Qualität von Bechstein

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Laes

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9. Aug. 2018
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Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe letztes Jahr nach langer Pause wieder mit dem Klavierspiel begonnen und es läuft gut. Zur Zeit spiele ich auf einem Yamaha N1, möchte mir aber gern ein akustisches Instrument kaufen, wahrscheinlich wird es ein Flügel.
Ich habe alle Zeit mit der Entscheidung, weil das Yamaha zum Üben super ist.

Ich habe angefangen, akustische Instrumente anzuspielen und mir gefällt der Klang eines Bechstein-Flügels von ca. 2000 sehr gut, ich bin nur noch nicht sicher, ob er zu gross für das Haus ist.

Ich suche einen jungen gebrauchten Flügel, bei dem sich in Zukunft auch einige Reparaturen lohnen würden, wenn sie nötig werden.

Da ein solches Instrument gross, teuer und im Zweifelsfall schlecht wieder zu verkaufen ist, möchte ich möglichst gut informiert sein und habe hier und bei pianoworld einiges nachgelesen, ein paar Dinge sind mir aber unklar und ich wäre froh, wenn Ihr mir weiterhelfen könntet. Bei Rückfragen gern melden!

1. Bei Bechstein gab es ja Besitzerwechsel etc., wie hat sich die Qualität nach Eurer Erfahrung verändert, waren Bechsteins vor 20 Jahren genau so gut wie heute, oder hat sich wie bei Förster oder Bösendorfer nach der Übernahme durch Yamaha da seitdem einiges getan? Gibt es besonders gute oder schlechte Epochen?

2. Ist C. Bechstein nach Eurer Meinung noch klar Oberklasse? Irgendwie lese ich meist bei Klavierempfehlungen Bösendorfer, Steingraeber etc, selten Bechstein. Fazioli ist ja recht neu und hat es geschafft, sich ganz oben anzusiedeln. Ist Bechstein in einer Klasse mit den anderen oder eher unterhalb angesiedelt?

3. Ist die Academy-Serie auch gut? Wurden die Instrumente vor 10 Jahren in Deutschland gefertigt?

Vielen Dank und lieben Gruß!
 
Wenn Bechstein, dann kein Academy und nachfragen welche Mechanik verbaut ist ... „ silver-line und gold-line“ Mechaniken kommen wohl aus China oder Ostblock ...
 
Vielen Dank, ich werde das mit der Mechanik auf jeden Fall beachten!
 
Vielen Dank, ich werde das mit der Mechanik auf jeden Fall beachten!

Meine Empfehlung würde lauten, sich bei den einschlägigen Quellen, also Bechstein selber, zu informieren und die Frage nach einer Mechanik dort zu stellen, aber davor vor allem erst einmal eine spielen und dann schauen, ob einem das Spielgefühl taugt.

Bechstein bietet auch an, jedem Interessierten eine umfangreiche Tour durch die Fabrik in Seifhennersdorf machen zu lassen, um sich ein Bild von der Qualität der Herstellung und Konstruktion machen zu können.

NB: Ich bin Mitarbeiter von Bechstein und immer wieder darüber irritiert, welche unfundierten Gerüchte sich hier finden. Wenn Bechstein auf der Tastaturklappe steht, dann ist da auch Bechstein drin, und zwar Made in Germany. Wenn da W. Hoffmann auf der Klappe steht, dann ist das konstruiert von Bechstein in Deutschland aber gefertigt in Hradec Kralove in der Tschechischen Republik. Die Bechstein-Marke Zimmermann wird in China vorgefertigt und bekommt in der tschechischen Fabrik den letzten Schliff.

Wenn man sich einmal die Mühe macht, z.B. Berichte von den Aktionärsversammlungen zu lesen, dann wird man schnell auf das Wort Fertigungstiefe stoßen, die als langfristige Strategie existiert. Wenn Bechstein neben Yamaha der einzige Produzent ist, der eine eigene Fertigung von Hammerköpfen in Seifhennersdorf aufgebaut hat und die mittlerweile in allen Bechsteins und W. Hoffmanns verbaut sind, dann dürfte eigentlich klar sein, auf welchem Weg wir sind.

Nichts von dem oben Geschriebenen ist übrigens das Preisgeben von Interna, das kann man alles in diversen Verlautbarungen, Presseberichten und individuellen Erfahrungen von Menschen nachlesen, die sich aus erster Hand informiert haben.

Am Ende des Tages zählt nur eins: Du mußt ein Klavier finden, mit dem Du Dich wohlfühlst und das Deinen Ansprüchen gerecht wird und Dir Freude bereitet. Ob das nun ein Bechstein ist oder eine andere Marke, ist da völlig sekundär. Schön ist es, dass sich jemand mit einem Instrument beschäftigt und dabei Befriedigung empfindet.
 
Hallo OE1FEU,

vielen Dank für die ausführliche Nachricht, genau so bin ich ja bei dem Instrument gelandet.

Da ich vor allem bei den jungen gebrauchten Flügeln gucke, ist die Qualität im Wesentlichen in den letzten 20 Jahren konstant, oder gab es da entscheidende Entwicklungen?
 
Hallo OE1FEU,

vielen Dank für die ausführliche Nachricht, genau so bin ich ja bei dem Instrument gelandet.

Da ich vor allem bei den jungen gebrauchten Flügeln gucke, ist die Qualität im Wesentlichen in den letzten 20 Jahren konstant, oder gab es da entscheidende Entwicklungen?

Da ich auch hier keine Geheimnisse preisgebe: Die Instrumente wurden zur Jahrhundertwende aktualisiert und neu konstruiert. Sie wurden angepasst an einerseits die Anforderungen im Alltagsbetrieb in Musikschulen/Konservatorien und andererseits an die Erfordernisse von Klangvolumen im Konzertbereich bei den Instrumenten der Concert Series.

Zwischen diesen beiden Polen befindet sich das Spannnunsgsfeld. Academy-Instrumente sind weniger auf Klangvolumen konzipiert, was man daran sehen kann, dass der Resonanzboden eine gleichbleibende Höhe hat und zwei Stege, wohingegen ein Concert Series Instrument einen Boden hat, der sich zum Rand hin verjüngt und auch nur einen Steg. Dadurch hat er eine deutlich höhere Amplitude, deutlich mehr Obertöne und ist für Konzertsäle ausgerichtet.

Um die Ausgangsfrage zu beantworten - und das ist jetzt sehr, sehr subjektiv: Was in den letzten zwei Jahrzehnten bei Bechstein passiert ist, ist schon beachtlich. Die Fertigung wurde modernisiert auf aktuellste Technik (inklusive Herstellung von Hammerköpfen) und die Konstruktion wurde in allen Serien da angepasst, was man als heutigen Stand der Technik ansieht. Die Agraffenführung im Diskant wurde gegen einen capo d'astro ausgetauscht, um eine Duplex Scala erweitert und die Mechanik auf das neue Konstruktionsprinzip angepasst.

NB: Ich habe einen Steinway (Obwohl ich mich damit rausreden kann, dass der Erstbesitzer der Stiefbruder von Carl Bechstein war), aber heute sind Bechsteins wieder mit in der obersten Liga von tollen High-End Instrumenten. Unser C234 ist einfach nur ein Traum; kein B-Flügel, der gerne ein D wäre, sondern ein eigenständiges Instrument mit einzigartiger Charakteristik.

Again N.B.: Ich arbeite für Bechstein, aber nicht im Vertrieb oder Marketing. Mich interessiert das Innenleben eines Klaviers. Und Pianisten, die das zum Leben erwecken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Bechstein auf der Tastaturklappe steht, dann ist da auch Bechstein drin, und zwar Made in Germany

Ich wusste nicht, dass die Mechanik zu 100% in Deutschland gebaut wird. Dachte immer, die kommt aus dem Ausland

Wenn Bechstein neben Yamaha der einzige Produzent ist, der eine eigene Fertigung von Hammerköpfen in Seifhennersdorf aufgebaut hat und die mittlerweile in allen Bechsteins und W. Hoffmanns verbaut sind, dann dürfte eigentlich klar sein, auf welchem Weg wir sind.

Dass Yamaha seine Hammerköpfe in Seifhennersdorf fertigt war mir auch neu
 
Ich wusste nicht, dass die Mechanik zu 100% in Deutschland gebaut wird. Dachte immer, die kommt aus dem Ausland

Ein kurzer Anruf bei Bechstein hätte genügt, um Klärung darüber zu bekommen. Es gibt schon einen Grund dafür, dass Bechstein bei Renner gelistet ist, aber eben nicht als exklusiv unmodifizierter Kunde. Es gibt halt Elemente und grundsätzlich unterschiedliche Ansätze, eine Mechanik auf einen Flügel anzupassen - und dann ist es eben nicht mehr zu 100% Renner.

Nein, Bechstein-Mechaniken kommen nicht aus dem Ausland. Es mag Ausnahmen auf bestimmte Einzelteile geben, aber, die Konstruktion, Anpassung, Fertigung und Endabnahme findet in Deutschland statt.

Dass Yamaha seine Hammerköpfe in Seifhennersdorf fertigt war mir auch neu

Mea culpa, da hat jemand mein Deutsch seziert. Zur Präzisierung: Es gibt zwei Klavierhersteller auf diesem Planeten, die für die unter ihrem Namen gebauten und vertriebenen Instrumente Hammerköpfe mit eigener Fertigungstechnik produzieren. Das eine ist Yamaha in Japan und das andere ist Bechstein in Deutschland.

Waren das hilfreiche Informationen?

PS: Der Yamaha CF-II 275, den ich mal hatte, war übrigens eine richtig geile Kiste.

Ich hoffe geholfen zu haben.
 
Ein kurzer Anruf bei Bechstein hätte genügt, um Klärung darüber zu bekommen. Es gibt schon einen Grund dafür, dass Bechstein bei Renner gelistet ist, aber eben nicht als exklusiv unmodifizierter Kunde. Es gibt halt Elemente und grundsätzlich unterschiedliche Ansätze, eine Mechanik auf einen Flügel anzupassen - und dann ist es eben nicht mehr zu 100% Renner.

Nein, Bechstein-Mechaniken kommen nicht aus dem Ausland. Es mag Ausnahmen auf bestimmte Einzelteile geben, aber, die Konstruktion, Anpassung, Fertigung und Endabnahme findet in Deutschland statt.

Waren das hilfreiche Informationen?

PS: Der Yamaha CF-II 275, den ich mal hatte, war übrigens eine richtig geile Kiste.

Ich hoffe geholfen zu haben.

Warum sollte ich bei Bechstein anrufen?

Falls Bechstein bei Renner gelistet ist, ist die Liste im Netz nicht einsehbar

Gestern war übrigens nicht die Rede von Renner, sondern von Made in Germany.
Nach deiner Aussage kommen also doch Teile aus dem Ausland

Dass Yamaha gute und sehr gute Flügel bauen kann, wusste ich schon
 
@OE1FEU

Vielen Dank, das hat mich tatsächlich sehr weitergebracht. Das heisst aber, dass Bechstein C und D dann vom Design her tatsächlich klar für die Bühne designed sind und jedes Wohnzimmer überfordern (wir reden über einen Raum von 20qm, Altbau mit relativ, aber nicht extrem hohen Decken, Übergänge in den Flur und eine größere, meist offene Schiebetür in das andere Wohnzimmer)?
 
Dass ein Anruf bei Bechstein genügt, wage ich zu bezweifeln. Hier im Forum gab es vor einigen Jahren mal eine rege Diskussion über die Herkunft einzelner Komponenten, in die sich schließlich auch Bechstein eingeschaltet hatte. Resultat: Bechstein definiert sich nicht über seine Lieferanten. Die geben die Spezifikationen vor und dann ist es auch egal, wer woher was liefert. Aber es war absolut nicht aus denen heraus zu bekommen, woher denn jetzt die verschiedenen Mechaniken (Gold, Silver LIne) stammen.

Aber das mit der Fertigungstiefe ist schon beachtlich. Genau so wie die gesamte Organisation des Betriebes und auch die Gesamtstrategie. Ich war vor einigen Jahren im Rahmen eines BDK Seminars dort zur Fortbildung und muss sagen, dass ich mächtig beeindruckt war. Und ich frage mich, wie man Zweifel an der Qualität der Instrumente überhaupt haben kann. Das ist nach wie vor ein Premium Hersteller. Finde ich jedenfalls.

Und eine Werksführung kann ich ebenfalls empfehlen. Aber man sollte auf zu gezielte Fragen keine konkreten Antworten erwarten. Im Seminar fragte einer der teilnehmenden Klavierbauer vor der Trockenkammer, wie stark die Resonanzböden runter getrocknet werden.
Frage: "Wie baut ihr die Resos ein?"
Antwort: " Mit all dem Wissen und der Erfahrung aus über 150 Jahren Erfahrung im Klavierbau"
Die Antwort fand ich ziemlich cool. Und wenn man nach den Mechaniken fragt, dürfte die Antwort ähnlich ausfallen.
 


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