Flügelmechanik - Fänger: Funktionsweise und Geräusche

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17. Okt. 2021
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Die Funktion des Fängers ist doch folgende: Nachdem der Hammer die Saite angeschlagen hat, fällt er zurück, und damit er nicht unkontrolliert auf und ab schwingt (und eventuell die Saite ein zweites Mal trifft), wird der Hammerschwanz vom Fänger bei gedrückter Taste gefangen / eingeklemmt.
Der Hammerschwanz ist hinten rauh, damit er guten Kontakt zum Fänger hat. Dadurch entsteht aber auch ein Kratzgeräusch (das die einen mehr stört, die anderen weniger, und dritten fällt es gar nicht auf - das soll nicht das Thema sein).
Die Kernfrage meines Postings: Hat der Fänger in Bezug auf Repetition sonst noch eine Funktion?

Denn wenn man den Hammerschwanz glättet, reduziert man auch das Kratzgeräusch. Der Hammer wird dann zwar immer noch vom Fänger abgebremst, aber wenn der Hammerschwanz zu glatt ist, wird er nicht mehr gefangen / eingeklemmt, sondern bewegt sich ein bisschen nach oben - so wie er es normalerweise tut, wenn man die Taste ein wenig loslässt, wodurch der Fänger vom Hammerschwanz gelöst wird. Aber macht das etwas aus? Er bewegt sich nur leicht und berührt die Saite nicht.
Vielleicht ist es für die Repetition sogar förderlich, weil die Feder die Stoßzunge leichter wieder unter das Röllchen ziehen kann?

Ich habe es getestet, indem ich ein Stück Klebeband auf einen Hammerschwanz geklebt habe. Bis auf eine deutlich reduzierte Geräuschentwicklung merke ich keinen Unterschied. Übersehe ich etwas?
 
Der Hammerschwanz ist hinten rauh, damit er guten Kontakt zum Fänger hat.

Ist er das? Ich hatte schon einige neue Sätze Hammerköpfe in den Händen und die Schwänzchen waren eigentlich immer weitestgehend glatt.

Als mein Steinway begutachtet wurde, war der Techniker empört darüber, dass der vorhergehende Techniker versucht hat, die Diskrepanz zwischen Fängern aus dem 19. Jahrhundert und nagelneuen Hämmern durch Abfeilen und Aufrauhen der Schwänzchen auszugleichen. Was nicht funktioniert hat, weil die Form des originalen Fänger einfach nicht kompatibel zu neuen Hämmern ist.

Es ist eher das Leder, das ausschlaggebend dafür ist, ob der Hammer gut gefangen wird. Die übliche Abnutzung macht sich dann in zu glattem Leder bemerkbar - und ab einem gewissen Flutschfaktor wird der Hammer nicht mehr sauber gefangen. Es ist deutlich nachhaltiger und konsistenter, das Leder der Fänger mal ab und zu aufzurauhen und wenn das nicht mehr geht, dann eben neu zu beledern, als ständig an den Hammerkopfschwänzchen herumzufeilen.
 
Glatt lackiert sind sie üblicherweise nicht, und was der vorhergehende Techniker versucht hat, scheint weit verbreitet zu sein. Manchmal werden noch extra Rillen hineingefeilt, zB so:
1686864882868.png

Und wenn sie neu sind, habe ich den Eindruck, dass es sauber geschnittenes Holz ist, bei dem es keine weghängenden Fasern gibt, aber das nicht gezielt geglättet wurde. Bevor wir uns hier in Spitzfindigkeiten verlieren: Sie haben eine gewisse Rauigkeit (die sehr niedrig sein kann) und die Fänger auch. Wenn nicht genug Reibung zwischen Hammerschwanz und Fänger existiert,
wird der Hammer nicht mehr sauber gefangen.
Aber ist das schlimm? Und wenn ja, warum?
Vielleicht sind meine Triller zu langsam, aber wie gesagt merke ich keinen Unterschied.
 
Die Hammerschwänze werden grundsätzlich etwas angerauht - gibt allerdings Kollegen die es damit übertreiben und den Hammerschwanz derart "zerkratzen" daß beim Fang ein Geräusch entsteht.

In dem Fall kann man Abhilfe schaffen, in dem man das Fangleder mit Teflon glättet.

Ist der Hammerschwanz hingegen garnicht angerauht (gibt wohl auch Kollegen welche meinen, des brauchts ned), kommt es zum Durchfall des Hammerschwanzes.
 
Was meinst du mit "Durchfall"? Dass der Hammer am Fänger vorbeirutscht?
Das passiert in meinem Fall nicht. Normalerweise wird der Hammer gefangen und steht dann bei gedrückter Taste unter leichter Spannung. Bei mir ist diese Spannung so groß (bzw. die Reibung so klein), dass der Hammer für einen Moment gefangen wird, sich aber dann wieder nach oben löst - aber nie höher als die Ruhelage nach dem Abnicken.
Wenn ich die Repetitionsmechanik richtig verstanden habe, müsste das die Repetition sogar begünstigen, oder? Denn die Repetitionsfeder kann erst arbeiten, wenn der Hammer nicht mehr vom Fänger gehalten wird.
 

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