Merkwürdigkeit in WTK II Präludium G-Dur - c oder cis??

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Hallo Ihr Lieben,

mir ist gerade was Merkwürdiges unterlaufen!

Und zwar übe ich schon eine ganze Zeit immer mal wieder an Bachs Präludium und Fuge in G-Dur (BWV 884) aus dem Wohltemperierten Klavier Band II.

Ich hatte bislang bewußt noch keine Interpretation des Stücks von jemand anders angehört, um mir meinen eigenen Zugang dazu zu erarbeiten, wie das Stück gespielt werden könnte.

Nun war ich heute so dabei, dachte "Läuft ja mittlerweile recht gut", und beschloß, mal in Jarretts Cembaloversion des Stücks reinzuhören.

Da kriegte ich einen Schock!

Und zwar sah ich, daß ich die Noten an einer Stelle die ganze Zeit falsch gelesen hatte!

In Takt 7 hatte ich immer statt des in meiner Peters-Urtext-Ausgabe notierten C ein Cis gespielt (sowohl rechts als auch links)! :eek:

Jarrett spielte es so wie im Urtext notiert; nur klang es für mich eigenartig!

Also ging ich bei Youtube auf die Suche, um nachzugucken, ob es alle so spielen. Und siehe da - Angela Hewitt kann entweder auch nicht Noten lesen :-D oder weiß etwas, was ich nicht weiß :-D , denn sie spielt es wie ich mit Cis! STAUN!

YouTube - Bach - WTC II (Angela Hewitt) - Prelude & Fugue No. 15 in G Major BWV 884

Frage an alle Klassikexperten hier: Was ist richtig? Und der Urtext klingt für mich wirklich auch nicht sonderlich schlüssig - gehen hier evtl. bestimmte Herausgeber oder renommierte Interpreten sogar von einem Verschreiber Bachs aus??

LG,
Hasenbein
 
Gerade habe ich gesehen, daß Hewitts "Fehler"(??) in den Youtube-Kommentaren auch munter diskutiert wird, aber wissen tut keiner was Definitives, es werden lediglich mehr oder weniger schlaue Meinungen ausgetauscht.

Wie gesagt, für meine Ohren klingt es mit Cis erheblich schlüssiger, da man dann den ganzen Abschnitt von Takt 4 bis Takt 16 einheitlich als in D-Dur stehend empfindet...mit c ist Takt 7 irgendwie ein Fremdkörper...

LG,
Hasenbein
 
Servus Hasenbein,

bei mir steht im Bärenreiter-Urtext c und dann steht noch im Vorwort, dass einige Sekundärquellen auch cis angeben. Man kann sich's also raussuchen, denn die Originale von Bachs letzter Revision sind verloren gegangen. Er hat die Stücke des WKII ja öfters schon Jahrzehnte eher geschrieben, ehe er sie nochmal gesammelt und durchgesehen hat. Dann hat er seinen Söhnen ne Kopie angefertigt, aber seine Änderungen nicht reingeschrieben, bei anderen schon, usw.

Ich persönlich würde auch die Lesart mit cis bevorzugen, halte das ganze aber für Geschmackssache, alles andere ist was für die Wissenschaft.

Dein Morn
 

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