Fanny Davies u. Adelina de Lara

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Fanny Davies (1861-1934) und Adelina de Lara (1872-1961) zählten zu ihren Lebzeiten zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Pianistinnen ihrer englischen Heimat. Beide absolvierten ihre Ausbildung bei Clara Schumann am Hoch´schen Konservatorium in Frankfurt am Main und waren zeitlebens um die Fortsetzung und Verbreitung der pianistischen Tradition ihrer Lehrerin bemüht. Sie knüpften nicht nur in ihrer pianistischen und pädagogischen Praxis an die musikalischen Ideale Clara Schumanns an, sondern sorgten auch im Rahmen ihrer musikschriftstellerischen Tätigkeit für deren Bekanntmachung. Die Pianistin Fanny Davies wurde 1861 in Guernsey geboren und studierte von 1883 bis 1885 bei Clara Schumann. Nach ihrer Rückkehr nach England schlug sie eine erfolgreiche Karriere als Pianistin und Kammermusikerin ein. Sie trat gemeinsam mit MusikerInnen aus dem Schumann-Kreis wie Joseph Joachim, Alfredo Piatti, Julius Klengel und Richard Mühlfeld auf. Die Schwerpunkte in ihren Konzertprogrammen lag vornehmlich in den Kompositionen Schumanns und Brahms´, darüber hinaus verfügte sie über ein vielfältiges Repertoire, das Werke von alten englischen Komponisten ebenso beinhaltete wie Kompositionen aus neuerer Zeit. In späteren Jahren ihrer Karriere trat Fanny Davies häufig mit dem spanischen Cellisten Pablo Casals auf und konzertierte auch gemeinsam mit dem Roséquartett und dem böhmischen Streichquartett. Die 1872 in Carlisle geborene Adelina de Lara studierte nach einjährigem Privatunterricht bei Fanny Davies von 1886 bis 1891 bei Clara Schumann. Nach ihrem Londoner Debüt im Jahre 1891 begann eine rege Konzerttätigkeit, die zwar immer wieder durch persönliche Schicksalsschläge unterbrochen wurde, aber dennoch über 60 Jahre andauerte. Daneben war Adelina de Lara eine gefragte Klavierpädagogin und konnte auch als Komponistin Erfolge verbuchen. Zudem gab sie zahlreiche Radiokonzerte für die BBC – eine Tätigkeit, welche für die stets unter Auftrittsangst leidende Pianistin eine wichtige Ergänzung zu ihrer Aktivität auf der öffentlichen Konzertbühne bedeutete. Das Faktum, dass Clara Schumanns pianistische Tradition gerade in England die größte Fortsetzung und Rezeption fand, war unter anderem auf ihre häufigen Konzertreisen in dieses Land zurückzuführen, welches ihr beliebtestes Reiseziel war und wo sie sich auch als Klavierpädagogin etablieren konnte. Clara Schumann verkörperte als Pianistin musikalische Auffassungen und Ideale, die in vielerlei Hinsicht konträr zur zeitgenössischen Konzert- und Klavierpraxis waren. Während herumreisende VirtuosInnen ihre fingertechnischen Fähigkeiten anhand von brillanten Bravourstücken von Komponisten wie Herz, Henselt, Thalberg, Pixis etc. zur Schau stellten, setzte Clara Schumann konsequent die Werke von Bach, Beethoven, Mendelssohn, Chopin und Robert Schumann auf ihr Programm. Ihre Interpretationen wurden von der Musikkritik mit Attributen wie Objektivität, Werktreue und Intellektualität besetzt. Ihre makellose Fingertechnik betrachtete Clara Schumann nie als Selbstzweck, sondern als notwendige Voraussetzung für eine künstlerisch anspruchsvolle Umsetzung des Notentextes. Sie war, abgesehen von ihrem Kollegen Franz Liszt auch die erste Pianistin, die den Konzerttypus des Solokonzertes einsetzte. Ihre klangästhetische Ideale lehnten sich eng an die Gesangskunst an – dazu gehörten Aspekte wie das Legato-Spiel, klare Phrasierungen sowie die Erzeugung von fließenden melodischen Linien und eines weichen, runden und singenden Tones. Die Ursprünge dieser klangästhetischen Ideale gehen bis in das späte 18. Jahrhundert zurück und wurden schon von J.S. Bach und seinem Schülerkreis vertreten. Diese musikalischen Auffassungen vermittelte Clara Schumann auch als Klavierpädagogin an ihre SchülerInnen weiter. Neben Fanny Davies und Adelina de Lara waren auch Mathilde Verne, Leonard Borwick, Ilona Eibenschütz und Alice Dessauer bedeutsame ExponentInnen der pianistischen Tradition Clara Schumanns.



Fanny Davies Schumann Kinderszenen 1/2

YouTube - Fanny Davies plays Schumann Kinderszenen (1/2)

Fanny Davies Schumann Kinderszenen 2/2

YouTube - Fanny Davies plays Schumann Kinderszenen (2/2)


Adelina de Lara Schumann Kinderszenen 1/2

YouTube - Adelina de Lara plays Schumann Kinderszenen Op. 15


Adelina de Lara " Clara Schumann and her teaching "

YouTube - Adelina De Lara - "Clara Schumann and her teaching" - Reminiscences and Examples


Adelina de Lara " spaeks on Clara Schumann "

YouTube - Adelina de Lara speaks on Clara Schumann (1949)
 
Es gibt ein 6-CD-Boxset (Pearl [99049]) "The pupils of Clara Schumann" (hier eine Besprechung), auf dem beide zu hören sind.

Ich hoffe, es kommt nicht falsch rüber, aber beim Anhören der Sinfonischen Etüden (bisher kam ich noch nicht dazu, mehr zu hören), gespielt von Adelina de Lara blieb bei mir der Eindruck, "da war der Unterricht bei Clara wohl schon eine Weile her".... Vielleicht ist es nur dieses eine virtuose Ausnahmestück, dem sie offensichtlich zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht (mehr?) gewachsen war - werde bei Gelegenheit mal die von Dir verlinkten Aufnahmen anhören.
 

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