Flügelklang hart durch andere pure Klavierstimmung eines anderen Stimmers!? "Setzt" sich eine Stimmung?

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hanspetter

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Hi, ein weich klingender, wenig verstimmter Flügel klingt nach der angeblich bloßen, aber ganz anderen Stimmung (nichts sonst!) durch einen anderen Stimmer plötzlich nicht mehr kantabel, sondern brillant, dünn und klimpernd.
Ist das durch die pure andere Stimmung eines anderen Stimmers möglich?
(Beide Stimmungen klingen an sich richtig.)
Ein Pianist sagte mir, ich solle mal ein paar laute Akkorde in verschiedenen Lagen spielen, dann "setze" sich die neue Stimmung?! Bislang dachte ich, dass (laut) spielen eine Stimmung nur verschlechtern kann! Ist denn die Stimmung unmittelbar danach schlechter als wenn man anschließend etwas darauf gespielt hat?
Kann man durch anschließende Spielen tatsächlich die Stimmung/den Klang des Instruments wirklich verbessern (kein Scherz!)?
 
Hatte der Stimmer einen besonders kräftigen Anschlag?
 
...der erste Stimmer hat beim Stimmen einen harten Anschlag (Ergebnis: weicher, kantabler Klang),
der andere wohl weniger laut (Ergebnis: brillant, dünn, klimpernd)!
 
Die Stärke des Anschlags wird es nicht gewesen sein.
Ich vermute, der neue Stimmer hat so unverständig an den Wirbeln rumgedreht, dass das Wechselspiel aus Haft- und Gleitreibung am Steg zu einer Verspannung des Resonanzbodens geführt hat, der dadurch weniger schwingfähig geworden ist. Ergebnis: Der Klang ist dünn und kurz.
Das kann bei Flügeln mit dünner Berippung des Resonanzbodens (z.B. Bechstein) leicht passieren
 
Ich vermute eher, der neue Stimmer hat die Choire nicht ganz rein gestimmt oder sie haben sich durch das anschließende Spielen wieder leicht verstimmt. Verstimmte Choire werden im allgemeinen als scharf, metallen oder klirrig wahrgenommen.

Andere Möglichkeit: dir gefällt einfach die Stimmung des neuen Stimmers nicht. Warum auch immer.

Die Erklärung mit der Verspannung des Resonanzbodens halte ich für nicht richtig.
 
Ich hatte vor Jahren mal einen von Kollegen empfohlenen Billigstimmer da.

Er stimmte mit Stimmgerät.

Anschließend war das Instrument zwar sauber gestimmt, da konnte man wirklich nichts sagen - aber der Klang war "tot".

Gutes Klavierstimmen ist eben etwas, was nicht "maschinisiert" oder in vorgegebene Zahlenwerte gepackt werden kann.

Seitdem habe ich die Lektion gelernt und rufe ausschließlich den ziemlich teuren Klavierstimmer an, nach dessen Arbeit es eine Freude ist, auf dem Klavier zu spielen.

Irgendwelche Faseleien von "sich setzen" o.ä. sind natürlich kompletter Humbug.
 

Die Erklärung mit der Verspannung des Resonanzbodens halte ich für nicht richtig.

Gilt das grundsätzlich oder nur in dieem Fall? Oder kann ein Stimmer tatsächlich die Spannungsverhältnisse in einem Boden dahingehend verändern, dass der freier schwingen kann und eine bessere 'Balance' insgesamt in den Spannungverhältnissen zwischen Wirbeln, Agraffen/Capo, Stegstiften, Steg und Boden hergestellt wird?
 
Gilt das grundsätzlich oder nur in dieem Fall? Oder kann ein Stimmer tatsächlich die Spannungsverhältnisse in einem Boden dahingehend verändern, dass der freier schwingen kann und eine bessere 'Balance' insgesamt in den Spannungverhältnissen zwischen Wirbeln, Agraffen/Capo, Stegstiften, Steg und Boden hergestellt wird?

Ja, einige wenige Stimmer können das. Der Klang wird dann insgesamt voller, dynamischer und "souveräner".
 
Wenn mein Stimmer meinen Flügel stimmt, klingt er anschließend ganz wunderbar. Nichts muss sich setzen o.ä.. Er lässt sich sogar anders spielen - die Tiefe der Tasten scheint gewachsen zu sein, die Verbindung Taste, Klang, Raum ist anders und differenzierter.

Ich hatte mal einen anderen guten Stimmer hier, bei dem die Stimmung zwar o.k. war, aber der Klang metallen und nicht voll und rund. Mein Stimmer meinte bei der nächsten Stimmung "der ist ganz durcheinander". Es hat dann zwei Stimmungen gedauert, bis alles wieder war wie vorher. Wie der Stimmer stimmt, wie er die Intervalle setzt etc., bestimmt die angesprochenen Obertöne, bestimmt den Klang. Ist etwas laienhaft ausgedrückt, aber ich bin ja Laie. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Gilt das grundsätzlich oder nur in dieem Fall? Oder kann ein Stimmer tatsächlich die Spannungsverhältnisse in einem Boden dahingehend verändern, dass der freier schwingen kann und eine bessere 'Balance' insgesamt in den Spannungverhältnissen zwischen Wirbeln, Agraffen/Capo, Stegstiften, Steg und Boden hergestellt wird?

Das Thema hatten wir ja schon einmal. Meine Meinung: nein, kann ein Stimmer nicht. Hokus Pokus, Glaube, Placebo, Selbsttäuschung. Aber ich will niemandem den Glauben daran nehmen. Das ist wie bei Globuli. Wenn es einem danach besser geht (bzw. der Flügel besser kling) ist ja alles gut.
 
Mein erster Gedanke war: Er hat sie sehr rein gestimmt. :-D
Ging mir so: Als Micha das erste mal bei mir gestimmt hatte, klang der Flügel danach zwar sehr klar, aber auch irgendwie steril mit weniger Schwebungen. Er "sang" nicht mehr. Da musste ich mich erst dran gewöhnen.

Oder so herum, kann auch sein. Als ich das erste mal mit einem Stimmgerät gestimmt hatte, war ich total überrascht, wie clean die Stimmung war. Aber da ging es ja nicht um die Choire, sondern die Intervalle. Und ich kann auch nicht sagen, dass ich eine cleane Stimmung schlecht finde. Ganz im Gegenteil. Aber das ist vielleicht wirklich Geschmackssache. Jedenfalls sollte man immer einen Stimmer nehmen, mit dem man zufrieden ist. Am besten immer den gleichen.
 
Das Thema hatten wir ja schon einmal. Meine Meinung: nein, kann ein Stimmer nicht. Hokus Pokus, Glaube, Placebo, Selbsttäuschung. Aber ich will niemandem den Glauben daran nehmen. Das ist wie bei Globuli. Wenn es einem danach besser geht (bzw. der Flügel besser kling) ist ja alles gut.

Aus eigener überdeutlicher Erfahrung mit mehreren Flügeln muss ich Tastenscherge hier widersprechen. Die Effekte sind eindeutig, reproduzierbar und anhaltend. Aber ich muss das Fass hier nicht wieder aufmachen...
 

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