"Entspannung" der Hand/Bewegungsführung von Arm und Hand

Kaltstoff

Kaltstoff

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5. Apr. 2021
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So ihr Lieben,

wie versprochen ein erstes Beispiel eines möglichen Einstiegs anhand des "Stückchen" aus dem Album für die Jugend von R. Schumann. Ich verlinke es in obige Liste von Beitrag 2 dieses Fadens und werde dies auch bei von anderen geposteten Beiträgen tun.

Hier das Notenbeispiel:

Den Anhang 41630 betrachten

Wenn wir uns die Struktur des Werks anschauen, gibt es drei Klangschichten/Stimmen. Die Melodie (rechts) wird (meistens) von parallel geführten Dezimen begleitet (Unterstimme links) und in der Mitte (Daumen links) erklingt als Wechselnote (meistens) das g' und hält so den die Melodie stützenden Klangteppich aufrecht.

Nun könnte man als Lehrer dem Schüler sagen: "Hier hast du das Stück, üb bis nächsten Mal nur die rechte Hand, dann die beiden Außenstimmen, dann nur links."

Sehr viel nachhaltiger und effektiver ist es jedoch, diese Strukturen als Erstes auditiv erfahrbar zu machen. Es reicht, dazu den ersten Bogen des Stücks zu wählen:

Den Anhang 41631 betrachten

1. Der Lehrer spielt die Melodie vor und gibt den ersten Ton vor (e''), der Schüler spielt die Melodie nach Gehör nach.
2. Der Lehrer fordert den Schüler auf, die Melodie mit darunter liegenden Terzen zu begleiten.
3. Nun keine Terzen, sondern Dezimen. Der Lehrer fragt den Schüler, wie er die beiden Stimmen dynamisch gestalten würde (Melodie ca. mf, Unterstimme p), der dies dann auch realisiert.
4. Schüler spielt die beiden Stimmen noch einmal, Lehrer spielt die Mittelstimme (g'...) pp dazu.
5. Lehrer stellt jetzt erst den Notentext aufs Pult, der Schüler zeigt dort, was er gespielt hat, wo die Stimmen zu finden sind. Die Struktur des Beginns, der Stimmen und zugehörigen Dynamik/Klangdifferenzierung sowie des gesamten Stückes wird untersucht.
6. Übestrategien werden gemeinsam erarbeitet (z.B. abschnittsweise nur Melodie spielen, dann Melodie und Unterstimme, dann links allein, später komplett.

Die Schritte können ergänzt werden durch jeweiliges Vor- oder Mitspielen des Lehrers, Aufschreiben der Melodie ..., Transponieren u.a.. Der Vorteil bei dieser Herangehensweise liegt im sofortigen Erfassen der Struktur über das Ohr. Die Klangvorstellung ist sofort präsent, die Töne werden nicht einzeln, sondern im Zusammenhang und in der jeweiligen Struktur wahrgenommen. Es wird sofort musiziert. Die Erfahrungen werden auf den weiteren Verlauf des Stücks übertragen.

Selbstverständlich kann man auch andere Herangehensweisen wählen, aber diese finde ich hier besonders geeignet.

Liebe Grüße

chiarina
Hallo Chiarina,

hast du einen Tipp, wie die linke Hand dabei gut entspannen kann?
Meine ist (nicht nur bei diesem Stück, sondern generell) sehr angespannt, die Finger wolle nicht locker liegen. Ich spiele die linke Hand deshalb zum Üben allein und ganz langsam und mache auf g Pause, kontrolliere, ob alles noch locker bzw. lasse wieder locker.
Vielleicht hast du noch eine weitere Idee?

LG Kaltstoff
 
Hallo Chiarina,

hast du einen Tipp, wie die linke Hand dabei gut entspannen kann?
Meine ist (nicht nur bei diesem Stück, sondern generell) sehr angespannt, die Finger wolle nicht locker liegen. Ich spiele die linke Hand deshalb zum Üben allein und ganz langsam und mache auf g Pause, kontrolliere, ob alles noch locker bzw. lasse wieder locker.
Vielleicht hast du noch eine weitere Idee?

LG Kaltstoff
Liebe Kaltstoff,

ich habe schon eine Idee :003: - leider ist die Umsetzung nur live effektiv zu zeigen und realisieren. Ich versuche es mal schriftlich:

ein sehr entscheidender Faktor für ein gelöstes Klavierspiel ist die Armführung. Viele denken primär von den Fingern aus und die Folge ist u.a. oft eine verkrampfte Hand und schlechter Klang.

Richtig ist, dass der Arm den Fingern übergeordnet ist, d.h. dass der Arm Töne und Klangstrukturen in Ellipsen und Schwüngen zusammenfasst und die Finger die Feinarbeit machen.

Deine Finger liegen also vermutlich nicht locker, weil der Arm ihnen nicht hilft bzw. nicht die Führung übernimmt. Du solltest nicht aus den Fingern spielen, sondern überlegen, welche Armbewegung für dich nötig ist, was sich gut anfühlt und gut klingt. Achte auch darauf, nicht zu nah am Klavier zu sitzen und probiere mal, ob das Problem auch auftaucht, wenn du links eine Oktave tiefer spielst. Nun aber zur Armführung:

Eine wichtige Bewegung des Arms ist der Schwung nach vorn. Stell dich mal hin, halte die Unterarme parallel zum Boden und bewege deine Arme aus dem Rücken wie die Kuppelstangen einer Dampflok nach vorn und zurück. Dasselbe nun im Sitzen am Klavier.

Dann legst du deine Hände aufs Klavier und wiederholst die Bewegung ohne zu spielen.

Nun wieder dasselbe, aber die Finger bleiben jetzt an Ort und Stelle (nicht rutschen!). Die Bewegung führt dazu, dass das Handgelenk nun hoch geht, weil der Weg sich verkürzt. Am Anfang sollte man die Bewegung übertreiben, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Die Finger haben dabei immer Tastenkontakt!

Nun schlägst du den dritten Finger einer Hand mit dieser Bewegung an. Der Arm übt durch diesen Schwung nach vorn (nur nach vorn!) einen Impuls auf die Taste aus. Durch diese Bewegung wird die Taste angeschlagen. Nach dem Schwung Hand und Arm leicht machen und wieder zurückgehen in die Neutralposition (Hand und Arm bilden ungefähr eine Gerade), während der dritte Finger die Taste so leicht wie möglich hält, dass sie gerade nicht nach oben geht. Jeden Finger so spielen. Immer Tastenkontakt bewahren!

Diese Bewegung kannst du auch für die linke Hand des Stückchens nutzen. Der Arm geht nach vorn bei der Unterstimme und beim g' ganz leise und leicht wieder zurück. Du schaukelst praktisch vor und zurück, aber immer mit Kontrolle des Ohrs - die Unterstimme ist ja nur piano, das g' sogar pp. Du kannst die Bewegung aber auch erst mal lauter üben und anfangs die Bewegung übertreiben. Niemals drücken, sondern mit Leichtigkeit spielen.

Man kann die linke Hand auch mit Anteilen von Rotation oder nur mit Rotation spielen. Zur Übung stellst du dich in obiger Position (Unterarme parallel zum Boden) noch einmal hin und bewegst deine Unterarme so, als würdest du einen Türknauf umdrehen. Das nennt man Rotation - macht man es schnell, auch Schüttelung. Dabei dreht sich die Speiche um die Elle und es ist eine Bewegung initiiert vom Ellenbogengelenk.

Vielleicht helfen dir ein paar Videos zur Veranschaulichung des Armschwungs nach vorn:






Aber leider kann man viel falsch machen bei solchen neuen Bewegungsmustern und Koordinationen. Es braucht eigentlich einen Lehrer, der anleitet und korrigiert. Aber vielleicht helfen die die Hinweise zumindest in der Richtung, dass du höchstwahrscheinlich den Arm und die Armführung mehr einbeziehen solltest.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe @chiarina ,

:herz:lichen Dank für deine ausführliche, hilfreiche Antwort! Ich hab es gleich ausprobiert und Tatsache, es klappt viel besser! :011:
Zumindest wenn ich links solo spiele, bleibt alles überraschend mühelos entspannt. Zusammen mit rechts verfalle ich leider in meine alten Bewegungsmuster. Aber das ist nicht schlimm - ich kann ja ganz in Ruhe erstmal nur links üben. Dass die Hand sich mal gewöhnt und beruhigt.

Das sind diese erstaunlichen und erfreulichen Momente, von denen ich immer wieder welche habe, in denen mir durch eine verhältnismäßig kleine Änderung im Körper etwas plötzlich ohne Wiederholung viel geschmeidiger gelingt.

Auch die verlinkten Videos sind sehr prima (an sich und zur Veranschaulichung im Speziellen).
Ich werde deine Anregungen mit meinem KL durchsprechen.

Schönen Abend wünscht dir
Kaltstoff
 
Hallo,

nachdem mein Frage nun von den Mods zum Thema gemacht wurde, möchte ich noch zwei weitere Fragen anschließen.

Konkret zum Beginn des Solfegietto von C. P. E. Bach:
https://www.music-scores.com/png/ba_cpe_sol.png
Ich mache da mit der linken Hand automatisch/instinktiv eine leichte Rotation (Supination, wie ich nun weiß:-)). Mein KL möchte, dass ich das vermeide und mit den Fingern ganz dicht an den Tasten spiele wg. der Geschwindigkeit.
Wie ist eure Einschätzung dazu?

Allgemein frage ich mich, gibt es Gesetzmäßigkeiten zum Einsatz bestimmter Bewegungen, z.B. Albertibässe immer mit "Dampflokbewegung" à la @chiarina, Arpeggien mit Supination, Tonleitern dicht an den Tasten o.ä.?
Oder werde ich im Laufe der Zeit durch Lernfortschritte intuitiv die passenden Bewegungen anwenden können?

Liebe Grüße von Kaltstoff:blume:
 
Ich bin ja selbst Anfängerin und habe bzw. hatte dieselben Probleme wie Du. Weil ich viel zu sehr mit den Fingern und ohne Rotation bzw. Handgelenkskreis gespielt habe. Nun habe ich daran gearbeitet, und es wird langsam immer besser. Ich mache dabei allerdings recht übertriebene Bewegungen, weil ich sonst wieder in mein altes Bewegungsmuster verfalle. Sieht manchmal aus, wie ein Huhn, das mit den Flügeln schlägt und gackert. :-)Auch hebe ich die Hände sehr weit von den Tasten ab, was ich vorher nie getan habe. Meiner Klavierlehrerin gefällt das auch nicht, aber da muss sie jetzt durch. Ich denke, es ist wichtiger, dass ich keine Schmerzen habe, als dass meine Klavierlehrerin glücklich ist. ;-)
Zumal ich auch festgestellt habe, dass ich durch die Rotation jetzt schneller und flüssiger spielen kann. Also das kommt der Geschwindigkeit eher zugute. Vielleicht nicht bei sehr komplizierten Stücken, aber die kommen ja erst später. Jetzt bei den einfachen Stücken wie dem, was Du hier verlinkt hast, gewinnt die Geschwindigkeit durch die Rotation auf jeden Fall, statt dass es langsamer wird.
In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass meine Bewegungen kleiner und unauffälliger werden und meine Hände wieder näher an den Tasten bleiben können, ohne dass ich Schmerzen bekomme. Also ich glaube, das kommt mit der Zeit. Aber es braucht auch einige Zeit. Ich mache das jetzt schon ein paar Wochen. Und wahrscheinlich werden es Monate, bevor ich ganz auf die Bewegungen verzichten kann bzw. nicht mehr darauf achte und es automatisch richtig mache.
 
Hallo,

nachdem mein Frage nun von den Mods zum Thema gemacht wurde, möchte ich noch zwei weitere Fragen anschließen.

Konkret zum Beginn des Solfegietto von C. P. E. Bach:
https://www.music-scores.com/png/ba_cpe_sol.png
Ich mache da mit der linken Hand automatisch/instinktiv eine leichte Rotation (Supination, wie ich nun weiß:-)). Mein KL möchte, dass ich das vermeide und mit den Fingern ganz dicht an den Tasten spiele wg. der Geschwindigkeit.
Wie ist eure Einschätzung dazu?

Allgemein frage ich mich, gibt es Gesetzmäßigkeiten zum Einsatz bestimmter Bewegungen, z.B. Albertibässe immer mit "Dampflokbewegung" à la @chiarina, Arpeggien mit Supination, Tonleitern dicht an den Tasten o.ä.?
Oder werde ich im Laufe der Zeit durch Lernfortschritte intuitiv die passenden Bewegungen anwenden können?

Liebe Grüße von Kaltstoff:blume:
Liebe Kaltstoff,

es gibt schon grundsätzliche Bewegungsmuster, die im Unterricht vermittelt werden sollten. Dazu gehören die genannte Schubbewegung des Arms nach vorn, elliptische Bewegungen, die Rotation, verschiedene Möglichkeiten des staccato-Spiels (Impulse je nach gewünschtem Klang vorrangig aus den Fingern, dem Unterarm .....) u.a.. Letztlich werden alle Bewegungsmöglichkeiten der Gelenke genutzt, die deshalb immer durchlässig und in Bewegungsbereitschaft sein sollten.

Welche Bewegung man für welchen Klang benutzt, kann unterschiedlich sein. Bewegungsmuster richten sich nach dem, was vor und nach der entsprechenden Stelle erklingt/geschieht, nach dem, wie die Klänge am bequemsten und klanglich besten zu realisieren sind und nach der persönlichen Disposition und Veranlagung des Spielenden.

Ich handhabe es so, dass ich verschiedene Grundmuster an Bewegungen meinen Schülern beibringe (Übungen und Umsetzung in Stücken), und sie mit zunehmender Sicherheit die gelernten Bewegungsmuster in Stücken individuell umsetzen. Kontrolle hat immer das Ohr - klingt es noch nicht so wie gewünscht, wird etwas an der Bewegungsausführung verändert.

Wenn man nämlich verschiedene Pianisten anhört und -schaut, spielt jeder mit einer individuellen Technik, auch wenn die Grundmuster gleich sind. Bei Horowitz sieht man die Ellipsen kaum mehr, bei Lisitsa extrem, der eine sitzt höher, der andere tiefer, der eine bewegt sich viel, der andere wenig, der eine spielt einen Akkord mit der genannten Schubbewegung, der andere von oben .... . Es gibt nicht nur eine mögliche Ausführung.

Trotzdem wird jeder Pianist bei Tremoli Rotation nutzen ( je nach Anforderungen nicht ausschließlich). Er wird mit elliptischen Bewegungen Töne zusammenfassen - bei keinem guten Pianisten sieht sein Klavierspiel eckig aus. Bei Albertibässen KANN die Rotation vorrangig sein (die man übrigens absolut dicht an den Tasten ausführen kann), man kann die Figur aber auch anders spielen (z.B. mit Arm-nach-vorne-Bewegungen oder Ellipsen oder allem).

Beim Solfeggietto würde ich links keine Rotation verwenden, sondern eine elliptische Bewegung, bei der der Arm ein umgekehrtes U, eine Art Regenbogen malt. Das Stück ist sehr gut geeignet, um zu erfahren, wie sehr bei solch schnellen Passagen und Koloraturen der Arm führt und die Finger die Feinarbeit und Artikulation machen. Im langsamem Tempo kann man die Bewegungen ruhig übertreiben, im schnellen Tempo werden sie immer kleiner.

Bei dem Stück verteilen sich die Koloraturen auf beide Hände, die zusammenarbeiten und sich wie eine Einheit zusammen bewegen. Ähnlich wie eine Schlange. Die Töne in einer Hand werden zu einer Ellipse zusammengefasst, die rechte Hand auf ZZ. 2 im ersten Takt bewegt sich z.B. in einer Ellipse gegen den Uhrzeigersinn. Die linke Hand übergibt an die rechte, die rechte an die linke und so entsteht eine Armführung vorwiegend in Ellipsen, bei der beide Arme eine Einheit bilden. Leider ist das nur live zu zeigen. Die Armführung ist aber essentiell und die Voraussetzung für wirklich schnelles Spiel! Armführung schließt Tastenkontakt nicht aus - Tastenkontakt ist in den meisten Fällen sehr sinnvoll und notwendig!

Liebe Grüße

chiarina
 
(...) und so entsteht eine Armführung vorwiegend in Ellipsen, bei der beide Arme eine Einheit bilden. Leider ist das nur live zu zeigen.
Ach ja, leider (zumindest jetzt grade im Moment für mich)! Kann mir den Unterschied zwischen Rotation und Ellipsen nicht so richtig vorstellen/diesen umsetzen.

Habe im März wieder Unterricht, wegen Handicap macht mein KL vorübergehend Hausunterricht, sehr freundlich von ihm. Da werde ich all das ansprechen und mir von ihm vormachen lassen, ich hoffe, glaube auch, er kennt sich damit aus.
Die von dir genannten PianistInnen schau ich mir an, vielleicht wird es mir dann plastischer.
In "Klavierchoreographie" von Seymour Bernstein steht auch so einiges, mal sehen, ob mir das hilft. Und das Buch von Kratzert habe ich auch zu Hause, auch wenn er mich nicht als Leserin will. :-)
Auf deiner Website hast du ein Buch von Peter Feuchtwanger verlinkt, könnte das auch helfen?

Liebe @chiarina, danke für deine Zeit und Mühe! :blume:
 
Vor allem: Bei guten Pianisten bleibt die Bewegung NIEMALS STEHEN! Die Arme sind permanent in Bewegung, mal langsamer, mal schneller, mal ausladender, mal kleiner. Auch bei Pausen, Fermaten oder Musik, die "abgehackt" klingen soll!

Dies ist etwas, was Klavierschüler sehr oft falsch machen, sie stoppen oft. Vor allem auch im Übeprozess. Es muss von vornherein mit eingeübt werden, niemals zu stoppen / "einzufrieren".
 
Du wirst vermutlich insbesondere bei Akkorden ständig stoppen - entweder weil Du merkst "oh, welche Töne muss ich hier alle anschlagen?" und "Finger kurz sortieren" musst oder weil Du, bevor Du "runterdrückst", kurz die Tasten anfasst und an der Stelle daher kurz stoppst. Richtig wäre, die Bewegung einfach ohne Bremsung oder Stopp durchgehen zu lassen (als wäre die Tastenfläche ein Wasserspiegel, in den man einfach eintaucht).
 
Habe in den letzten Tagen bewusst auf den Armeinsatz geachtet, sowohl bei bereits erarbeiteten Stücken, als auch bei zwei neuen kleinen Burgmüller-Etüden (wie gehe ich spontan an die Sache ran?). Bei manchen Stellen ergibt sich eine Art natürliche Bewegung, da fühle ich mich relativ sicher, dass diese physiologisch und angebracht ist, bei anderen Stellen weiß ich nicht so recht. Alles natürlich über Hörkontrolle, wie ihr das geschrieben habt. Das mache ich sowieso.
Bei manchen schnellen Sechzehntelläufen (nennt man das so?) bewegt sich mein Arm nur minimal, kaum sichtbar, es sind eher die Muskeln bzw. Fingersehnen.
Oft gibt es Stellen, da bin ich mit dem Klang sehr unzufrieden und probiere verschiedene Haltungen und Bewegungen aus, um den zu optimieren nach meiner Vorstellung, aber es gelingt mir nicht! Das sind u.a. die Punkte, die ich mit dem KL besprechen muss.
Was mich besonders nervt, weil ich keine gute motorische Lösung finde, ist, dass ich irgendwie über manche Sechzehntelpassagen keine Kontrolle zu haben scheine in den Fingern, also dass zwei Sechzehntel minimal kürzer angeschlagen werden/klingen als der Rest des Grüppchens, v.a. im 4./5. Finger, oder dass mir ein Sechzehntel zu laut erscheint innerhalb einer Gruppe, die eigentlich homogen und gleichmäßig sein soll.
Versteht jmd., wie ich das meine? Jmd. eine Idee?
(Ein Erfolg: In einem Stück mache ich eine elliptische Armbewegung, um die letzte Sechzehntel nicht so rauszuplotzen, sondern wie gefordert leiser erklingen zu lassen - siehe da, es klappt!)
 

Was mich besonders nervt, weil ich keine gute motorische Lösung finde, ist, dass ich irgendwie über manche Sechzehntelpassagen keine Kontrolle zu haben scheine in den Fingern, also dass zwei Sechzehntel minimal kürzer angeschlagen werden/klingen als der Rest des Grüppchens, v.a. im 4./5. Finger, oder dass mir ein Sechzehntel zu laut erscheint innerhalb einer Gruppe, die eigentlich homogen und gleichmäßig sein soll.
Versteht jmd., wie ich das meine?

Das kenne ich nur zu gut, das ging mir damals z.B. bei der rechten Hand in den Takten 4-6 der Burgmüller Etüde Arabesque ähnlich, der 3 und/oder 4 Finger war oft kaum zu hören, der 5. Finger polterte dann am Ende total raus und gleichmäßig waren die 16tel anfänglich auch nicht.
Das wurde erst besser, als ich mit meinem Arm wirklich eine eliptische Bogenbewegung nach unten und rechts gemacht habe, vielleicht hilft das Bild einer Hängebrücke über die man gehst.
Bei mir haben sich bei dieser Bewegung dann alle Finger fast von alleine auf die Tasten gelegt.
Am Ende muss man bei einer Hängebrücke ja wieder leicht aufwärts gehen, diese leichte Aufwärtsbewegung macht dann am Ende auch mit meinem ganzen Arm. Dadurch habe ich weniger Gewicht auf meinem kleinen Finger und der letzte Ton knallte nicht mehr heraus.

Ich kann es leider nicht besser beschreiben.
 
Das wurde erst besser, als ich mit meinem Arm wirklich eine elliptische Bogenbewegung nach unten und rechts gemacht habe
Ja, die Arabesque ist tatsächlich eine der Etüden, die ich meinte! Aber ich mache den Bogen nach links unten, körpereinwärts.:denken:
Achtet dein KL auf die Bewegungen? Hat er dir das erklärt/gezeigt?

Das Gleiche wollte ich auch @Annaklena fragen: Wie kamst du zu den Armbewegungen, wenn deine KL das nicht so gut findet? Wer zeigte dir dies?
 
Liebe Piassion,

wie @mick sagte, geht es beim Klavierspielen vor allem Koordination als um Kraft. Das betrifft auch den vierten und fünften Finger.

Mach mal ein Experiment:

a) leg deine rechte Hand auf die Klaviatur und spiele einigermaßen gemütlich 4-5-4-5-4-5.... . Wie fühlt sich das an, wie klingt es und wie stehen diese beiden Finger auf der Taste (Hand-/Armposition)?

b) geh nun mit dem rechten Ellenbogen etwas weiter nach außen. Wie stehen nun die Außenfinger auf der Taste? Spiele wieder 4-5-4-5-45-... und hilf den beiden Fingern mit dem Arm. Der darf nicht starr sein und festkleben, sondern schwingt leicht.

Der Arm führt und bringt die Finger in meist elliptischen Bewegungen zu den Tasten, so dass sie möglichst bequem anschlagen können. Gleichzeitig fasst er mehrere Töne/musikalische Bausteine und Elemente zusammen unter eine Bewegung. Außerdem gleicht er die verschiedenen Fingerlängen aus.

Er führt also übergeordnete Bewegungen aus und die Finger machen die Feinarbeit. Das ist eine sehr koordinative Angelegenheit. Wenn man nun die Finger stärken will, besteht die Gefahr, dass diese Koordination unterbrochen wird. Es besteht sogar die Gefahr, dass überflüssige Anspannung erlernt wird durch solche Übungen. Daher würde ich mit so etwas lieber warten, bis du wieder Klavierunterricht hast.

Wenn du willst, kannst du aus den Etüden op. 100 von Burgmüller L'Adieu und Consolation probieren:

https://imslp.simssa.ca/files/imgln...SIBLEY1802.14955.03fc-39087009939820score.pdf

Den Anhang 30927 betrachten

Den Anhang 30928 betrachten

Aber bei diesen Etüden geht es um eine gute Armführung und die Schulung der genannten Koordination in enger Verbindung mit dem Klang. Ich weiß nicht, ob das allein ohne Lehrer möglich ist.

Frag doch deinen Lehrer telefonisch oder per mail, was du in dieser unterrichtsfreien Zeit machen kannst. Zum Stöbern hier ein paar links aus dem clavio-Archiv:

https://www.clavio.de/threads/spiel...-repetitionen-spruenge-triller-tremoli.19689/

https://www.clavio.de/threads/etuede-zum-trainieren-des-4-und-5-fingers.10166/

https://www.clavio.de/threads/tonleitern-arpeggien-gelaeufigkeit.19680/

Du könntest auch mal allerhand lustige Dinge veranstalten, z.B. "Alle meine Entchen" nur mit dem 4. und 5. Finger spielen, mal rechts, mal links, mal unisono, transponiert ..... :003:

Liebe Grüße

chiarina

Das sind genau die beiden Etüden von Burgmüller, die mir mein KL empfohlen hatte zur Entspannung der Hand und Fingerfertigkeit vor der OP. Obwohl ich weiß, er ist ein guter KL, freut mich diese Bestätigung.:-)
 

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