Neues Keyboard: Probleme mit Sehnen und Gelenken

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alba63

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Hallo,
ich habe in der Vergangenheit 1-2 ernsthaftere Versuche gemacht, Klavier zu lernen (bin etwas über 50), aber auf Grund von Arbeit, Familie usw. jeweils nicht länger als einige Monate durchgehalten. Nun habe ich einen weiteren Versuch gestartet.
Ich hatte bisher immer mein gutes, altes Technics P30 gespielt, und damit Pianoteq oder ab und zu auch ein Native Instruments Piano angesteuert. Die Tastatur des P30 ist gewichtet, hat aber keine Hammermechanik (-Simulation) eingebaut, Gewicht und Widerstand der Tasten würde ich als mittel- authentisch bezeichnen, also deutlich über vielen Plaste- Tastaturen, aber eben nicht Spitze.

Habe mir nun nach Anspielen im Musikgeschäft und Lesen vieler Tests, Erfahrungsberichte usw. ein Casio Privia Px-350 mit Hammermechanik gekauft. Ich fand beim Testen das Gefühl der Tasten viel authentischer als bei meinem alten, Anschlagsstärke lässt sich nach meine Gefühl nuancierter dosieren.

Das Anspielen im Laden ist aber eben immer nur ein oberflächlicher Eindruck: Nach einigen Tagen zu Hause stelle ich fest:
- der Anschlag der Tasten unten auf dem Tastenbett (bzw. des Hammers im inneren) ist überaus hart, ich spüre das bis in die Unterarme als "Aufprall" oder Schock. Ein wenig so, als würde man barfuß auf Asphalt laufen.
- die Tasten sind spürbar schwerer/ höherer Widerstand als auf meinem alten, das sich nun im Vergleich "wabbelig und Plastik- artig" anfühlt" (obwohl auch die Casio- Tastatur aus Kunststoff ist).

Folge: Nach nur 3-4 Tagen spürte ich sowohl in den Handgelenken als auch die Arme hoch bis zu den Schultern ein leichtes Brennen, in den Handgelenken leichten Schmerz. Alarmiert habe ich sofort auf mein Technics P30 zurückgewechselt, auf dem ich z.T. 6 Stunden und mehr pro Tag ohne jegliche Beschwerden gespielt habe, bis zuletzt vor dem Neukauf. Die Beschwerden fingen auch gleich an zurückzugehen.

Ich war vergangene Woche auch mal bei einem Klavierhändler, der alte restaurierte (und neue) verkauft. Habe ein August Förster und ein Weisbrod/ Eisenberg (beide aus den 20er oder 30er Jahren) angespielt, Tastenwiderstand und Anschlag auf den Saiten empfand ich als sehr angenehm (etwas schwerer als mein altes E-Piano, aber deutlich weicher als das Casio Px-350). Aber natürlich habe ich nicht Stunden darauf gespielt.

Nun die Frage: Ist zu erwarten, dass sich Sehnen und Muskeln an eine Tastatur wie das Casio gewöhnen, oder ist es denkbar, dass der unnatürlich harte Anschlag (Hammer schlägt im Casio, durch ca. 5mm Filz gedämpft, auf eine Kunststoff- Gehäusewand) einfach zu hart und ungesund ist? Ich muss dazu sagen, dass mein früherer Klavierlehrer stets die Fingerhaltung bei mir ok fand, ich achte auch darauf, dass die Handgelenke nicht bzw. möglichst wenig geknickt und die Unterarme möglichst parallel zum Boden sind ...

Gibt es da Erfahrungen oder Ratschläge, die mir weiterhelfen könnten? Momentan neige ich dazu, das Casio zurückzuschicken bzw. als fast neu weiterzuverkaufen. Ich hätte wenig davon, eine gute Tastatur wegen Sehnenscheidenentzündung oder gar Karpaltunnel- Problemen dann NICHT spielen zu können...

Ich bin im übrigen an klassischer Musik nur wenig interessiert. Ich über gerade schwerpunktmäßig Akkorde, Arpeggien und Tonleitern, möchte ein wenig Jazz- Standards, aber auch frei improvisierend spielen, Pop bis Jazz- Stil.

Gruß
Bernhard
 
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Das ist völlig normal. Du hast dir auf deinem ungewichteten Federtasten-Keyboard eine völlig falsche Technik antrainiert und sobald du diese auf dem Klavier anwendest, überlastest du deinen Spielapparat komplett.

Anders als ein Anfänger, der gar nichts kann, möchtest du gleich richtig loseisen. Das wird nichts. Im Gegenteil, dein motorisches Gedächtnis muß fast alles, was du da gemacht hast, wieder verlernen und neu lernen.

Laß dir von einer Fachkraft die richtige Technik zeigen, stell dich darauf ein, daß es mindestens die nächsten Monate nur ganz vorsichtig im "Schritt-Tempo" vorangeht, und schon gar nicht stundenlang pro Tag. Rühr das Keyboard bis auf Weiteres nie wieder an. Vergiß die Stücke, die du schon "kannst" und fang auf dem Klavier am besten ganz Neue an. (In frühestens einem Jahr kannst du dann die alten Sachen wieder neu fürs Klavier lernen.)
 
Hmmm, dem P30 wird in fast allen Tests eine gute, gewichtete Tastatur bescheinigt. Es hat spürbar schwerere Tasten als die typischen Synthesizer/ Plastik- Keyboards (die ich auch habe), aber eben nicht so hart/ schwer wie die Keyboards mit Hammermechanik. Was mir eben zu denken gibt, ist der unnatürlich harte "Aufschlag" (den so kein Klavier hat, da Saiten) sowie die Tatsache, dass richtige Klaviere, die ich ausprobiert habe, einen leichteren Anschlag haben, als das Casio.
Aber danke für deine Sichtweise, ich werde das versuchen herauszufinden.
 
Hallo, dass casio ist genau richtig, ich habe auch eins, und jedes akkustische Klavier, hat den gleichen Anschlag, nämlich wenn du hart anschlägst, landest du auf dem Tastengrund - brett genauer gesagt!, denn die Hammermechanik ist doch nicht direkt von der Taste auf die Saiten, sondern, die Taste setzt über bewegliche Hebel einen Mechanismus in Gang, der die "Klöppel" in Schwung setzt und damit den Ton erzeugt. Nur durch die Beschleunigung dieses Klöppels wird lauter und leise geregelt.

Du spielst völlig falsch, indem du in die Tasten haust und zudem die Entspannung sofort bei Erreichen des Tastengrundes nicht aktivierst, du kannst die Taste unten halten praktisch durch Eigengewicht der Hand.

Erstes Rezept, versuche ganz leise zu spielen, dazu musst du die Lautstärke ordentlich hochdrehen, damit du dich auch bemühst - man kann nämlich durch leisestellen dazu verführt werden, viel zu heftig anzuschlagen.

Digis sind die Imitation eines echten Klavieres, insbesondere was den Anschlag betrifft.


View: https://www.youtube.com/watch?v=XArz6uCsrA0
 
Vielen Dank Elli für die Links, ist interessant zu lesen. Jeder Hersteller scheint das anders zu lösen, beim Casio schlägt der Arm mit dem Gegengewicht von unten gegen die Unterseite des Tastaturrahmens, beim Clavinova von oben, wie im Video zu sehen.
Hier ist ein (englischer) Forenbeitrag, wo einer das Casio Px-350 zerlegt hat und genau die Funktionsweise der Mechanik erklärt, der Ersteller dieses threads ist klassisch ausgebildet, ihm war der Anschlag auch zu heftig, er hat das Keyboard selbst modifiziert.
http://www.casiomusicforums.com/index.php?/topic/6597-px-350-keyboard-mod-success-at-last/
Ich kann den Anschlag beim Casio nicht nur bei starker Lautstärke hören und spüren, sondern auch bei leichterem Anschlag, der Midi- Monitor von Pianoteq zeigt mir Velocity- Werte bis max. 50 an (von 127), das scheint mir jetzt nicht stark zu sein.
Ich schätze, ich versuche es noch ein wenig + bewusst sanft mit dem Casio, und darauf achtend, die Spannung aus dem Finger sofort bei/ nach Anschlag rauszunehmen. Wenns dann nicht besser wird, muss ich ein anders Klavier probieren.
Für mich auch bedenkenswert: das akustische Foerster- Klavier im Laden nebenan hatte selbst bei hartem Anschlag nicht diesen harten Stopp am Ende.
 
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der Midi- Monitor von Pianoteq zeigt mir Velocity- Werte bis max. 50 an (von 127), das scheint mir jetzt nicht stark zu sein.
Das sind schon 40 % des Gesamtwertebereichs. Dazu kommt, daß die Sensoren typischerweise den Bereich bis 115-120 abdecken. Für ein fff muß man schon richtig reinhauen.

Wenn du nicht mit dem von Casio eingebauten Sound über die Lautsprecher spielst, geht es nicht ohne Anpassen des Velocity-Presets von Pianoteq, orientier dich dabei erstmal grob am vordefinierten "Slow Keyboard".
 
Bin nicht sicher, ob ich mir richtig ausgedrückt habe: Wenn ich spiele, zeigt ja der Midi- Monitor von Pianoteq die realen Note- on Werte an, diese werden ja dann je nach Kurve umgemapped. Bei eher "sanftem Spiel" kommen da Werte um die 40-55 raus. Haue ich voll rein, kommt ca. 115 raus, sowohl bei meinem älteren P30 also auch beim Casio, 127 habe ich da noch nicht erreicht.

Ich habe eine eigene Kurve für mein altes Keyboard, und auch das neue Casio gemacht. Das für Casio ähnelt in etwa dem "slow Keyboard" preset, die für mein Technics P30 war unten etwas steiler, also sozusagen "vers slow". Das Gefühl der Tastatur ist aber ja ungeachtet der Lautstärke, die Pianoteq (oder auch der interne Casio- Sound) daraus macht. Und das ist wie gesagt auf der härteren Seite, auch bei sanftem Anschlag.
 

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