Jean Kleeb: «Classic goes Jazz»

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Glarean

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27. Jan. 2009
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Die armen «Klassiker» mussten bekanntlich im Laufe der
Musikgeschichte ja schon so manche «Modernisierung» erdulden...

Man kann aber auch - zumal als versierter Jazz-Arrangeur - handwerklich
und stilistisch qualitätsvolle Brücken schlagen zwischen Altem und Neuem.

Ein schönes Beispiel für solch gekonntes Stile-Mixen ist m.E. das neue
Klavierheft des gebürtigen Brasilianers Jean Kleeb: «Classic goes Jazz».

Hier Näheres zu diesen 13 Jazz-Stücken mit Vorlagen von Bach bis Schumann:
---> Rezension von «Classic goes Jazz»

Gruss: Glarean

.
 
Hallo,

wollte mir dieses Heft schon länger zulegen, und habe es gestern nun endlich bestellt :)

Sobald ich mich ein bißchen mit den Stücken beschäftigt habe, werde ich hier kurz meinen Eindruck schildern.

Viele Grüße
Marc
 
Grüezi, Glarean!

Darf ich Deinen Enthusiasmus durch ein paar lästerlichen Bemerkungen stören?
Ich darf nicht?

Zu spät. Über Jean Kleebs Qualitäten als Jazz-Pianist kann ich nix sagen,
weil mir der Jazz ein Buch mit sieben Siegeln ist. Zu Verjazzungen klassischer Musik
kann ich aber eine Menge sagen. Mein zartes Näslein rümpfe ich nicht aus Protest
gegen die angeblich herzerfrischend-bilderstürmerische Neuinterpretation von Klassikern
durch jazzoide Synkopierung ihres Tonsatzes. Wer's mag, soll's mögen, und wer's nicht mag,
ist zum Glück nicht gezwungen, dergleichen zu spielen oder zu hören.

Was mich ärgert, ist zweierlei: Jean Kleeb ist kein origineller Einzelfall, sondern ein Trittbrettfahrer.
"Verjatzungen" klassischer Musik sind der Modetrend des Jahrzehnts - mit immer noch steigender Tendenz.
Das Prinzip ist dasselbe wie bei den privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern:
Einer fängt mit irgendwelchem Quatsch an (Koch-Show, Gerichts-Show, Superstars),
prompt ziehen alle anderen mit Imitat-Produkten nach. Ich weiß gar nicht, wer unter den Musikverlagen
damit angefangen hat, aber inzwischen haben alle ihre "Jazz + x"-Reihe. Kleine Auswahl gefällig?
"Jazz on Classics" (Michael Publig, Doblinger), "Klassik meets Jazz" (Uwe Korn, Schott), "Classics to Jazz" (Santorella),
"Classical Jazz" (bei Hal Leonard), "Classic goes Jazz" (Jean Kleeb, Bärenreiter) etc. etc. -
vermutlich kann nur eines diesen Trend stoppen: wenn alle Kombinationsmöglichkeiten
der Begriffe Jazz und Klassik inclusive "Jassical Clazz" oder "Jazzica meets Classica" verbraucht sind.
Die Verlage stehen unter dem Zwang, permanent Novitäten auf den Markt zu schmeißen -
aber es fehlt das Material dafür. Neue (=Avantgarde-)Musik wollen sie nicht mehr drucken,
das Urtext-Label hat sich verbraucht, seit alle auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind,
mit Schulen und sonstigem musikpädagogischen Zubehör ist der Markt überschwemmt -
bleibt im Moment nur die Verwertung der Aktivitäten von Kleeb & Co.

Nun ist das noch kein Argument gegen das jeweilige musikalische Produkt.
Was mich stört, das ist das Parasitäre dieser Verjazzungs-Aktivität: Sie lebt nichts aus sich heraus,
sondern zehrt von dem hohen Bekanntheitsgrad der Komponisten (Bach, Mozart) oder Werke (Träumerei).
Vom Gegenteil lasse ich mich erst überzeugen, wenn die Notenbände "Josef Matthias Hauer meets Jazz"
oder "Jazz on Alexander Tichonowitsch Gretschaninow" erschienen sind.
Parasitär handeln aber nicht nur die Verlage, sondern auch die betreffenden Künstler bzw. Arrangeure:
Wie sähen wohl Jean Kleebs Vermarktungschancen aus, wenn er mit eigenen jazzoiden Klavierstücken daherkäme
(wovor ich alle Hochachtung hätte), Stücken, die aus sich heraus überzeugen müßten wie alle neue Musik,
statt mit der Anlehnung an Top-Ten-Klassiker, die er durch den Synkopierungs-Fleischwolf dreht?

Zuletzt an Dich, Glarean, die Frage, ob dieser Thread nicht besser in den Bereich für kommerzielle Werbung gehörte.
Mag sein, daß Deine Rezension im "Glarean Magazin" noch aus Enthusiasmus geschrieben wurde
und Du vom Bärenreiter-Verlag keine Zuwendungen dafür bekommen hast -
aber hier sieht das Ganze doch schon arg lanciert aus.

Adieu!

Gomez

,
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
100% ige Zustimmung, Gomez!

Derartige Bearbeitungen sind doch nur deshalb so beliebt, weil die Hörgewohnheiten der meisten Leute schon so zer-konditioniert sind, daß sie alles, was nicht "'nen Beat" oder "flotte Synkopen" hat und an das, was täglich aus Radio und TV dudelt, erinnert, "langweilig" oder "altmodisch" finden.

Im übrigen muß ich gerade daran denken, wie ich im zarten Alter von 14 Jahren auf meinem Walkman Aufnahmen des großen Jazzsaxophonisten Charlie Parker hörte. Ein gleichaltriger Junge meinte: "Kann ich auch mal hören?" Nach wenigen Sekunden Reinhören: (Gesichtsausdruck, als hätte er in eine Zitrone gebissen) "Öhhh, Moozart!"

So sind die Leute, und für die sind solche "Modernisierungs-Bearbeitungen".

LG,
Hasenbein
 
Grüezi, Glarean!
Darf ich Deinen Enthusiasmus durch ein paar lästerlichen Bemerkungen stören?

Aber immer gerne, Gomez!

Denn so rundweg falsch liegst du mit deiner Kritik am aktuellen Trend,
die "Klassiker" etwas "populistisch" zu vermarkten, natürlich nicht.
(Auch wenn Autor Kleeb deine Kraftausdrücke wie z.B. "jazzoid"
wohl grinsend als "verbalfaschistoid" retournieren würde ;-)

Und auch ich habe in Rezensionen ähnlicher Musikproduktionen
immer wieder die Gefahr solcher ästhetischer Anbiederungen an den
Breitengeschmack unserer "synkopisierten Gesellschaft" angemahnt.
(Ich denke, auch in der fraglichen Besprechung schimmert mein
persönliches Unbehagen zuweilen durch... )

Trotzdem halte ich in diesem Falle an meinem Enthusiasmus fest -
und zwar v.a. aus musikhandwerklichen und aus klavierdidaktischen
Gründen. In beiderlei Hinsicht ist das Heft von hoher Qualität,
das ließe sich en détail problemlos dokumentieren. Der Klaviersatz
ist professionell eingerichtet, und mit diesen Stücken lassen sich
junge Klassik-Muffel hervorragend motivieren für Annäherungen
an die "grossen" Vorbilder. (Habe ich selber in der Unterrichtspraxis
schon mit Erfolg ausprobiert. Und solange man Mozart&Co. nicht
vollumfänglich ersetzt durch Kleeb&Co....)

Nicht ganz ernst nehme ich dein Argument, Autoren wie Kleeb seien Parasiten.
Denn abgesehen davon, dass das Zitieren und Variieren von Tradiertem -
und sei es noch so fokussiert aufs Rhythmische - eine Jahrhunderte alte
Praxis darstellt, ist gegen solche stilistischen Transformationen
da nichts einzuwenden, wo sie ausdrücklich - ja mit Augenzwinkern -
auch als Material zum "Weiterdenken", zum Improvisieren daherkommen.
Und dass Kleeb nicht den Quasi-Zwölftöner Hauer als Melodie-Lieferanten
hernimmt, kann man wohl nicht übelnehmen, wo doch noch nicht mal der
"Klassiker" Schönberg bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist...

Grundsätzlich kann ich die Stoßrichtung deiner Kritik aber, wie gesagt,
durchaus nachvollziehen. Wobei solche Diskussionen zu gerne ins
Ideologische abzudriften drohen. Ich meine, das ganze Thema ist einfach
weniger verkrampft anzugehen. Kleeb&Co. sind ja nur eine winzige Facette
im unendlichen Auge der Musikgeschichte, und dieses darf doch auch mal zwinkern ;)

Zuletzt an Dich, Glarean, die Frage, ob dieser Thread nicht besser in den Bereich für kommerzielle Werbung gehörte.
Mag sein, daß Deine Rezension im "Glarean Magazin" noch aus Enthusiasmus geschrieben wurde
und Du vom Bärenreiter-Verlag keine Zuwendungen dafür bekommen hast...

Leider ja, Zuwendungen gibt's nie (was ich zuweilen bedaure... ;-)
Das "Glarean" ist ein strikt nicht-kommerzielles Online-Kulturangebot
und darum in seinen Urteilen absolut unabhängig. (Allerdings wird man darin
kaum je einen totalen Verriss lesen. Einfach deshalb, weil ich miserabler Qualität
keinerlei Resonanz gönne - noch nicht mal schlechte...)

Dank fürs kritische Lesen und Gruss: Glarean (W.Eigenmann)

.
 
'n Abend, Glarean!

Deine Antwort stellt mich nicht zufrieden - volkstümlich ausgedrückt:
Du redest um den heißen Brei herum.

Zunächst einmal:

Auch wenn Autor Kleeb deine Kraftausdrücke wie z.B. "jazzoid"
wohl grinsend als "verbalfaschistoid" retournieren würde...

In meinem Beitrag findet sich kein einziger Kraftausdruck.
Ich weiß nicht, welche Konnotationen "jazzoid" im eidgenössischen Milieu hat.
Hier im ehemaligen Reichsdeutschland ist es weder ein Kraftausdruck - noch der LTI zugehörig.
Es beschreibt den einfachen Sachverhalt, daß verbindlich notierte Jazz-Kompositionen
ein Widerspruch in sich sind (soviel weiß sogar ein Jazz-Ignorant wie ich),
weil Jazz von der Improvisation lebt und es also bestenfalls Kompositionen
mit jazzoider Idiomatik geben kann.

Ich denke, auch in der fraglichen Besprechung schimmert mein
persönliches Unbehagen zuweilen durch...

Wirklich? Zuweilen durchschimmerndes persönliches Unbehagen?
Das ist meiner überwachen Aufmerksamkeit entgangen.

Und hier redest Du um den heißen Brei herum:

...dass das Zitieren und Variieren von Tradiertem -
und sei es noch so fokussiert aufs Rhythmische - eine Jahrhunderte alte Praxis darstellt,

kann nicht als Rechtfertigung für die Aktivitäten von Kleeb & Co. dienen.
Wenn Komponisten Material von Kollegen aufgegriffen haben ("parodiert" im vormodernen Sinne),
dann hat der musikalische Eigenanteil überwogen - anders als bei Kleeb,
dessen Eigenanteil aufs plumpe Durchsynkopieren vertrauter Musikstücke beschränkt bleibt.

ist gegen solche stilistischen Transformationen da nichts einzuwenden,
wo sie ausdrücklich - ja mit Augenzwinkern - auch als Material zum "Weiterdenken",
zum Improvisieren daherkommen.

Nur daß sie das bei Kleeb & Co. nicht tun.

Und dass Kleeb nicht den Quasi-Zwölftöner Hauer als Melodie-Lieferanten hernimmt,
kann man wohl nicht übelnehmen, wo doch noch nicht mal der "Klassiker" Schönberg
bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist.

Nu, damit bestätigst Du, daß sich Kleeb ausschließlich an Promi-Klassik vergreift,
also von dem Bekanntheitsgrad der Musik zehrt, die er verjatzt.
Und was ist das anderes als parasitär?

Gruß, Gomez
 
...anders als bei Kleeb,
dessen Eigenanteil aufs plumpe Durchsynkopieren vertrauter Musikstücke beschränkt bleibt.

Unsinn! Variiert werden - bei allem rhythmischen Schwerpunkt,
und natürlich unterschiedlich ausgeprägt - nicht nur Rhythmik,
sondern ebenso Harmonik und Melodik der "Vorlagen".
Aber ich sehe schon: unsere Diskussion ist gegenstandslos,
denn du kennst gar nicht, worüber du redest...
Macht nix, lassen wir's einfach.

Gruss: Glarean
 
eine Frage zum Kontext der augenzwinkernden musikpädagogischen Absicht (banal gesagt: Leuten mit anderen Hörgewohnheiten "Klassik" schmackhaft zu machen (wenn´s denn auf diese Weise gelingt)):
gibt es für Eleven der E-Gitarre oder des E-Basses klassische Evergreens wie Freude schöner Götterfunken oder Ständchen etc. ebenfalls?
 
Unsinn! Variiert werden - bei allem rhythmischen Schwerpunkt,
und natürlich unterschiedlich ausgeprägt - nicht nur Rhythmik,
sondern ebenso Harmonik und Melodik der "Vorlagen".
Aber ich sehe schon: unsere Diskussion ist gegenstandslos,
denn du kennst gar nicht, worüber du redest...
Macht nix, lassen wir's einfach.

Na, Glarean,

wieder reagierst Du mit einem Ausweichmanöver -
statt auf die Kritik einzugehen. Damit tust Du weder Dir selbst,
noch der favorisierten Sache einen Gefallen.

Ich habe das etwas zweifelhafte Glück, mich nahezu täglich
mit Notenausgaben der Herren Publig, Korn und Kleeb beschäftigen zu dürfen.
Verlagsnovitäten gehen samt und sonders über meinen Schreibtisch -
und ich nehme mir die Zeit, sie zu lesen, was im Falle Jean Kleebs
keine sehr anstrengende Lektüre ist. Mir Unkenntnis der Noten vorzuwerfen
ist ein schlechter Witz - wie glücklich wäre ich, sie nicht zu kennen!

Du selbst sagst, daß der Schwerpunkt der auf Kleebs Konto gehenden Veränderungen
im rhythmischen Bereich liegt, Eingriffe in den melodischen und harmonischen Verlauf
sekundär sind. Das gehört ja auch zu Kleebs Taktik, denn für die von ihm anvisierte
Zielgruppe ist die Wiedererkennbarkeit des jeweiligen Top-Ten-Klassikers
oberstes Gebot.

Könntest Du also auf das Werfen von Nebelkerzen verzichten
und stattdessen die Frage beantworten?

Und dass Kleeb nicht den Quasi-Zwölftöner Hauer als Melodie-Lieferanten
hernimmt, kann man wohl nicht übelnehmen, wo doch noch nicht mal der
"Klassiker" Schönberg bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist...

Nu, damit bestätigst Du, daß sich Kleeb ausschließlich an Promi-Klassik vergreift,
also von dem Bekanntheitsgrad der Musik zehrt, die er verjatzt.
Und was ist das anderes als parasitär?

Gruß, Gomez
 
Mal ein Einwurf von der Dilettantenseite. Ich hatte mir den Band - nach den üppigen Vorschusslorbeeren in der Fachpresse (Klassik a la Keith Jarrett) incl. CD gekauft und war von den Arrengements doch sehr enttäuscht. Einzig den Mussorgsky fand ich interessant, aber dann doch wieder so weit unter dem Original, dass dieser Notenband bei mir in der Versenkung verschwand. Und ich bin alles andere als ein puristischer Klassikfan!

Ach ja: Meine KL sahs genauso...

Fazit: Im Jazz gibts VIEEEEL besseres als diese "Bemühungen"... (imho)
 
Aber, aber Gomez!

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - der Mohr kann gehn....

Könntest Du also auf das Werfen von Nebelkerzen verzichten
und stattdessen die Frage beantworten?

Will er doch gar, seine Werbung hat er doch gemacht.
Aber ich mag antworten. Bidde, bidde!

Du fragst, ob dieser Dreck ein parasitärer Dreck ist?

Aber ja! Definitiv! Dieser Dreck ist ein parasitärer Dreck!

grutz hund kutz

stephan
 

Könntest Du also auf das Werfen von Nebelkerzen verzichten
und stattdessen die Frage beantworten?

Hmm...
Ausgangspunkt war Jean Kleeb, dessen "Classics goes Jazz" du m.E. arrogant
verunglimpft hast mit der Bemerkung, Kleebs "Eigenanteil beschränke sich" hier
"aufs plumpe Durchsynkopieren vertrauter Musikstücke".

Da dies objektiv nicht stimmt - Kleebs Variationen dehnen sich vielmehr aufs
Rhythmische und aufs Harmonische und aufs Melodische aus, was jeder bestätigen kann,
der das Heft gespielt hat -, lag mein Schluss nahe, dass du gar nicht kennst,
worüber du urteilst.

Wer wirft denn also jetzt hier "Nebelkerzen"? Und wieso sollte ich
weiter mit dir über dieses Heft diskutieren?? Wir haben doch eine völlig
divergente Diskussionsgrundlage.. - reine Zeitverschwendung!

Gruss: Glarean
 
Mal ein Einwurf von der Dilettantenseite. Ich hatte mir den Band - nach den üppigen Vorschusslorbeeren in der Fachpresse (Klassik a la Keith Jarrett) incl. CD gekauft und war von den Arrengements doch sehr enttäuscht. Einzig den Mussorgsky fand ich interessant, aber dann doch wieder so weit unter dem Original, dass dieser Notenband bei mir in der Versenkung verschwand. Und ich bin alles andere als ein puristischer Klassikfan!

Ok, wir nehmen zur Kenntnis, es hat dich "enttäuscht".
Und was hat dich "enttäuscht"?


Was sah sie genauso?

Fazit: Im Jazz gibts VIEEEEL besseres als diese "Bemühungen"... (imho)

Nämlich?

Gruss: Glarean
 
Einzig den Mussorgsky fand ich interessant, aber dann doch wieder so weit unter dem Original, dass dieser Notenband bei mir in der Versenkung verschwand.

das ist beruhigend!

übrigens darfst Du absolut sicher sein, dass restlos jedes Stück von Mussorgski Lichtjahre besser ist, als jegliche "verjazzte" Bearbeitung - - das liegt unter anderem auch daran, dass die Originale nicht eben selten auch rhythmisch weitaus lebendiger und weniger formelhaft sind.

wie Glarean schreibt, umgehen die Bearbeiter etliche recht komplexe Werke, welche nicht zum Jazz gehören - - das wiederum finde ich sehr schade: ich würde mich über eine "verjazzte" Version von Schoenbergs Klaviersuite, Ravels Scarbo, Strawinskis Danse russe sowie Skrjabins 5. und 10. Sonate sehr freuen... das wäre sicher ebenso lehrreich wie amüsant :D :D :D
 
Eigen ist der Mann

Aber Glarean,

wo bleibt eigentlich Dein zuweilen durchschimmerndes
persönliches Unbehagen an dieser Musik? Wir erinnern uns:

Ich denke, auch in der fraglichen Besprechung schimmert
mein persönliches Unbehagen zuweilen durch...

Inzwischen verteidigst Du die Musik so verzweifelt, daß man denken könnte,
Du bekämest vom Bärenreiter-Verlag doch eine Aufwandsentschädigung.
Ansonsten redest Du weiter um den heißen Brei herum, schreckst dabei auch
vor dem allerpeinlichsten Mittel nicht zurück - der Retourkutsche -,
und wirfst gleich die nächste Nebelkerze:

Und wieso sollte ich weiter mit dir über dieses Heft diskutieren??
Wir haben doch eine völlig divergente Diskussionsgrundlage..

Ich weiß nicht, was Du vor Augen hast. Meine Diskussionsgrundlage ist nicht "divergent",
sondern die Bärenreiter-Notenausgabe BA 8760. Ich habe Deinetwegen sogar noch einmal
die Noten durchgesehen. Das Ergebnis ist nach wie vor niederschmetternd -
und niemand könnte es schöner formulieren als Du, der da sagt:

Denn abgesehen davon, dass das Zitieren und Variieren von Tradiertem -
und sei es noch so fokussiert aufs Rhythmische - eine Jahrhunderte alte
Praxis darstellte...
Variiert werden - bei allem rhythmischen Schwerpunkt,
und natürlich unterschiedlich ausgeprägt -
nicht nur Rhythmik,
sondern ebenso Harmonik und Melodik der "Vorlagen".

(Hervorhebungen stammen von mir.)

Der Schwerpunkt dieser "jazzigen Arrangements" liegt auf der Rhythmik -
das hast Du richtig erkannt. Wenn Du mich zwingst, auch über Harmonik und Melodik
zu sprechen, dann fällt mein Urteil nicht günstiger aus. Es wäre albern,
sich darüber zu beschweren, daß Kleeb die von seinen komponierenden Kollegen
entliehenen Melodien mit jazztypischer Ornamentik verbiegt und die Harmonik
Septakkord-Parallelen, Reizdissonanzen und im Baß chromatische Durchgänge enthält.
Was soll er als Jazz-Pianist anderes tun? Meine Kritik daran: Vom ursprünglichen Formverlauf
der Stücke befreit er sich kaum (wie schon vermutet: um der Wiedererkennbarkeit willen),
gleichzeitg ändert er im Detail so viel, daß die musikalischen Vorlagen als sinnvoll Artikuliertes
zerstört werden.

So etwas nennt sich Travestie.

Ausnahme: die "Jazzy Variations on a theme by Brahms". Sie sind zwar auch nicht schön,
aber der kleine Variationszyklus ist wenigstens formal freier als die übrigen Stücke des Heftes.



Fazit: Wenn Kleeb mit ausnotierten "jazzartigen" Klavierstücken reüssieren will,
soll er das auf der Grundlage eigenen Materials tun. Wie sagst Du so treffend?

Und dass Kleeb nicht den Quasi-Zwölftöner Hauer als Melodie-Lieferanten hernimmt,
kann man wohl nicht übelnehmen, wo doch noch nicht mal der "Klassiker"
Schönberg bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist...

Er sollte sein eigener Melodienlieferant sein und sich nicht an Material halten, das schon

bei der Mehrheit der Musikfreunde angekommen ist.

Denn mit genau dieser aufs Verwursten von Top-Ten-Klassiken beschränkten Haltung
erweist er sich als musikalischer Parasit.

Bhüeti!

Gomez

,
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mal ein Einwurf von der Dilettantenseite. Ich hatte mir den Band - nach den üppigen Vorschusslorbeeren in der Fachpresse (Klassik a la Keith Jarrett) incl. CD gekauft und war von den Arrengements doch sehr enttäuscht. Einzig den Mussorgsky fand ich interessant, aber dann doch wieder so weit unter dem Original, dass dieser Notenband bei mir in der Versenkung verschwand. Und ich bin alles andere als ein puristischer Klassikfan!

Ach ja: Meine KL sahs genauso...

Fazit: Im Jazz gibts VIEEEEL besseres als diese "Bemühungen"... (imho)

Hi,

da muss ich dir zustimmen. Habe die Noten diese Woche erhalten, und bin auch etwas enttäuscht. Mir kommen die Bearbeitungen die Herrn Kleeb vorgenommen hat ein bißchen einfallslos vor. So richtiges Jazz-Feeling will sich bei mir definitiv nicht einstellen :confused:
Es tröpfelt irgendwie alles ein bißchen vor sich hin.
habe schon weit aus bessere Klassik-Jazz Bearbeitungen gesehen, von unbekannteren Arrangeuren.

Die Noten werden wahrscheinlich auch bei mir in der Versenkung verschwinden :rolleyes:

Ist natürlich auch Geschmackssache

Viele Grüße
Marc
 
Nur daß er - mit den Brahms-Stückchen als der bescheidenen Ausnahme -
keine Variationen schreibt, sondern Travestien.

Und die Wiedererkennbarkeit ist bei ihm kein Ausgangspunkt für gehäufte
Abwandlungen des gesamten Tonsatzes, Änderungen des musikalischen Charakters -
wofür Brahms das unübertroffene Modell geliefert hat -, sondern Schutz:
die demolierte Hülle, unter deren Fittichen er jazzoide Versatzstückchen präsentiert.

Deine Art, nicht zu argumentieren, sondern mit vorgetäuschten Mißverständnissen
zu arbeiten und vom Thema abzulenken - wofür Deine jüngste Antwort den nächsten Beleg liefert -,
ist peinlich: für Dich. Kann Bärenreiter Dir nicht wenigstens 'n bischen Propagandamaterial schicken,
damit Du argumentativ besser zurechtkommst?

Gruß, Gomez
 
Nur daß er - mit den Brahms-Stückchen als der bescheidenen Ausnahme -
keine Variationen schreibt, sondern Travestien.

Und die Wiedererkennbarkeit ist bei ihm kein Ausgangspunkt für gehäufte
Abwandlungen des gesamten Tonsatzes, Änderungen des musikalischen Charakters -
wofür Brahms das unübertroffene Modell geliefert hat -, sondern Schutz:
die demolierte Hülle, unter deren Fittichen er jazzoide Versatzstückchen präsentiert.

Deine Art, nicht zu argumentieren, sondern mit vorgetäuschten Mißverständnissen
zu arbeiten und vom Thema abzulenken - wofür Deine jüngste Antwort den nächsten Beleg liefert -,
ist peinlich: für Dich. Kann Bärenreiter Dir nicht wenigstens 'n bischen Propagandamaterial schicken,
damit Du argumentativ besser zurechtkommst?

Gruß, Gomez

Ok, Kleeb sucht Schutz unter der demolierten Hülle, damit er die
jazzoiden Fittiche besser versetzen kann - aber warum musst du
deshalb gleich beleidigend werden?

Gruss: Glarean
 
Ok, wir nehmen zur Kenntnis, es hat dich "enttäuscht".
Und was hat dich "enttäuscht"?

Ich versuchs mal mit meiner laienhaften Sprache. Für mich (höchst subjektiv) war das eben kein Jazz und auch keine Klassik. Irgendein Zwitter. Wie Morpheus schrieb: Jazz-Feeling gibts da keines für mich. Ich rede von der mitgelieferten CD!

Zu bemüht. Zu "kopfig". Irgendwie nicht rund.

Aber ich bin da wirklich kein Maßstab. Nur eben der Typ der sowas kauft und sagt, "Naja..."

Zu KL:
Genau das, was ich beschrieb. Das Indifferente, das, was einen "eben nicht vom Stuhl haut". Die KL ist "Klassikerin", aber sie ist durchaus in der Lage, sich über manche Arrangements von Tim Richards oder Carsten Gerlitz anerkennend zu äußern.(Wunderschöne Harmonien... swingt ja richtig... sehr effektvoll gesetzt...).

Aber, um die Kirche mal im Dorf zu lassen: Das sind nun wahrlich keine Noten, wo man laut "Betrug" schreien kann und darf. Ich hatte mir einfach nach den tollen Pressekritiken mehr erwartet. Mein Fehler? C'est la vie...
 

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