Ljapunow - Fêtes de Noël

Troubadix

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Es ist wieder mal so weit, die Weihnachtszeit bricht an. Und wie jedes Jahr muss man da musikalisch doch so einiges mitmachen. Kaum begeht man in der Früh den schlimmen Fehler, das Radio einzuschalten, schon wird man mit „Last Christmas“ und Co. tyrannisiert. Dabei gibt es doch auch ganz schöne Weihnachtsmusik. Ljapunows Beitrag dazu heißt Fêtes de Noël und ist mit der Opusnummer 41 versehen.
Über Ljapunow (1859-1924) habe ich schon mal in einem anderen Faden mit Bezug auf seine f-moll Sonate geschrieben. Er war Zeitgenosse, Schüler und Freund Balakirews. Zu Lebzeiten war er angesehener Pianist, Komponist und Pädagoge, im deutschsprachigen Raum ist er heute eher wenig bekannt. Seine Kompositionen, die zur Hälfte aus Solo-Klavierstücken bestehen, sind hauptsächlich durch Balakirew und besonders Liszt beeinflusst. Etwas zu sehr wie viele meinen, weswegen er oft als Eklektiker bezeichnet wird, besonders im Falle der f-moll Sonate auch nicht zu Unrecht. Oft vereint er den Liszt‘schen Klaviersatz mit typisch russischer Folklore, was ich zum Beispiel sehr an ihm mag.
Die Fêtes de Noël (Weihnachtsfeiertage) wurden 1910 veröffentlicht. Am ehesten kann man die vier Stücke wohl als russischen „Orientalismus“ charakterisieren. So was war bei russischen Komponisten dieser Zeit wie Borodin und besonders Balakirew durchaus beliebt.

Das erste Stück trägt den Titel Nuit de Noël (Weihnachtsnacht) und ist eine Art Pastorale, ist auch mit Andantino pastorale überschrieben. Das Stück beginnt mit einer zarten (dolce) einstimmigen Melodie über zwei Takte, die anschließend eine Oktave höher wiederholt wird. Es folgt ein zweites Thema, das in einem kurzen Scherzando vorgestellt wird. Beide Themen werden leicht variiert wiederholt, anschließend wird das zweite Thema mit wellenförmiger Begleitung verarbeitet. Im Mittelteil „Poco meno mosso“ werden die Glocken einer Kirche durch ein Tremolo in der rechten Hand dargestellt. In der linken Hand wird eine neue Melodie vorgestellt. Diese ist mit den Worten „Melodie de l’eglise orthodoxe russe“ (Melodie der russisch-orthodoxen Kirche) unterschrieben. Das Stück schwingt sich zum Forte auf und verklingt schließlich (perdendosi) in D-dur.

Es folgt das Stück Cortège des mages (Prozession der Heiligen drei Könige) und genau das soll auch dargestellt werden. Das Stück beginnt mit einem Unisono-Thema im Staccato. Dieses Thema wird schließlich zur Begleitung und in der rechten Hand ertönt eine neue Melodie in Akkorden, die mit „Thème arabe“ überschrieben ist. Alles mündet in einem majestätischen Finale (più animato) mit vollen Akkorden in beiden Händen im strahlenden Es-dur.

Chanteurs de Noël (Weihnachtssänger) ist in der Form eines russischen Volkstanzes geschrieben. Ein kleines, fröhliches unbeschwertes Stück in As-dur.

Chant de Noël basiert auf zwei Volksliedern. Das Allegretto-Thema ist mit „Melodie de l’Oukraine“ unterschrieben und beginnt in gis-moll. Nach vier Takten kommt ein zweites, heiteres Thema in H-dur (Mélodie russe; scherzando) und Staccato-Begleitung hinzu. Beide Themen werden nun abwechselnd behandelt, bis alles im pp verklingt.

Den Schwierigkeitsgrad würde ich mal grob als „mittelschwer“ bezeichnen, sollte also auch für fortgeschrittene Amateure machbar sein.

Hier sind die Noten!

Hier die Stücke zum Anhören:
Nuit de Noël
Cortège des mages
Chanteurs de Noël
Chant de Noël

Ich wünsche euch allen eine schöne Adventszeit!

Viele Grüße!

Sebastian
 

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