Kann ich Bach (und co.) lieben lernen?

Deine Erwartung in diesem Fall war Beethoven

Hmm, kann man eigentlich nicht so sehen, denn VOR Beethoven hatte ich ja auch keine Erwartungen, ich habe irgendwann einen Satz der Sturmsonate gehört (im Auto!), musste tatsächlich erstmal rechts ranfahren und mich sammeln, darauf war ich nicht vorbereitet, war völlig "erschüttert". So ein "Aha"-Erlebnis wünsche ich mir halt nochmal, also ich denke sowas läuft einfach automatisch ab, da kann man sich nicht gegen wehren:)
 
Hmm, kann man eigentlich nicht so sehen, denn VOR Beethoven hatte ich ja auch keine Erwartungen, ich habe irgendwann einen Satz der Sturmsonate gehört (im Auto!), musste tatsächlich erstmal rechts ranfahren und mich sammeln, darauf war ich nicht vorbereitet, war völlig "erschüttert". So ein "Aha"-Erlebnis wünsche ich mir halt nochmal, also ich denke sowas läuft einfach automatisch ab, da kann man sich nicht gegen wehren:)

Ja aber die Musik von Bach ist eben anders, sie ist emotional in ihrer Kontinuität. Interessant wäre es natürlich gewesen, wenn du Bach als deine erste Musik über längere Zeit gehört hättest. Ich bin mir nicht sicher, aber mir dünkt langsam, dass die Musik von Bach sehr fortgeschritten ist und sie ist auch verdammt hart zu spielen (wahrscheinlich die schwierigste Musik überhaupt). Ich würde sagen, bleib einfach dran, es besteht die Möglichkeit, dass du auch die einfachste Invention von ihm lieben wirst :)

Mir geht es bei Bach so, als würde das Universum höchtpersönlich meine emotionale Welt reinigen. Also wie bei Sushi: Beethoven ist ein leckeres Sushistück und Bach ist Ingwer :p
 
Also das hast du ja echt schön ausgedrückt, wirklich sehr anschaulich:)
Da ich aber noch nie Sushi probiert habe, es aber mal möchte (vielleicht ist doch Bach = Sushi) und Ingwer in hoher Dosierung einfach sch... schmeckt - äh, also ich nähere mich Bach ganz langsam an, denke ich! Umgekehrt würde mich übrigens bei dir und den anderen eingefleischten Bach-Fans interessieren: seid ihr genauso aus dem Häuschen bei Beethoven und co.? Denn falls nicht, dann sehe ich für mich wenig Chancen, wirklich ein Fan zu werden, denn dann ist es wohl doch eine Gefühls/Geschackssache - so wie mit dem Sushi;)
 
Hallo, Emma,

da fällt mir nur ein: mit Bach ist es meistens so, dass Dir sich ein Stück nicht gleich erschließt und langweilig vorkommen kann, besonders, wenn es "schlecht" gespielt wird.
Der Appetit kommt aber beim Essen und nicht, wenn man anderen beim Essen zusieht. Du solltes selbst mal eins spielen (müssen :D) und Dir dazu aber auch gute Aufnahmen anhören.

Klavirus
 
Hallo, Emma,

da fällt mir nur ein: mit Bach ist es meistens so, dass Dir sich ein Stück nicht gleich erschließt und langweilig vorkommen kann, besonders, wenn es "schlecht" gespielt wird.
Der Appetit kommt aber beim Essen und nicht, wenn man anderen beim Essen zusieht. Du solltes selbst mal eins spielen (müssen :D) und Dir dazu aber auch gute Aufnahmen anhören.

Klavirus

Hallo Klavirus,

natürlich habe ich schon sehr gute Einspielungen (wie von Gould) gesehen/gehört, bei Gould klingt Bach einfach wunderschön, aber er spielt ihn ja auch nicht einfach sondern lebt ihn, das sieht und hört man, klar. Aber ihn so zu spielen, ist sicher sehr selten, wenn er nicht sogar der einzige ist, keine Ahnung. Leider finde ich die CD's von ihm nicht so toll, weil die Qualität eben nicht gut ist, das ist schade, oder gibt es Aufnahmen, die mithilfe der Technik "sauber" klingen? Aber 50 Jahre kann man auch nicht einfach so streichen.
Selber spielen, tja, habe schon einige Versuche gestartet, und ich bin bisher irgendwie gescheitert. Ich warte auf meine nächste Klavierstunde, nächsten Freitag, aber es wird noch etwas dauern, denn zunächst bin ich beim "fröhlichen Landmann" v. Schumann.
 
Hallo Emma,
mir geht es, was Bach und Beethoven angeht, genau so wie dir:
Beethoven haut mich total um, Bach will sich mir jedoch überhaupt nicht erschließen.
Jedoch berüht mich kein Werk so tief, wie die Aria der Goldbergvariationen.
Sie erschüttert mich einfach so tief in der Seele wie kein anderes Stück es jemals getan hat.
Wär schön, wenns mehr solche Stücke von Bach gäbe.
 
Mir geht es wie euch: ich weiß, Bach ist genial, aber lieben? Geht nicht. Schon gar nicht auf Kommando, oder vom Kopf her "weil er doch so genial ist".
Ich lasse das für mich offen, ganz zwanglos. Vielleicht kommt es noch, und wenn nicht, dann nicht.
Was mich manchmal etwas stört ist die (scheinbar?) etwas sektiererische Einstellung von manchen Bach-Fans. Wer Chopin oder Beethoven liebt sagt ja auch nicht zu einem, der damit nicht warm wird "Dann hast du ihn nicht verstanden" oder "Du mußt dich aber damit auseinandersetzen wenn du ernsthaft Musik machst" usw.
Ich weiß, alle Komponisten nach Bach haben ihn bzw. seine Genialität geschätzt. Trotzdem haben sie was völlig anderes, eigenes geschaffen.
Jedem das Seine.
 
Mir geht es wie euch: ich weiß, Bach ist genial, aber lieben? Geht nicht. Schon gar nicht auf Kommando, oder vom Kopf her "weil er doch so genial ist".
Ich lasse das für mich offen, ganz zwanglos. Vielleicht kommt es noch, und wenn nicht, dann nicht.
Was mich manchmal etwas stört ist die (scheinbar?) etwas sektiererische Einstellung von manchen Bach-Fans. Wer Chopin oder Beethoven liebt sagt ja auch nicht zu einem, der damit nicht warm wird "Dann hast du ihn nicht verstanden" oder "Du mußt dich aber damit auseinandersetzen wenn du ernsthaft Musik machst" usw.
Ich weiß, alle Komponisten nach Bach haben ihn bzw. seine Genialität geschätzt. Trotzdem haben sie was völlig anderes, eigenes geschaffen.
Jedem das Seine.

Ja, so seh ich das auch, ich lasse es mir auch offen, einige Sachen mag ich sehr gerne von Bach: die Präludien (z.B. das Ave Maria) und einige Inventionen finde ich auch ganz schön. Bei mir spielt auch eine große Rolle, wer diese Musik spielt, dachte früher immer: ist doch egal wer das spielt, kann ich eh nicht unterscheiden. Aber dem ist ja wirklich nicht so, hätte ich nie gedacht, wie hier jeder Pianist seine Handschrift hat, aber mir wird es immer wichtiger, beim Kauf von CD's werde ich immer pingeliger.
Okay, also wir müssen uns schon mit Bach auseinandersetzen, denke ich, wir möchten ja nun mal klassische Musik spielen, ich finde es sehr wichtig, möglichst viele Stile und Richtungen kennen zu lernen. Mein Vater hat mal die "Salome" von Strauss gesungen, eine sehr schwierige und etwas modernere Oper, ich fand sie am Anfang grauenhaft. Als Jugendliche war ich damals die gesamte Spielzeit dabei, ca. 4-5 mal, und bei jeder Vorstellung war ich faszinierter: es ist nämlich eine grandiose Musik. Nur unser Gehör muss geschult werden, darum vertraue ich einfach darauf, dass man viele Hörerlebnisse erstmal verarbeiten muss. Ich werde mir eine CD von Bach kaufen, die werde ich dann (wie immer) im Auto hören, auch wenn viele das komisch finden. Aber: niemand aus meiner Familie beschwert sich, ich kann es total laut hören, zuhause habe ich auch gar nicht die Zeit zum Musik hören
8)
 
Bach lieben

Hallo alle miteinander, hallo Emma,

hoch interessant, was Ihr über Euer Bachverständnis schreibt – und alle Achtung vor denen, die es im ach so (ein?-) gebildeten Musikdeutschland zugeben, dass sie Bach nicht mögen.

Gleich vorneweg: ich bin auch einer von denen. Unsere erste Klavierlehrerin hatte mit ihrem Unterricht unserer Familie den Zugang zu Bach gründlich verstellt. (Inventionen :confused: )

Das ist jetzt doch einige Jahrzehnte her und ich habe mich in der Zwischenzeit trotzdem darüber her gemacht:
alle kleinen Präludien und Fugen auf Kassette, aus dem WTK I mindestens die Hälfte der Pr.&F., drei davon auswendig gelernt, alle französischen Suiten auf Kassette eingespielt, zwei Bach/Liszt-Orgelwerke auswendig gelernt und vorgespielt, von Bach/Busoni die Chaconne und Toccata-Adagio-Fuge auch im Konzert gespielt, in meiner Orgelzeit etliche Präludien und Fugen von innen kennen gelernt, in meiner Geigenzeit mal an der Vl.-Solo-Sonate in E-Dur (Nr.6?) herumgegeigt und hatte mal die einmalige Gelegenheit, im Konzert für 2 Klaviere c-moll und Streichorchester (nur 1.Satz) das erste Cembalo spielen zu dürfen.

Aber – diese Musik macht z.T. schon Spaß zu spielen, es gibt auch wirklich schöne Melodien und Themen, aber sie haut mich nicht um. Ich verstehe Leute nicht, für die nach Bach erst mal lange, sehr lange nichts kommt ... Aber die muss es wohl auch geben. :D

Beethoven: „Musik sendet geheime Botschaften von Herz zu Herz“.
Das entsprechende Zitat des Thomaskantors gibt es wohl nicht: „Musik sendet geheime Botschaften von Kopf zu Kopf“ (?). :rolleyes:

Wenn ich erst durch eine genaue Analyse die Größe des Werks und die Genialität des Komponisten ermessen kann ist das nichts für mich. – Ich mache meine Kopfarbeit woanders und will in meiner Musik nicht auch noch zu sehr kopflastig sein.

Geht mir nicht den Bach runter! :p

Walter
 
Nur das spielen, was man liebt!

Aber – diese Musik macht z.T. schon Spaß zu spielen, es gibt auch wirklich schöne Melodien und Themen, aber sie haut mich nicht um.

Warum spielst du nicht nur Musik, die dich umhaut und dir selber zu Herzen geht? Alles andere fände ich Zeitverschwendung (gehe von mir aus, ich leiste mir die Freiheit, genau das zu spielen, was ich im Moment am geilsten finde). Oder zingt dich jemand dazu, dass zu spielen, was dich nur im Kopf und nicht im Bauch und nicht emotional berüht?

Beethoven: „Musik sendet geheime Botschaften von Herz zu Herz“.
Das entsprechende Zitat des Thomaskantors gibt es wohl nicht: „Musik sendet geheime Botschaften von Kopf zu Kopf“ (?).

Hätte mich auch sehr gewundert, wenn Bach sowas gesagt hätte, dass Musik in erster Linie etwas kopflastiges sei (oder genauer gesagt, seine Musik).

Wenn es nicht zu Herzen geht beim Spielen, Walter, wie in Gottes Namen soll es dann den Zuhörern zu Herzen gehen? Dann doch lieber konsequent das Spielen, was einem selber zu Herzen geht. Ich gehe davon aus, dass das besser rüberkommt. Da du auf einem ziemlich hohen Level spielst (vor allem vortragsfest bist), meine ich damit: noch besser statt "nur" sehr gut.

Zum Thema selbst, ich mag Bach sehr, aber der Fokus verschiebt sich bei mir mehr und mehr, dass ich von Bach vor allem seine Orgelwerke auf der Orgel´angehe, und bzgl. Klavier mich vor allem Chopin zuwende.

Habe Bach auch noch nicht immer so gemocht. Vielleicht liegts auch am Alter, wie hier schon mal geschrieben wurde? Also, um die Themenfrage zu beantworten, lautet die Antwort von meiner Seite:
JA! Man kann Bach lieben, wenn es so ist wie bei mir, dann kommt es irgendwann mit der Zeit. Aber ich würde das nicht lieben "lernen" bezeichnen - ist es nicht so, dass Liebe einen irgendwie überkommt? Lernprozeß klingt irgendwie so negativ in dem Zusammenhang für mich ...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
zu Herzen gehen

In der Auswahl der Werke, die ich in Arbeit nehme bin ich völlig frei. Ich lasse mich weder durch die Kunstauffassung eines musikgebildeten Deutschland zu Bach schieben, noch lasse ich mich durch meine in früher Jugend ausgebildeten Aversion abhalten, mich mit Bach zu beschäftigen.

Mein (Amateur-) Pianistendasein betreibe ich allerdings so ernsthaft, dass für mich die Beschäftigung mit Bach zumindest der Technik wegen dazu gehört. Die meisten unserer großen Komponisten haben die Werke des Thomaskantors geschätzt. Es ist auch zur Abrundung meines Repertoires nötig, Bach dabei zu haben. Als Barockvertreter habe ich noch Händel und Scarlatti. Diese Abrundung meiner pianistischen Spielwiese ist für mich keine Zeitverschwendung.

Bemerkung: Es wäre allerdings auch eine pianistische Ausbildung ohne Bach möglich wie in der Zeit nach Bachs Verschwinden bis zu seiner Wiederentdeckung. Es ist sogar ein Leben ganz ohne Bach möglich! – In der angelsächsischen Welt spielt nach meiner Beobachtung Bach nicht die Rolle des musikalischen Übervaters wie in Deutschland.

A propos zu Herzen gehen:

Ein Schauspieler spielt in seinem Leben viele Rollen, nicht nur seine Lieblingsrollen. Er ist in der Lage, sich auch in andere Rollen hinein zu finden, ganz schlicht um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. – Dabei kann er diese Rollen durchaus angemessen und sehr gut spielen.

Es gibt Leute, die treten mit dem WTK auf und füllen den ganzen Abend damit. Die Stücke sind aber nicht alle gleich wertvoll, nicht alle gleich zu Herzen gehend, nicht alle „saugeil“, aber sie werden trotzdem im Zusammenhang nacheinander aufgeführt.
Sollten die alle nacheinander dem Interpreten gleichermaßen zu Herzen gehen? Haben die Stücke, die in einer zyklischen Aufführung „eben auch dabei“ sind, keinen Wert?
Oder ein komplettes Opus Chopin-Mazurken (3-4 Stücke)? Alle Sätze einer Händel-Suite? Es werden auch die Beethovensonaten vorgetragen, die nicht zu den Highlights gezählt werden, die vielleicht auch nicht zu den Lieblingsstücken des Interpreten gehören.

Von wegen "geilen Stücken":

Die Stücke, die ich einstudiere, finde ich anfangs meist auch umwerfend. Dann kommt die Phase der Erarbeitung, des auswendig Lernens und die Stücke werden auf einmal gewöhnlich, alltäglich und vertraut. Die Anfangseuphorie ist meist verflogen, aber die Erinnerung an die erste Begeisterung ist noch da und bestimmt weitgehend die Interpretation. Ich habe dann ein eher abgeklärtes Verhältnis zu den Werken.
Es bleibt die „einstudierte Leidenschaft“ (wie im Theater, wie in jeder guten Show: alle Effekte sind einstudiert).
Dieser Stand des Interpreten ist als Basis unverzichtbar, damit an einem guten Tag ein Highlight stattfinden kann.

Das klingt für viele sehr ernüchternd, ist aber auf den Bühnen dieser Welt so.

Walter
 

OFF-Topic

Es wäre allerdings auch eine pianistische Ausbildung ohne Bach möglich wie in der Zeit nach Bachs Verschwinden bis zu seiner Wiederentdeckung.
Ohne Mendelssohns Verdienste um Bach schmälern zu wollen: Die Musik des ollen Bach war nie aus dem Bewußtsein der Musiker verschwunden. Allerdings spielte sie im damaligen öffentlichen Konzertleben keine Rolle. Hier wird deutlich, wie sehr die Unterscheidung des 18. Jahrhunderts in "Kenner" und "Liebhaber" nachwirkte. (Schon zu Bachs Lebzeiten galten seine Kompositionen als schwer bekömmlich, weil ihnen - in den Ohren der Zeitgenossen - "die Annehmlichkeit der Melodie" fehlte.)

Zu kompositionstechnischen Studien haben sich viele Musiker im 18. und frühen 19. Jahrhundert an Bach-Fugen abgearbeitet (man denke an Mozarts Bearbeitungen von Fugen aus dem WTK für Streichtrio). Und für die pianistische Ausbildung galt Bach (vor Hanons Zeiten :D) als Non-plus-ultra. Man fragt sich nur, warum Czerny,der ja Bachs Klavierwerke herausgegeben hat, sich nicht eine Scheibe von dessen kompositorischer Qualität abgeschnitten hat ...

Mendelssohns Verdienst war es, daß er den Mut fand, diese Musik auch wieder einem größeren "Liebhaber"-Publikum zugänglich zu machen.
 
Ich reihe mich ein in die kleine Liste der bekennenden 'nicht-mit-JSB-warm-werder'. Als Jugendliche ging der alte Bach gar nicht rein ins Ohr... und scheinbar hilft mir die Altersweisheit auch nicht weiter. Weder anhören noch selber spielen (WTK und Inventionen ausporbiert) machen wirklich Laune.
Ich muss jedoch seinen Sohnemann, den CPE Bach, loben, der hat ein paar nette Sachen anzubieten ;).
 
siehst Du, netti, mir gehts genau anders herum:

Ich liebe J.S. Bach Vater :kuss:und kann mit den Sohnemännern nicht so viel anfangen...:rolleyes:

Für mich ist Bach die Creme de la Creme der Barockmusik.:tuba:
 
wie gut dass die Familie Bach für fast jeden was dabei hat... :D

warum sind die eigentlich musikalisch so ausgestorben.... die Bachs waren doch auch von dem berühmten JS schon eine Institution... :confused:
 

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