument garnicht sinnvoll spielen kann? Die modernen Instrumente sind andere Instrumente.

Wenn man nicht versucht, damit riesige Konzerthallen zu bespielen, wofür sie nicht gebaut wurden, sind die alten Instrumente von einer wunderbaren Klangschönheit, ohne die alles einebnende Glätte der meisten modernen Instrumente. Aus eben diesen klanglichen Gründen gibt es auch Neue Musik geschrieben für historische Orchester/Instrumente.
 
Jetzt mal völlig ohne Wertung!
Es ist für jeden Pianisten/Klavierlehrer eine wertvolle Erfahrung hören zu können, wie ein Klavierwerk auf einem Flügel/Clavier aus der entsprechenden Zeit geklungen hat, und wie sich diese Geräte beim Spielen angefühlt haben!
Richtig, man hat aber nicht den Körper von damals. Nicht nur die Instrumente waren damals drahtig, auch die Menschen. Und sie waren kleiner. In den Räumen war es finster, feucht und kalt, die Perücke hat gejuckt und die neun Kinder riefen nach Essbarem. Die historische Aufführungspraxis auf das Instrument zu reduzieren greift also zu kurz.
 
Im Übrigen sollte man nicht aus dem Auge lassen, dass selbst moderne Flügel (Steinway, Fazioli, Bechstein, ...) auch wenn sie aus derselben Baureihe stammen recht unterschiedlich klingen und reagieren. Wieviel mehr bei über 100-jährigen Instrumenten, bei denen der Anteil des Handwerks noch deutlich höher war.
Da gibt es Filmaufnahmen von Horowitz, wie er in Hamburg (nicht in New York) die ausgestellten Instrumente der Reihe nach in Ruhe durchspielt, um sich dann für eines zu entscheiden. Man sagt, er hätte sich jedes Jahr ein neues gegönnt.
Im Gegensatz zu einem Geigenbauer, der in der Regel zeitlebens vom selben Baumstamm entnimmt, wird der Klavierbauer von unterschiedlichen Stämmen entnehmen müssen und hat so schon einmal den ersten vorhersehbaren Variabilitätsfaktor, den er nur begrenzt beeinflussen kann.
Was die Aufnahmen anbetrifft, so schätze ich, dass auf die drei genannten Marken bei Klassikaufnahmen 80% entfallen, soweit der Herstellername abgedruckt wird (ist bei Pianojazz nicht die Regel) - möglicherweise auch in der Reihenfolge (Steinway D findet man wohl am häufigsten). Da Modelle unterschiedlicher Marken auch deutlicher unterschiedlich klingen, ist der Markt - worin das auch immer begründet sein mag - nur wenig an einem variablen Instrumentenklang interessiert. Historische Instrumente besetzen da nur eine kleine Nische und sind vermutlich nur einigermaßen erfolgreich, wenn sie Werke sehr bekannter Komponisten enthalten (z.B. Hammerklavier und Beethoven). Eine klare Ausnahme ist bei der ganzen Debatte das Cembalo. Interessant hierbei ist, dass trotz der vergleichsweise großen Anzahl an Cembalo-Produktionen dieses Instrument in der Hausmusik praktisch keine Rolle spielt (wer leistet sich schon zwei Instrumente - auf ein Klavier kann ja niemand verzichten).
 
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Da gibt es Filmaufnahmen von Horowitz, wie er in Hamburg (nicht in New York) die ausgestellten Instrumente der Reihe nach in Ruhe durchspielt, um sich dann für eines zu entscheiden.

Nein, solche Filmaufnahmen gibt es nicht, das fabulierst Du Dir zusammen, so wie vieles andere hier auch. Könntest Du bitte freundlicherweise einen eigenen Thread für Deine geballten Weisheiten aufmachen? Danke.
 

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