Binaural ist ein Modus für Kopfhörer.
Dort wird mit speziellen Algorithmen ein räumlicher Eindruck (statt des Stereoeindrucks) errechnet, d.h. du kannst Klänge aus verschiedenen Richtungen orten (hinten, über dir etc. - wie Dolby Surrond Systeme mit 8 Lautsprechern in den Zimmerecken).
Man hat den Eindruck, mehr im Geschehen drin zusitzen, in der Klangwolke.
Leider funktioniert das selten überzeugend. Wir hören räumlich, weil unsere Ohren minimale Laufzeitdifferenzen zwischen den Wellen ermitteln und dabei unsere eigene Kopfform einbeziehen. Du lernst also als Kind, wie Du mit _Deiner_ Kopfform die um Deinen Kopf gebeugten Schallwellen zeitlich aus verschiedenen Richtungen wahrnimmst.
Die Algorithmen kennen aber nicht Deinen Kopf, sie können nur einen Standardkopf nachempfinden und das passt dann oft nicht. Bei speziellen Binauralplugins kann man Kopfformen auswählen - oftmals mehr Mühe als Nutzen, ich hab mehrere probiert.
Modelling gibt es seit den 60ern.
Das sind nämlich ganz normale parametrisierbare Synthesizer (früher die vielen Drehknöpfem heute digital), nur sind die jetzt halt möglichst nah einem Klavierklang angenähert statt einem Wurlitzer-Sound oder sowas.
In den 90ern wäre keiner auf die Idee gekommen, Modelling als etwas besseres als Sampling anzusehen, plötzlich klang ein Digi fast wie ein Klavier, das hat man zuvor nicht hinbekommen mit Synthesizern - aber die Modelling-Synthesizer haben seitdem auch riesige Schritte gemacht und erst seit wenigen Jahren ist es nun gut genug, so dass man nicht sofort an einen 80er Jahre C64 denkt.
Dort werden dennoch keine nachmodellierten 3D-Flügelmodelle oder sowas berechnet, wie manche vermuten - das Grundprinzip ist das gleiche wie in den 70/80er Synthis. Es werden lediglich vereinfachte Schwingungsgleichungen einer eingespannten Saite berechnet und mittels der Gleichungs-Parameter möglichst nah an einen vorgegebenen Klavierklang angenähert.
Alles nach dem Grundklang einer Saite ist sowohl bei Samplern als auch bei Modelling ziemlich gleich, also Saitenresonanzen, Gehäuseresonanzen, Raumecho, Dämpfung etc. - alles ziemlich identisch auf das Sample oder auf das synthetisierte Audiosignal mittels Algorithmen draufmodelliert.
Manche machen zu viel aus dem Thema, 80% der Klangerzeugungsprozesses sind quasi ziemlich ähnlich. Am Anfang stehen halt entweder ein Riesensatz Samples oder halt ein Algorithmus, die den möglichst Effektfreien Klang einer Einzel-Saite oder eines Chors für verschiedene Anschlagsstärken berechnen.
Ansonsten gilt, frag 10 Leute zu einem Instrument und Du erhältst 20 Meinungen.
Ich mag Pianoteq, aber es ist meinen guten Samplern hoffnungslos unterlegen, was Realismus angeht. Spielbarkeit und Nutzeroberfläche sind gut. Aber es klingt halt oftmals sehr digital.
Ich hab in mehreren Fäden hier Vergleiche hochgeladen, ich persönlich kann es absolut nicht verstehen, wie man Pianoteq da als lebendiger empfinden kann. Aber das ist halt subjektiv und sogar tageslaunenabhängig.
Sampler machen ganz hervorragend, wofür sie geschaffen wurden. Ein Original möglichst gut nachzuempfinden. Ein Modeller ist auf jeden Fall erst mal ein riesen Umweg, um das auch hinzubekommen und man erhoffte sich von dem Umweg halt Positiveffekte davon, z.B. freiere Parametrisierbarkeit oder keine 50 GB Sample-Bibliotheken. Aber man ist noch längst nicht auf dem selben Niveau (in meinen Ohren).
Obligatorisch sei dieser Youtube-Kanal wieder zitiert, alles ein Sampler (Garritan CFX):
https://www.youtube.com/channel/UCzp0erAOXXpY6O40hMx1xLg
Nix gefaked, das klingt auch so. Keine Chance für Pianoteq.
SuperNATURAL ist wahrscheinlich kein Modelling wie Pianoteq, sondern eine Art parametrisierbarer inverse Fouriertransformation, in der das ursprüngliche Sample drinsteckt. Man kann es viel weniger parametrisieren als Pianoteq oder V-Piano. Aber das führt hier zu weit.
Lange rede kurzer Sinn...warum spielst Du die Dinger nicht einfach an und nimmst das, was am Besten klingt? ;)
OK, das wäre zu einfach.