Hammer bleibt bei sehr festem Anschlag auf Saiten liegen

  • Ersteller des Themas Pianosa
  • Erstellungsdatum

Das Auslöseeisen ist heute angekommen, funktioniert einwandfrei. Bei den ersten 10 betroffenen Tasten in Mittellage habe ich zuerst versucht, die Auslösung in kleinen Schrittchen enger zu stellen. Das hat das Problem immer merklich verschlimmert. Allerdings bedeutete eine Viertelumdrehung der Auslösepuppen auch, dass danach höchstens noch 1 mm Auslösung übrig war. Also habe ich bei allen betroffenen Tasten die Auslösung leicht erhöht, bis ich das Problem nicht mehr provozieren konnte, z.T. auf 4 mm. Die einzige Taste, die schlimmer war, war die höchste (c5). Hier musste ich auf 5 mm Auslösung gehen. Zum Glück braucht man die als Normalsterblicher nie. Außerdem war ab der großen Oktave abwärts keine Taste betroffen, aber hier war die Auslösung vorher schon etwas großzügiger in Richtung 4 mm eingestellt.

@Tastenscherge Sieht also für mich so aus, dass du recht hattest und insgesamt die Auslösepuppenfilze zu weich sind. :super:Vielleicht habe ich ja Glück und die Filze komprimieren sich mit der Zeit wie von dir beschrieben und werden fester. Dann müsste sich die Auslösung dadurch ja automatisch wieder leicht verringern.

Ich werde jetzt erst einmal eine Weile schauen, wie ich mit der geänderten und nicht ganz gleichmäßigen Auslösung klarkomme. Ich bin schließlich kein Profipianist mit den höchsten Ansprüchen.

@ralle Vielen Dank für die Erklärungen zur Mechanik und zum Werkzeug. Ich bin jetzt ein Stückchen schlauer.:super:
 
4 mm Auslösung sind völlig in Ordnung. Ist zwar mehr als vorgesehen, aber die wenigsten Spieler bemerken das überhaupt.
 
Das hier scheint ein Vorläufer von 1994 zu sein:


In einem online Zeitungsartikel von Dezember 2019 darüber steht, dass es zum Patent angemeldet ist aber noch nicht bestätigt. Wie lange dauert denn so etwas?


@Simisan Mach doch mal ein neues Thema dazu auf. Das ist zu spannend, als dass es hier untergeht in einem zweckentfremdeten Thread.
 
Möglich auch, daß hier die Auslösung zu knapp ist - die Puppenfilze komprimieren sich ja auch im Laufe der Zeit.

Mitunter langt ne leichte Drehung der Puppe um das Problem zu beheben.

Auch sollte man schauen ob die Stosszungenachse entsprechend leichtgängig ist.

Hier kann es auch sein, daß diese mit einem gewalttätigen zu schnellen Anschlag überfordert ist und nicht schnell genug auf die Auslösung reagieren kann.

Bei Gewalttätigkeit wird der Puppenfilz oft willkürlich zusammengepresst, was eine etwas trägere Achse nicht schnell genug reagieren lässt und die Auslösung auf - 1 reduziert.
 
Nach einiger Zeit möchte ich euch ein Update zu der Sache schreiben. Ich hatte mit der auf 4 mm erhöhten Auslösung seither keine Auffälligkeiten mehr. Mir ist in der Zwischenzeit allerdings folgendes aufgefallen: Die Stoßzugen treffen bei meinem Klavier die Auslösepuppen durchgehend nicht mittig, sondern deutlich in der hinteren Hälfte. Ich würde grob schätzen, dass die Auslösepuppen bei einem Viertel ihres Durchmessers von ihrem hinteren Rand getroffen werden. Damit fängt deutlich weniger Puppenfilz den Aufprall der Stoßzunge ab, als möglich wäre, und ich dachte, das ist mögliches Optimierungspotential.

Heute habe ich mir ein Herz gefasst und versucht, die Auslösepuppenleiste im Diskant ein wenig nach hinten zu versetzen, um zu sehen, ob das tatsächlich etwas bringt. In der Theorie muss man dafür nur drei Kreuz-Schrauben an der Leiste lösen und kann die Leiste dann in der Tiefe verschieben (eine Schraube sieht man auf dem Bild links unterhalb vom Fänger).
normal_stosszunge-faenger-jpg.55964


In der Praxis war es ein wenig fummelig. Um an die Schrauben ranzukommen, musste ich zuerst die Stoßzungenprallleiste ein Stück nach hinten versetzen und dann war immer noch die Hammerleiste etwas im Weg für den Schraubenzieher. Ging dann aber doch irgendwie. Also die Auslösepuppenleiste ca. 1,5 mm nach hinten geschoben und dann die Auslösung kontrolliert. Die lag jetzt bei fast 1 cm :angst:! Also für eine Taste probeweise die Auslösung korrigiert und geschaut, wie eng ich die Auslösung einstellen kann. Es gingen jetzt tatsächlich ca. 2-2,5 mm ohne Probleme!:-DDie Auslösung der restlichen Diskanttasten anzupassen hat dann noch ein wenig gedauert, aber das Ergebnis war genauso erfolgreich.

Tatsächlich spüre ich die Verbesserung beim leisen Spielen, wenn ich den unteren Diskant mit der benachbarten Mittellage, die noch die alte Auslösung hat, vergleiche. Der Anschlag fühlt sich im direkten Vergleich etwas kontrollierter, gleichmäßiger und ein bisschen weniger hakelig im Druckpunkt an. Sind eher Nuancen, ist aber spürbar.

Die nächsten Tage nehme ich mir die Mittellage und den Bass vor. Wenn jemand noch Tipps hat, wie ich die Auslösepuppenleiste effizienter versetzen kann, gerne her damit!
 
Nach einiger Zeit möchte ich euch ein Update zu der Sache schreiben. Ich hatte mit der auf 4 mm erhöhten Auslösung seither keine Auffälligkeiten mehr. Mir ist in der Zwischenzeit allerdings folgendes aufgefallen: Die Stoßzugen treffen bei meinem Klavier die Auslösepuppen durchgehend nicht mittig, sondern deutlich in der hinteren Hälfte. Ich würde grob schätzen, dass die Auslösepuppen bei einem Viertel ihres Durchmessers von ihrem hinteren Rand getroffen werden. Damit fängt deutlich weniger Puppenfilz den Aufprall der Stoßzunge ab, als möglich wäre, und ich dachte, das ist mögliches Optimierungspotential.

Heute habe ich mir ein Herz gefasst und versucht, die Auslösepuppenleiste im Diskant ein wenig nach hinten zu versetzen, um zu sehen, ob das tatsächlich etwas bringt. In der Theorie muss man dafür nur drei Kreuz-Schrauben an der Leiste lösen und kann die Leiste dann in der Tiefe verschieben (eine Schraube sieht man auf dem Bild links unterhalb vom Fänger).
normal_stosszunge-faenger-jpg.55964


In der Praxis war es ein wenig fummelig. Um an die Schrauben ranzukommen, musste ich zuerst die Stoßzungenprallleiste ein Stück nach hinten versetzen und dann war immer noch die Hammerleiste etwas im Weg für den Schraubenzieher. Ging dann aber doch irgendwie. Also die Auslösepuppenleiste ca. 1,5 mm nach hinten geschoben und dann die Auslösung kontrolliert. Die lag jetzt bei fast 1 cm :angst:! Also für eine Taste probeweise die Auslösung korrigiert und geschaut, wie eng ich die Auslösung einstellen kann. Es gingen jetzt tatsächlich ca. 2-2,5 mm ohne Probleme!:-DDie Auslösung der restlichen Diskanttasten anzupassen hat dann noch ein wenig gedauert, aber das Ergebnis war genauso erfolgreich.

Tatsächlich spüre ich die Verbesserung beim leisen Spielen, wenn ich den unteren Diskant mit der benachbarten Mittellage, die noch die alte Auslösung hat, vergleiche. Der Anschlag fühlt sich im direkten Vergleich etwas kontrollierter, gleichmäßiger und ein bisschen weniger hakelig im Druckpunkt an. Sind eher Nuancen, ist aber spürbar.

Die nächsten Tage nehme ich mir die Mittellage und den Bass vor. Wenn jemand noch Tipps hat, wie ich die Auslösepuppenleiste effizienter versetzen kann, gerne her damit!
Die Puppenleiste verstellt?!?

Das ist doch Pfuscherei und Du hast keinen gleichmäßigen Anschlag.

Richtig wäre, ein Maß zu nehmen und jede Auslösepuppe exakt einzustellen, so daß die Auslösung bei allen Hammerköpfen gleich ist.
 
Die Puppenleiste verstellt?!?

Das ist doch Pfuscherei und Du hast keinen gleichmäßigen Anschlag.

Richtig wäre, ein Maß zu nehmen und jede Auslösepuppe exakt einzustellen, so daß die Auslösung bei allen Hammerköpfen gleich ist.
Mh, ich versuche noch mal zu erklären, warum ich die Puppenleiste verstellt habe. Mein ursprüngliches Problem war ja, dass viele Tasten bei sehr festem Anschlag nicht mehr ausgelöst wurden. Als wahrscheinliche Ursache hatte @Tastenscherge zu weichen Filz der Auslösepuppen vermutet. Beheben ließ sich das Problem durch Weiterstellen der Auslösung an den Auslösepuppen auf 4 mm, was ok, aber nicht optimal ist.

Als weitere mögliche Ursache für das Problem mit der Auslösung ist mir aufgefallen, dass die Stoßzungen die Puppenfilze nicht in der Mitte treffen, sondern ziemlich weit hinten. Hierfür habe ich die Puppenleiste verstellt, damit die Stoßzunge die Puppenfilze mittig treffen, wie es sein sollte. Die durch die Verstellung der Leiste stark vergrößerte Auslösung an allen Tasten habe ich danach Taste für Taste einzeln über die Auslösepuppen auf 2-2,5 mm eingestellt. Das Problem mit der ausbleibenden Auslösung bei sehr festem Anschlag tritt jetzt nicht mehr auf. Ich finde, das ist ein Fortschritt.
 
Die Puppenleiste verstellen ist völlig übliches Vorgehen in dem Fall. Zieht halt Arbeit nach sich, aber die hält sich in Grenzen.
 

Den Pfusch haben wohl alle Instrumente gemein. :-)
 
Mh, ich versuche noch mal zu erklären, warum ich die Puppenleiste verstellt habe. Mein ursprüngliches Problem war ja, dass viele Tasten bei sehr festem Anschlag nicht mehr ausgelöst wurden. Als wahrscheinliche Ursache hatte @Tastenscherge zu weichen Filz der Auslösepuppen vermutet. Beheben ließ sich das Problem durch Weiterstellen der Auslösung an den Auslösepuppen auf 4 mm, was ok, aber nicht optimal ist.

Als weitere mögliche Ursache für das Problem mit der Auslösung ist mir aufgefallen, dass die Stoßzungen die Puppenfilze nicht in der Mitte treffen, sondern ziemlich weit hinten. Hierfür habe ich die Puppenleiste verstellt, damit die Stoßzunge die Puppenfilze mittig treffen, wie es sein sollte. Die durch die Verstellung der Leiste stark vergrößerte Auslösung an allen Tasten habe ich danach Taste für Taste einzeln über die Auslösepuppen auf 2-2,5 mm eingestellt. Das Problem mit der ausbleibenden Auslösung bei sehr festem Anschlag tritt jetzt nicht mehr auf. Ich finde, das ist ein Fortschritt.

Ich finde das Vorgehen recht plausibel und der Erfolg gibt dir recht! Wer sagt denn das die Puppenleiste seit 1983 GENAU in der von dir vorgefundenen Position ist? Durch klimatische Schwankungen kann sich bei einer Klaviermechanik so ziemlich jede Schraube lösen und sich einiges an Bauteilen vom angestammten Platz entfernen...

Kollege @Henry ist mit dem Wort "Pfuscherei" übrigens recht schnell dabei, da sollte man nichts persönlich nehmen...

Als Handwerksmeister kann ich bestätigen, dass so mancher "Pfusch" nachhaltiger und funktionaler ist, also so manch "fachgerechte" Arbeit von ausgebildeten Fachkräften, die nach Lehrbuch vorgehen! (Oder das behaupten zu tun, und ihren eigenen Pfusch so "adeln"...)
 
Das ist gut zu lesen, dass ich nicht der einzige bin, der sinnvoll findet, was ich gemacht habe.:-)

Ich habe die Aktion heute für die Mittellage und den Bass wiederholt. Beim zweiten Mal weiß man dann schon, was man tun muss und es ging deutlich schneller. Das Ergebnis war genauso erfolgreich, ich bin zufrieden. Macht schon Spaß, am eigenen Instrument zu schrauben, v.a. wenn es auch noch was bringt.
 

Zurück
Top Bottom