Entstehung d. Regentropfenpréludes und der Zusammenhang mit J.S. Bach

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benny07

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Hallo erstmal,

nächsten Montag steht bei mir das mündl. Abitur an. Das Thema wie ich es gestern erfahren habe ist: Frédéric Chopin – Regentropfenprélude

Da es eine Präsentationsprüfung ist, habe ich mir folgendes überlegt. Zunächst würde ich eine kurze Biographie über Chopin nennen. Dazu habe ich auch schon etwas in Büchern gefunden und es soll zum Thema hinführen.

Ein wenig unklar bin ich mir was folgende Punkte betrifft:
1. Der Zusammenhang mit J.S. Bach sowie 2. Die Entstehung d. Regentropfenpréludes

Der Zusammenhang ist auf die Préludes bezogen. Was ich bisher erfahren habe ist, dass Bach seine Stücke chromatisch angeordnet hat, Chopin hingegen im Quintenzirkel.
Was würdet ihr hier noch nennen?

Über die Entstehung ist auch nicht sicher wo es entstanden ist und wie. Man erzählt ja oft dass es im Kloster in Mallorca entstanden ist, doch habe ich heute gelesen dass es dort lediglich seine Préludes fertig geschrieben hat, sodass es wohl nicht ganz wahr ist dass es an einem regnerischen Tag im Kloster von Mallorca entstanden ist.
Wisst ihr hier vllt mehr?

Nach dem 10min. Vortrag werde ich das Prélude vorspielen. Danach folgt das Kolloquium also nochmals 10 diesmal mit fragen vom Prüfer. Was denkt ihr könnte hier über das Thema hinaus gefragt werden? Also was ich quasi als Hintergrundwissen parat haben müsste?
Nicht dass ich dann dastehe und nicht mehr weiterweiß:confused:...

Danke für jegliche Tipps die ihr mir geben könnt.:)

Viele Grüße
Benny07


p.s.: falls es das falsche Forum ist, bitte verschieben
 
Also: Chopin's Freundin, die sich George nannte, hat die Geschichte mit dem Regentag im Kloster erfu ähm berichtet. Ob es sich wirklich um dieses Prelude in Des-dur gehandelt hat, ist umstritten.

J.S.Bach hat ein Werk "Das Wohltemperirte Clavier" komponiert, es besteht aus 24 Fugen denen jeweils ein Präludium vorangestellt ist, in jeder Tonart ein Präludium und eine Fuge.

Chopin haben die Fugen anscheinend nicht so interessiert, er hat daher nur 24 Präludien (franz.: Preludes) komponiert, in jeder Tonart eines.

Im Gegensatz zu Bach, der seine Stücke chromatisch aufsteigend angeordnet hat, also C-dur, c-moll, Cis-dur, cis-moll, D-dur, d-moll etc.

hat Chopin seine Preludes nach der Reihenfolge des Quintenzirkels angeornet.
Auch er beginnnt mit C-dur, dann folgt a-moll (Paralleltonart von C-dur), G-dur, e-moll, D-dur, h-moll etc.

Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein ^_^
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
hallo,

vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, "Zeit zu schinden" und damit unangenehmen Fragen auszuweichen: Du könntest darauf hinweisen, dass das erste Praeludium des ersten Bands von Bachs wohltemperiertem Klavier in C-Dur steht und als erstes eine Kadenz vorstellt. Dieser ANFANG war für Chopin inspirierend genug, um selber zweimal am Beginn eines "Zyklus" von Klavierstücken mit C-Dur zu beginnen, und das ebenfalls gleich in den ersten Takten mit einer (bei Chopin erweiterten) Kadenz: das erste der Preludes und die erste Etüde op.10 Nr.1. Nicht unwesentlich hierbei ist, dass alle drei Stücke eher "fugurativ" ausgearbeitet sind (mittels Arpeggien in Bewegung gebrachte Akkorde/Harmonien, keine primäre "Melodie" nebst Begleitung). Das hat immerhin dazu geführt, dass Debussy genau diese Art von "Beginn" oder "Initiation" in C-Dur (mit Arpeggien) liebevoll im "Dr. Gradus" in seinem Zyklus Childrens Corner parodiert.

Auf jeden Fall ist interessant und symptomatisch, dass - ausgehend vom Bachschen Modell - mehrmals das praeludierende Arpeggieren in C-Dur wie eine Art "Anfang", wie eine Art "neu Erfinden von Musik", also im wörtlichen Sinn als Initiation demonstriert wird.

Ansonsten hat das Chopinsche Prelude in Des-Dur nichts mit Bach zu tun - hier geht es eher um die Anordnung von Klavierstücken und speziell um das Komplettieren der 2 mal 12 Tonarten, womit im Sinn der Totalität alle tonalen Möglichkeiten zusammengestellt werden (ganz naiv: weil es nicht noch mehr Tonarten gibt, was auch so eine Art "Anspruch" beinhaltet)

im Sinne des "Zeitverbrauchs" kann es auch nicht schaden, die beliebte Entstehungslegende des Des-Dur Preludes auszubreiten, um danach ein paar Worte über das typisch romantische Geniebild einzuflechten :) - entgegen mancher Eigen- und Fremddarstellungen hatten Chopin & Co. ihre Werke eben nicht eruptiv in einem Zug niedergeschrieben (wie es z.B. Berlioz über seine fantastische Sinfonie schwadroniert), sondern doch recht lange und akribisch ausgefeilt (die Preludes sind leider nur teilweise auf Mallorca entstanden...)

Gruß, Rolf

Gruß, Rolf
 
hallo,

soweit ich es überblicke, hat benny nun genügend Ansatzpunkte, um 10min lang über das Prelude zu reden :)

bzgl des "Titels" bzw. der Gattungsbezeichnung von op.28 noch ein kleiner Hinweis: Chopin wählte grundsätzlich neutrale Gattungsbezeichnungen für seine Klavierwerke, wollte von "poetischen Titeln" nichts wissen (so gehen Namen wie "Regentrofpenprelude, Revolutionsetüde" etc nicht auf den Komponisten zurück.) - die Ausnahmen hiervon betreffen nur Frühwerke, u.a. für Klavier und Orchester.

Die "Skizze" oder "Skizzenartiges", auch "Fragmente" und Miniaturen etc sind durchaus romantische bzw von den Romantikern verwertete/eingesetzte Haltungen - nicht umsonst verwendet Schumann einen Titel wie "Ruinen". In diesem Sinn deutet der Zeitgenosse Schumann auch die Chopinschen Preludes und findet schöne Worte zur romantischen Deutung des neutralen Gattungsnamens "Prelude": dass sie eben doch nichts prealudierend einleiten (denn auf kein Prelude folgt irgendwas), sondern gleichsam Skizzen und einzelne "Adlerfittiche" seien. Möglicherweise war für Chopin "Prelude" die neutrale Gattungsbezeichnung für so romantisch-skizzenartige Entwürfe bzw. Miniaturen, die noch am ehesten zu seiner bunten Sammlung mehr oder weniger kurzer Stücke passt. Für Mendelssohn war die Übersetzung von "chant sans paroles" der angemessene Begriff, später für Reger "bunte Blätter", Skrjabin, Rachmaninov, Debussy wählen "Prelude" - jedem Tierchen sein Plaisirchen :)

Gruß, Rolf
 
Das Prélude in h-moll wurde, früher zumindest, ebenfalls als "Regentropfenprélude" bezeichnet, hat ja auch diese durchgängigen Achtel-Repetitionen.

Auch wenn kein direkter Zusammenhang mit Bachs WTK bestehen mag, so wurde Chopin wohl doch zumindest davon inspiriert. Bekanntlich hat er ja oft daraus gespielt. Dass er keine Fugen dazu komponiert hat dürfte wohl schon allein daran liegen, dass Klavierfugen nach Beethoven im ganzen 19. Jh. vollkommen "out" waren.
 
Zumindest ist belegt, dass unter den wenigen Noten, die Chopin mit nach Mallorca nahm, sich Bachs WTK befand, und weiterhin, dass er in Mallorca an den Preludes arbeitete.
 
Hallo, danke erstmal für die schnellen Antworten!:)

Was den Zusammenhang mit Bach betrifft, so war es anscheinend so, dass Chopin von Bachs Werk inspiriert wurde!? Wollte er deshalb ebenfalls einen Prélude-Zyklus schreiben oder wie Rolf meinte, dass er unter „Prélude“ lediglich eine neutrale Gattungsbezeichnung verstand?


Zur Entstehung: Wahrscheinlich werde ich auf die Legende zurückgreifen, aber woher stammt diese? George Sand war Schriftstellerin, könnte es auch sein dass sie in dieses Prélude „zuviel“ hineininterpretiert hat bezüglich Tonmalerei? Chopin wollte ja von der Programmatik nichts wissen. War es also wahrscheinlicher, dass er dieses Prélude in Mallorca nur zu Ende schrieb, da Rolf ja auch sagte dass diese Künstler sie nicht an einem Zug niedergeschrieben haben?

Und wer gab ihr den Namen „Regentropfenprélude“?

10-min. sollte ich schon darüber reden können, ich muss halt schauen was wichtig ist und alles unnötige weglassen. Was mich bei der anschließenden Befragung erwartet bin ich mal gespannt:?.

Gruß
Benny07
 
Bei Präsentationsprüfungen sollte man sich hüten zu sehr vom Thema abzuschweifen, 10 minuten sind eigentlich keine Zeit zum mühsam auffüllen, sondern eher zum mühsam die Quintessenzen herauszuarbeiten. Wollt ich nur sagen weil du oben mit einer Biographie einsteigen wolltest, und eigentlich die Biographie nicht das Thema zu sein scheint, ich würde nur den Teil der Biographie erwähnen der für die Fragestellung der Prüfung relevant ist.

Zum zweiten macht man sich mit sowas ein bisschen angreifbar, normalerweise kennen sich die Prüfer besser aus als man selber, das provoziert Kritik und nachfragen.

Soweit von mir, mit themenbezogener Hilfe kann ich leider nicht aufwarten, nur mit den Erfahrungen die ich in Prüfungen gemacht habe.
 
sooooo, ich kann erfreuliches berichten!

Den Vortrag habe ich rel. frei halten können, hab wirklich alles auf 10 min komprimiert so wie es doctorgradus meinte:smile:

Zum Vorspiel meinte die Prüferin dass meine Regentropfen eher Hagelkörner sind und ich mehr auf die Dynamik achten sowie etwas weniger Pedal benutzen soll.
Wenn ich das Prélude mal eingespielt habe werde ich es hier hochladen...

Ansonsten vielen Dank für eure Tipps!

Gruß
Benny 07
 

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