Rutter, Libera und Co: Kult oder Kitsch?

Na, das wär ja noch schöner ;-)!!!!

FÜR MICH haben die REINEN Kanbenchöre (nicht die gemischten Chöre) immer so einen leichten Beigeschmack, der mir manchmal das Hören etwas verleidet. Aber das dürfte wohl - gottseidank - höchst subjektiv sein. Ähnliches gilt natürlich für Knabeninternate, etc.
Ja, das ist wohl wirklich sehr subjektiv. Ich kann das mit dem Beigeschmack nämlich nicht bestätigen.

Ich war selber 16 Jahre lang in einem Knabenchor und wurde nie von einem Pfarrer deswegen irgendwie lüstern angeschaut, geschweige denn mehr (und ich habe in dieser Zeit schon ziemlich viele Pfarrer kennengelernt). Genausowenig ging es bei uns im Knabenchor im Proben- und Auftrittsalltag besonders katholisch zu. Ich wage zu behaupten, dass die Atheistenquote unter uns Sängern um ein Vielfaches die Summe der gläubigen Christen im Chor übersteigt. Und trotzdem ist man "unter dem Dach der Kirche" zusammen (das klingt jetzt blöd).

In der Freizeit kann man unglaublich viel erleben. Es geht nicht nur um die Musik und ums Singen, sondern sehr stark auch um die Gemeinschaft. Jährliche 16-tägige Reisen quer durch Europa, schon ab 8 Jahren ganz ohne Eltern waren für mich und mein Leben mit prägend und ich bin bis heute sehr begeistert davon. Dazu ist unser Chor noch komplett selbstorganisiert. Das heißt, die Männerstimmen zwischen ca. 16 und 25 Jahren organsieren den kompletten Choralltag in Zusammenarbeit mit dem Chorleiter komplett selbst. Jede Stimme zählt gleich viel, es gab regelmäßige Sitzungen, in denen alles organisatorische abgesegnet wurde. Natürlich auch intern gewählte Gremien und Ämter. Jährliche eigenständige Organisation der Konzertreise ohne Hilfe von Eltern oder Chormanagern, Ämter wie Kassenwart, Notenwart, Getränkewart und nicht zuletzt natürlich das Chorleitungsteam (Kassenwart, organisatorischer Leiter, Chorleiter und zwei Beisitzer) erfordern viel Verantwortung und ebendeshalb lernt man auch früh im Leben, Verantwortung zu tragen. Ich selber war jahrelang mit in der organisatorischen Chorleitung drin und habe dabei unglaublich viel gelernt.

Abgesehen davon, findet man wohl sonst selten einen so problemlosen generationenübergreifenden (d.h. von 8 bis 25 Jahren) Zusammenhalt wie in so einer Gruppe. Natürlich abgesehen von einigen Sportvereinen.

Ich muss natürlich zugebene, dass diese Organisationsstruktur nicht typisch ist, sondern wahrscheinlich eher sehr selten vorkommt. Die meisten Knabenchöre werden Chormanager haben, die die Organisation übernehmen. Oder die Eltern, die sich überall in die Organisation einmischen. All das stärkt aber nicht die Chorgemeinschaft.

Man muss auch sagen, dass unser Chor musikalisch eher sehr dürftig war. Die Musik stand hinter der Gemeinschaft sozusagen eher an zweiter Stelle. Das ist an sich nicht der Sinn eines Knabenchors, aber besser als der Ommi-Gesangsverein waren wir immerhin noch. Wenngleich auch meilenweit von so Chören wie dem Kreuzchor oder den Tölzern entfernt. Aber dafür hat es um so mehr Spaß gemacht. Und gerade durch diese Lockerheit wohl viele Kinder/Jugendliche näher an die "alte Musik" herangebracht.

Mein Bruder z.B. (ist noch immer im Chor) hört von Haus aus Death Metal und dergleichen. Aber zwischendurch läuft dann auch bei ihm freiwillig auf Youtube mal ein Purcell. Etc.

Aber ich glaube, ich bin jetzt ziemlich stark abgeschweift. Es gibt eben verschiedenste Arten von Knabenchören.
 
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