eine Pianistin im höchsten Amt der Schweiz, die Bundesrätin Simonetta Sommaruga

Dann aber bitte nicht vergessen: Carlo Gesualdo, Fürst von Venosa -
unter den hier genannten Komponisten der mit großem Abstand interessanteste.
 
Fertigkeiten am Instrument, beim Singen und bei der Komposition gehörten im Zeitalter der Renaissance zur Ausbildung wahren Hofmannes. Nachzulesen in Baldassare Castigliones "Cortegiano" (1528 ):
"Der Hofmann beschäftige sich denn auch mit Musik als mit einer Art von Zeitvertreib, und obgleich er das, was er tut, kann und sich darauf versteht, so soll er doch Fleiß und Mühe (die bei allem, was man gut ausführen will, nötig sind) verbergen und so tun, als ob er diese Fähigkeiten an seiner Person selbst nur wenig schätze. Durch hervorragendes Können aber lasse er sie von anderen sehr geschätzt werden.

Es ist dergestalt von Vorteil, wenn der Hofmann sich auf verschiedene Instrumente versteht und mit guter Manier und sicher vom Blatt singen kann. Noch viel mehr gilt dies aber für den Gesang zur Viola, weil man mit weit größerer Aufmerksamkeit die Schönheit und Grazie der Melodie bemerkt, da die Ohren nicht mit mehr als mit einer einzigen Stimme beschäftigt sind. Nicht minder ergötzt die Musik, wenn sie von mehreren Streichviolen ausgeführt wird, weil sie sehr vollkommene Gleichklänge erzeugt und man mit ihr Vielerlei machen kann, was das Herz erfreut."​

Um die Liste der musizierenden und komponierenden Politiker noch zu erweitern:

Richard I. Coeur de Lion (Löwenherz), König von England, verfaßte angeblich die Chanson "J'ai nus hons pris". Hierzu noch folgende Anekdote:
Als er im Jahre 1192 nach einem Kreuzzug ins neblige England zurückkehren wollte, wurde er auf österreichischem Boden von seinem Erzrivalen Kaiser Heinrich dem Sechsten gefangengenommen. Ein Jahr lang war Richard Löwenherz in der Pfälzischen Burg Trifels eingekerkert (wie es heißt: bei Wasser und Brot), bis ihn sein Freund, der Trobador Blondel de Nesle, durch Zufall dort aufspürte. Richard nämlich sang nämlich die Melodie mit abgewandeltem Text, worin er sich beklagte, daß niemand dem englischen König zu Hilfe eile. – Worauf Blondel de Nesle alles erdenkliche unternahm, um seinen Herrn freizukaufen.​

Heinrichs VIII. besaß neben diversen anderen Musikinstrumenten auch 79 Blockflöten – was die Zeitgenossen zu der boshaften Bemerkung veranlaßte, der König habe zu Lebzeiten nicht nur Ehefrauen gesammelt. Die Blockflöte war offensichtlich sein Lieblingsinstrument, aber ebenso vorzüglich muß er die Laute gespielt haben, wußte er die Orgel und das Cembalo zu schlagen und verfügte zudem über eine sichere und kräftige Stimme. Musik spielte am englischen Hofe eine wichtige Rolle, und die englischen Gesandten in ganz Europa waren dazu angehalten, regelmäßig die neuesten Kompositionen nach Westminster zu schicken und nach geeigneten Musikern Ausschau zu halten. Aber Heinrich komponierte auch selbst – zumeist mehrstimmige Lieder und Instrumentalstücke in der Art, wie sie auch in Italien und Frankreich üblich waren.

Moritz, Landgraf von Hessen-Kassel, war ein kunstsinniger Duodez-Fürst, der unter anderem die Ausbildung von Heinrich Schütz in Italien finanzierte und den ersten festen Theaterbau in Deutschland errichten ließ. – Als Komponist ist Moritz von Hessen-Kassel vor allem durch Psalmen- und Magnificat-Vertonungen hervorgetreten sowie durch eine Sammlung von "Padovanen und Gagliarden für allerlei Instrumente".

Musikalisch produktiv war auch Ludwig IX., Landgraf von Hessen-Darmstadt , der – wenn die Zählung stimmt – während seiner Regierungszeit über 92 Tausend [!] Märsche für seine Militärmusiker komponiert hat. Wie dies vor sich gegangen ist, beschreibt in einem Brief an den Weimarer Hof der hessische Kriegsrat Johann Heinrich Merck:
"Zwei Kapellmeister sind mit ihren Untergebenen angehalten, von morgens acht bis nachmittags vier Uhr, wenn die Bettpfanne gebracht wird, da zu sein, um die Märsche in Noten zu setzen, die der Landgraf komponiert. Mit zwei Fingern spielt er auf dem Klavier die Märsche vor und alsdann müssen sie gesetzt und sogleich probieret werden. Er hat es soweit gebracht, daß er an einem Tag gegen dreihundert komponiert hat, und gegenwärtig stehen von seiner Arbeit 62.365 Stück Märsche."​
Angesichts eines solchen Kompositionseifers wurde Ludwig IX. von seinen Spöttern alsbald schon als "des Heilgen Römischen Reiches Erz-Tambour" bezeichnet, und der Musikschriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart äußert sich 1784 in seiner "Ästhetik der Tonkunst" über die landgräflichen Kompositionen nicht ohne Ironie:
"Der Geist dieser Märsche ist groß und kriegerisch. Die Trommel ist hier, musikalisch betrachtet, auf ihren höchsten Gipfel getrieben worden."​

Weniger martialisch, aber mindestens genauso musikalisch ging es im Hause Habsburg zu. Da war zum Beispiel Leopold I., der ursprünglich Kardinal werden wollte, aber nach dem Tod seines Bruders dann doch notgedrungen die weltliche Herrscherlaufbahn einschlagen mußte. Böse Zungen behaupteten, er halte sich leiber und mehr im Beichtstuhl als bei seinen Amtsgeschäften auf. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß die Kompositionen von Leopold dem Ersten fast durchweg religiösen Inhalts sind: Oratorien, Messen und Motetten. Eine besondere Vorliebe hatte Leopold für die religiösen Darbietungen, die während der vorösterlichen Fastenzeit, wenn das Opernhaus geschlossen hatte, in der Kapelle der Hofburg stattfanden. Eine dieser sogenannten "sacre rappresentazioni", die 1668 aufgeführt wurde und für die Leopold selbst die Musik komponiert hat, trägt den Titel "Il lutto dell'universo" – "die Trauer des Weltalls". Die vier Elemente – Wasser, Feuer, Erde und Luft – klagen darüber, daß sie, die vom himmlischen Herrscher eigentlich für gute Zwecke geschaffen wurden, von der menschlichen Willkür andauernd mißbraucht werden ...
 
Fertigkeiten am Instrument, beim Singen und bei der Komposition gehörten im Zeitalter der Renaissance zur Ausbildung wahren Hofmannes. Nachzulesen in Baldassare Castigliones "Cortegiano" (1528 ):
"Der Hofmann beschäftige sich denn auch mit Musik als mit einer Art von Zeitvertreib, und obgleich er das, was er tut, kann und sich darauf versteht, so soll er doch Fleiß und Mühe (die bei allem, was man gut ausführen will, nötig sind) verbergen und so tun, als ob er diese Fähigkeiten an seiner Person selbst nur wenig schätze. Durch hervorragendes Können aber lasse er sie von anderen sehr geschätzt werden.


Es ist dergestalt von Vorteil, wenn der Hofmann sich auf verschiedene Instrumente versteht und mit guter Manier und sicher vom Blatt singen kann. Noch viel mehr gilt dies aber für den Gesang zur Viola, weil man mit weit größerer Aufmerksamkeit die Schönheit und Grazie der Melodie bemerkt, da die Ohren nicht mit mehr als mit einer einzigen Stimme beschäftigt sind. Nicht minder ergötzt die Musik, wenn sie von mehreren Streichviolen ausgeführt wird, weil sie sehr vollkommene Gleichklänge erzeugt und man mit ihr Vielerlei machen kann, was das Herz erfreut."​

Um die Liste der musizierenden und komponierenden Politiker noch zu erweitern:

Richard I. Coeur de Lion (Löwenherz), König von England, verfaßte angeblich die Chanson "J'ai nus hons pris". Hierzu noch folgende Anekdote:
Als er im Jahre 1192 nach einem Kreuzzug ins neblige England zurückkehren wollte, wurde er auf österreichischem Boden von seinem Erzrivalen Kaiser Heinrich dem Sechsten gefangengenommen. Ein Jahr lang war Richard Löwenherz in der Pfälzischen Burg Trifels eingekerkert (wie es heißt: bei Wasser und Brot), bis ihn sein Freund, der Trobador Blondel de Nesle, durch Zufall dort aufspürte. Richard nämlich sang nämlich die Melodie mit abgewandeltem Text, worin er sich beklagte, daß niemand dem englischen König zu Hilfe eile. – Worauf Blondel de Nesle alles erdenkliche unternahm, um seinen Herrn freizukaufen.​

Heinrichs VIII. besaß neben diversen anderen Musikinstrumenten auch 79 Blockflöten – was die Zeitgenossen zu der boshaften Bemerkung veranlaßte, der König habe zu Lebzeiten nicht nur Ehefrauen gesammelt. Die Blockflöte war offensichtlich sein Lieblingsinstrument, aber ebenso vorzüglich muß er die Laute gespielt haben, wußte er die Orgel und das Cembalo zu schlagen und verfügte zudem über eine sichere und kräftige Stimme. Musik spielte am englischen Hofe eine wichtige Rolle, und die englischen Gesandten in ganz Europa waren dazu angehalten, regelmäßig die neuesten Kompositionen nach Westminster zu schicken und nach geeigneten Musikern Ausschau zu halten. Aber Heinrich komponierte auch selbst – zumeist mehrstimmige Lieder und Instrumentalstücke in der Art, wie sie auch in Italien und Frankreich üblich waren.

Moritz, Landgraf von Hessen-Kassel, war ein kunstsinniger Duodez-Fürst, der unter anderem die Ausbildung von Heinrich Schütz in Italien finanzierte und den ersten festen Theaterbau in Deutschland errichten ließ. – Als Komponist ist Moritz von Hessen-Kassel vor allem durch Psalmen- und Magnificat-Vertonungen hervorgetreten sowie durch eine Sammlung von "Padovanen und Gagliarden für allerlei Instrumente".

Musikalisch produktiv war auch Ludwig IX., Landgraf von Hessen-Darmstadt , der – wenn die Zählung stimmt – während seiner Regierungszeit über 92 Tausend [!] Märsche für seine Militärmusiker komponiert hat. Wie dies vor sich gegangen ist, beschreibt in einem Brief an den Weimarer Hof der hessische Kriegsrat Johann Heinrich Merck:
"Zwei Kapellmeister sind mit ihren Untergebenen angehalten, von morgens acht bis nachmittags vier Uhr, wenn die Bettpfanne gebracht wird, da zu sein, um die Märsche in Noten zu setzen, die der Landgraf komponiert. Mit zwei Fingern spielt er auf dem Klavier die Märsche vor und alsdann müssen sie gesetzt und sogleich probieret werden. Er hat es soweit gebracht, daß er an einem Tag gegen dreihundert komponiert hat, und gegenwärtig stehen von seiner Arbeit 62.365 Stück Märsche."​
Angesichts eines solchen Kompositionseifers wurde Ludwig IX. von seinen Spöttern alsbald schon als "des Heilgen Römischen Reiches Erz-Tambour" bezeichnet, und der Musikschriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart äußert sich 1784 in seiner "Ästhetik der Tonkunst" über die landgräflichen Kompositionen nicht ohne Ironie:
"Der Geist dieser Märsche ist groß und kriegerisch. Die Trommel ist hier, musikalisch betrachtet, auf ihren höchsten Gipfel getrieben worden."​

Weniger martialisch, aber mindestens genauso musikalisch ging es im Hause Habsburg zu. Da war zum Beispiel Leopold I., der ursprünglich Kardinal werden wollte, aber nach dem Tod seines Bruders dann doch notgedrungen die weltliche Herrscherlaufbahn einschlagen mußte. Böse Zungen behaupteten, er halte sich leiber und mehr im Beichtstuhl als bei seinen Amtsgeschäften auf. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß die Kompositionen von Leopold dem Ersten fast durchweg religiösen Inhalts sind: Oratorien, Messen und Motetten. Eine besondere Vorliebe hatte Leopold für die religiösen Darbietungen, die während der vorösterlichen Fastenzeit, wenn das Opernhaus geschlossen hatte, in der Kapelle der Hofburg stattfanden. Eine dieser sogenannten "sacre rappresentazioni", die 1668 aufgeführt wurde und für die Leopold selbst die Musik komponiert hat, trägt den Titel "Il lutto dell'universo" – "die Trauer des Weltalls". Die vier Elemente – Wasser, Feuer, Erde und Luft – klagen darüber, daß sie, die vom himmlischen Herrscher eigentlich für gute Zwecke geschaffen wurden, von der menschlichen Willkür andauernd mißbraucht werden ...


Grossartig !!! merci beaucoup

Cordialement
Destenay
 

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