Reperaturen Duysen Flügel

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whysk

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5. Apr. 2010
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Guten Tag,
seit Samstag ist mein Duysen Flügel bei mir. Das Baujahr duerfte kurz nach der Jahrhundertwende liegen.
Ich habe diesen nach vorheriger Besichtigung recht preisguenstig
bei einem grossen Auktionshaus erworben und nach Bau eines selbst gebauten Schlittens/Wagens leichter als erwartet (trotz insgesamt 3 Geschossen) zu mir transportiert.
Der Grundton liegt zur Zeit bei circa 425 Hz, zuletzt wurde er vor mehr als 15 Jahren gestimmt, dennoch ist die Stimmung einigermassen akzeptabel. Die Wirbel scheinen recht fest (keinerlei Risse im Stimmstock).
Auf welche Hoehe sollte man gehen? Eine Stimmung auf 440 Hz ist nicht unbedingt noetig. (Der Fluegel ist mittlerweile auf 434 Hz gestimmt, die Stimmung haelt soweit)
Nach und nach moechte ich kleinere Reperaturen angehen.
Etliche Leimungen und leider auch der Resonanzboden scheinen durch trockene Raumluft gelitten zu haben. Unmittelbar waren zwei Hammerköpfe nicht mehr fest auf den Hammerstielen. Dies habe ich (nicht fachmaennisch und vermutlich ein grosses Aergernis dies zu loesen) durch Einbringen von PU Leim mit einer Spritze beheben koennen. Seit gestern steht mir aber auch eine Hammerkopfpresse/abzieher aus dem Nachlass meines Grossvaters, welcher Klavierbauer war, zur Verfuegung. Womit werden Hammerkoepfe fachmaennisch mit den Stielen verleimt?
Der Resonanzboden weisst etliche Risse auf, jedoch sind die Lamellen fest. Ein moegliches Ausspaenen moechte ich deshalb erst spaeter angehen.
Der Korpus weisst an zwei Ecken Risse auf, wie hoffentlich auf den Photos zu erkennen. Da mir keine entsprechend grossen Zwingen zur Verfuegung stehen, beabsichtige ich mit Balken und Spanngurten Druck aufzubauen, um diese zu Verleimen. Auch hier wieder die Frage nach einem Leim/Klebstoff. Die Risse betreffen nur das aeussere Gehaeuse, der Rahmen ist fest.
Weiter fehlt die diagonale Abstuetzung der Lyra. Da mir keine richtige Werkstatt zur Verfuegung steht, moechte ich dafuer einen 10mm Edelstahl Rundstahl einsetzen. Was ist davon zu halten?
Die Elfenbeintastatur hat kaum Macken, moeglicherweise reicht die Wirkung des Sonnenlichts um sie etwas zu bleichen.
Die Mechanik ist recht gut reguliert und hat wenig Spiel.
Die Daempfer scheinen noch gut, die Haemmer sollten allerdings intoniert werden. Leider habe ich keine Bilder gemacht als die Mechanik herausgezogen war, viellecht ist dennoch etwas auf den Bildern zu erkennen.
Wenn ich die Hammerkoepfe neu verleime, koennte ich die Haemmer herausnehmen und auf einem Bosch Varioschleifer (unter Umstaenden per Phasenanschnitt heruntergeregelt) bearbeiten.
Vor dem Einsatz von Elektrowerkzeugen wird zwar haeufiger gewarnt, ich glaube allerdings gleichmaessigere Ergebnisse in wesentlich geringerer Zeit erzielen zu koennen.

Ich wuerde mich sehr freuen, eure Meinung und euren Rat hierzu zu hoeren.

Vielen Dank,

Friedemann Koepke
 

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Hallo Friedemann,

da sich keiner auf Deine Fragen meldet, will ich versuchen, Dir einige Tipps zu geben:

Stimmung: Laß sie doch auf ca. 434 HZ, wenn Du nicht gerade mit mit anderen Musikern Kammermusik machen willst. Ursprünglich war sie ja auch nicht höher.

Resonanzboden: Wenn nichts von den Rissen zu hören ist - laß ihn wie er ist, eine fachgerechte Reparatur dürfte sehr aufwändig werden.

Leimstellen: M.W. vertragen sich die früher verwendeten Leime nicht mit modernen Leimen (Ponal u.ä.), hier wäre ich sehr vorsichtig: Früher wurden Knochenleim oder Fischleim verwendet, ich würde das heute auch noch machen, zumal die Leimstellen, wenn etwas mißraten ist, wieder gelöst werden können. Ausgebrochene Kanten u.ä. kannst Du mit schwarzem Stangenschellack ausbessern, geht besser, als Kunststoffspachtel oder Ähnliches. (s. Video "Schellackonberfläche aufarbeiten" von Klaviermacher)

Die Abstützung der Lyra kannst Du so ausführen (vielleicht Messingrohr, sieht besser aus), bei der Gelegenheit gleich die Lyra auseinanderbauen, renigen, Filze und Leder erneuern.
Tastatur: Vorsichtig reinigen und viel Licht - mehr würde ich nicht machen.

Hammerköpfe: Vom Klavierstimmer komplett abziehen und intonieren lassen, dabei auch gleich die Mechanik regulieren lassen. Kann nicht allzuviel kosten. Die Dämpfer kannst Du ja selbst prüfen (dämpfen sie vollständig, geben sie die Saiten geräuschlos frei, arbeiten sie schnell und zuverlässig).

Grundsätzlich solltest Du vorher in diesem Forum

alle Beträge von Klaviermacher und Klavierrestaurator ansehen (geht über die Funktion "Alle Beiträge von ... ansehen") und von Klaviermacher die einschlägigen Videos (z.B. Schellackoberfläche aufarbeiten, Hammerköpfe abziehen usw.) ansehen.

Viel Erfolg!

LG

Pennacken
 
Guten Abend,
vielen Dank fuer die Antwort.
Die Stimmung haelt nach wie vor, allerdings hat sie durch das Hochziehen natuerlich leichte Unstimmigkeiten. Daran werde ich mich etwas spaeter nochmals setzen.
Eine Abstuetzung der Lyra werde ich demnaechst einsetzen.
Ich ueberlege einem Babyflaschen- und -nahrungswärmer zu einem Leimkocher umzufunktionieren und dann Knochenleim zu verwenden. Eine andere Variante waeren z.B. der Hautleim von Titebond. Gibt es hierzu eine Empfehlung?
Die Risse des auesseren Gehaeuserahmens sind leider nicht nur optischer Natur. Einerseits faellt das Notenpult sehr leicht von seinen Fuehrungsleisten, andererseits bewegt sich ein Teil des Gehäuses, wenn der Deckel aufgestellt wird. Daher beabsichtige ich die Risse zu verleimen bin mir aber bei der Wahl des Leims/Klebers nicht sicher.
Das Abziehen und Intonieren der Hammerkoepfe moechte ich selbst versuchen. Erfahrung mit systematischem Vorgehen glaube ich zu haben (z.B. vor etlichen Jahren ein Pedalpositiv umgebaut und ueberholt). Mit den Daempfern gibt es aktuell keine Probleme.
Optische Reperaturen plane ich erst in einiger Zeit; moeglicherweise steht ein weiterer Umzug zunaechst an.

Ich wuerde mich sehr freuen von Euch zu hoeren,
viele Gruesse und vielen Dank,

Friedemann
 
Wenngleich mein Beitrag bislang auf nicht viel Reaktion gestossen ist, was durchaus auch durch recht unkonkrete Darstellung zurueckzufuehren sein mag, dennoch eine kurze Aktualisierung.
Um die Risse des auesseren Rahmens werde ich mich erst in etlicher Zeit kuemmern, dann wohl wie in
http://www.ptg.org/pipermail/pianotech/2009-March/006654.html
dargestellt.
Wuerde mich natuerlich immer noch ueber ein sinnvolles Vorgehen beim Loesen und Neuverleimen von Hammerkoepfen freuen :>

Gruesse, Friedemann
 

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