Ferse immer am Boden beim Gebrauch des Pedals?

Marlene

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Hallo,

In „Klavier spielen – Kleine Lehre des Pedalspiels“ von Jörg Gedan habe ich dazu leider nichts gefunden.


Czerny schreibt in seiner Pianoforte-Schule op. 500, III:

Der Spieler gewöhne sich, mit aufgehobener Fussspitze, (während die Ferse auf dem Boden ruht...

Gestern war ich bei einem sehr schönen Klavierkonzert bei dem die sehr talentiere Pianistin häufig ihre Ferse angehoben hat wobei ihr Oberschenkel den Stuhlboden berührt hat. Sie hat ihre Ferse bei allen Stücken die sie gespielt hat häufig angehoben (Mozart, Schubert, Chopin, Rachmaninov).

Jemand hat mir mal gesagt es sei eine Unsitte die Ferse beim Pedalieren nicht am Boden zu lassen. Warum wird es trotzdem gemacht?

Gruß
Marlene
 
Wird hoffentlichdie Ausnahme sein. Probiere es aus. Findest du das angenehm? Ist doch nur eine unnötige Anspannung der Beinmuskulatur.
 
Bei Jazzern, speziell den Boogie-Freaks, ist das gar nicht sooo selten. (Zwingenberger hab ich mit dem linken Fuß auf dem rechten Pedal gesehen). Bei klassischen Pianisten hab ichs noch nie bemerkt. Aber ich vermute mal: Wenn mans kann, darf man ;-)

Das ist so wie mit der idealen Sitzhaltung. Hat Gould eben nicht gebraucht.
 
Das ist so wie mit der idealen Sitzhaltung. Hat Gould eben nicht gebraucht.

Der ist auch früh gestorben. Ok, ob das auf seine Sitzhaltung zurückzuführen ist :D

Sie konnte es (unter anderem Moments musicaux op. 16 von Sergei Rachmaninov). Besonders ihr „Andante Cantabile“ war unglaublich.

Und deswegen willst du das jetzt auch machen?
 
Ich werde es nicht machen und ich habe nirgendwo geschrieben dass ich gedenke es zu tun. Es interessiert mich aber welchen Sinn es hat die Ferse anzuheben.
 
Welches Sinn hat es, z.B. die rechte Pobacke anzuheben? Sich am Ohr zu kratzen? ;-)
 
Welches Sinn hat es, z.B. die rechte Pobacke anzuheben? Sich am Ohr zu kratzen? ;-)

Du hebst die rechte Pobacke?
Wenn es am Ohr juckt, kratze ich! Warum das Ohr juckt, das weiß ich nicht :D

Es interessiert mich aber welchen Sinn es hat die Ferse anzuheben.

Vermutlich keinen größeren. Probiere es aus und merke, wie unangenehm das (zu kontrollieren) ist.
 
Das man die Ferse am Boden lässt, macht Sinn. Da ist die Gefahr, dass der Fuss unmerklich verrutscht und man das nächste Mal in 's Leere tritt, weitgehend gebannt.

Das kann jedoch nicht heißen, das man wie angenagelt auf dem Stuhl hockt. Musik ist auch Bewegung und Musik braucht auch Bewegung. Und da bewegt man eben auch mal im Eifer des Gefechtes den Fuß, den Oberschenkel oder was immer.

Ein Profi zumal kann sich das leisten. Routinierte Amateure auch. Und wenn Beginner panisch nur daran denken "oh Gott, bloß nicht den Fuß bewegen", ist das eher kontraproduktiv: sie verkrampfen.

CW
 
Naja, das einzige was mir als Begründung, die Ferse nicht auf dem Boden ruhen zu lassen, einfällt, ist, dass man mit voller Wucht von oben auf das Pedal treten wollte :D - was das aber bringen soll, ist mir schleierhaft... Denn ein ordentlich artikulierter Pedalgebrauch ist aus der Luft sicher sehr schwer möglich.
 

Evtl. nutzt sie ja, ähnlich wie das Armgewicht für die Finger, das Beingewicht für das Pedalspiel? Meines Wissens ist das bei KLW-Fahrern ähnlich (zumindest als ich Fahrschule machte, ging da nichts mit der Ferse auf dem Boden lassen), und die können ganz gut des Gaspedal kontrollieren.
 
Meines Wissens ist das bei KLW-Fahrern ähnlich (zumindest als ich Fahrschule machte, ging da nichts mit der Ferse auf dem Boden lassen), und die können ganz gut des Gaspedal kontrollieren.

Na, Du hast aber Vergleiche (kopfschüttel). Der Flügel klingt aber besser! :D


Ich dachte das macht man wenn man weiter unten spielt. Das zumindest habe ich schon oft gesehen.
 
@Curby:

Dagegen spricht nichts. Ich hab' auch nichts Gegenteiliges empfohlen.

CW
 
Selbstverständlich bleibt "die Ferse", also die Hacke des Schuhs auf dem Boden, allein, um die Muskeln nicht dauernd anzuspannen für das Heben des Fußes,und um kleine und unauffällige Pedalbewegungen zu erreichen. Das "Pumpen" ist aus meiner Erfahrung eine Eigenart von Anfängern, die das Aufpumpen eines Schlauchboots am Strand mit der Fußluftpumpe mit der Klavierpedalverwendung verwechseln... Nur aus der kleinen, Hacke-gestützten Bewegung des Fußes, kann der Spieler jenen magischen Punkt im Hub des Pedals finden, wo die Dämpfer die Seiten loslassen, bzw berühren, bzw. dieser Vorgang fließend vor sich geht. Das würde beim "Pedal-Pumpen" wohl kaum so fein dosiert und entspannt möglich sein.
 
Manche Flügel, gerade in kommunalen Kulturhäusern, stehen auf so hohen Transportrollen, dass man sonst nicht sicher auf das Pedal kommt.

Der Flügel stand auf seinen eigenen Rollen.

Für Eure Rückmeldungen bedanke ich mich, aber von meiner Seite aus hat sich die Frage erübrigt, denn ich weiß inzwischen:

- der Oberschenkel soll nicht unter dem Stuhlboden schweben
- denn: die Ferse soll am Boden bleiben
- es kann im Eifer des Gefechts passieren (ist aber nicht ergonomisch)
- es sollte aber nicht passieren – auch nicht bei Profis
- schlechte Angewohnheit lassen sich anscheinen nur schwer umkehren
 
In meiner Gegend gibt es eine Konzertpianistin, welche mit Stöckelschuhen konzertiert.
Hatte mal ein paar Stunden Unterricht genommen bei ihr, selbst im Unterricht, oder auch wenn ich ihr sonst begegne, ist sie in Stöckelschuhen unterwegs.

Es sieht nicht nur sehr cool aus, wie sie mit ihren Stöckelschuhen das Pedal nimmt, es macht meiner Meinung nach auch viel Sinn. Weil nämlich der Fuß statt angehoben, entspannt waagrecht auf dem Gas - und/oder Bremsepedal ruht beim Klavier.
Und wie schon gesagt wurde, sind viele Konzertflügel auf ekelhaft hohen Rollen, wodurch die Pedale noch ein paar Zentimeter weiter nach oben kommen.
Jedenfalls bei dieser Pianistin sieht es gut und gekonnt aus.
Natürlich bleibt die Ferse auch bei ihr "geerdet".

Also liebe Damen hier - am besten mit Stöckelschuhen spielen, macht zumindest auf mich einen sexy Eindruck und scheint mir ziemlich ergonomisch zu sein (da die Füße rel. waagrecht bleiben statt angezogen sein zu müssen):)
 
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Man könnte ja auch die Pedale bei Klavieren und Flügeln so konstruieren, dass sie TATSÄCHLICH schräg sind, wie bei Auto-Pedalen ( Gas, Bremse, Kupplung )...

Nur: Wie kämen dann wiederum die Stöckelschuhe-Spieler damit zurecht ? :D

Hab übrigens vorhin gelesen, dass ganz früher mal Pedale mal weiter oben angebaut waren und mit den Knien betätigt wurden, was man aber zügig geändert habe.

Und dass in Wien irgendwo im Museum ein Klavier aus Beethovens Zeit mit 5 Pedalen steht oder stand. Das erste Pedal: "Verschiebung" / una corda. Das 2. "Fagott", das dritte "Celesta", das vierte "Trommelschlägel" ( "drumsticks" und nach Wunsch "Triangel" ), und das fünfte das Dämpferpedal.

Quelle: Libermann-Lectures.

LG, Olli.
 
Und dass in Wien irgendwo im Museum ein Klavier aus Beethovens Zeit mit 5 Pedalen steht oder stand. Das erste Pedal: "Verschiebung" / una corda. Das 2. "Fagott", das dritte "Celesta", das vierte "Trommelschlägel" ( "drumsticks" und nach Wunsch "Triangel" ), und das fünfte das Dämpferpedal.

Dort lediglich die ersten vier Seiten der Einleitung -
 
Und dass in Wien irgendwo im Museum ein Klavier aus Beethovens Zeit mit 5 Pedalen steht oder stand. Das erste Pedal: "Verschiebung" / una corda. Das 2. "Fagott", das dritte "Celesta", das vierte "Trommelschlägel" ( "drumsticks" und nach Wunsch "Triangel" ), und das fünfte das Dämpferpedal.


Hola Olli,

dazu musst Du nicht bis nach Wien reisen. Im Beethoven-Haus in Bonn steht der Hammerflügel Conrad Graf und ich hatte die große Freude das gute Stück beim Meisterkurs von Andreas Staier zu bewundern (optisch wie klanglich).

http://www.beethoven-haus-bonn.de/s...ts&_eid=1511&_dokid=i4191&_eid=1511&_seite=15


... lediglich die ersten vier Seiten der Einleitung

Türk :). Gerade hatte ich wieder die Freude eines seiner Stücke zu üben.
 
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