Komponisten der Neuzeit? Warum nur Klassik(er)?

Ständig werden hier Faktoren wie Komplexität(Rhytmik/Harmonik) etc. genannt.
Blöd nur, dass dies alles überhaupt keine Auskunft darüber gibt inwiefern ein Stück künstlerisch wertvoll ist oder nicht.
Ist in anderen künstlerischen Gebieten ja auch nicht ausschlaggebend. :P
Und ich bin mir sicher, dass Tiersen/Sakamoto und Co. sich nicht selbst zur Elite ernannt haben. ;)
 
Hallo,

Ständig werden hier Faktoren wie Komplexität(Rhytmik/Harmonik) etc. genannt.
Blöd nur, dass dies alles überhaupt keine Auskunft darüber gibt inwiefern ein Stück künstlerisch wertvoll ist oder nicht.
Was verstehen wir denn unter einem künstlerischen Wert? Misst man den künstlerischen Wert einer Sache bloß an ihrem Material, dann tut man ihr und ihrem Schöpfer sicherlich Unrecht. Alle Kunst lebt doch auch von ihrer Intention und daher auch von ihrer Rezeption; und die fällt, geschmacksbedingt, unterschiedlich aus. Objektive Messungen eines künstlerischen Werts sind daher, wie ich finde, problematisch.

Für jemanden, dessen einzige Auseinandersetzung mit der Musik bloß das Hören (und gegebenenfalls die erbauliche Reproduktion) ist, wird ein Yann Tiersen-Stück völlig in Ordnung sein.
Ich halte diese Komponisten in der Regel für Atmosphäriker, und nichts anderes sollen sie doch sein. Ihre Musik erhebt ja - meines Wissens - nirgends einen Qualitätsanspruch, sondern sie soll doch in vielen Fällen bloß den Eindruck eines gezeigten Bildes oder Filmes unterstreichen. Die Einsicht, dass das mit dem zweiten Satz einer Beethoven-Sonate mindestens ebenso effektiv wäre, verhindert der Warenfetisch einer so schnelllebigen Gesellschaft wie der unseren. Der Erfolg einer Produktion hängt oftmals von ihrer Aktualität ab. Schlechte Karten für Beethoven.

Ich habe aufgehört, Yann Tiersen-Musik und klassische Musik in ein Verhältnis zueinander zu bringen, selbst wenn ich früher auch Feuer und Flamme war, die Musik dieses Komponisten als großen Schund zu abzutun. :D

In der Schule kam ich mir auch vor wie Einstein, wenn ich in der Lage war, die Parameterform einer Ebenengleichung herzuleiten; ein Verfahren, das ein Großteil der Mathematiker einfach aus dem Ärmel schüttelt.
Man muss, wie ich finde, beachten, dass eine Sache stets verschiedene Ebenen aufweist: Wer Yann Tiersen ok findet, findet ihn ok. Mir genügt das, was er produziert, nicht im geringsten.


Liebe Grüße!


P.S. ... mit Verweis auf das Zitat in meiner Signatur. :-)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ständig werden hier Faktoren wie Komplexität(Rhytmik/Harmonik) etc. genannt.
Blöd nur, dass dies alles überhaupt keine Auskunft darüber gibt inwiefern ein Stück künstlerisch wertvoll ist oder nicht.
Ist in anderen künstlerischen Gebieten ja auch nicht ausschlaggebend. :P
Und ich bin mir sicher, dass Tiersen/Sakamoto und Co. sich nicht selbst zur Elite ernannt haben. ;)
Ist es so schwer diesen Beitrag zu lesen: https://www.clavio.de/forum/werke-k...euzeit-warum-nur-klassik-er-2.html#post207573 (den untersten Teil)
 
Schwer keineswegs und es ist auch durchaus vor meinem Beitrag geschehen. ;)
Und doch stimme ich mit dir keineswegs überein. Wenn mir Musik gefällt, sie jegliche emotionalen Regungen bei mir auslöst
(sei es bei Chopin/Ravel/Mozart/Sakamoto) genügt mir dies um sie als wertvoll zu erachten. Ob ihr dabei simple Kadenzen oder ewig dieselben,
tiersianischen Muster zugrundelegen spielt keine Rolle. Was der Künstler für eine Intention hatte ist mir auch egal, für mich zählt nur das fertige Ergebnis und seine Wirkung auf mich.
Wobei es mir gar nicht um die Musik von Tiersen geht, aber wenn hier im Forum stehts sowas ‪Ryuichi Sakamoto als nicht gehaltvoll o.ä. abgeschüttelt wird, zeugt dass meiner Meinung nach von totalem Unverständnis bezüglich Musik. Ich höre selber seit meiner Kindheit viel ernste Musik, meine Eltern (beides ernsthafte Musiker) haben gute daran getan mir jegliche Komponisten um die Ohren zuhauen die jemals Ruhm erlangt haben. Und doch löst bei mir nichts solche starke Gefühle aus wie ein Stück von Sakamoto.
(Ok, auch bei Sinding's Frühlingsrauschen oder vielen anderen Stücken kommen mir die Tränen ;D)
 
Wenn mir Musik gefällt, sie jegliche emotionalen Regungen bei mir auslöst
(sei es bei Chopin/Ravel/Mozart/Sakamoto) genügt mir dies um sie als wertvoll zu erachten.
das ist doch Dein persönliches, ganz privates Geschmacksurteil - - glaubst Du wirklich, dass solche Geschmacksurteile ausreichen, um die künstlerische Qualität von Musik festzustellen?
 
Vielmehr möchte ich darauf hinaus, dass soetwas immer subjektiv bleiben wird und dass deshalb jegliche Form von Herabstufung iwelcher Musik nicht richtig ist.
Künstlerischer Wert, ich denke dieser Begriff kann in der Musik nicht anhand von iwelchen objektiven Variablen festgemacht werden. Oder, ich glaube das ist mein eigentliches Anliegen,
man sollte nicht irgendeine Musik als künstlerisch nicht wertvoll erachten, nur weil man selbst subjektiv keinen Wert erkennt.
Es gibt soviele verschiedene, wunderschöne Musik auf dieser Welt und man sollte jede davon für ihre Vorzüge anerkennen.
(Oke, natürlich gibt es Grenzen ala Schlager o.ä. ;D)
Ich glaube mir geht es einfach sehr ans Herz wenn Musik, die vielen menschen dieser Welt einen wundervollen Hörgenuß beschert, als unwichtig/schlecht/o.ä. abgetan wird aufgrund von (mir nicht sinnvoll erscheinenden) Weisheiten; deswegen ergreift da immer mein Beschützerinstinkt die Kontrolle. :P
 
Künstlerischer Wert, ich denke dieser Begriff kann in der Musik nicht anhand von iwelchen objektiven Variablen festgemacht werden. Oder, ich glaube das ist mein eigentliches Anliegen,
man sollte nicht irgendeine Musik als künstlerisch nicht wertvoll erachten, nur weil man selbst subjektiv keinen Wert erkennt.
Es gibt soviele verschiedene, wunderschöne Musik auf dieser Welt und man sollte jede davon für ihre Vorzüge anerkennen.
(Oke, natürlich gibt es Grenzen ala Schlager o.ä. ;D)
...die Widersprüchlichkeit Deiner Betrachtungen ist Dir aber bewußt ;) ...

Dir gefällt Sakamoto - das ist doch völlig ok und kann unbeschadet so bleiben, obwohl Ravel ein völlig anderes (Lichtjahre entferntes!) musikalisches Kaliber ist.
 
Vielmehr möchte ich darauf hinaus, dass soetwas immer subjektiv bleiben wird und dass deshalb jegliche Form von Herabstufung iwelcher Musik nicht richtig ist.
Künstlerischer Wert, ich denke dieser Begriff kann in der Musik nicht anhand von iwelchen objektiven Variablen festgemacht werden. Oder, ich glaube das ist mein eigentliches Anliegen,
man sollte nicht irgendeine Musik als künstlerisch nicht wertvoll erachten, nur weil man selbst subjektiv keinen Wert erkennt.
Kurze Zwischenfrage: Hast du schon mal selbst komponiert?
 
Vielleicht halte ich es wie ein Wissenschaftler und betrachte Volksmusik etc. als Singularität, die sich den üblichen Regeln entzieht. :P
Vielleicht sollte man hier zwischen Musik differenzieren, welche die einen künstlerischen Anspruch erhebt und welche die einem ganz anderen Ziel untergeordnet ist.
Und wenn man nun anfängt bei Werken, die diesen Anspruch erheben, ebendiesen Wert zu messen sollte man es gleich bleiben lassen (natürlich nur meiner Ansicht nach)
da es eh nur subjektiv bleibt und somit höchstens zu selbstfindenden Prozessen beiträgt.
Ich zB empfinde Satie nicht als Lichtjahre entfernt, da Sakamoto selten mal andeutet dass er die in klassischen Werken benutzten Begleitmuster, Läufe, Rhythmiken , Klangschichten etc.
beherrscht und ich somit zu dem Schluss komme dass er diese aufgrund seiner "künstlerischen Vision" (hört sich ja hochtrabend an :D) für nicht angebracht erachtet.
Für dich (und bestimmt jedem anderen hier) mag dies als Unding erscheinen, Ravel (Debussy/xxx) ist für dich Lichtjahre entfernt, für dich ist dies Realität, für mich ist jedoch eine andere Betrachtung Realität.
Apropos Selbstfindung, falls ich mir jemals in verschiedenen Posts widersprechen sollte; eine eigene Meinung untersteht (oder sollte zumindest ;)) ja auch stets einem sich weiterbildenden Prozess....
und ich bin mir oft bei der ersten Äußerung meiner themenbezogenen/spezifischen Meinung dieser noch garnicht 100% bewusst und im Folgenden ändert sich diese gerne 2, 3mal. ;)
(kann auch sogar während dem Verfassen eines Posts entstehen :O)

Ja, ich habe schon ein paar mal etwas Eigenes komponiert. ^^
 
Für dich (und bestimmt jedem anderen hier) mag dies als Unding erscheinen, Ravel (Debussy/xxx) ist für dich Lichtjahre entfernt, für dich ist dies Realität, für mich ist jedoch eine andere Betrachtung Realität.
...im 19 Jh. zählte es unter höheren Töchtern zum guten Ton, Gedichte zu schreiben... nu frag ich mich, warum es zwar Heinemuseen gibt, aber keine für die tausenden von Lieschen Müllers...
 
.......deswegen ergreift da immer mein Beschützerinstinkt die Kontrolle.


Lieber Marius,

das kann ich nur zu gut verstehen aund ich finde diese Haltung ausgesprochen sympathisch!!!

Die Frage ist aber, ob es ein "Niedermachen" ist, wenn man die eine Musik als künstlerisch als nicht so wertvoll erachtet wie die andere.

Ich glaube, den Hörern von Tiersen etc. ist es ziemlich egal, wie künstlerisch diese Musik ist - die hören's einfach total gern und finden diese Art von Musik sehr schön. Wenn man denen nun sagt "Das ist ja der letzte Dreck", fühlen sie sich natürlich angegriffen - wenn man aber sagt, dass Tiersen nicht mit Debussy, Ravel etc. auf einer Stufe steht, dass man ihnen aber in ihren Geschmack nicht reinreden will, ist m.M.n. alles in Ordnung.


Es gibt soviele verschiedene, wunderschöne Musik auf dieser Welt und man sollte jede davon für ihre Vorzüge anerkennen.
(Oke, natürlich gibt es Grenzen ala Schlager o.ä. ;D)


Dass man also Vorzüge einer Musik(richtung) nicht erkennt oder erkennt, dass man sie teilt oder nicht, hat doch nicht das Geringste mit dem künstlerischen Wert zu tun. Das muss man m.E. auseinanderhalten.

Meine Schwiegereltern lieben volkstümliche Musik und Andre Rieu. Sie schöpfen daraus Kraft und gute Laune. Wer wäre ich, ihnen das in irgendeiner Weise madig zu machen. Es ist ihnen völlig egal, ob das nun Kunst ist oder nicht - Hauptsache, es gefällt ihnen.

Ich habe früher mal in einem pubertären Anfall (ich war ungefähr 14) mal in einem Urlaub ein Groschenromanheft nach dem anderen gelesen :oops: :D . Das hatte viele Vorzüge für mich, sonst hätte ich es nicht gemacht. Nach vier Wochen war der Anfall vorbei..... :D . Aber dass ein Groschenroman nicht Heine oder Goethe ist, ist ja wohl klar. Kunst hat eben doch Maßstäbe! Nicht jede Musik, Literatur, Malerei ist Kunst!

Was Kunst ausmacht, dass ist die interessante Frage.

Liebe Grüße

chiarina
 

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