Pro und Contra käufliche Möbelpflegemittel

Ivory

Ivory

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Im thread „Klavieroberflächen pflegen“ wurde das Thema bereits diskutiert und ich erwähnte, dass eine Facharbeit zu diesem Thema existiert. Ich gehe darauf ein und erweitere das Ganze um das Grundthema Pflegebedarf bei lackierten Flächen.

Die bekannten käuflichen Möbelpflegemittel sind aliphatische Kohlenwasserstoffgemische und beinhalten Erdölderivate, Lösemittel, Weichmacher, Schmier- und andere Hilfsstoffe.
Sie sind: Einfach in der Handhabung, für jeden erhältlich, sofort einsatzfähig und leicht zu verarbeiten.
Auch vom Auftragsergebnis sind sie nicht zu bemängeln, da sie die Oberflächen optisch „auffrischen“. Aber leider ist dieses Ergebnis nicht von Dauer, die „auffrischende“ Wirkung geht unter dem Einfluss von Tageslicht, Feuchtigkeit und Benutzung nach und nach verloren. Und dann folgt ein neuer Auftrag usw. und so fort................. zudem können sie auch schädigend wirken (s.u.). So wird Schicht für Schicht über Jahre hinweg nachweisbar immer wieder aufgetragen mit dem Ergebnis, dass es sich um eine reine Symptombekämpfung handelt. Die eigentlichen Schäden bzw. Mängel am Oberflächenüberzug wie Vergrauung, Transparenzverlust durch die Alterung des Überzuges und Witterungseinflüsse bleiben bestehen.

Ab wann besteht „Pflegebedarf“ an einer lackierten Oberfläche und welcher?
Handelt es sich um einen in sich intakten, geschlossenen, gleichmäßig glänzenden Lacküberzug (z. B. Politur) reicht als allerwichtigste: ein Schutz vor Witterungseinflüssen und ein regelmäßiges vorsichtiges Abstauben. Zu den Witterungseinflüssen zähle ich: Sonne, Feuchtigkeit, aber auch „menschliche“ Einflüsse wie Fingerabdrücke, abgestellte Gläser, die Ränder hinterlassen können usw., besonders bei Überzügen aus Naturharzen auf Ethanolbasis. Sollte ein reines Entstauben nicht ausreichen eignet sich zur Lösung von „Fingertapsern“ und ähnlichem eine schwache Wasser/Seifenlösung.
Aber Achtung: Mit hartem Wasser bilden die Seifen unlösliche Kalk- und Magnesiaseifen welche sich flockig ausscheiden. In hartem Wasser kommen etwa 30% der angewandten Seife daher nicht zur Wirkung. Zu beachten ist, dass die Reinigungswirkung nur in alkalischer oder neutraler Lösung (dest. Wasser) gegeben ist.
Der Auftrag erfolgt mit einem weichen fuselfreien Tuch z. B. sehr feines Leinen oder langfaseriger Watte, nur ganz leicht feucht und ohne übermäßigen Druck mit Nachreinigung mit dest. Wasser und sofortigen Trocknen. Praktikabel in solchen Situationen sind immer erst Tests an versteckten Bereichen des zu reinigenden Objektes.
Fazit: In diesem Fall ist der Einsatz von Pflegemittel unnötig.

Handelt es sich um einen nicht mehr intakten Überzug mit Vergrauungen, matten Stellen, Craquelé, feinen Haarrissen, usw. die durch Witterungseinflüsse (s.o.) entstehen können, ist es mit einer reinen Pflege leider nicht getan.
In diesem Fall richten die käuflichen Pflegemittel nachweislich Schäden an, da sie, wenn der Überzug nicht mehr ganzflächig vorhanden ist, unter diesen kriechen und sich aufgrund ihrer Basisstoffe (Mineralölderivate) Flecken bilden, die nur durch die Abnahme des gesamten Überzuges nebst Behandlung der Flecken (sehr schwierig) wieder rückgängig gemacht werden kann.
Ist die Oberfläche noch flächendeckend intakt aber vergraut oder matt helfen die Pflegemittel nur mittelfristig und die Prozedur muss regelmäßig wiederholt werden. Hier tritt zwar keine Schädigung des Untergrundes auf, allerdings sind die ständig aufgetragenen Schichten auch nicht zu verachten, die auf die originalen Lackoberflächen einwirken und darauf lagern. Hier es ist dann wirklich besser entweder die krepierte Oberfläche abzunehmen und eine neue aufzubauen bzw. anzuschleifen und weiter aufzubauen.

Hier noch ein kleiner Nebenverweis auf eine mögliche Ursachen von Vergrauungen:
Eine Ursache für die negative Veränderung von Glanzüberzügen auf Naturharzbasis kann der Lackaufbau aus Mischpolituren sein oder eine Politur die sich aus einem Nitrozelluloselack-Grund einem sog. Schnellschliffgrund und einer Schellackpolitur zusammensetzt. Da sich synthetische und natürliche Filmbildner unterschiedlich verändern, ist eine Aufhebung der Lacktransparenz möglich, zumindest aber eine farbliche Veränderung. Hier hilft dann nur die Abnahme aller Überzugsschichten und ein
Neuaufbau eines Überzuges.

Ich habe doch etwas weiter ausgeholt und hoffe, dass es dadurch nicht zu langatmig geworden ist. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden was einem wichtig ist.

Gruß Ivory
 

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