Literatur zur Klavierdidaktik bei Kleinkindern?

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MikeZH

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30. März 2009
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Hallo zusammen,

eine Kollegin hat mich gestern gefragt, ob ich nicht Lust hätte ihrer kleinen Tochter (5 Jahre alt) Klavierunterricht zu geben. Nun spiele ich schon sehr lange und auch recht gut Klavier, hab aber bisher noch keine Erfahrung mit der Klavierdidaktik an sich. Ich hab ihr jetzt erst einmal zugesagt, allerdings unter der Voraussetzung dass ich erst noch ein paar Monate Zeit bekomme um mich dahingehend etwas einzulesen. Meine Bedenken sind halt, dass ich in dem Alter natürlich auch viel kaputtmachen kann, wenn ich der Kleinen etwas Falsches beibringe... Andererseits geht es ja erst einmal nur darum sie an das Instrument heranzuführen. Wenn sie später besser wird, werden ihre Eltern sie bestimmt bei einer Musikschule anmelden.

Mir stellt sich also die Frage, ob ihr mir Lektüre zur Klavierdidaktik in dieser Altersgruppe empfehlen könnt? Ich werd natürlich noch das Forum hier durchstöbern, ob ich dazu etwas finde...

Vielen Dank schonmal,

LG, Mike
 
Hallo,

Willkommen in unserem Forum! Interessant, was einige Leute für Wege einschlagen, um neues kennenzulernen.

Du hast eine Frage und ich werde dir mal versuchen weiterzuhelfen.

Ich habe mit Kindern zu tun und viele davon sind 5 Jahre alt. Ich würde dir raten nicht zu viel von dem Kind zu verlangen. Die Konzentration sowie Aufnahmefähigkeit eines 5 jährigen Kindes ist begrenzt. Ich würde somit zuerst dem Kind das Klavierspielen schmackhaft machen.

Meine Empfehlung: Leichte Lieder (Kinderlieder, Stücke) und ein paar Klimpereien ("Alle meine Entchen" und Laterne oder sonstiges), gib dem Kind immer ein Erfolgserlebnis und lass es das Vertrauen aufbauen, was für den Unterricht nötig ist. Nur so, kann es auch zu 100% Eigen-Motivation aufbauen, um weiterhin mit Spaß und Freude zum Unterricht zu kommen. Du selbst muss dann einschätzen, wie sie vorankommt und welche Bedürfnisse ihrerseits aufkommen werden.

Es ist nicht leicht zu erkennen, aber du wirst es schon packen.

Viel Erfolg und ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.

Bis dann.


Gruß Andres
 
Hallo,

ich habe auch eine 4.5jährige Tochter und weiß nicht recht, wie ich sie an das Klavier bringen soll. Selber bekomme ich seit einem halben Jahr Unterricht, so daß ich es mir noch nicht so richtig zutraue, ihr irgendwas vorzuspielen (nicht das sie sich was falsches abschaut). Wir haben ihr auch eine Klavierlehrerin besorgt, die jedoch auch keine Erfahrung im Umgang mit Kleinkindern hat. Letzte Woche hat sie versucht, ihr den Unterschied zwischen dem Piano und dem Forte Zeichen beizubringen. (?)

Meine Frage:
1. Sollte man dem Kind schon beibringen, welche Noten mit welcher Taste verbunden sind? Oder sollte man dem Kind etwas vorspielen und sie spielt nur stumpf nach ohne erstmal Noten "lesen" zu können?

2. Wir haben einige KinderKlavierbücher gekauft, aber die legen alle gleich auch mit Noten los. Das legt den Verdacht nahe, das das Kind dies auch gleich von Anfang an lernen muss. Da sie jedoch erst das Alphabet gelernt hat, bin ich mir unsicher, ob ich sie damit nicht überfordere.

Zuviel erwarten tue ich auch nicht. Wenn die Klavierlehrerin mit ihr eine Viertelstunde "klimpert" und singt, genügt mir dies erstmal. Kommt Zeit, kommt Muße. Wie das in der Musikschule abläuft ist mir noch nicht klar. Dort sind die Kinder doch auch eine dreiviertel Stunde oder ganze Stunde am Klavier. Die müssen doch sicherlich anders herangehen, um das Kind bei Laune
zu halten?

Viele Grüße,
Inxman
 
Ich habe kürzlich meiner TOchter (5) den Flohwalzer beigebracht ;-)
Mittlerweile spielt sie das wirklich gut und flink, es sieht witzig aus wie ihre kleinen FIngerchen über die schwarzen Tasten fliegen. Natürlich komplett ohne NOtenlesen, einfach abschauen wie Mama das macht.
Daher dachte ich: ok, dann fange ich bei ihr auch schon mit "richtigem" Unterricht an (habe selber viele Jahre Unterricht gehabt und spiele seit meiner Kindheit).

Leichter gesagt als getan...!
Bei meinem Sohn (9) ging das irgendwie super, mit einer Klavierschule für Kinder.
Man merkt, daß da Welten dazwischen liegen, zwischen den 4 Jahren Altersunterschied.

Ich habe noch "Emonts Erstes Klavierspiel" hier (finde das Heft eigentlich furchtbar, ist noch ein Überbleibsel...) und dachte, mit "Hopp hopp hopp, Pferdchen lauf galopp" könnte es klappen.
Rechte Hand geht auch, aber selbst die beiden "Begleittöne" der linken Hand zu koordinieren schafft sie irgendwie nicht.

Klar, ich habe überhaupt keine Erfahrung darin, hatte ich auch bei meinem Sohn nicht, aber der war einfach schon verständig und ich konnte das Klavierheft (Piano Kids) einfach Seite für Seite durcharbeiten.

Bin momentan etwas ratlos, ich denke ich zeige ihr das Lied weiterhin wenn sie es möchte, aber ich merke selbst, daß sie die Lust verliert wenn es nicht klappt.
Da wird dann schnell wieder der Flohwalzer hingebrettert und sie freut sich wie ein Schneekönig ;-)
 
Bei jüngeren Kindern sollte man natürlich wirklich nicht so viel verlangen. Was am Wichtigsten ist: Der Unterricht sollte nicht nur am Klavier stattfinden sondern auch vieles andere beinhalten, singen, klatschen, gehen, malen, ... dann wird es nicht so schnell langweilig und die Kinder können sich auch länger konzentrieren.
Zum Notenlernen gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, das zu unterstützen, ich hab zum Beispiel ein Noten-Memory gemacht. Da läuft das Ganze dann spielerisch ab.

Wichtig ist auch, von Anfang an auf die richtige Körper- und Handhaltung zu achten. Das funktioniert am Anfang zwar noch gar nicht, aber mit der Zeit lernen sie es schon.
Außerdem sollte man nicht mit Liedern beginnen, die nur Stufenmelodik haben, kleine Kinder können das noch nicht so differenziert hören. Am Besten also etwas mit Tonsprüngen und Schritten (z.B. Die kleine Dickmadam).

Als Klavierschule könnte man sich eventuell mal die von Bettina Schwedhelm anschauen (Klavierspielen mit der Maus). Zumindest Band 2, Spiel mit den Noten, ist ziemlich gut, Band 1 kenne ich leider nicht. Ich weiß aber, dass die Kinder da ohne Noten sondern nur mit Symbolen lernen. Vielleicht ist das ja was.


Ich hänge mal an, was ich zu dem Thema für meine Prüfung zusammengefasst habe,vielleicht hilft das ja ;)

Frühphase, 1-6 Jahre

◦ Bewegung und singen sind miteinander verknüpft
◦ Musik wird gefühlt erlebt, nicht im Kopf
◦ Melodie und Text werden gern willkürlich verändert
◦ Motivation: anderen / Lehrer gefallen, musiziert wegen ganzheitlichem, spielerischen Bedürfnis
◦ Anschlagsformen sind unbewusst, können noch nicht differenziert gefordert werden
◦ Kind ist in „naivem“ Stadium
◦ Helligkeitshörer

Konsequenzen:

◦ Keine Fachwörter nutzen!
◦ Das Kind muss sensibilisiert werden
◦ Keine Leistung abfordern, sondern solide Basis aufbauen (auch Eltern erklären!)
◦ Kein Verständnis, weshalb Technik nötig ist -> primäre/sekundäre Motivation nutzen, spielerisch
◦ Vergleiche aus Umwelt (Vogel, Elefant, …) einsetzen
◦ Ganzheitlicher Klavierunterricht nötig (singen, sprechen, klatschen, gehen, …), spielerisch
◦ Phrasierung nur durch Singen/Atmung möglich
 
Der Unterricht sollte nicht nur am Klavier stattfinden sondern auch vieles andere beinhalten, singen, klatschen, gehen, malen, ...

Das setzt allerdings voraus, dass der Lehrer eine entsprechende Ausbildung genossen hat. Nur selbst gut Klavier spielen zu können genügt da leider nicht! Und auch in der "normalen" Ausbildung zum Klavierpädagogen wird das Thema leider oft nur oberflächlich behandelt. Ich will keinem was unterstellen, sicher ist das auch von Hochschule zu Hochschule anders. Ich habe es jedoch erlebt, dass in den Pädagogik/Methodik/Didaktik-Veranstaltungen wenig Kenntnisse vermittelt werden, wie man Vorschulkinder an Musik heranführt.
Alles was ich darüber weiß, habe ich mir im EMP-Studium angeeignet, sodass ich den Klavier- oder anderen Instrumentalunterricht nun nicht nur am Instrument stattfinden lasse, sondern Bewegung und Stimme mit einbeziehe.
Zum Thema Notenlesen: Es hat ja durchaus seinen Sinn, warum Kinder gewöhnlich erst mit 6 Jahren eingeschult werden (sicher, es gibt Ausnahmen...). In diesem Alter entwickeln sie die Fähigkeit zu abstrahieren. Und abstraktes Denken ist von Nöten, wenn man Noten in Musik umsetzen soll.
Welches Kind liest Bücher, bevor ihm nicht viel vorgelesen wurde, bevor es selbst sprechen gelernt hat? Vergleicht man das, ist eigentlich recht logisch, dass ein Kind erst auf verschiedenste Arten mit Musik in Berührung gekommen sein sollte, bevor es beginnt Noten zu lesen. Nämlich indem es viel Musik hört und viel Musik macht.
Meine Meinung ;)...
 
Wie meinst du das? Meinst du, ich soll mit meinen Schülern nicht singen, weil ich darin keine Ausbildung habe?
Und gerade weil wir diese Dinge behandelt haben, erwähne ich sie ja hier...:confused:
 
Nein, nein, nicht falsch verstehen!!
Ich habe ja nicht dich persönlich gemeint. Es kam ja so ein bisschen auch eine allgemeine Diskussion auf! Das war mehr eine Bestätigung dessen, was du auch schon geschrieben hast.
Natürlich sollst du mit deinen Schülern singen!
Ich denke aber (ohne dich persönlich zu meinen, ich kenne dich ja gar nicht), dass man gerade wenn man Vorschulkindern Instrumentalunterricht geben möchte, mehr als nur eine normale instrumentalpädagogische Ausbildung haben sollte. Sowas wie Elementare Musikpädagogik zum Beispiel. Und dann eben dazu stehen, wenn man Anfragen bekommt, jüngere Kinder zu Unterrichten, diese an kompetente Kollegen zu "überweisen".
Aber das ist wie gesagt meine persönliche Meinung.
Und ich will wie gesagt auch keinem was unterstellen. Es soll ja auch "Naturtalente" im Unterrichten geben ;)
 
Na dann verstehen wir uns schon richtig *g* Man sollte sich wirklich bei jüngeren Kindern damit auseinandersetzen, EMP als Zusatz wäre natürlich schon optimal.
 
Hiho!

Wow, ihr seid ja der Hammer... Ich glaub so viele Antworten auf einmal in so kurzer Zeit hab ich noch in keinem Forum bekommen, vielen Dank!! Da schein ich hier ja am richtigen Platz zu sein...

Ich werd mal versuchen euren Beiträgen allen gerecht zu werden.

Zitat von AndresKlein:
Meine Empfehlung: Leichte Lieder (Kinderlieder, Stücke) und ein paar Klimpereien ("Alle meine Entchen" und Laterne oder sonstiges), gib dem Kind immer ein Erfolgserlebnis und lass es das Vertrauen aufbauen, was für den Unterricht nötig ist. Nur so, kann es auch zu 100% Eigen-Motivation aufbauen, um weiterhin mit Spaß und Freude zum Unterricht zu kommen. Du selbst muss dann einschätzen, wie sie vorankommt und welche Bedürfnisse ihrerseits aufkommen werden.

Es ist nicht leicht zu erkennen, aber du wirst es schon packen.
Danke schön, das motiviert mich sehr... Deine Tipps sind super, ich bin mir sicher dass das der richtige Weg ist! Gerade am Anfang geht es wahrscheinlich wirklich hauptsächlich darum, den Spass am Instrument und an der Musik generell zu fördern.

Zitat von Inxman:
Zuviel erwarten tue ich auch nicht. Wenn die Klavierlehrerin mit ihr eine Viertelstunde "klimpert" und singt, genügt mir dies erstmal. Kommt Zeit, kommt Muße. Wie das in der Musikschule abläuft ist mir noch nicht klar. Dort sind die Kinder doch auch eine dreiviertel Stunde oder ganze Stunde am Klavier. Die müssen doch sicherlich anders herangehen, um das Kind bei Laune zu halten?
Ich glaub nicht, dass die Kleinen schon so lange durchhalten müssen in der Klavierstunde... Wenn ich mich an meine Musikschulzeit zurückerinnere, gab es bei uns glaub ich immer 20-, 40- und 50-Minuten-Einheiten. Gegen Ende hatte ich natürlich die vollen 50 Minuten, aber als kleiner Frosch? Ich glaub es ist ganz sinnvoll mit eher kürzeren Intervallen anzufangen, wie es ja in anderen Antworten auch vorgeschlagen worden ist.

Zitat von Nicola:
Bin momentan etwas ratlos, ich denke ich zeige ihr das Lied weiterhin wenn sie es möchte, aber ich merke selbst, daß sie die Lust verliert wenn es nicht klappt. Da wird dann schnell wieder der Flohwalzer hingebrettert und sie freut sich wie ein Schneekönig
Genau, ich bin mir sicher dass die richtige Mischung aus Arbeit an neuen Stücken und Spass mit bereits Erlerntem gefunden werden muss. Gerade am Anfang sollte der Unterricht wahrscheinlich wirklich hauptsächlich aus solchen Erfolgserlebnissen bestehen (wie ja hier auch schon an anderer Stelle zu lesen war). So kann man die Kinder vielleicht eher ködern auch mal selbstständig öfters ans Klavier zu gehen...

Zitat von Bria:
Was am Wichtigsten ist: Der Unterricht sollte nicht nur am Klavier stattfinden sondern auch vieles andere beinhalten, singen, klatschen, gehen, malen, ... dann wird es nicht so schnell langweilig und die Kinder können sich auch länger konzentrieren.
Das ist wohl wahr, andererseits müsste man dann schon mehr Zeit haben als eine halbe Stunde pro Woche. Bis die Malsachen ausgepackt und wieder aufgeräumt sind, dauert es mit den Kiddies wahrscheinlich schon länger als diese Zeit. Aber das Singen könnte ich mir zum Beispiel super vorstellen - wenn ich uns dabei am Klavier begleite, hat das auch noch einen ganz praktischen Bezug...


Zitat von Bria:
Wichtig ist auch, von Anfang an auf die richtige Körper- und Handhaltung zu achten. Das funktioniert am Anfang zwar noch gar nicht, aber mit der Zeit lernen sie es schon.
Das ist ein interessanter Punkt... Ich hätte jetzt intuitiv gesagt, dass das Kennenlernen des Instruments im Vordergrund steht und man besser nicht von Anfang an einschreiten sollte wenn die Kleine mal schräg dasitzt oder die Finger plattmacht beim Spielen. Aber natürlich macht es Sinn, solche Dinge möglichst früh zu verankern. Ich selbst mach das ja mittlerweile auch mehr oder weniger automatisch, insofern wäre es wahrscheinlich wirklich wichtig sich nochmal die Theorie zur richtigen Sitzposition und Spieltechnik anzueignen. Kennt ihr da vielleicht ein empfehlenswertes Buch oder so? Die Tipps aus deiner Prüfungsvorbereitung sind auf jeden Fall schon mal sehr viel wert!!

Zitat von Puenktchen:
Welches Kind liest Bücher, bevor ihm nicht viel vorgelesen wurde, bevor es selbst sprechen gelernt hat? Vergleicht man das, ist eigentlich recht logisch, dass ein Kind erst auf verschiedenste Arten mit Musik in Berührung gekommen sein sollte, bevor es beginnt Noten zu lesen. Nämlich indem es viel Musik hört und viel Musik macht. Meine Meinung ...
Das kann ich voll und ganz unterschreiben! In meiner Erinnerung war das Klavierspiel meines Vaters mit eine meiner ersten Berührungen mit der Musik. Mit Sicherheit hat das viel in mir in die Gänge gebracht was meine Liebe zur Musik angeht.

Zitat von Puenktchen:
Und dann eben dazu stehen, wenn man Anfragen bekommt, jüngere Kinder zu Unterrichten, diese an kompetente Kollegen zu "überweisen". Aber das ist wie gesagt meine persönliche Meinung. Und ich will wie gesagt auch keinem was unterstellen. Es soll ja auch "Naturtalente" im Unterrichten geben
Da sprichst du genau die Frage an, die ich mir auch stelle. Mit Sicherheit ist es eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, das Kind an die Musik oder in diesem Fall konkret ans Klavier heranzuführen. Plump gesagt, wenn mein Unterricht furchtbar schlecht ist, verliert die Kleine womöglich den Wunsch ein Instrument zu lernen. Denn wie bei allem im Leben wird vermutlich auch das Bild der Musik oder des Klavierunterrichts immer auch mit den jeweiligen ersten Erfahrungen (also in diesem Fall mit meinem Unterricht) assoziiert bleiben. Hat sie dabei Spass, wird sie also auch in Zukunft eher am Ball bleiben. Wenn ich sie hingegen z.B. völlig überfordere, ist sie vielleicht später auch gegenüber anderen, ausgebildeten Klavierlehrern eher skeptisch eingestellt. Keine Ahnung, vielleicht mach ich mir auch einfach zu viele Gedanken ;)

Auf jeden Fall danke ich euch allen recht herzlich für die rege Diskussion und die vielen wertvollen Tipps!! Ich denke ich werde mich der Herausforderung stellen, aber gleichzeitig werd ich genau hinschaun ob mein Unterricht fruchtet. Falls nicht, ist es sicherlich sinnvoll sie an einen ausgebildeten Klavierlehrer zu überweisen, das steht ja ausser Frage! Aber ich finde es sehr spannend, das einmal selbst auszuprobieren - und wie ihr seht, mach ich mir zumindest Gedanken wie man das am besten angeht ;)

Falls noch jemand konkrete Empfehlungen hat in Bezug auf Lektüre zur Klavierdidaktik, würde ich mich sehr freuen!

Danke nochmal,

LG, Mike
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hallo Mike,

das ist zwar jetzt auch kein Literaturhinweis ;), aber noch eine Idee: Hast du die Möglichkeit, an einer Musikschule doer privat mal bei anderen Lehrern in den Unterricht zu schauen? Vielleicht auch im Elementarbereich? Man kann unglaublich viel lernen, wenn man anderen auf die Finger schauen kann! Und solange du offen und ein bisschen kritisch bleibst, kannst du sogar von schlechten Lehrern lernen - nämlich wie mans nicht machen sollte :D...

Was Litartur betrifft: Edwin Gordon beschäftigt sich viel mit musikalischer Bildung von Kleinkindern. Allerdings gibt es das meiste nur auf Englisch... Und es betrifft nicht speziell den Klavierunterricht. Aber er ist ein toller Pädagoge!

Der Lehrerband zu "1-2-3-Klavier" beinhaltet auch viele pädagogisch-didaktische Hinweise und die Autorinnen (zumindest Claudia Ehrenpreis) sind sehr bewandert im Kleinkindunterricht. Vielleicht hast du die Möglichkeit da mal reinzuschauen?

LG
Puenktchen
 
Also das mit dem Singen, am Besten ists wenn du während den Liedern singst. Das heißt, einfach den Text der Kinderlieder, die du gerade behandelst, mitsingen - und zwar ihr beide.

Das mit den Malsachen dauert gar nicht so lange. Abgesehen davon, es kann ja auch dein Malzeug sein, also ich hab grundsätzlich einfach ein paar Buntstifte in der Tasche. Das geht dann Ruck Zuck, einfach an den Tisch und gut. Geht natürlich nicht, wenn kein Tisch im Raum ist ;)
Glaub mir, das ist manchmal eine sehr gute Abwechslung, weil das Klavier manchmal sehr frustrierend sein kann *g* Dann ists nicht schlecht wenn man sagt, man geht für 5 Minuten einfach mal weg davon.

Das mit der Technik ist so ne Sache, natürlich kannst du nicht jedes Mal darauf hinweisen, dass die Fingerhaltung falsch ist. Die Kinder können das ja am Anfang auch gar nicht. Aber sie sollten wissen, wie denn die richtige Haltung wäre, und ihr könnt dafür auch schon ein paar Trockenübungen machen. Wenns dich interessiert schreib ich sie dir auf :) Wir machen ein, zwei Übungen einfach jede Stunde, dann sind sie sich dessen schon bewusst. Mit der Zeit bessert sich das dann.
Was aber von Anfang an stimmen sollte ist die Grundhaltung vom Körper, also das Kind sollte halt normal sitzen ;)

Wie lange hast du denn vor, den Unterricht zu geben? Also ich mein die Einzelstunde^^

Was übrigens auch manchmal eine gute Motivation ist: Wenn das Stück gelernt ist, kriegt das Kind einen Stempel oder einen Aufkleber drunter.
 
Ich arbeite seit mehreren Jahren mit Kinder ab 4, und erlebe immer wieder dass eine bildhafte Sprache hilft, Inhalte zu vermitteln.

Für die Haltung, sage ich ihnen zum Beispiel, dass sie sich vorstellen sollen, dass sie eine Krone auf dem Kopf haben, häufig reicht das schon um eine aufrechte, nicht verspannte Haltung zu erzeugen.

Für die Handhaltung habe ich mir aus dem Modellbau ein kleines Polizeiauto besorgt, dass am Klavier vor den Tasten auf dem schmalen Holz langfahren kann und weil es immer sein kann, dass die Polizei ganz schnell auf die andere Seite muss, dürfen die Handgelenke den "Weg" auch nicht blockieren.
Das macht auch schon den ganz Kleinen Spaß und sie schauen häufig zu Beginn der Unterrichtseinheit selber nach, ob denn die Polizei auch unter ihrer Hand durchpasst.

Für jedes Stück, dass die Kinder auswendig spielen, aber auch für jede besondere Leistung erhalten die Kinder von mir einen Aufkleber, mit 10 Aufklebern darf man in den "Schatzbeutel" greifen, der kleine Spielzeuge enthält.
Am Anfang erfinde ich mit den Kindern Zweitonlieder, mit H und D spielbar mit beiden Zeigefingern.
Ich lasse die Kinder Stofftiere oder Spielsachen mitbringen mit denen sie gerne spielen und wir erfinden Lieder aus ihrer Lebenswelt. "Ich geh' in den Kindergarten, Mama muss zu Hause warten"

Am Tisch werden und verbunden mit einer Trinkpause, Tastenbilder angemalt, den Fingern zahlen zugeordnet, Bilder zu den Lieder gemalt oder angemalt, Spiele gespielt und ähnliches mehr, .

Je nach Konzentrationsphase ergänze ich durch Bewegungsorientiertes, Bodypercussion, Singen eines neuen Liedes und mit Gesten begleiten, auch mal ruhige Musik und bewustes Entspannen, Bongo-Duette etc.

Für Fünfjährige habe ich gute Erfahrungen mit der Klavierschule Abenteuer Klavier gemacht und auch mit dem A dozen a day Mini Book, die Kinder können die Übungen zum Teil mitmachen, selber springen oder mit dem großen Zeh wackeln und es läßt sich gut Dynamik einbringen. Lautes Treppenrunterspringen, leise Streckübung.

Eine Empfehlung für ein gutes Diadaktik Buch für Klavier habe ich leider auch nicht anzubieten

Viel Erfolg und Freude am Unterrichten
 
Tastenläufers Methode halte ich für sehr gelungen und sinnvoll! Ich selbts hatte in meiner Anfangsphase ganz ähnlichen Unterricht.

Vor meinem Klavierunterricht war ich ein Jahr lang in musikalischer Früherziehung, da wurden solche Musikerfahrungen in der Gruppe näher gebracht und auch schon grundlegende Dinge beigebracht wie die gebräuchlichsten Notenwerte, forte und piano, legato und staccato, prizipieller Aufbau einer Notenlinie im Violinschlüssel, hohe und tiefe Töne, allerdings noch keine Notennamen. All das über bildliche Beispiele, selbstgemachte Lieder und Geschichten der Lehrerin (Ein Igel erkundet den Wald und trifft dabei alle möglichen anderen Tiere und erlebt vieles... oder eine dicke gemütliche Frau (langsamere Notenwerte und legato) ist zusammen mit einer dürren, aufgeregten Frau unterwegs (schnellere Notenwerte und staccato).

Nach der Früherziehung hatte ich dann Klavierunterricht (bei der gleichen Lehrerin, was natürlich sehr gut war, weil ich sie dann schon ein Jahr lang kannte). Auch dort ging es los mit einfachen Übungen im Zweitonraum auf selbstgeschriebenen Alltagsliedern, dann kam ein dritter Finger hinzu, dann ein vierter, und ganz plötzlich war man im Fünftonraum. Und mit jedem hinzugekommenen Finger kam eine Taste am Klavier dazu, deren Namen man sich merken musste/konnte.
Auf den Fünftonraum folgte schnell das Erlernen der fehlenden zwei weißen Tasten A und H. Es folgte noch eine Erklärung zum 4/4-Takt. Dann kamen erste Versuche des Spiels mit beiden Händen - ganz simpel mit nur einem Ton in der linken Hand pro Takt - alles im 4/4-Takt. Irgendwann dann auch im 3/4-Takt und mit immer mehr Tönen in der linken Hand, bis man irgendwann grundlegend mit beiden Händen etwas zustande bringen konnte.
Das Lesen von Violin- und Bassschlüssel wurde irgendwie nebenbei gelernt, da ja die neuen Töne am Anfang nur sehr langsam hinzukamen.
Schließlich wurde nachdem eine gewisse Sicherheit im Spiel mit links und rechts zusammen vorhanden war mit dem Akkordspiel begonnen, also dem Greifen mehrerer Töne in einer Hand.
Parallel dazu auch immer gestalterische Dinge im Hintergrund, wie legato/staccato oder piano/forte.
Und so ging das ganze dann Stück für Stück weiter, die Stücke wurden immer anspruchsvoller, und irgendwann kann man Klavier spielen.
 
Zum Notenlernen gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, das zu unterstützen, ich hab zum Beispiel ein Noten-Memory gemacht. Da läuft das Ganze dann spielerisch ab.

Hallo Bria,

Du hast sehr schöne Beiträge geschrieben.
Mich würde das Noten-Memory, das Du für Deine kleineren Schülern machst, Mal genauer interessieren.
Wie läuft Dein Noten-Memory für Kinder spielerisch ab?
Was machen die Kinder in diesem Noten-Memory genau, bzw. wie lesen oder malen sie die Noten in diesem Notenmemory?

Liebe Grüße, Mario
 
Danke für das Lob :oops:

Ich habe Bilddateien am PC erstellt, von allen Noten eben ein Bild (Schlüssel + Note). Das Memory geht vom kleinen c bis zum zweigestrichenen c, bis zum c1 eben im Bassschlüssel und von da im Violin. Das c1 gibts dann halt auch zwei Mal.
Die sind auf Memorykärtchen geklebt, die man auch im Bastelladen kaufen kann, damits schön stabil ist. Dazu gibts dann noch jeweils den Buchstaben, wie die Note heißt.
Je nach dem, was das Kind kann, gibts den Satz halt erst mal nur mit Violinschlüssel oder gleich mit beidem zusammen.
Und dann wird nach normalen Regeln Memory gespielt. Wenn ein Notenkärtchen aufgedeckt wird, muss das Kind erst einmal den Notennamen nennen, bevor weitergemacht wird. Dabei achte ich einfach auch drauf, dass möglichst nicht "gezählt" wird sondern wir uns halt überlegen, warum das jetzt ein g1 ist. Eigentlich funktioniert das bisher ganz gut.
Wenn man dann die Kärtchen alle aufgedeckt hat, kann man sie auch aufs Klavier stellen und dort spielen - dann selbstverständlich ohne die Namensbezeichnung.

Das Memory zu spielen kriegen sie auch als Hausaufgabe auf.

Wenn du möchtest, kann ich dir die Bilddateien auch mailen :)

/edit hab mal ein Bild angehängt ;)
 

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Vielen Dank Bria für Deine ausführliche Erklärung und das Bild des Notenmemories.
Ich finde es immer wieder sehr interssant neue Methoden kennen zu lernen, und welche Möglichkeiten es gibt, kleineren Klavierschülern Noten beizubringen, ohne daß sie das Interesse verlieren und Notenlesen nicht langweilig wird.

Du hast Recht:
Die größte Gefahr ist, wenn Schüler den Fehler machen und die Noten lesen indem sie abzählen. Das gilt im Übrigen nicht nur für kleinere Schüler. Den großen Fehler machen einige ältere Schüler auch gerne.

Bei vier- oder fünfjährigen Schülern lasse ich die Notennamen übrigens nicht direkt in Buchstaben lernen. Ich habe festgestellt, diese können sich Buchstaben noch schwer merken, daher lasse ich die Notennamen in Tiernamen oder ähnlichem vorlesen: z. B. die Noten g, f und a liest der Schüler dann mit Gans, Frosch und Affe.

Kinder können sich z. B sehr gut merken, daß der Affe im zweiten Stock wohnt und merken sich den Affen sofort, anstatt den Buchstaben "A".

Wenn sie später in die Schule kommen und schreiben lernen, wird der Affe zu "A".

Viele liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das mit den Tiernamen habe ich eigentlich auch gelernt, war dann aber erstaunt, dass meine kleinen Schüler unglaublichen Spaß daran hatten, die Buchstaben zu lernen (mag daran liegen, dass sie die Buchstaben schon kannten). Daher hab ich es dabei belassen, sie sind auch so stolz, wenn sie mir die Reihe von c bis c aufsagen (ohne dass ich das jemals verlangt hätte ;) ).
Aber du hast Recht, eigentlich sollte ich darauf noch einmal zurückgreifen, in Kombination zusammen klappt es vielleicht besser...
 
Hallo Mike,

ich gebe dir eine Antwort als Mutter von vier Kindern, die alle im Alter zwischen fünf und sieben Jahren den ersten erfolgreichen Kontakt mit Musikunterricht hatten: Ich kann dir zwar kein musikdidaktisches bzw. Notenmaterial empfehlen, da ich keine (Musik)lehrerin bin. Aber ich denke, dass es das wichtigste ist, dass du zunächst den Zugang zu Kindern dieser Altersgruppe findest. Hast du entsprechende Erfahrung? Wenn nicht, dann erkundige dich vielleicht nach dem Vorgehen von Grundschullehrern bzw. Früherziehungspädagogen, die bereits mit Musik zu tun hatten. Ich glaube, das ist wichtiger als das didaktische (und Noten-) material selbst.

Liebe Grüße und viel Erfolg

Debbie digitalis
 

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